Rundschau.
Berlin. 3. Febr. Die Reichseinnahmen find in den ersten 9 Monaten des laufenden Rechnungsjahrs bei Mehreren Einnahmequellen, vor allem bei den Zöllen, hinter denen des Vorjahrs zurückgeblieben. Das Jahresergebnis dürfte deshalb wohl kaum dem optimistischen Etatsvoranschlag gleichkommen, wenn natürlich auch in den drei rest lichen Monaten die Einnahmen sich in mancher Beziehung noch günstiger gestalten können.
Der Reichsbank-Zinsfuß ist, wie angekün- digt. am 5. Februar von 4 Vs auf 4 Prozent berab> gesetzt worden, der Lombard zins von 5 Vs auf 5 Prozent.
Berlin. 5. Febr. Kurz vor seiner Abreise nach Straßburg soll sich Graf v. Rödern zu einem Besucher folgendermaßen ausgesprochen haben: „Es ist mein Wunsch, zur Presse die besten Beziehungen zu unterhalten, da ich die Bedeutung der Presse voll zu würdigen weiß. Bei mir wird die Presse stets eine offene Tür finden." Das ist modern und vernünftig gedacht.
Straß bürg, 5. Febr. Zum Kommandeur des Infanterieregiments 99 anstelle des nach Frankfurt an der Oder versetzten Obersten v. Reuter ist der Kommandeur der Danziger Kriegsschule, Oberst leutnant Gündell. ernannt worden.
Leipzig. Geheimer Sanitätsrat Dr. Goetz, der greise Vorsitzende der Deutschen Turnerschafi, befindet sich nach der schweren Blutvergiftung, die die Amputation des linken Armes nötig machte, auf dem Wege der Besserung. Er unternimmt bereits bei gutem Wetter Ausfahrten, und auch der prächtige Humor des alten Herrn stellt sich wieder ein, obwohl gerade ihn. den unentwegten alten Turner, der Verlust des Armes besonders schwer getroffen hat. Geheimrat Goetz empfing vor einigen Tagen die beiden Generalsekretäre des Reichsaus- schuffes für Olympische Spiele. Hauptmann Roesler und Karl Diem, die ihm die Glückwünsche des Präsidenten des Reichsausschusses, Staatsminister v. Podbielski, zu seiner Genesung übersbrachten.
Essen, 6. Febr. Der aus dem Feldzug von 1870/71 als Tambour von Le Bourges bekannte Friedrich Buemser ist gestern nachmittag an einer Lungenentzündung 67 Jahre alt gestorben.
Gießen, 6. Februar. Gestern Nacht ereignete sich hier ein schreckliches Familiendrama. Der 32jährige Kutscher Lehmann, der seit einiger Zeit mit seiner Frau in Streit lebt, ermordete diese und seine 4 Kinder, indem er ihnen mit einem Beil den Schädel einschlug und nachher die Kehle durchschnitt. Dann warf sich der Mann vor einen Eisenbahnzug. der ihm beide Beine abfuhr. Am Morgen ist er im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlegen.
Gutach, 4. Febr. Der vor Jahren von hier als Schuhmachergeselle ausgewanderte Joh. Gg. Haas, gen. Knopfhansjörg, ist in Basel als reicher Junggeselle gestorben, wo er ein rentables Schuhgeschäft betrieb. Von seinem 300000 Franken betragenden
Vermögen hat der Verstorbene seiner Heimatgemeinde j Gutach 120000 Franken vermacht, die zur Unter- l stützung hilfsbedürftiger Ortseinwohner dienen.
Feuerversicherung. Die Gothaer Feuer- versichrrunqsbank auf Gegenseitigkeit — eröffnet im Jahre 1821 — hat mit dem Jahre 1913 das 93. Jahr ihrer gemeinnützigen Tätigkeit vollendet. Das Ergebnis des verflossenen Geschäftsjahres wird durch folgende Zahlen gekennzeichnet: Versicherungssummen: Mk. 7 358 298800.— (gegen 1912 mehr Mk. 97 258100—). Prämien: Mk. 24552124. 10 Pfg. (gegen 1912 mehr Mk. 303 058 40 Pfg ), Schäden: Mk. 3 540111. 30 Pfg. (gegen 1912 weniger Mk. 176 402 80 Pfg.) Der Ueber- schuß des Geschäftsjahres 1913 beträgt Mk. 18290000 60 Pfg. ^ 74°/» der eingezahlten Prämien (im Jahre 1912: 74°/»). Gleich der Mehrzahl der Feuerversicheiungsgesellschafien betreibt die Gothaer Bank jetzt auch die Versicherung gegen Einbruchdiebstahl und Beraubung und zwar ebenso wie die Feuerversicherung nach dem altbewährten Grundsatz der reinen Gegenseiiigkeit.
