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RunSschau.

Berlin, 13. Febr. Der von der Ausstellungs­leitung in San Franzisko ausgeschriebene Millionen­preis für den Flug um die Welt wird nur von Flugzeugen bestritten werden können. Graf Zeppelin hat auf eine Anfrage geantwortet, daß die Zeppelin- luflschiffe für eine Weltumschiffung oder nur für einen Flug nach San Franzisko zunächst noch nicht befähigt find. Andere Luftschiffe können für eine Teilnahme an diesem Fluge überhaupt nicht in Be­tracht kommen.

Aus Düsseldorf wird gemeldet: Eine Kassette, in der sich 1200 -/A befanden, wurde aus dem Wachlokal der hier in Garnison liegenden Kompagnie des 3. Luflschifferbataillons gestohlen. Die Kom­pagnieleitung versichert, daß es sich in keinem Falle um Spionage handeln könne. Die in Frage kom­mende Wachmannschaft wurde vorläufig festgenommen, sie bestreitet aber, von dem Diebstahl etwas zu wissen.

Mannheim, 10. Febr. Ein Brand, der sich von selbst löscht, dürfte auch eine Seltenheit sein. In dem Hause H 2 Nr. 17 im dritten Stock war gestern abend aus noch unaufgeklärter Weise ein Brand entstanden. Durch die Hitze schmolz die Löte­stelle der Wasserleitung, wodurch zwei Zimmer durch das ausströmende Wasser überschwemmt und das Feuer gelöscht wurde.

In Meldend erg in der Mark starb der Bäckermeister Brunek im Alter von 102 Jahren. Er war bei seinem 100. Geburtstag noch recht rüstig.

Vom Malzwein. Unter den Rebbauern in Baden und im Elsaß ist die Furcht verbreitet, der Malzwein, der neuerdings in größeren Mengen fabriziert wird, könne ihnen schweren Schaden zu­fügen, da er dem Verbrauch von Tischweinen Konkurrenz machen dürfte. In einer Versammlung in Riegel erklärte nun der Abgeordnete für den Reichstagswahlbezirk Freiburg-Emmendingen, Prof. Dr. v. Schulze-Gävernitz, daß die Malzwein­frage, soweit diese zu einer Gefahr für den Rebbau zu werden drohte, erledigt sei, und zwar im Ver­waltungswege. Die Malzweinfabrikanten seien beim Wort genommen und angehalten worden, den Malz­wein eben nur aus Malz herzustellen. Dadurch habe dieser aber einen ausgesprochenen Malzgeschmack und es handle sich nur um eine neue Sorte Bier.

Vom Schwarzwald, 11. Febr. Das Helle, trockene Frühlingswetter, das auf die strenge Kälte im Januar schier unvermittelt eingetreten ist, hält weiter an und ruft in der Natur da und dort ein Frühlingserwachen hervor. Der milde Südwind und die wärmenden Sonnenstrahlen, die seit über einer Woche in den Bergen wie in der Ebene eine für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Temperatur verursachen, räumen in den Bergen des Schwarz­waldes wie der anderen süddeutschen Mittelgebirge ziemlich rasch mit dem Schnee auf; das viele Schmelzwasser hat die Bergbäche gehörig anschwellen lassen; 'das Steigen hält dabei noch weiter an, da selbst nachts im Gebirge kein Frost mehr auftritt. Der noch vorhandene Altschnee, der im Durchschnitt

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im nördlichen Schwarzwald oberhalb 600 Meter noch über 50, im südlichen Gebirgsteil 70, im Mittel­schwarzwald 25 bis 30 Zentimeter hoch liegt, ist von salziger Beschaffenheit. Für den Skilauf ist der Schnee nicht ungünstig; dagegen sind die Rodel­bahnen meist nicht brauchhar.

Paris, 13. Febr. Der Franzose Oos ist mit seinem von ihm erfundenen Fallschirm in einer Höhe von 300 Meter von einem Flugapparat ab- gesprungen und landete wohlbehalten.

