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205

euenbürg, Mittwoch de» 24. Dezember 1913.

71. Jahrgang

Run-schau.

Zum Weihnachtsseste.

Wiederum feiern wir Weihnachten, unser herrliches, poesieumflossenes deutsches Weihnachten! Mil seinen Ursprüngen in der längst entschwundenen Zeit unserer altgermanisch-heidnischen Borvodern wurzelnd, ist es heute eines unserer höchsten Feste, geweiht der Er­innerung an die Geburt des Herrn und Heilands, sicherlich aber das herrlichste und schönste Fest in deutschen Landen, das strahlende, märchenschimmernde Fest der Familie und des Hauses, des Friedens und Versöhnens, der unschuldsvollen Freude und der reinen Liebe! In seinem beseligenden Wehen bringt es uns inmitten der stetigen Unrast des Tages, der Mühen, Sorgen und Kümmernisse, der mannigfachen Kämpfe und Unbilden des menschlichen Daseins für eine kurze Spanns Zeit eine immer hochwillkommene Periode der Ruhe und der Erholung, wunderbaren Familienglücks, seelischer Erhebung und Stärkung. Durch seinen Zauber weckt Weihnachten die edelsten Empfindungen und der Tugenden zu erneuter Be­tätigung und läßt im besonderen das Feuer der christlichen Liebe und Mildtätigkeit hell leuchten in der Menschen Herzen. Gewiß, am segensvollsten vermag es jedoch seine Wirkungen zu äußern, wenn sich unter seiner Herrschaft die alte Himmelsbotschaft bewahrheitet:Friede auf Erden!" Und unter diesem Gesichtspunkte können wir wenigstens in unserem Weltteile Europa diesmal das Weihnachts­fest in Frieden begehen, da die politischen Probleme, welche noch vor Jahresfrist mehr als einmal einen schier allgemeinen europäischen Krieg zu entfesseln drohten, Inzwischen mehr und mehr an Schärfe ver­loren haben, eine Wahrnehmung, die nur geeignet ist, die allgemeine Weihnachtsfreude zu erhöhen. Wohlan, möge die alte Weihnachtsbolschaft auch diesmal wieder lebendig werden, mögen die Weih­nachtsglocken mit mild versöhnenden Akkorden die Herzen erfreuen und mit ihren Feierklängen das Leid lösen! Möge die fröhliche selige Weihnachtszeit auch in diesem Jahre uns allen einen reichen Quell der Ermunterung und der wahren Herzensfröhlichkeit sprudeln lassen und zu dauerndem Geschenke machen!

Berlin, 21. Dez. In ihrer heutigen Ausgabe äußert sich dieNordd. Allg. Ztg." über die Drei­bundpolitik und sagt u. a.: Die Erklärung des Reichskanzlers zu den auswärtigen Fragen, die Aus­führungen des Grafen Berchtold in den Delegationen und die Rede des Marquis di San Giuliano er­gänzen sich zu einer beachtenswerten Kundgebung für die Einheitlichkeit der Dreibundpolitik. Auch fernerhin stehen die Regierungen des Dreibundes vor Aufgaben, bei deren Lösung sich ihr Einver­nehmen bewähren kann. Augenblicklich sind die Dreibundmächte beschäftigt, die Einzelheiten der von Sir Edward Grey in der Jnselfrage gemachten Vorschläge für eine gemeinsame Regelung der strittigen Punkte gemeinsam zu prüfen. Es ist dankenswert, daß Sir Edward Grey jetzt, wo die Sicherstellung der Grenze Süd-Albaniens dringend wird, mit dem Streben hervortritt, Europa für eine baldige Lösung der Jnselfrage zu einigen. Der Oeffentlichkeit sind diese Vorschläge bekannt.

Berlin. 23. Dezbr. Eine der einflußreichsten führenden Persönlichkeiten der französischen Lufschiff- fahrt und des Flugwesens. Graf de la Vaulx, veröffentlicht in der französischen ZeitschriftArmee und Marine" einen Alarmruf, worin er darauf hinweist, daß die Deutschen, die auf dem Gebiet der Luftschiffahrt bereits die Führung haben, nun auch im Begriff ständen, die Franzosen auf dem Gebiet der Flugkunst zu schlagen.