Eine Errungenschaft des Schneeschuhsports. Laut amtlicher Nachricht sind im deutsch- schweizerischen Verkehr fortan versuchsweise Schneeschuhe bis zu 2 Vs Meter Länge unter denselben j Bedingungen wie Wandkarten zur Postbesorderung ! zugelassen. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten. !
Die Kriegsflotten der Welt. Der neue i Jahrgang des Weyer'schen Taschenbuchs für Kriegs- s flotten" enthält eine Fülle statistischen Materials. : So zeigt eine vergleichende Uebersicht des Personal- j standes der größeren Seemächte, daß nach wie vor j die englische Flotte das weiaus zahlreichste Marine- s personal, nämlich 146 414 Mann. hat. An zweiter i Stelle steht die deutsche Flott« mit 73 115 Mann, dicht darauf folgen die Vereinigten Staaten mit s rund 72 500 Mann. Erst den vierten Platz nimmt die französische Kriegsmarine ein mit rund 64 500 Mann, dann kommt die russische mit 53 000 Mann, die japanische mit 50 000 Mann, die italienische mit 37 500 Mann und zuletzt die österreichisch-ungarische Flotte mit 19 000 Mann.
Paris, 3. Febr. Einer offiziellen Mitteilung zufolge betrugen die Kosten der durch die Besetzung von Marokko im Jahre 1912 verursachten Aus- ! gaben rund 286 559 000 Frs., wovon auf das Kriegs- s Ministerium 264430 000 Frs. und auf das Marine- j Ministerium 22 129 000 Frs. entfallen. !
Paris, 6. Febr. Nach einer Blättermeldung ; aus Le Mans sind mehrere Soldaten der dortigen Garnison an Genickstarre gestorben. z
Paris, 6. Februar. Die Nachrichten über den Gesundheitszustand in den französischen , Garnisonen lauten immer bedenklicher. In Tours, wo bereits einige Fälle von Genickstarre festgestellt worden sind, ist jetzt auch Typhus im 66. und 32. Infanterieregiment ausgebrochen. Sieben Soldaten sind der Krankheit bereits zum Opfer gefallen. 300 Soldaten liegen im ganzen krank j darnieder. Es ist beabsichtigt, die Kasernen ganz zu ! räumen, um sie desinfizieren zu können. ?
Martigny, 6. Februar. Am Mittwoch abend verunglück!«« auf einer Skitour ein deutscher Tourist mit seiner Frau. Sie hatten sich bei einbrechender Dunkelheit auf der Fahrt von Acgentiäres nach Trient über den Col de Balme verirrt und stürzten über einen Abhang in ein Couloir. Die Frau kam unverletzt davon, während der Mann einen Schädelbruch erlitt und tot aufgefunden wurde. Die Leiche wurde geborgen.
Württemberg.
Stuttgart, 5. Febr. (Darlehen seitens der Versicherungsanstalt Württemberg.) Infolge Mangel an verfügbaren Mitteln ist es der Versicherungsanstalt Württemberg bis auf Weiteres, wie sie amtlich bekannt gibt, nicht mehr möglich. Darlehen zu anderen Zwecken, als zur Förderung des Wohnungswesens für ihre Versicherten abzugeben. Voraussetzung für die Gewährung solcher Darlehen an Ge- noffenschalien. Vereine usw, sowie an Einzelversicherte ist aber, daß die Baupläne vor Einholung der baupolizeilichen Genehmigung zwecks Prüfung durch die Beratungsstelle für das Baugewerbe hierher vorgelegt werden. Zum Kauf von Wohnhäusern können Eiuzeloersicherte nur noch Darlehen erhalten, wenn es sich um neue Wohnhäuser handelt. Der Höchst- bctrag der Darleben an Einzeloersicherte außerhalb Stuttgarts ist zur Zeit 7000 innerhalb 10000 Zur Ablösung von höher verzinslichen, auf Eigenhäusern bereits ruhenden Schulden können schon seit einigen Jahren keine Darlehen mehr abgegeben werden.
Heilbronn, 5. Febr. Das gegen Weihnachten vom Gemeindelar erlassene Verbot an Schüler unter 12 Jahren, am Turnunterricht in Vereinen teilzunehmen, ist aufgehoben und den Schülern ohne Begrenzung des Alters die Teilnahme am Vereins- turnen soweit freigegebsn worden, als dieses nicht länger als bis Vs 8 Uhr abends dauert.
