brauch von Waffen vorlag. Auch den Fall Wagner streifte der Redner und betonte, daß dieser Fall in seiner Entsetzlichkeit kaum möglich gewesen wäre, wenn schon früher ein Schutzgesetz gegen den Miß­brauch von Waffen vorhanden gewesen wäre. Der Redner bedauerte, daß die Unzurechnungsfähigkeit Wagners nicht in öffentlicher Gerichtssitzung von den Geschworenen festgestellt worden sei, wenn auch an­zuerkennen sei, daß die Gerichte sich im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen gehalten. Wenn der Reichs- gesetzentwurf über das Wassentragen nicht demnächst in Kraft trete, solle die württembergische Regierung einen Landesgesetzentwurf vorlegen. Minister des Innern Dr. ».Fleischhauer erklärte, daß die Re­gierung schon im Jahre 1909 einen Gesetzentwurf über das Waffentragen ausgearbeitet habe, daß sie ihn aber mit Rücksicht auf das inzwischen a-ige- kündigte Vorgehen der Reichsregierung zurückgestellt habe. Was das Reichsgesetz anlange, so hätten die Vorbereitungen längere Zeit in Anspruch genommen, die Vorlage werde aber nach Mitteilung des Reichs­amts des Innern noch in dieser Session dem Reichs­tag zugehen. Wenn wider Erwarten das Reichsgesetz nicht zum Ziele führe, werde die württembergische Regierung trotz der gegen ein solches Gesetz vor­handenen Bedenken sich einem landesgesetzlichen Vor­gehen nicht weiter ablehnend verhalten. Abgeordn. Körner (B.K.) bezeichnete die Konzessionierung des Waffenhandels als dringend notwendig. Abg. Keil (Soz.) hält es für zweifelhaft, ob durch ein Gesetz ein größerer Schutz gegen den Mißbrauch mit Schuß­waffen geschaffen werden kann. Der Redner pole­misierte gegen den Jungdeutschlandbund und verlangte in erster Linie die Abschaffung des Waffentragens beim Militär außerhalb der Dienstzeit. Diese An­griffe wurden von den Abg. Wolfs (B.K) und Hasel (natl.) zurückgewiesen. Abg. Haußmann (Vp.) betonte, es sei wohltätig empfunden worden, wre diskret und würdig der Fall Wagner vom Ge­richt zum Abschluß gebracht worden ist. Justiz- minister v. Schmidlin weist darauf hin, daß eine öffentliche Behandlung des Falles Wagner nur dann möglich gewesen wäre, wenn die Strafkammer Heil­bronn die Eröffnung des Hauptverfahrens beschlossen hätte. Nachdem aber die Sachverständigen überein­stimmend zu dem Ergebnis gekommen seien, daß der Massenmörder wegen Geisteskrankheit unzurechnungs­fähig sei, so hätte das Gericht unmöglich etwas anderes tun können, als den Verbrecher außer Ver­folgung setzen. Der Minister versprach das wesent­liche aus dem Beschluß der Außrrverfolgungsetzung unv besondere Teile aus dem Sachverständigen­gutachten öffentlich bekannt zu geben, soweit die Oefferttlichkeit ein Interesse daran habe, um eine Beruhigung der Bevölkerung herbeizuführen. Dann wurde die Besprechung über die Arbeitslosen­fürsorge fortgesetzt.

Stuttgart. 9. Februar. Es verlautet immer bestimmter, daß Fürst Ernst zu Hohenlohe- Langenburg, dessen Vater von 1894 bis 1907 in Elsaß-Lothringen als Statthalter wirkte, und der selbst schon vor dem Regierungsantritt des jetzigen Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha das Herzog­tum Sachsen-Coburg als Regent verwaltete, außer­dem später noch im Reichskolonialamt tätig war. als Statthalter für Elsaß-Lothringen ausersehen sei. Fürst Ernst ist auch in Württemberg schon als Mitglied der Ersten Kammer hervorgetreten. Er weilte in letzter Zeit in Berlin, verhandelte mit dem Reichskanzler und war auch beim Kaiser zu Tisch. Der Fürst steht im 51. Lebensjahre und ist seit 18 Jahren mit einer Prinzessin aus dem Hause Sachsen- Coburg und Gotha vermählt.

