Rundschau.

Berlin. 27. Jan. Aus der Hochflut der dieser Tage dem Reichstag anläßlich seiner Beratungen über den Sonntagsruhe-Gesetzentwurf zuge­gangenen Eingaben, Entschließungen und sonstigen Kundgebungen aus Interessentenkreisen war eine vom Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbande veranlaßte Massenpetition zugunsten völliger Sonn­tagsruhe, die die Unterschrift von 41223 Laden­inhabern gefunden hat. Diese Petition ist, wie wir vernehmen, mit großer Sorgfalt vorbereitet worden. Ein Ausschuß selbständiger, dem Verband als sonn­tagsruhefreundlich bekannter Kaufleute erließ unter Verteilung einer Aufklärungsschrift einen Aufruf an ihre Berufsgenossen, denen das Einsammeln der Unterschriften durch Prinzipals- und Gehilfenmit­glieder des genannten Verbandes folgte. 2592 Unterschriften stammen aus 142 Orten mit bis zu 10 000 Einwohnern, 2799 Unterschriften aus !16 Orten mit 10 000 bis 25 000 Einwohnern, 5461 Zustimmungserllärungen kommen aus 68 Orten mit 2550 000 Einwohnern, 5312 aus 32 Orten mit 50100 000 Einwohnern und 24 059 aus Orten mit über 100 000 Einwohnern. Eine nach Geschäfts­zweigen geordnete Uebersicht ergibt 12 822 Unter­schriften aus der Lebensmittelbranche, 8619 Unter­schriften von Ladeninhabern der Kleidungsbranche und sonstiger Artikel für den persönlichen Bedarf, die Ladengeschäfte für Gebrauchsgegenstände jeglicher Art sind mit 16 731, die Tabak- und Zigarren- Händler mit 1738 Unterschriften vertreten. 1313 Zustimmungserklärungen sind ohne nähere Angabe des Geschäftszweiges eingelaufen.

Deutschland und der Panamakanal. Der Kaiser hat den Prinzen Heinrich von Preußen mit seiner Vertretung bei der Einweihung des Panamakanals beauftragt. Mit dem Prinzen wird sich ein Geschwader von 4 deutschen Kriegs­schiffen nach Mittelamerika begeben.

Berlin, 29. Jan. Die erste direkte drahtlose offizielle Verbindung zwischen Deutschland und Amerika hat, nach derVoss. Ztg.", am Dienstag stattgefunden. Auf Befehl des Kaisers ist der Hochfrequenz - Maschinen - Aktiengesellschaft ein Tele­gramm an den Präsidenten Wilson zur drahtlosen Beförderung nach Amerika zugegangen. Die der Hochfrequenz-Maschinen-A.G. gehörige Station in Eilvese bei Hannover hat diese Depesche direkt drahtlos weitergegeben und die Empfangsstation Tuckerton in Amerika hat den fehlerfreien Eingang bestätigt. Die Entfernung zwischen der Aufgabe- und der Empfangsstation beträgt 6500 Kilometer. Ein offizieller Depeschenaustausch hat auf drahtlosem Weg bei so großen Entfernungen bisher noch nicht stattqefunden.

Wie in Potsdam, so ist der Kaiser zurzeit auch in Berlin fast täglich mit Holzspalten beschäftigt. Er betreibt diese körperliche Arbeit auf ärztlichen Rat seit mehreren Tagen in den waldartigen Anlagen des Schloßparkes von Bellevue im Tier­garten. Spaziergänger haben Gelegenheit, in

geringer Entfernung vom Gitter den Kaiser inmitten der Holzfäller und Bedienten zu beobachten.

Wie fühlen sich die Elsässer unter französischer Herrschaft? Im Jahre 1868 erhielt dieNordd. Allgem. Zeitg." von elsäsfischer Seite einen Artikel, in dem folgende Sähe standen: Niemals werden wir unsere teure deutsche Sprache uns unterdrücken lassen. Es ist die Sprache, in der die ersten Worte aus dem Munde der Mutter zu uns drangen, in der wir die ersten Worte der Liebe sprachen, in der wir die sterbenden Eltern trösteten ..." Das war unter französischer Herrschaft!

Bebels Nachlaß. Bekanntlich hat der sozial­demokratische ParteioorftaNd kürzlich die feierliche Erklärung abgegeben, daß das von Bebel hinter- lassene Vermögen nicht mehr als */g Million betragen habe. Demgegenüber erfährt dieOftpreuß. Ztg.", daß die amtlich-preußische Steuereinschätzung diese Behauptungen Lügen straft. Bebel hat danach seit dem Jahre 1908 für genau 684 000 selbstange­gebenes Vermögen versteuert. Diese nicht hinweg­zuleugnende Tatsache liegt schwarz auf weiß in den Akten der Berliner Steuereinschätzungsbehörde.

Es fheht den Frauen nichts mehr im Wege, die Laufbahn der Theologinnen einzuschlagen, denn die evangelisch-theologische Fakultät der Uni­versität Berlin hat den Entschluß gefaßt, die Satz ungen über die Lizentiatenpromotion auch auf die Frauen auszudehnen.