Oberndorf, 5 Febr. In Voll ist gestern früh das Rathaus mit der Schule niedergebrannt. Die Akten und das Mobiliar konnten gerettet werden.
Ulm. 5. Febr. Das Schwurgericht verurteilte den Italiener Fernando Gattazzo, der in der Nacht zum 2. Januar den Schutzmann Oelkuch in Salach durch zahlreiche Messerstiche getötet hatte, wegen Totschlags unter Versagung mildernder Umstände zu 7 Jahren Zuchthaus.
Friedrichshafen, 4. Februar. Eine außerordentlich beachtenswerte Neuerung weift das neue Luftschiff „Z. 7" auf. dessen Probefahrten nunmehr beendet sind und das in den nächsten Tagen nach Dresden übergeführt werden wird. An dem Luftschiff ist eine besondere Vorrichtung zum Abzug ausströmender Gase angebracht, die sich bei den Probefahrten vorzüglich bewährt hat. Die Vorrichtung hat den Zweck, einer Katastrophe wie derjenigen von Johannistal vorzubeugen.
Vom Bodsnsee, 5. Februar. Der württ. Dampfer „Hohentwiel", der gestern abend 7Vi Uhr in Konstanz eintreffen sollte, fuhr im Nebel bei Meersburg auf einen Felsen auf. Der Radkasten wurde schwer beschädigt.
M a rg rr.
Nomau von C. Crone.
85) (Nachdruck verboten.)
Jetzt legte er jedoch die Feder bei Seite und wandte sich der alten Dame zu.
„Ihr letzter Brief ist fröhlicher als sonst. Sie fühlt selbst, daN sie bemerkbare Fortschritte macht und ist guten Muts. Du kannst ganz ruhig sein. Dem Kinde ist nichts passiert."
Dies letztere bezog sich ans die Ahnungen, die eine große Nolle in dem eng begrenzten, abgeschlossenen Frauenleben spielten und meistens beunruhigender Natur waren.
„Vielleicht kommt sie in Weihnachten nach Hanse", sichr der Pastor fort. „Sie hat dieses Jahr den Herbst besser vertragen, als seit langem. Der Sommer hat ihr gut gethan, und sie behauptet, so viel erlebt zu haben, daß sie für die Wiedergabe Wochen gebrauchen wird. Ihr Studium betreibt sie fleißig und erkennt immer dankbarer an, welche schöne, herrliche Gabe ihr verliehen worden ist. Das ist der Hauptinhalt des letzten Schreibens."
„Das gute, brave Kind", seufzte Tante Ulla. „Möchte es immer so bleiben. Trotz ihrer Fortschritte mache ich mir oft Vorwürfe, daß ich sie nicht zurückhielt. Die Welt ist ein Süudeupfuhl und auch die reinsten Seelen sind Versuchungen ansgcictzl."
„Freilich, Tante Ulla. Aber was nützt Religion, Erziehung und daS Bewußtsein der Verantwortung, wenn man dadurch nicht befähigt wird, in der Anfechtung stand zu halten. Prüfung bringt Läuterung.
Und daß Marga mir ihrem prächtigen Charakter und ihren gesunden Anschauungen vom Bösen unberührt bleibt — deß bin ich getrost."
Ein leises Licken stimmte dem zwar zu, aber die alte Dame strickte dabei so eifrig, daß die Nadeln blitzten — ein Zeichen, daß sie etwas Besonderes auf dem Herzen hatte.
„Was meinst Du, Tantchen?" fragte der Pastor freundlich, der diesen Vorläufer eingehender Erörtenmgen kannte.
„Ach, Hans, seitdem Arco jetzt wieder eine Zeiilang bei uns gewesen, kann ich Dein Verbot weniger denn je begreifen, daß er nie etwas von Marga habe wissen dürfen. In seiner verständigen Art, mit seinem treuen, anhänglichen Herzen, hätte er sicher dem Kinde draußen in den Wirrnissen hilfreich zur Seite gestanden. Mir märe es eine Beruhigung, wenn sie an seiner Erfahrung eine Stütze gehabt."
„Wer weiß, gute Tante Ulla. — Vielleicht führte das gerade die Wirrnisse herbei, die ich verhindert wissen wollte. Mir wäre es jedenfalls keine Beruhigung, Arco in MargaS Nähe zu wissen. Sie hat ihren kranken Gast von damals nicht vergessen. Dem Kinde war er der Engel, der goldigen Glanz über ein einsames freudloses Dasein breitete, kein Wunder, daß er die Jahre hindurch der strahlende Mittelpunkt der Träume blieb. Er dagegen, glaube ich, hat nie mehr des kleinen Haidemüdchens gedacht."