Stuttgart, 8. Febr. In einem Erlaß, den das neueste Amtsblatt des Kultministeriums enthält, wird vom Evang. Oüerschulratauf den Mißstand hingewiesen, der da besteht, wo in parzellierten Gemeinden bei Beerdigungen Lehrer und Schüler weite Wege zum Trauerhaus und von da zum Krrchhof zu machen haben." Der Ober­schulrat ordnet an, daßjedenfalls soweit solche Beerdigungen in die Schulzeit fallen, im Interesse der Schule wie auch der Gesundheit der Lehrer und Schüler darauf gehalten werden muß. daß diese nicht verpflichtet werden, zu einem weit entfernten Haus zu gehen, daß sie vielmehr den Leichenzug beim Mutterort an einer bestimmten Stelle empfangen, wie dies an manchen Octerr schon eingesührt ist. So gewiß wertvolle, schöne örtliche Sitten in keiner Weise angetastst, vielmehr auch von der Schule gepflegt werden sollen, so gewiß dürfen Bräuche nicht auf die Dauer festgehalten werden, die mit ernsten Bedenken für die Schule, die Lehrer und die Schulkinder verbunden, sind. Die Ortsschulräte haben in den hier in Betracht kommenden Gemeinden

entsprechende Anträge bei den Kirchengemeinderäten zu stellen.

Stuttgart, 10. Februar. Die neulich aus der Hast entlassene Majorswitwe Griesinger und ihre drei Mitangeklagten sind auf Grund eines Beschlusses des Oberlandesgerickts, wonach Fluchtgefahr vor­liegt. neuerdings in Haft genommen worden.

Stuttgart, 7. Februar. Im Anschluß an den

1911 in Düsseldorf begründeten Frauenbund zur Förderung der deutschen Spitzeninduftrie ist Ende

1912 die Ortsgruppe Stuttgart ins Leben gerufen worden, die nun ihren 1. Jahresbericht ausgegeben hat. Die Ortsgruppe hat die Aufgabe, die Spitzen­arbeit in Württemberg als Heimindustrie einzuführen und auf jede Weise zu fördern. In der kurzen Zeit ist die Mitgliederzahl auf 263 angewachsen. Eine erste Hauptaufgabe der Ortsgruppe ist die Ausbildung von Heimarbeiterinnen. Bis jetzt haben 4 Ausbildungskurse in den Gemeinden Lauperls« Hausen (OA. Biberach). Braunsbach (OA. Künzels- au), Schramberg und Laudenbach (OA. Mergentheim) mit zusammen 85 Schülerinnen stattgefunden. Ein Kurs mit 22 Schülerinnen ist zur Zeit in Crailsheim im Gang. Weitere Kurse sind für 1914 vorgemerkt. Die Kurse werden durch staatliche Beiträge der Zentralstelle für Gewerbe und Handel ermöglicht. Neu belebt wurde die Spitzenindustrie in Köngen und Eutingen. Bis jetzt sind im Land 130 Spitzen­klöpplerinnen mit der Ortsgruppe in Verbindung. Eine zweite Hauptaufgabe der Ortsgruppe ist, den Spitzenarbeiten den lohnenden Absatz zu gewinnen. Zu diesem Zweck bat der Ausschuß sich mit einer Reihe von Firmen in Verbindung gesetzt.

Leonberg. 10. Febr. Dem Leonberger Pferde­markt, der Heuer einen ganz enormen Besuch auf­wies, stattete Herzog Alb recht in Begleitung seines Adjutanten, Rittmeister v. Gaisberg-Helfenberg, einen Besuch ab.