Brüssel. 10. Februar. Das Erscheinen eines Tigers hat gestern einen Stadtteil hier in die größte Aufregung versetzt. In dem Vorort Jxelles weilt seit einiger Zeit eine Menagerie Hagenbeck. Als gestern Angestellte die Raubtiere füttern wollten, entwich ein riesiger Königstiger aus einem der Käfige, ohne daß es jemand merkte. Das Raubtier erschien plötzlich auf dem Marktplatz, wo gerade Markt ab- gehalten wurde. Der Tiger schritt bis in die Mitte des Platzes, wo er sich nach allen Seiten umsah. Marktfrauen und Käuferinnen ergriffen beim Anblick des Tieres die Flucht. Der Tiger, der nicht die geringsten Angnffsgelüste zeigte, ging majestätischen Schrittes quer über den Platz in einen Tabakladen, wo er sich zum Schrecken der Verkäuferin hinter den Ladentisch legte. Er war im Begriff, einzuschlafen, als zwei Wärter auf dem Plan erschienen und ihn in einen herbeigebrachten Käfig hineintrieben. Kurz darauf erschien ein ganzes Heer von Polizisten mir Revolvern und Totschlägern bewaffnet, jedoch zu spät, denn die Bestie war bereits hinter Schloß und Riegel.

New-Dork, 13 Febr. Die grimmige Kälte im Osten fordert täglich viele Opfer.

Württemberg.

Kurse für autogene Metallbearbeitung. Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel ver­anstaltet wie in früheren Jahren, so auch in diesem Jahre wieder Kurse über autogene Metallbearbeitung. Die Beteiligung ist eine sehr rege; im ersten Kurs waren 15 Teilnehmer, zum zweiten haben sich über 20 Teilnehmer gemeldet. Am kommenden Samstag den 14. ds. Mts. wird morgens um 9.30 Uhr im großen Vortragssaal des K. Landesgewerbemuseums ein Lichtbildervortrag über elektrische Schweiß­maschinen abgehalten. Hierzu haben nicht nur die Kurststen, sondern alle Gewerbetreibenden, die sich für elektrische Schweißung interessieren, freien Zutritt. An den Vortrag werden sich Schweißoorführungen auf den im Landesgewerbemuseum ausgestellten Schweißmaschinen anschließen.

Finanzieller Wochenrückblick. Die be­rufsmäßige Spekulation, die an der Börse seit einigen Wochen so viel Unternehmungslust bekundet und die Herabsetzung der Geldsätze auf einen normalen Zins­fuß mit ausgiebigen Käufen auf allen Umsatzgebieten beantwortet hat, findet in den Kreisen des Privat- Publikums, also bei der zweiten Hand, nicht die er­wartete Unterstützung. Infolgedessen ließ der Auf­schwung des Börsengeschäftes in der neuesten Be­richtswoche wieder nach, obgleich es auch an sonstigen >

Anregungen nicht fehlte. In dieser Hinsicht verdient die Beendigung des deutschen Schiffahrtskrieges durch eine Verständigung zwischen Hapag und Lloyd über das atlantische Geschäft an erster Stelle erwähnt zu werden. Auch bessere Konjunkturberichte gehören hierher. Die auswärtige politische Lage ist dagegen weniger befriedigend und mag ebenfalls zur Zurück­haltung beigetragen haben, so besonders beim Be­kanntwerden deutsch-feindlicher Aeußerungen von Seilen der russischen Regierung. Es blieb daher auch nicht aus, daß ein Teil der schönen Kursgewinne auf dem Anlagemarkie wieder verloren ging und daß nicht nur zahlreiche Jndustriepapiere, sondern auch die Bankaktien ihren Kursstand wieder ermäßigten.

