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Schnür. 800 raubten sie aus der Kasse, die 'sie teilten. Stafforst ist dann sofort nach Hamburg gereist und hat sich seitdem umhergetrieben. Um 11 Uhr vorm, wurde Stafforst von 2 Kriminal­beamten nach Frankfurt transportiert.

Vom Hereroaufstand. DieBraun­schweigische Landeszeitung* veröffentlicht folgenden Brief des in Windhuk als Offizier zur Schutztruppe eingezogenen Braunschweigers Voigts: Wind­huk, 12. Februar. Das Elend und die Menschen­schlächterei ist so groß, daß ich kaum weiß, wo mir der Kopf steht. Ich komme soeben mit 30 Reitern von einer Aufklärungspatrouille halbwegs Gobabis. Unsere Okahandja-Häuser sind total demoliert. Unsere Kinder, Pferde rc. sind fort. Waterberg ist total hin. Unsere Leute, Reinecke und Debald, sind sicher ermordet, auch fast alle Händler. Ebenso sind auf der Otjogonjati-Mtne unsere Leute ermordet, Möller rettete sich dadurch, daß er mit einem Rohrstahl einige Koffern erschlug und dann barfuß in vier Tagen hieher flüchtete, er unterwegs nur Gras. Ueber die Rettung anderer ist so viel zu erzählen, daß ich mir das für später Vorbehalten muß.

Rom, 15. März. Aus Buenos Ayres wird berichtet: Aufständische Banden in Uruguay überfielen in der Provinz Alexandria den italieni­schen Wegebaumeister Rezzia und ermordeten ihn unter furchtbaren Martern. In Florida überfielen Banden einen Italiener namens Gianni, vergewal­tigten dessen Frau und Tochter und ermordeten schließlich die ganze Familie. In Los Prcgos wurde einem Italiener die Zunge herausgeschnitten. Die Regierung entsandte das Kriegsschiff Umbria nach Montevideo.

Madrid, 13. März. Obschon der Besuch des deutschen Kaisers einen rein privaten Cha­rakter hat, find die Spanier, nach einer Meldung derVoss. Ztg.", darüber doch sehr erfreut. Die Zeitungen erinnern an die wohlwollende Haltung Deutschlands während des spanisch-amerikanischen Kriegs. König Alfons fährt morgen nach Vigo ab. Im Hafen zu Vigo werden von den spanischen Kriegsschiffen der AvisoGiralda", auf dem der König wohnt, die PanzerPelayo",Destroyer" undAudaz", die KanonenbooteNunez",Balboa" undMarques Molino" das Kaiserschiff begrüßen. Der Prinz von Asturien begleitet den König.

Paris, 14. März. Nach Meldungen aus Port Arthur sammelten sich während des Kampfes am Donnerstag die Frauen und Kinder auf dem großen Rennplatz, da sie hofften, dort besser als in den engen Straßen vor einschlagenden Granaten gesichert zu sein, deren Explosion wegen des durchweichten Erdreichs draußen nicht zu be­fürchten stand. Gleichwohl wurden zwei Frauen und ein Kind tot vom Rennplätze getragen. Zu den Opfern des Bombardements gehört auch ein Teil des Personals eines Bahnzuges, der am Donnerstag Morgen in Port Arthur einfuhr.

Paris, 15. März. Der Kriegskorrespondent des Temps depeschiert aus Niutschwang, er habe eine Fahrt in die chinesisch-mandschurische Grenze unternommen. Alle Züge seien mit chinesischen Sol­daten überfüllt, von denen 20 000 Mann an die Grenze geschafft worden seien. In Niutschwang erwartet man einen Angriff der Japaner für den Augenblick, in dem das Eis geschmolzen sein wird, also in etwa 10 Tagen.

London, 15. März. Nach einem Times- Telegramm, das sich anerkennend über die japa- panische Verwaltung in Korea ausspricht, ist entdeckt worden, daß der Kaiser von Korea noch nach der Unterzeichnung des Vertrages mit Japan in heimlichen Beziehungen mit dem russischen Bot­schafter gestanden habe.