Waiblingen. 10. Febr. Nun ist auch in der hiesigen Aktienziegelei ähnlich wie in der Ludwigs­burger ein großer Brand ausgebrochen. Das Feuer entstand in dem Werk I der Gesellschaft und zwar in dem rechten Flügel des Hauptbaus, der zur Her­stellung von Kunststeinen dient und von dem linken Flüge! durch den Wasserturm getrennt war. Der rechte Flügel ist vollständig niedergebrannt. Die Feuerwehr war anfangs durch Wassermangel behindert, doch gelang es ihr, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Als Ursache wird Brandstiftung ver­mutet. Der Schaden läßt sich noch nicht genau schätzen. Das Feuer wütete von Mitternacht bis gegen Morgen.

Hall, 10. Febr. Die Kreisregierung hat die Gemeinderatswahl für ungültig erklärt, weil die Zählung in verschiedenen Lokalen vorgenommen worden ist und weil 2 Zählergruppen nicht im Lokal selbst, sondern in einem anstoßenden Lokal gezählt haben.

Slus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Im Vollmachtsnamen Seiner Majestät des Königs ist durch Entschließung des Etaatsmini- steriums vom 6. ds. Mts. dem Badinspektor Vogt in Wildbad die erbetene Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des ihm von Seiner Hoheit dem Herzog von Sachsen-Altenburg verliehenen silbernen Verdienstkreuzes des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens erteilt worden.

Neuenbürg, 10. Febr. Der hiesige Gewerbe­verein hielt am gestrigen Abend im Lokal Keck seine Jahresversammlung ab, die sich eines außer­ordentlich zahlreichen Besuchs zu erfreuen halte, waren doch etliche 30 Mitglieder erschienen. Der stellvertr. Vorstand, Hr. Malerm. Mann, der in den letzten Jahren auch das Amt des Schriftführers und Kassiers mit lebhaftem Interesse für die Sache des Vereins besorgte, erstattete zunächst den Kassenbericht des vergangenen Jahres, aus welchem wir hervor­heben, daß die Zahl der Mitglieder wiederum ge­wachsen ist, nämlich von 105 auf 110. Das Ver­einsvermögen beträgt z. Zt. die erfreuliche Höhe von -/A 582., darunter ist der ansehnliche Beitrag des Allgemeinen Deutschen Versicherungsvereins Stuttgart mit 102 60 chs. Zum Jahresbericht übergehend

boten die im Vereinsprotokoll gemachten Aufzeich­nungen eine fortlaufende Ueberstcht über die mannig­faltige Vereinstätigkeit. U. a. war der Verein bei der anfangs September 1913 in Ellwangsn ftatt- gefundenen Landesversammlung der Gewerbevereine durch Hrn. Kaufmann Meisel und bei der Schwarz­waldgau Versammlung in Nagold durch Hrn. Fr. Gollmer vertreten. Einen Hauptpunkt der Tages­ordnung der gestrigen Generalversammlung bildete, wie schon in der Versammlung vom 3. November §

v. Js., die im Ellwanger Verbandstag nach stunde«, langer Debatte beschlossene Einführung der neuen Württ. Gewerbevereins- und Handwerker-Zeitung in Verbindung mit dem längst bestehenden Gewerbe, blatt der K. Zentralstelle f. G. u. H. Dieser Beschluß wurde als ein gewaltsamer, für die einzelnen Ge­werbeoereine lästiger Zwang bezeichnet. Die seit 1. Januar ds. Js. erscheinende Verbandszeitung kostet vierteljährlich 40 (jährlich 1.60), so daß die Verpflichtung, solche für sämtliche 110 Vereins- Mitglieder zu beziehen, dem hiesigen Verein eine Ausgabe von 44 ^ für 1 Vierteljahr (jährlich 176 c/A) verursacht. Es sollte deshalb der Jahres­mitgliederbeitrag von 1 ^ 50 ^ auf 3 10