Stuttgart. 12. Febr. (Amerika». Schwindel.) Gegenwärtig gehen hiesigen Einwohnern maschinen­geschriebene Briefe nebst Broschüren und Zeitungs­ausschnitten zu, die ein Kapitän Waller I. Rand von London aus versendet. Der Wortlaut des Brieftextes will den Eindruck erwecken, als ob der Hr. Kapitän, der wahrscheinlich in Amerika sitzt unn in London nur ein Bureau unterhält, von einem Freund des Adressaten auf letzteren aufmerksam ge­macht worden sei,. Der Kern der Geschichte ist der, daß der Adressat nach London 5 -/-L senden soll, dafür bekommt er dann einen „Lucky Stone", einen Glückslein von der Insel Ceylon, deren Mister Rand noch eine beschränkte Anzahl besitzt und die ihrem Käufer unfehlbare Erfolge in allen Dingen bringen werden. Als Beweis für die Wunderwirkung des indischen Glücksteins werden in einer Broschüre eine Unmenge der tollsten „Glücksfälle" angeführt, denen der Schwindel auf große Entfernung anzumerken ist. Hoffentlich fällt kein von dem „Kapitän" mit einem Brief samt Kuvert für Rückantwort Bedachter auf den Trick hinein und überläßt dem geriebenen Amerikaner seine Glücksteine. Vielleicht nimmt je­doch die Polizeibehörde den Schwindel etwas unter die Lupe und erkundigt sich in London 6. 16, Norl Street, Bloomsbury Square, nach dem sonder­baren Edelsteingeschäft, das die ganze Welt „be­glücken" will.

Cannstatt, 12. Febr. Heute früh ist hier ein Mechaniker in einem Keller ertappt worden, als er gerade Wein stehlen wollte. Als sich Kriminalbeamte nach seiner Verhaftung in die Wohnung begaben, fanden sie ein großes Lager von Lebensmitteln, da­runter auch viel Fleisch im Gewichl von ungefähr einem halben Zentner, das von einem Diebstahl herrührte, der am Freitag abend im Keller einer Metzgerei begangen worden war. Es ist der Po­lizei gelungen, 3 weitere Mitglieder der Diebesbande ausfindig zu machen und zu verhaften.

Geislingen a. St.. 13. Febr. (Submisstons­wesen.) Um vorkommenden Ausschreitungen vorzu­beugen, hat der Gemeinderat bestimmt. Laß Arbeiten und Lieferungen für die Stadtgemeinde, die an je­mand vergeben werden, auch von diesem selbst aus­geführt werden müssen. Das provifionsmäßige Vermittlungsoerfahren soll grundsätzlich ausgeschaltet werden.

Kl arg a.

Noman von C. Crone.

L0) (Nachdruck verboten.)

' „Weshalb grübelst Du, Liebste? Ist es nicht genug, gegenseitig zu wissen, daß unsere Freundschaft echt und unwandelbar ist?"

„Gewiß — aber —"

„Aber, Du möchtest es doch gerne wissen."

Fanny lachte leise ans. Es hatte einen melodischen Klang. Etwas Helles, Fröhliches lag darin, so ganz anders als das kühle, verbindliche Lachen, das die Welt kannte.

„Nun, dann will ich es Dir sagen, Herzchen. Hast Du doch auch ein Recht darauf, nachdem Du mich in Deinen bisherigen Lebensgang eingeweiht."

Fanny hielt einen Augenblick inne, dann legte sie den Arm um Erikas Nacken und zog diese näher au sich.

„Einst sah ick einen Vogelhändler, der eine Anzahl Käfige auf seinem Wägelchen hatte. — Unter diesen Gefangenen war einer, der besonders meine Aufmerksam­keit erregte. Ein rührendes Flehen sprach aus den Augen des kleinen Wesens, als wollte es sagen: „Sei mir gut!" Sehnsüchtig spreizte es die Flügel, als möchte es dem engen Raum entfliehen, hinauf in die würzige Luft, gegen die Sonne sich schwingen — das Verstand ich."

