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Neuenbürg, Freitag dm 2. Januar 1914.
72. Jahrgang.
Politische Iahresrmrdschan.
i.
Bei einem Rückblick auf das Jahr 1913 wenden wir uns zunächst Kaiser Wilhelm zu. Am 15. Juni beging der allverehrte Monarch sein 25jähriges Regierungsjubiläum als Deutscher Kaiser und König von Preußen unter ungemein zahlreichen Kundgebungen herzlicher Anteilnahme aus den verschiedensten Kreisen der Nation. Im Februar empfing er in Berlin den offiziellen Antrittsbesuch des dänischen Königspaares und bald darauf auch jenen des damaligen Prinzregenten Ludwig von Bayern und seiner Gemahlin. Im Februar erfolgte auch die überraschende Verlobung der Prinzessin Viktoria Luise von Preußen, der einzigen Tochter des Kaiserpaares, mit dem Prinzen Ernst August von Cumberland. womit der lange Zwist zwischen den Häusern von Hohenzollern und Cumberland äußerlich seine Beilegung erfuhr. Im beginnenden Frühjahr traf das Kaiserpaar mit dem Herzog und der Herzogin von Cumberland im Taunusbade Homburg v. d. H. zusammen. Am 24. Mai wurde dann die Vermählung des Prinzen Ernst August von Cumberland und der Prinzessin Viktoria Luise in sehr glanzvoller Weise und im Beisein zahlreicher Hochzeitsgäste, an ihrer Spitze der Kaiser von Rußland und das englische Königspaar, gefeiert. Trotz dieser Familien- verbindvng zwischen den Häusern Hoheyzollern und Cumberland scheinen indessen noch immer gewisse Schatten aus ihren gegenseitigen Beziehungen zu lagern.
ver ümsiano zeugr, Lay noch ins zur Stunde der Gegenbesuch des Kaisers am Hofe von Gmunden auf sich warten läßt. Im Sommer mnternahm der Kaiser wiederum seine gewohnte alljährliche Erholungssahrt nach Norwegen; im Spätherbst verließ er nochmals die Reichsgrenzen, um einen Jagdbesuch beim österreichisch-ungarischen Thronfolger, dem Erzherzog Franz Ferdinand, in Schloß Konopischt in Böhmen abzustatten. Im unmittelbaren Anschluß hieran besuchte der Kaiser seinen erlauchten Freund und Verbündeten, den Kaiser Franz Josef, in Schloß Schönbrunn.
Lebhaften Anteil nahm der Kaiser an der Jahrhundertfeier des großen Befreiungskampfes des preußischen und deutschen Volkes gegen die napolesnische Fremdherrschaft, welche Feier durch zahlreiche vereinzelte Akte begangen wurde. Glanzpunkte der gesamten Jubelfeier waren die Gedenkfeier in der Befreiungshalle bei Kelheim und die am 18. Oktober stattgefundene festliche Einweihung des riesenhaften Denkmales, welches bei Leipzig zur dauernden Erinnerung an die dort geschlagene entscheidende Völkerschlacht errichtet worden ist. Beiden Festlichkeiten wohnten der Kaiser, die Bundesfürsten und die Bürgermeister der 3 Hansastädte bei, ferner waren bei letztgenannter Feierlichkeit auch die fürstlichen Vertreter des Kaisers von Oesterreich, des Kaisers von Rußland und des Königs von Schweden zugegen.
Aus dem Kreise der regierenden deutschen Bundesfürsten wurde durch den Tod abberufen Fürst Heinrich XIV. von Reuß j. L., ihm folgte in der Regierung der bisherige Erbprinz als Fürst Heinrich XXVII. nach.
Das infolge des Ablebens des Hrn. v. Kiderlen- Wächter erledigte Staatssekretariat des Auswärtigen Amtes in Berlin übernahm der bisherige deutsche Botschafter Rom, Frhr. v. Jagow; zu dessen Nachfolger wurde der deutsche Gesandte in Brüssel, von Flotow, ernannt. In der Zusammensetzung des preußischen Ktaatsminifteriums war ebenfalls eine Personalveränderung -zu verzeichnen. Der Kriegsminister v. Heeringen trat zurück und übernahm dafür die Armeeinspektion, welche bis dahin General v. d. Goltz ausgeübt hatte. Zum neuen Kriegs- Minister wurde vom Kaiser der lTK-k tR-n-ral- stabes des 4. Armeekorps, Gener yn.
ernannt. — Im Herbst gingen wiederum die traditionellen großen Kaisermanöver vor sich, die diesmal zwischen dem 5. und dem 6. Armeekorps auf schlesischem Boden abgehalten wurden. Der Kaiser wohnte mit einer ganzen Reihe von ihm geladener Manövergäste, unter denen sich der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich befand, den Manövern bei.