erhöht werden. In der lebhaften aber kurzen De­batte darüber wurde aus der Mitte der Versamm­lung geltend gemacht, daß ein Rückgang der Mit- gliederzahl zu befürchten sein müßte, wenn auf einmal eine Steigerung des Vereinsbeitrags um das Doppelte stattfinden würde; auch erscheine eine solch' namhafte Erhöhung den Mitgliedern gegenüber ungerecht, die nicht dem Handwerkerstand angehören und die des. halb wenig oder kein Interesse an der neuen Zeit- ung haben. Es fand deshalb der Antrag, den Mitgliedsbeitrag nur auf 2 ^ zu erhöhen und das neue Verbandsorgan zunächst nur für das Jahr 1914 zu beziehen und die Kosten auf die Kasse zu übernehmen, einmütige Zustimmung. Es wurde dabei noch bemerkt, es werde im Laufe ds. Js. Ge­legenheit gegeben sein, Erfahrungen über den Wert der neuen Zeitung sür die Vereinsmitglieder zu sammeln. Vielleicht sei auch eine entsprechende Revision des so rigorosen Beschlusses von der näch­sten Landesverbandsoersammlung zu erwarten, dahin­gehend, daß auch der Bezug einer beschränkten An­zahl von Exemplaren der Zeitung gestattet wird. Bevor zu den Neuwahlen geschritten wurde, erklärte der Vorsitzende, eine etwa auf ihn fallende Wahl zum Vereinsvorstand nicht annehmen zu können. Er wurde jedoch unter Anerkennung seiner bisherigen Tätigkeit gebeten, auf seinem Posten zu verbleiben. Die schriftliche Wahl hatte denn auch das Ergebnis, daß Hr. Malermeister Mann zum Vorstand ge­wählt wurde. In gleichem Wahlgang wurden als Vorstandsmitglieder (Ausschuß) mit großer Stimmen« Mehrheit gewählt die HH.: Fr. Gollmer, Chrn. Genßle, Gg. Haizmann. C. Meeh, E. Meisel, Alb. Weil. Hr. Ferenbach hatte gebeten, mit Rücksicht auf seine anderweite Vereinstätigkeit von seiner Person abzusehen. Der neugewählte Ausschuß bestimmt statutengemäß unter sich die Funktionen des Schriftführers und Kaffiers. Hr. Gollmer sen. berichtete noch über den letzten Gautag, bei dem u. a. auch der geplante Neubau für die Handwerker­kammer zur Sprache kam. Diese Forderung wird vom hiesigen Verein als einem Bedürfnis nicht ent­sprechend einmütig abgelehnt. Nach weiterer Be­handlung kleinerer Gegenstände konnte der Vorsitzende die glatt verlaufene Versammlung um */s11 Uhr schließen. Am Montag den 23. ds. Mts. findet ein Vortrag des Hrn. Handwerkskammersekretärs Hermann von Reutlingen statt über das Thema: Das Handwerk und die Reichsversicherung" und event. über dieBekämpfung des Borgunwesens". Auf diesen Vortrag sei jetzt schon aufmerksam gemacht.

Neuenbürg. Die Gewerbetreibenden des Bezirks seien daran erinnert, daß die Frist zur Ein­sendung der Lohnlisten für das Jahr 1913 an die Berufsgenossenschaft jetzt abläuft. Man reiche des­halb die Listen sofort an die betr. Vertrauens­männer ein.

Neuenbürg. 10. Febr. Am Sonntag war der FreiballonWürttemberg" im Enztal sichtbar. Er verflieg sich bis Wildbad und kehrte nach längerem Verweilen im Tal wieder nach seinem Standort Stuttgart zurück.

Wildbad, 10. Februar. Der letzte Sonntag brachte unserer Sommerberghöhe noch einmal einen erfreulich großen Wintersportverkehr. Trotz der eingetretenen wärmeren Witterung liegt noch immer viel Schnee da oben. «

WorcrusficHMch« Witterung.

Das Verharren des Hochdrucks über Oesterreich-Ungarn und das Entferntbleiben des Niederdrucks im Westen und Norden trotz einzelner Vorstöße läßt auf Fortdauer des bisherigen heiteren und trockenen Wetters schließen. Damit werden nachts leichte, nur in hochliegenden Tälern und Mulden einigermaßen strenge Fröste, nachmittags mäßig milde Temperaturen Vorbunden sein.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, sür das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conrad! in Neuenbürg