Ihre Erscheinung war unschön und seinem verfeinerten Geschmack deshalv unsympathisch, die fremde Umgebung ihm wertlos. In seinem Gedächtnis fiel das alles mit seiner Krankheit zusammen, und er mied die
Erinnerung daran. — Der erwachsenen Marga habe ich es ersparen wollen, entweder ihr Lichtbild durch Arcos Verhallen zerstört zu sehen oder — es in noch gefährlicherer Gestalt vor Augen zu haben. DaS Seelenleben eines Menschen will sorgsam überwacht und sein säuberlich ungefaßt werden. Glaube mir, es ist besser für Marga, aus Gott und die eigene Kraft zu vertrauen, als sich einem Wagnis anszusetzen, von dem niemand wissen kann, wie es ansfallen würde."
Die Stricknadeln bewegten sich noch schneller und die Haubenbänder gerieten in zitternde Unruhe.
Mit einem unendlich gütigen Ausdruck in dem klugen Gesicht legte Pastor Vielster seine Hand aus den Arm der alten Dame.
„Gieb Deinen LieblingStraum ans, Tante Ulla. Sei gewiß, eine nähere Verbindung zwischen den beiden» Deinem Herzen so nahe stehenden Menschen wäre ein Unglück. — Arco ist ein lieber, warmherziger Mensch» bereit, jedem mit gewinnender Liebenswürdigkeit entgegen- znkommen — alles nach der Art seiner unvergleichlichen Mutter. Er ist jedoch auch der Sohn seines hochgeborenen Vaters, niit etwas wandelbaren Empfindungen und eineilt stark entwickelten Standesbewnßtsein. Nicht, daß ich es als ein Unrecht ansehe, wenn er sich gern auf den gefestigten Untergrund seiner Ahnen stützt — keineswegs. Es liegt etwas Gewaltiges darin. Erbe eines Geschlechts zu sein, Las sich Jahrhunderte hindurch erhalten hat, und es stände für manches und vieles besser, wenn die Nachkommen sich dieses ererbte Gut im rechten Sinn zu erwerben trachteten. — Ich wollte nur sagen, trotz aller Schlichtheit bleibt Arco immer „Graf" Ferrari."
Das Bahnprojek in der i N<
Im Anschluß a> die Verhandlung ! vom 30. Januar b Neuenbürg —M Lage, die Ausführui in ihrem ganzen Ul auch über die Stell v. Weizsäcker zu weiteren Gang dei berichten. Wir sin! gemeinen Wunsche entsprechen. Zunäc v. Kiene aus: C der westlich der Bo legenen Gegend. 5 nur zur Kenntnisnc ist das Projekt umg sich „Erwägung", württemberqische. 1 kostenlos überlassen, der Regierung ungü die bürgerlichen Koll Ansicht, ob nicht Steigerung des Ver staatlichen Berechne Bahn 7 Vs Millionei erforderlich, der a> 650 000 beding Verhältnisse 1:43 fi der Bahn in Baden spurigs Nebenbahn, die wirtschaftlichen verkehr, eine grofi Arbeitsgelegenheit e sicherer und ständfi — Abg. Comme den vielen Bahnwi harren, befindet sich zur Erbauung eine Neuenbürg—Mar ferent, der Hr. Abg. ursprünglich vorgeseh zu führen, und zwa schehen, weil seinerze Hr. Baudirektor v. s in Brötzingen für die empfohlen haben, tz gierung darauf hinge einer Bahn, die ihre Baden habe, nicht u es wurde den Antr Projekt ausarbeiten Württemberg in die > wurde Neuenbürg all weil damit die bet, Verbindung mit der L dem ist diese Strecke aber die Verhältnisse
Roman
26)
„Ja den drei Jak verlebte, trat dieser C hat sich seitdem noch n — niemand kann es scheiming, ihre frische, s seine Neigung zu gewii er stark genug wäre, be behaupten. Ich glaube genug in der Welt c Tochter des armen H Musen sie mit ihren Z schütteten — gewißlich c gemäß begegnet werde nicht gewappnet. — I geflüchtet, ist es mir ! gehandelt. — Ich kenne daß, sollten ihre Wege Heile wäre."
Tante Ulla schüttelt! Dafürhalten durfte Ma zu einem Prinzen erhel gewiß.
„Außerdem", fuhr de Tante Ulla, daß Arco s auf sehr lieb hat. Ma! gespanntem Fuße stehen doch fester i» seinem He weiß."