Die so lange schwebende braunschweigische Thronfolgefrage fand im ablaufenden Jahre endlich ihre Lösung; Prinz Ernst August von Cumberland bestieg nach Zustimmung des Bundesrales den Thron des Herzogtums Braunschweig unter freudigen Kundgebungen des braunschweigischen Volkes. Dessen ungeachtet ist aber die Welfenfrage noch nicht zum Abschluß gelangt, denn nach wie vor dauert die Propaganda der Welfenpartei in Hannover zur Wiedererichtung des Königreichs Hannover fort. Der bisherige Regent von Braunschweig, Herzog Johann Albrecht von Braunschweig, legte die von ihm in ersprießlichster Weise für das Land und Volk Braunschweig geführte Regentschaft wenige Tage vor dem Regierungsantritte des Herzogs Ernst August nieder. — Ihre Regelung erfuhr ferner auch die bayerische Königsfrage; der bisherige Prinzregent Ludwig III. bestieg als König Ludwig III. den Thron der Wittelsbacher; im gesamten bayerischen Volke äußerte sich die größte Freude über dies Ereignis, welches einem nachgerade unhaltbar s gewordenen Zustande im Bayernlande ein End?
Der im Januar 1912 gewählte Reichstag, dessen erste Session noch immer fortwährt, trat am 8. Januar 1913 nach Ablauf seiner Weihnachtsferien wieder zusammen, um dann am 30. Juni in seine langen Sommerferien zu gehen. Als das wichtigste Ergebnis dieser Sitzungsperiode präsentiert sich das vom Reichstag genehmigte neue Heeresgesetz, welches eine abermalige Stärkung der deutschen Wehrkraft bedeutet. Es brachte eine Reihe neuer militärischer Formationen und eine wesentliche Erhöhung der Etatsstärken bei vielen Truppenteilen. Auch das eng mit dem Militärgesetz zusammenhängende Deckungsgesetz, enthaltend die Steuervorschläge der verbündeten Regierungen zur Bestreitung der Kosten der neuen Heeresverstärkung fand nach lebhaften Debatten die Zustimmung des Reichstages, allerdings unter mehrfachen Aenderungen des Regierungsentwurfes. Am 25. November kehrte der Reichstag aus seinen Sommerferien zurück. Durch den Tod verlor das Reichs-- Parlament zwei seiner hervorragendsten Mitglieder, den einflußreichen konservativen Abgeordneten Grafen Kanitz und den Führer der sozialdemokratischen Partei, August Bebel. — In Preußen fanden Neuwahlen zum Landtage statt, ebenso in Baden und in einigen kleineren Bundesstaaten. Große Erregung vor allem im Reichslande verursachten die bekannten Vorgänge in Zabern, indessen haben sie keine politischen Weiterungen gezeitigt. — Graf Zeppelin beging unter freudiger Anteilnahme des deutschen Volkes in bewundernswerter Rüstigkeit j seinen 75. Geburtstag. — Allseilige schmerzliche Teilnahme rief der Untergang der stolzen Luftschiffe „L. 1" und „L. 2" und der hierbei erfolgte Heldentod ihrer Besatzungen hervor.
Run-schau.
Berlin, 30. Dez. Der Präsident des Deutschen Kriegerbundes, Generaloberst v. Lindequift, in früherer Zeit kommandierender General des 13. (württ.) Armeekorps, veröffentlicht in der „Parole" eine Kundgebung, in der es heißt: Der Kaiser hat im Laufe des Jahres wiederholt seine Zufriedenheit und Freude zu erkennen gegeben über den vortriff- lichen Eindruck, den die K.iegeroereine an allen Orten hervorriefen, die er in den verschiedenen Teilen des Vaterlandes besuch' ' großer Anzahl
erschienen, hätten die Mitglieder durch straffe Hall- ung, durch Erscheinung und Ausdruck, vielfach mit Oldensschmuck. erkennen lassen, daß der alte Soldatengeist mit ihnen weiterlebe. Das habe dem Kaiser Wohlgetan.