Halle (Saale), 29. Januar. Wissenschaftliche Kreise in Berlin, die der Kaiser-Wilhelm-Ge­sellschaft nahe stehen, haben dem Physiologen Prof. Abderhalden in Halle eine Million für die Er­richtung eines Physiologischen Instituts in Berlin zur Fortführung seiner Eiweißforschungen zur Verfügung gestellt.

Frankfurt a. M., 30. Januar. Mainzer Pioniere sind seit gestern mit der Sprengung des zum Teil 2 Meter starken Maineises bei Kostheim beschäftigt. Die Rheinschiffahrt ist nach 14tägiger Sperre wieder eröffnet worden.

Ratibor, 30. Januar. Auf dem Hofe des Gerichtsgefängnisses wurden die unverehelichte Häus­lerstochter Franziska Zimmer aus Rassrlwitz. die ihre Stiefmutter ermordet hatte, und die Bergmanns­frau Josefa Kubacka aus Czerwionka. die ihren Mann ermordet hatte, hingerichtet.

Grünberg (Schlesien). Mittwoch nacht kehrte der frühere Nachtpolizeibeamte Simon, der von seiner Frau getrennt lebte, von außerhalb hierher zurück, stieg mittels einer Leiter in die Wohnung seiner Frau ein und erschoß die Frau, seinen 4jährigen Sohn und sich selbst.

Die Benzwerke Gaggenau haben außer den in der Fertigstellung begriffenen 10 Feuerwehr- Fahrzeugen für die Berufsfeuerwehr Kassel und 3 Fahrzeugen für die Berufsfeuerwehr Leipzig in letzter Zeit einige weitere Neuaufträge erhalten, u. a. je eine Motorspritze für die Berufsfeuerwehren Köln. Wiesbaden, Lübbeck, ferner für Gelsenkirchen eine Feuerspritze und eine Drehleiter. Auch in der

Privatindustrie und im Ausland behaupten sich Benz-Gaggenau-Feuerwehrfahrzeuge erfolgreich. So bestellten u. a. je eine Feuerspritze die Firma Friedr. Krupp A.-G. in Essen, sowie die Revaler Schiffs­werft in Reval und die Feuerwehr in Astrachan. Eine Feuerspritze für die deuische Kolonie in Val­paraiso ist soeben verladen worden und ein gleiches Fahrzeug für Japan befindet sich in der Fertigstell­ung. Von sonstigen Bestellungen für städtische Ver­waltungen ist u. a. noch der Auftrag des städtischen Tiefbauamtes Dresden ans 3 Automobil-Spreng­wagen hervorzuheben.

Die französische Deputiertenkammer ge­nehmigte am Mittwoch die Vorlage, wonach eine Anleihe von 170 Millionen Francs für die Zwecke des französischenProtektorats" in Marokko aus­genommen werden soll, durch Handaufheben ein­stimmig.

In Petersburg sind Einbrecher in das Gebäude des britischen Generalkonsulats ein­gedrungen. Die Diebe konnten ungestört die Schlösser sprengen und sich alles Wertvolle aneignen. Man befürchtet, daß außerdem noch politische Dokumente von großer Wichtigkeit gestohlen worden sind.

Neues Panzermaterial. Die englische Admiralität erprobt gegenwärtig eine neue Panzer­ung. die darin besteht, daß zwischen zwei Panzer­platten eine Kautschukplatte gelegt wird. Die Stärke der Panzerung soll über der Wasserlinie etwa 4050 Zentimeter betragen.

Die Hauptführer in der wieder beendigten großen Arbeiterbewegung in Südafrika sind auf Befehl der Regierung in Durban an Bord des DampfersUnigeni" gebracht worden, der alsdann mit den Deportierten sofort in See ging.

Genua. 29. Jan. Gestern nachmittag hat sich in der Pulverfabrik von Erezzo eine heftige Explosion ereignet. Der Bevölkerung der um­liegenden Ortschaften bemächtigte sich eine Panik, da sie annahm, daß die Gegend von einem Erd­beben heimgesucht würde. Durch die Explosion wurden fünf Arbeiter getötet und eine große An­zahl schwer verletzt.

Madrid. 30. Jan. Die Bewohner von Bueerra hatten, um sich der ihr Dorf bedrohenden Wölfe zu entledigen, eine Kuh vergiftet und sie als Köder auf dem Feld liegen lassen. Ein Trupp von Zigeunern fand die Kuh, und die Leute aßen das Fleisch auf. 20 Zigeuner starben an den Folgen der Vergiftung; 20 andere sind lebensgefährlich erkrankt.

Rio de Janeiro, 30. Jan. Telegramme aus dem Staate Bahia melden, daß die Städte Canna- vieiras. San Felix, Cachoeira und viele andere Ortschaften überschwemmt sind, da die Flüsse Hochwasser führen. Die Häuser seien unterwühlt, die Verbindungen unterbrochen. 2000 Menschen würden vermißt. Der Sachschaden sei überaus groß. Auch aus verschiedenen Orten in Pernambuco kommen Ueberschwemmungsmeldungen. In die ge­fährdeten Gebiete sind Hilfsexpeditionen entsandt worden.

