Kreisturntag, der sich aus dem Kreisausschuß, den Gauoertretern und Gauturnwarten zusammensetzt, hier ab. Nach herzlicher Begrüßung seitens des Vorsitzenden und unter freudiger Kundgebung über die Anwesenheit des 1. Kreisvertreters Hoffmeister- Ludwigsburg, auf welchen ein dreifachesGut Heil" ausgebracht wurde, sowie nach Entgegennahme der Mitteilung, daß durch die bekannte Stellung der Deutschen Turnerschaft zum Jungdeutschlandbund 32 Vereine mit ganz geringer Mitgliederzahl aus dem XI. Turnkreis Schwaben ausgetreten sind, wurde in die Tagesordnung eingetreten. Die fröh­liche Stimmung wurde jedoch getrübt durch die über­raschende Erklärung des 1. Kreisvertreters Otto Hoffmeister-Ludwigsburg daß er aus Gesundheits­rücksichten von seinem Posten zurücktreten müsse. Es war ergreifend, als der verdiente Kreisvertreter, der nun 30 Jahre im Kreisausschuß und 18 Jahre als Vorsitzender des schwäbischen Turnkreises tätig war, seinen Entschluß genetzten Auges kundgab und zu treuem Festhalten an der deutschen Tuxnerei ermahnte. Der Vorsitzende stellte ihm unter Dankesworten für seine verdienstvolle Tätigkeit eine besondere Ehrung in Aussicht. Vorsitzender Lachenmaier und der Kreisturnwart He Id-Reutlingen gaben den Jahres­bericht. Aus diesem ist zu entnehmen, daß unsere schwäbische Turnerschaft bei allen Veranstaltungen (Stadioneinweihung, Deutsches Turnfest in Leipzig und die Jahrhundertfeier) regen und erfolgreichen Anteil genommen hat, und daß unser Turnkeeis Schwaben nächst dem sächsischen mit seinen Siegern beim 12. Deutschen Turnfest prozentual an erster Stelle steht. Auf dem Rosenstein bei Heubach soll im Juli nächsten Jahres ein Bergfest mit volkstümlichem Wetturnen veranstaltet werden. Ratschreiber Ramsler-Obertürkheim berichtete über die Schaffung einer eigenen Unfallversicherungskasfe des Turnkceises Schwaben, die einstimmig beschlossen wurde. Die Vereine müssen nach Ablauf ihrer bisherigen Ver­träge dieser Unfallkasse beitreten und es wird eine Kopfsteuer von 15 für sämtliche Mitglieder, ein­schließlich der Zöglinge und der Turnerinnen (für Schulpflichtige bleibt der Beitritt freigestelll) erhoben. Mit derAllgemeinen Frankfurter" wurden Ver­handlungen gepflogen, um günstigere Bedingungen zu erzielen, welche aber ergebnislos blieben. Als Kopfsteuer wurden als- äußerstes Entgegenkommen 20 in Ansatz gebracht ohne Gewinnanteil, welches Anerbieten aber keinerlei Entgegenkommen fand. Ein Antrag auf Gründung einer Zentralsparkasse wurde abgelehnt. Der Festort für dos im Jahre 1915 abzuhaltende Kreisturnfest, für welches sich Eßlingen beworben hatte, nunmehr aber ablehnte, weil künftig der Festort laut Beschluß dir Kosten für die Beschaffung der Kränze und Diplome zu über­nehmen hat. Die Wahl desselben wurde auf den im nächsten Herbst abzuhaltenden Großen Kreistur.r- tag zurückgestellt. Für die übernächste Kreistuurfahrl kommt Biberach in Betracht. Ein Antrag Feuerbach wurde in folgender Fassung angenommen: Bei künftigen Kreislurnfahrten soll nach Möglichkeit neben dem Sechskamps ein Gerätewetturnen verbunden werden. Mit der Führung der Kreisgeschäfte wurde bis zum nächsten Jahre in provisorischer Weise der 2. Kreisvorsitzende Professor Lachenmaier, welcher leider aus bedingten beruflichen Gründen ebenfalls seinen Rücktritt im nächsten Jahre ankündigte, betraut, während als Beihilfe des Kreisturnwarts Häcker- Stuttgart und als dessen Stellvertreter im Kreis- tuurausschuß Jäckle-Schwenningen berufen wurden. Um ff-3 Uhr wurde die vierstündige Tagung mit herzlichen und ermahnenden Worten vom Vorsitzenden geschlossen. Ein gemeinschaftliches Mittagessen im Hotel zum Kronprinzen vereinigte eine große Zahl der Teilnehmer, während die übrigen sich wieder zur Heimreise anschickten.

Hall. 17. Nov. Das Gesamipräsidium des Württ. Kriegerbundes hielt gestern unter dem Vorsitz des Bundespräsidenten, Generals Frhr. v. Hügel, seine Herbstversammlung hier ab. Der Bundespräsident gedachte der großen Zeit, die dos deutsche Volk während der letzten Monate in festlicher Erinnerung beging und gab einen Rückblick über die Wichtigeren Vorkommnisse im Bunde. Der Etat für 1914 fand einstimmig Annahme. Die Vorschläge wegen der Ehrenpräsident v. WoellwaUh - Spende wurden sehr beifällig ausgenommen, die Spende soll vorwiegend dazu dienen, das Unterstützungswesen noch ausgiebiger zu gestalten und den Fonds auf einen möglichst hohen Betrag zu bringen. Bezüglich der Bundesfterbekasse wurden die weiteren Schritte dem geschäflsführenden Präsidium überlassen. (Anm. d. Red.: Die Krieger- und Militärvereine des Bezirks Neuenbürg waren bei obiger Ver­sammlung durch Bezirksobmann Holzapfel vertreten.)