Straßburg, 23. Dez. Die Verhandlung gegen den Obersten v. Reutter vom Infanterie Regiment Nr. 99 vor dem Kriegsgericht der 30. Division wird voraussichtlich am 5. Januar n. I. stattfinden.

Zabern, 23. Dez. Bis heute morgen haben sich beim hiesigen Wachkommando 15 hierher be­urlaubte Leute, die den verschiedensten Armee­korps angehören, vorschriftsmäßig gemeldet, ebenso auch ein Einjährig Freiwilliger vom Infanterie Ne giment Nr. 99. Man kann somit die Nachricht, wonach keine Beurlaubungen nack Zabern bewilligt werden, als unrichtig bezeichnen.

Der neue Fürst von Albanien wird im ganzen Lande mit freudiger Spannung erwartet. Seit der Entscheidung der Mächte in der Frage des albanischen Thrones sind die inneren Zwistigkeiten im Lande vollständig in den Hintergrund getreten. In Vallona, Durazzo, Skutari und anderen Städten haben viele Geschäftsleute Plakate angebracht mit der Inschrift:Hoch lebe König Wilhelm I." Sowohl in Vallona wie in Durazzo werden Vor­bereitungen für die Absendung einer Abordnung an den Prinzen zu Wied getroffen.

Die kürzlich vom König Konstantin persönlich durch Hissung der griechischen Flagge in Canea vollzogene Annexion der Insel Kreta an Griechen­land hat jetzt die Zustimmung der Mächte gefunden. Die Konsuln der Mächte in Canea statteten dem dortigen griechischen Generalgouverneur einen ge­meinsamen Besuch ab und machten ihm hierbei die offizielle Mitteilung von dieser Zustimmung.

Die mexikanischen Rebellen scheinen durch die schwere Niederlage, welche sie neulich bei ihren heftigen Angriffen auf die Hafenstadt Tampico er­litten. nicht weiter entmutigt word«u zu sein. Wie eine amtliche Meldung aus der Stadt Mexiko be­sagt, haben die Insurgenten am Nachmittag des 20. Dezember einen neuen Angriff auf Tampico ins' Werk gesetzt. Es wird indessen in besagter Meldung noch nichts Näheres über den Verlauf dieses aber­maligen Kampfes vor Tampico mitgeteilt.

Auf der zu den deutsche» Südsee-Besitzungen gehörenden Inselgruppe Neu-Mecklenburg sind der Forschungsreisende Deining er und noch ein anderer deutscher Gelehrter, dessen Name die be­treffende Meldung aus Brishane noch nicht aufführt, von Kannibalen umgebracht worden. Diebeiden Gelehrten waren von vierzehn Eingeborenen be­gleitet; sie lagen der Einsammlung von Proben wertvoller Hölzer ob.

Tokio, 23. Dez. In den Provinzen Aomori und Hokkaido herrscht eine schreckliche Hungers­not. Furchtbare Einzelheiten von dem äußersten Elend der Bevölkerung gelangen hierher.

Württemberg.

Ludwigsburg, 22. Dez. Am Samstag nach­mittag fand im hiesigen Schloß die Weihnachts­bescherung statt, welche alljährlich vom König und der Königin für bedürftige Familien von Ludwigs­burg und den umliegenden Orten veranstaltet wird. Zwei prächtige Tannen standen im Marmorsaal und auf langer Tafel waren reiche Gaben für etwa 150 Kinder und 30 Erwachsene aufgebaut. Die Geladenen wurden zuerst von den Majestäten be­wirtet, der Bescherung ging eine gottesdienstliche Feier voraus. König und Königin legten eigenhändig die Gaben in die Körbe. Eine besondere Freude war es für die Kinder, als sie mit den Majestäten zusammen die reichbehangenen Bäume leeren und den Ertrag mitnehmen durften.

Stuttgart, 22. Dez. Die Königin hat auf Weihnachten das Ehrenzeichen für weibliche Dienstboten nebst Diplom an 57 Bewerberinnen verliehen und zwar an 5 das goldene für 50jährige Dienstzeit und an 52 das silberne für 25jährige Dienstzeit. Die Verleihung des Ehrenzeichens erfolgt an Dienstboten, die die genannte Zeit in Württem­berg in derselben Familie oder auf demselben An­wesen ununterbrochen treu und in Ehren gedient haben.