Berlin. 31. Dez. Die Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin schreibt hiesigen Blättern: In hiesigen Bankdeposilenkaffen wird durch Aushang der Befürchtung des Publikums entgegengeireten. daß Banken allgemeine Auskünfte über Gurhaben und Depots ihrer Kunden den Behörden zu erteilen hätten. Diese Bekanntmachung könnte in ihrer Kücze in Laienkreisen leicht zu der irrigen Meinung verleiten, daß auch im Strafverfahren wegen Vergehens gegen das Wehrbeilragsgesetz die Banken zur Auskunft über die Kunden nicht verpflichtet seien. Die Wehrbeitragspflichtigen werden daher im eigenen Interesse daraus aufmerksam gemacht, daß, wie im gerichtlichen Strafverfahren die Slrafyrozeßordnung, so im Verwaltungsstrssverfahren das maßgebeude Zollstrafgesetz vom 26. Juli 1897 (Z8 29, 30) die Banken bezw. deren Vertreter von der allgemeinen Zeugnispflicht nicht ausnimmt.
Die neue Arzneitaxe. Die soeben vom Bundesrat verabschiedete Reichsarzneitoxe weist eine geringfügige Erhöhung auf, der auf Antrag der bayerischen Regierung von den Bundesstaaten zugeftimmt wurde. Die bayerische Regierung hatte die Notwendigkeit betont, den Bestand der kleineren Apotheken auf dem platten Lande und in kleinen Stäk«-^ uuo Orlen na>q Möglichkeit zu stützen, was durch eine unbedeutende Erhöhung der Arzneitaxe erreicht werden könnte. In Anbetracht der Sachlage hat man sich nicht der Notwendigkeit verschlossen, dem bayrischen Anträge Folge zu leisten. Vom allgemeinen sanitären Standpunkte aus muß dahin gestrebt werden, den Bewohnern kleiner Städte und des platten Landes die bestehenden Apotheken zu erhalten und deren Entwicklung zu fördern. Die bestehenden Verhältnisse können aber die Apotheker nicht ermutigen, derartige Konzessionen auf dem Lande nachzusuchen.
Berlin, 31. Drzbr. Die Reichsbank hat in unmittelbarer Nähe ihrer Gebäude große Grundstückskäufe abgeschlossen. Die Erweiterungsbauten sollen möglichst bald vorgenomrtlen werden. Für die Quadratrute wurden 8—14000 bezahlt.
Berlin, 30. Dez. Die Republik Paraguay steht seit einiger Zeit durch ihren Berliner Generalkonsul Ludwig Rehwinkel mit der kaiserlich deutschen Regierung wegen Ueberlassung von deutschen Jnstruktionsoffizieren für ihr Heer in Unterhandlungen, die nunmehr zu einem endgültigen Abschluß gekommen sind. Es gehen 8 deutsche aktive Offiziere der verschiedensten Waffengattungen unter vorteilhaften Bedingungen als Instrukteure zunächst mit einem Kontrakt für 3 Jahre nach Paraguay. Sobald die Auswahl der Offiziere getroffen und die kontraktlichen Bedingungen beim Generalkonsulat gezeichnet sind, wird die Mililärmission unter Führung des Missionschefs die Reise nach Paraguay antreten.
Zabern, 31. Dez. Die Staatsanwaltschaft hat gestern abend an dem kritischen Orte am Kanal- baffin Schießversuche angestellt. Sie läßt auf Grund eingehender Erhebungen als ihre Ansicht Mitteilen, daß es beinahe absolut sicher sei. daß die fraglichen Schüsse von dem jenseitigen Holzlager aus gefallen sind und unter keinen Umständen von dem diesseitigen Rande des Bassins her gekommen sein können. Ein Anschlag auf den Kasernenhofposten sei unter keinen Umständen anzunehmen. Trotzdem die Behörde und ihre Vollzugsorgane in jeder Beziehung ihre Schuldigkeit tun und trotz der aus- gesetzten Belohnung ist die Ermittlung des Täters bis zur Stunde noch nicht erfolgt
Baden-Baden. 29. Dez. Das Gasthaus zur „Alten Post" dahier wurde in der heutigen Versteigerung um den P-eis von 194000 Mark der Brauerei Franz in Rastatt zug°> Magen.