Ich kaufte daS Vögelchen und gab dem Gefangenen die Freiheit. — Ein paar Mal kreiste das Tierchen um Meinen Kopf, als könne es die Seligkeit nicht fassen, dann stieg es in graziösem Fluge hinauf, immer höher, vud bald war es den Augen entschwunden. Aus der

sommerlichen Luft jedoch ertönte ein jubilierendes Froh­locken. Ai ein kleiner Schützling war eine Haidelerche."

Ein leichtes Zittern ging durch Erikas Gestalt und wie zufällig barg das süße Gesicht sich hinter dem herabwaltenden Haar.

„Als ich Dich zum ersten Mal sah", fuhr Fanny fort, „mußte ich an mein Smgvögclchen denken. Auch Du hast etwas im Blick, das man nicht wieder vergißt, und als ich Dich singen hörte, klang es mir wie das Frohlocken ans dem blauen Aether. Dein Künstlertum von Gottes Gnaden ergriff mich. Das war der Anfang. Als Du von Wölbungen fortgingest, stand es bei mir fest, daß ich Dich Wiedersehen wollte. Du kamst hierher und ich gewann Dich lieb. So bist Du mein Sing­vögelchen geblieben und mir ist es immer, als schwebe ein sonnengoldiges Etwas mit Dir ins Zimmer hinein, als klingt ans Deiner Stimme der Gruß des befreiten Sängers und bringt einen Hauch aus einer glückseligen Welt, in der alle kleinliche Erdennot sich in Harmonien auflöst/

Fanny drückte ihre Livven auf den blonden Scheitel und ihre Hand glitt über die Weiche Wange der Freundin.

„Kaufen konnte ich dieses Vögelchen nicht, so schenkte ich ihm mein Herz, aber seine Freiheit bekommt cs nicht, mein bleibt es für immer."

Strahlender Glanz lag auf Erikas Gesicht, als sie zu Fanny Anaufsah.

„Es will auch garnicht fort, Du Liebe. Es kann sich die kommende Zeit nickt ohne Dich denken."

„Ach, Fanny", fuhr sie gleich darauf fort, warum kennen Dich nicht alle so wtz ich? Jedenfalls Dein

Mann, dessen liebebedürftiges, warmes Herz ich ganz verstehen würde."

Ein Schatten glitt über das Gesicht der jungen Frau.

„Du irrst Dich, Erika. Er würde mit meiner Art nichts anzufangen wissen. Die anderen alle ebensowenig. Von klein auf habe ich gelernt, mit Gefühlen vorsichtig zu sein. Sie werden leicht lästig."

„Ich dachte eigentlich", sagte Erika und richtete sich auf, „ich würde Baron Hannibal heute abend hier finden. Er sagte mir schon zu Anfang, daß er gleich wieder fortzngehcn gedenke. Die vielen Menschen waren ihm unangenehm."

„Dann ist er in den Klub gefahren. Zu Hause ist er abends sicher nicht. Hier würde er bald ersticken.

„Fanny!"

„Gewiß, gewiß, niemand weiß besser als ich, wie tödlich die Lust ist."

„So verbessere sie, Fanny. Warte nicht, bis es zu spät ist. Ach, Fanny Du bist so lieb und gut zu allen, die sonst das Glück haben, Deine Beachtung zu finden, nur nicht zu ihm, den Du doch gelobt hast zu lieben, ihm zu helfen und beizustehen."

„Wenn er sich nun nicht lieben, helfen und beistchen lassen will. Du lieber GewissenSvrüfcr, was dann?"

„Sprich nicht so. Siebst Du nicht, wie er oft auf einen Blick, ein Zeichen wartet, daS ihm sagt, auch er wäre für Dich da?" Er wartet aber immer vergebens. Sieh, Fanny, das Leben ist so kurz, so vergänglich. Denke Dir, es könnte zu spät werden, ehe Du die gepanzerte Umhüllung Deines Herzens zerschlägst. Ich denke mir die Stunde entsetzlich, in der man sich sagen müßte: Du bist hart gewesen, ungerecht Md lieblos." (F.f.)