London, 15. März. Die Morgenblätter heben hervor, daß ein Gerücht über die angebliche Einnahme von Port Arthur große Sensation hervor­gerufen hat. Die meisten Blätter veröffentlichen Gutachten von Sachverständigen über die Möglich­keit einer Einnahme. Mehrere derselben betrachten eine solche als wahrscheinlich. Der Gewährsmann desDaily Telegraph" stellt die Frage, ob die Japaner in Port Arthur verbleiben oder nach Charbin vorrücken sollen. Andere, darunter der Gewährsmann derTimes" sind der Ansicht, daß Japan gut daran tue, sich darauf zu beschränken, Port Arthur und Wladiwostok einzunehmen.

London, 15. März. Aus Port Arthur in Niutschwang eingetroffene Frauen russischer Offi­ziere berichten Folgendes: Die japanische Flotte bombardierte die Forts und die Neustadt von der westlichen Landzunge aus von Mittwoch Nacht bis 7 Uhr morgens. Der Schaden war groß. 38 Per­sonen wurden getötet und über hundert verwundet. Eine japanische 12-zöllige Granate tötete und ver­wundete im Forts der Unterstadt einen Offizier und 42 Mann. Der Retwisan wurde von drei Granaten getroffen und erlitt schwere Beschädigungen. Auf der Kommandobrücke des Warjag wurden der Kapi­tän und vier Mann getroffen. Ein Deck-Offizier verschwand vollständig und von dem Grafen Ntrod wurde nur ein Arm gefunden. Es scheint, daß in Port Arthur verschiedentlich russische Batterien aus Unkenntnis auf russische Schiffe geschossen haben.

Uermischtes.

- Eine japanische Hinrichtung. Bis vor 50 Jahren war Japan noch ein von der übrigen Welt vollständig abgeschlossenes Land. Kein Fremder durfte seinen Fuß auf japanischen Boden setzen und kein Japaner durfte seine Heimat verlassen. Die Gesetze des Landes waren sehr streng und Todesstrafe durch Hinrichtung mit dem Schwert wurde nicht nur über jeden verhängt, welcher vor­sätzlich einen Mord beging, sondern auch über jeden, der im Rausch, im Wahnsinn oder selbst aus Fahr­lässigkeit den Tod eines Mitmenschen veranlaßte. Ebenso strenge wurde gegen Brandstifter verfahren, und selbst Diebe, sobald der Wert des gestohlenen

Gegenstandes über 200 betrug, mußten ihre Tat ohne weiteres mit dem Leben büßen. Diese außerordentliche Härte wird begreiflich, wenn man bedenkt, mit welcher Leichtigkeit ein Verbrecher jede Art von Schandtaten verüben und dem Auge des Gesetzes entgehen kann in einem Laude, in welchem die äußeren Wände der Häuser aus mil Oelpapier bespannten Holzrahmen bestehen oder aus sechs Zoll voneinander abstehenden Bambusrohren, so daß man oft durch 3 oder 4 Zimmer bis in den Hof sehen kann. Die Sonne ist in Japan das Symbol der Gottheit, und deshalb mußten die Hinrichtungen vor Sonnenaufgang stattfinden. Schon in aller Frühe wimmelte es, als ich einer solchen Hin­richtung anwohnte, auf Tobe Hill bei Yokohama von Jinrikschias (den zweiräderigen Wagen), von Männern, Frauen und Kindern, welche die Neu­gierde so zeitig auf die Beine brachte. Es dauerte auch nicht lange, so erschienen sechs zum Tode Verurteilte auf dem Richtplatz. Einer von ihnen war so schwach, daß er in einem Hängekorb getragen werden mußte. Es waren sechs kleine Gruben ge­graben und mit etwas Stroh ausgelegt. Die Hände auf dem Rücken festgeknebelt und mit verbundenen Augen mußte jeder der Verbrecher vor einer Grube Stellung nehmen. Einer derselben protestierte gegen das Verbinden der Augen, er könne dem Tode ruhig entgegensehen; aber es half nichts, das Gesetz verlangte es. Auf den Knien, den Kopf über die Grube gestreckt, erwarteten sie den Henker, welcher mit einem langen, zweihändigen Schwert sein blutiges Handwerk verrichtete, und mit einem Hieb war der Kopf des Ersten vom Rumpfe getrennt. Nach je zwei Hinrichtungen wurde ein frisches Schwert verwendet. Sobald der Kopf gefallen war, packte ihn der Scharfrichter beim Schopfe, tauchte den Hals in einen Kübel voll Wasser und hielt ihn hoch in die Höhe der Menge zur Schau als ab­schreckendes Beispiel. Der Schrecken schien aber nicht sehr groß und der schauerliche Anblick gab im Gegenteil nur Veranlassung zu schlechten Witzen. In wenigen Minuten hatte der Henker sein Amt vollzogen und unter lautem Geplapper zogen die Zuschauer wieder ab; man sah wohl, daß Hin­richtungen in Japan nicht zu den seltenen Ereig­nissen gehörten.