M a r g a.

Roman von C. Crone.

22s (Nachdruck verboten.)

Doch, kaum aufgetaucht, verwarf er dieses Vor­haben wieder. Mit dem Bilde einer anderen im Herzen blieb es ein Frevel. Besser, er ging den Weg der Dornen und Mühen allein.

Fast dankbar empfand er es, daß seine Eltern, er dachte dabei besonders an die Mutter, keine andere Schluß­folgerung aus Biancas Unbeständigkeit zu ziehen schien. Sie ehrte den Schmerz, den er wohl znrückgedrängt, aber nicht überwunden batte.

Allein, so ruhig wie der Sohn sich das vorstellte, nahm die Baronin keineswegs diese Angelegenheit hin.

Vielmehr erwartete sie mit verzehrender Ungeduld die Entscheidung, die ihr das Resultat vieler Bemühungen bringen sollte. Sie verstand es jedoch, nach außen hin diese Regung zu verdecken.

Brauste auch Sturm auf Sturm in dem leiden­schaftlichen Gemüt, wenn der nahe geglaubte Sieg sich immer wieder den hingehaltenen Händen entwand nichts vermochte die strahlende Laune zu lrüben oder > die Liebenswürdigkeit zu zerstören, die unfehlbar für jeden das rechte Wort fand.

So war der letzte Tag, den Hannibal in Wölbungen bleiben konnte, gekommen und das Ziel schien ferner denn je.

Mißmutig, tiefe Falten auf der sonst so leichten Stirn, saß Frau von Dahlberg in ihrem Zimmer. Die dunklen Augen hatten einen drohenden Ansdruck und

mancher Seufzer glitt über die schön geichwnngenen Lippen.

Was sollte werden!

HannibalsGefühlsduselei" nahm kein Ende. Hatte sie deshalb das Mädchen verscheucht, daß er ihr wie ein schmachtender Romeo nachtrauere?

Nur noch Stunden und er ging fort. Es war nicht anzunehi.ien, daß er sie hier noch einmal aufsuchte. Und in der Residenz ?

Da spielten viele Faktoren mit.

Auch von Arco hörte man nichts. Selbst seine Mutter, der er allezeit der rücksichtsvollste Sohn gewesen, wußte nicht, wo er sich aufhielt, oder wann er zurück- kebrte.

Alles mißlang.

Die schlanken Finger zerknitterten ein Wunder von Battisttuch, dessen feine Spitzen zu zerreißen drohten.

Die Uhr auf dem Kamin schlug zwölf.

Für diesen letzten Tag war eine weitere Partie ver­abredet und abends wollte man mit dem Dampfdom znrückkehren.

Die sinnende Frau mußte sich gewaltsam von dem Grübeln losreißen.

Widerwillig begann sie die Toilette em Werk, dem Ne sonst viel Zeit und Aufmerksamkeit widmete, und doch als die Teilnehmer sich eine Stunde später znsammenfanden, strahlten die dunklen Augen in leuchtendem Glanz und aus dem lachenden Munde ergoß sich der Strom einer von Witz und Neckerei über- sprudelnden Rede.

Der Tag verlief bestimmungsgemäß.

Als man zurückfuhr, stand der Mond am Himmel. Die Luft war windstill: wenngleich so kühl, daß die Mehrzahl an Bord es vorzog, die Kajüte aufzusnchen.

Fanny hatte ihren Platz am Heck gewählt und sah hinunter auf den glitzernden Streifen, der sternengleich hinter dem Mel des Schiffes aufblitzte.

Glatt und eben die Bahn", dachte sie.

Wie der Weg, den sie bisher durch das Leben gegangen.

Dicht an der Grenze einer solchen glatten Bahn lag die Langeweile. Man lernte nicht kennen, wie man sich mit dem unebenen Wege abfinden würde. Eigentlich müßte es interessant sein, die eigene Kraft zu prüfen, die Flügel zu regen, das Schicksal herauszufordern und bestimmend in die Maschen des Netzes einzngreifen, das die Menschen wie mit einer Schutzhülle schirmend umgab.

Das Leben selbst war ein feines Gewebe.

Der Mensch

Darf man den Gedanken wissen, der Sie soeben beschäftigte, Fräulein von Patry?" fragte Hannibal, der hinzugctreten war, ohne daß Fanny sein Kommen bemerkt hatte.

Mit einem ungewöhnlich belebten Ausdruck in dem blassen Gesicht wandte sie sich ihm zu. Er glaubte, in den lichtbraunen Au;en einen feuchten Schimmer zu sehen, und über der ganzen Gestalt lag neben dem herben Stolz, den er kannte, eine mädchenhafte Weichheit, die ihm fremd war.

(Fortsetzung folgt.)

Erscheint Montag, Mittr Freitag und Sar

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Udonnements nehm Aostanstalten und ss jederzeit entgeg

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Berlin, nach Korfu nommen.

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