Stuttgart, 22. Dezbr. Am 4. Dezember hat der Präsident des Württ. Landesvereins vom Roten

Kreuz. Direktor Dr. v. Geyer, der Frau Herzogin Robert von Württemberg nach ihrer Absolvierung der entsprechenden Kurse das Diplom und die Brosche der Helferinnen des Württ. Landesvereins vom Roten Kreuz überreicht, so daß die stattliche Schar dieser hilfsbereiten schwäbischen Damen jetzt mit Stolz die Frau Herzogin als Angehörige ihrer Sonder- organisation betrachten kann.

Cannstatt, 22. Dez. Mit lebensgefährlichen Brandwunden und inneren Verletzungen ist ins hiesige Krankenhaus ein in den 20er Jahren stehendes Bureaufräulein eingeliefert worden, das in der Christophstraße wohnle und sich erst mit Spiritus übergoffen, dann die Kleider angezündet hatte und brennend vom zweiten Stock in den Hof gesprungen war. Das Fräulein soll schon seit einiger Zeit Spuren von geistiger Störung gezeigt haben.

Vom Oberland, 23. Dezbr. Der Gemeinde­verband Elektrizitätswerk Enzberg, die Ueberland- werke Calw, das Werk in Aisberg (für das obere Neckargebiet), die Hohenlohwerke, der Gemeinde­verband Herrenberg und die große Oberschwäbische Ueberlandzentrale haben sich zu einem Verband zusammengeschloffen.

Kus SiaSt» Bezirk unS Umgebung.

Weihnachten.

Geweihte Nacht, du wundersame.

Was ist's, das deine Feier bringt.

Daß keines andern Festes Name So tief im Herzen widerklingt?

O. nicht mit Worten läßt sichs sagen

Wer deinen Zauber will versteh'n.

Der muß aus fernen Kindertagen Noch deinen gold'nen Schimmer seh'n.

Nur wer in alter schlichter Weise Bei Tannenduft und Kerzenglanz Dich feiert in der Seinen Kreise,

Nur der genießt dich voll und ganz.

Und wer dich fern im fremden Lande,

Du heil'ge Nacht, verleben muß

Die Liebe aus der Heimat sandte Auch ihm des Festes holden Gruß.

Doch wem kein trautes Heim beschieden.

Wer dich in Einsamkeit verbracht

Auch diesem schenke deinen Frieden,

Du heilige geweihte Nacht. (B. R.)

Strahlenglanz und Lichterschein ist das leuchtende Zeichen des schönsten aller Familienfeste. Wiederum steht die grüne Tanne, das ernste und schlichte Wald­kind. in der Lichtfülle menschlicher Wohnungen. In wievielrn Häusern mag all dieser Glanz nur ein äußerlicher, bald vorübergehender Schein sein? Und doch sollte er uns zum Gleichnis für eine tiefere Wahrheit werden. All das flimmernde Licht, mit dem man liebevoll die äußeren Zeichen des Weih- nachtsfestes umgeben hat und das auch in diesem Jahre wieder strahlt, soll nur ein schwacher Abglanz der Freudenbotschaft an die Welt werden, die einst der Mann gesprochen hat. der als Kind in der Weihnachtsnacht der Menschheit geschenkt wurde: Ich bin das Licht!"

Nicht ein Licht, sondern das Licht. Er will den Glänz bringen, der alle Dunkelheit überstrahlt und gegen den nichts Finsteres aufkommen kann. Wie machtvoll ist diese Botschaft gegen die Berge von Not und Sünde, die im menschlichen Leben ge­häuft werden, deren schwere, düstere Schatten auf den Menschenseelen liegen und den Anblick der Sonne rauben wollen.

Er ist also das Licht, das jedem zur Verfügung steht, das er haben will; das auch immer leuchtet, wenn man es braucht. Unser modernes Kulturleben könnte man eine Zeit der äußeren Lichtfülle nennen.