Die Weltausstellung in St. Louis, welche am 1. Mai ds. Js. eröffnet werden soll, scheint auch auf weite Kreise in Deutschland eine große Anziehungskraft auszuüben, wie aus den zahl­reichen Platzbelegungen hervorgeht, die schon jetzt bei unseren großen Dampsschtffahrtsgesellschaften vorliegen. Der Norddeutsche Lloyd in Bremen wird außer seinen bekannten RiesenschnelldampfernKaiser Wilhelm II.",Kronprinz Wilhelm",KaiserWilhelm der Große" undKaiserin Maria Theresia" auch noch seine sämtlichen Doppelschrauben-Dampfer der Barbarossa-Klasse für den Dienst zwischen Bremen und New-Iork in Fahrt stellen. Eine weitere Retse- gelegenheit bietet sich auf dem Wege über Bremen und Baltimore. Außerdem unterhält der Lloyd noch eine zweite Schnelldampfer-Linie von Genua über Neapel nach New-Aork, welche Route es den Reisenden ermöglicht, in bequemster Weise mit der Reise nach oder von Amerika einen Besuch Italiens zu verbinden.

Amtliche und Prwatmyeigm.

K. Amtsgericht Calw.

Gerichtstag

in Ne uw eil er wird am Montag, den 21. d. M., vormittags 10 bis 12 Uhr, auf dem Nathause daselbst abgehalten.

Den 14. März 1904.

Amtsgerichtssekretär H a ux.

Bekanntmachung betr. die Verhütung von Waldbränden.

Beim Herannahen der trockeneren Jahreszeit werden die Ortsbehörden des Oberamtsbezirkes Ealw (wie alljährlich) erinnert, ihre Gemeinde­augehörigen auf die zur Verhütung von Waldbränden bezüglichen Bestimmungen der 88 308, 309, 368 Z. 6 des Strafgesetzbuches und der Art. 3032 des Forflpolizeigcsetzes durch eine öffentliche Bekanntmachung zu verweisen und für entsprechende Belehrung und Ermahnung der Schuljugend Sorge zu tragen.

Hirsau, 15. März 1904.

Im Namen der sämtlichen beteiligten Forstämter:

K. Forstamt und Amtsanwaltschaft für Forstrügesachen.

Eifert.

K. Forstamt Hirsau.

Reisig-Verkauf

Freitag, den 18. März, nachmittags 4 Uhr, imHirsch" in Altburg aus Staatswald Allburgerberg Abteilg. Hoherstein, Langewand, SpindlerShof, Holzwasen:

10 Lose Nadelholzreisig auf Haufen, 3 Nadelholz-Flächenlose, geschätzt zu 1300 Wellen; 1 Buchen-Flächenlos geschätzt zu 120 Wellen, 2 Lose Schlag­raum.

K. Forstamt Liebenzell.

Stangen-Verkairf

Am Montag, den 21. März, nach­mittags 12'/, Uhr, werden imHirsch" in Liebenzell aus dem Staatswald Hardtebene 900 tannene Hopfenstangen und 200 Rebstecken verkauft.

6ooo ru

suche ich gegen gute hypoth. Sicherheit für einen pünktlichen Zinszähler auf­zunehmen.

Verwaltungsaktuar Staudenmeyer.

Neubulach.

Die Gemeinde verkauft am Sams­tag, den 19. März, nachmittags 1 Uhr, aus den Waldabteilungen Bödemlisberg und Calwer Halde:

HF Stck. Waguerbuche« mit ea. 25 Fm.

Abfuhr günstig. Zusammenkunft beim Rathaus.

Liebhaber sind eingeladen.

Gemeinderat.

Beinberg.

Stammholz- und Fichtcnstangeil-Verlaus.

Am Montag, den 21. März d. I., - mittags 1 Uhr, kom- jmen auf hies. Rat­haus zum Verkauf: 55 St. tannenes Stammholz mit 27,24 Fm.,

213 St. fichtene Hagstangen und 574 St. dito Hopfenstangen I. bis IV. Kl.

Beinberg, 14. März 1904.

Gemeinderat.

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