Marbach o. N., 17. Nov. Zur Aebtisfin des evangelischen adeligen Fräuleinstifts zu Oberstenfeld wurde vom König die Gräfin Lilly v. Pückler- Limpurg in Stuttgart ernannt.

Marbach, 18. Nov. Zur Frage des Ausbaus der Schmalspurbahn HeilbronnMarbach zu einer Vollbahn und der Fortsetzung dieser Bahn bis Cannstatt nahm eine unter dem Vorsitz des Stadt­schultheißen Forftner hier gehaltene Versammlung Stellung. Die Versammlung, der verschiedene Land­tagsabgeordnete anwohnten, beschloß die Einsetzung zweier Arbeitsausschüsse, die die weitere Behandlung der Fragen in die Hand nehmen sollen.

Tübingen, 18. Novbr. Im wissenschaftlichen Instituts betrieb der Landesuniversität ist nunmehr die erste Dame mit akademischer Vollbildung an­gestellt worden; es ist nämlich, wie derSchwäb. Merkur" erfährt, eine Assistenzarztstelle an der Frauen­klinik der approbierten Aerztin Frl. Dr. Helene Hölder übertragen worden.

Göppingen, 18. Nov. (Die Bluttat auf dem Gutshof Waldeck.) Der Mörder, der Gutsbesitzer Reik, besuchte nach Verübung der Tat eine Wirtschaft und begab sich dann auf die Polizei­wache. wo er Anzeige von der Tat machte. Als die Polizei sich nach dem Gutshof begab, fand sie die 3 Kinder im Alter von 4, 6 und 8 Jahren schlafend vor, die Leiche der Frau wurde, mit einem Leuchter in der Hand, in der Küche gefunden. Beim Verhör gab der Täler zu, seine Frau aus Aerger über den Verkauf des Gutshofes getötet zu haben. Der Hof, dessen Bewirtschaftung von dem dem Trünke ergebenen Manne vernachlässigt worden war, war in der letzten Woche um die Summe von 7 >000 Mk. an einen Landwirt aus Nagold ver­kauft worden.

Pfullingen, 17. Nov. Die Witwe des Kaufmanns zum Kronenladen in Reutlingen, Johannes Wörner, hat im Sinne und zum Andenken ihres Mannes der hiesigen Kirchengemeinde ein Kapital von 5000 Mk. übergeben. Die Zinsen sollen an bedürftige und würdige Arme verteilt werden.

Heilbronn, 18. Nov. Die neue landwirt­schaftliche Winterschule wurde gestern nachmittag feierlich eröffnet. Ansprachen hielten Oberbürger­meister Dr. Göbel, Regierungsdirektor v. Sting, Regierungsrat Möglingund Oekonomierat Wunder­lich, sowie Landesökonomierat Schoffer, der eine Spende der landwirtschaftlichen Bezirksvereine von 1000 Mark überbrachle. Die Schule wird mit 96 Schülern eröffnet.

Heilbronn, 18. Nov. Zu dem Brand in der Maschinenfabrik von Weipert wird noch be­kannt, daß der Schaden deshalb so groß ist, weil in dem abgebrannten großen Gebäude, das etwa 50 Meter lang war. eine große Zahl fertiggestellter landwirtschaftlicher Maschinen untergebracht waren, die vernichtet wurden. Die Löscharbeiten waren äußerst erschwert, da das Feuer auf das Nachbar­gebäude überzugreifen drohte. Die Löscharbeiren wurden während des ganzen heutigen Tages fort­gesetzt. Der Fabrikbetrieb kann ohne Störung weiter­geführt werden, da die Fabrik ein zweites Magazin besitzt.

Weilderstadt, 17. Nov. Während einer Beerdigung erlitt gestern Stadtpfarcer Truffner einen Schlaganfall, sodaß die Beerdigung unter­brochen werden mußte, bis ein anderer Geistlicher herbeigeholt war. Das Befinden des Stad'Pfarrers ist e.nst.

Gerabronn, 17. Nov. In der Nähe von Engelhardshausen landete in der Nacht zum Sonntag ein französischer Luftballon, der mit dem Re­dakteur Blanchet desAeroplan" als einzigem Insassen in Paris aufgeftiegen'war. Oberamtmann Beutel-Gerabronn gab dem Ballonführer, da nichts Belastendes bei ihm vorgefunden wurde, die Erlaub­nis zur Abfahrt und Einladung des Ballons.

Slus StaSt, Bezirk uns Umgebung.

Sleine Majestät der König hat die Stelle eines Forstrats bei der Forstdireüion dem Forst­meister Harsch in Hirsau übertragen.

Neuenbürg, 17. Nov. Gestern fand hier die Herbstversammlung des Evang. Bundes im Gasthof zumBären" statt. Der Besuch war trotz des schlechten Wetters und trotz der Kirchweihe in den unteren Amtsorten ein so guter, daß der große Saal nicht alle zu fassen vermochte. Im Mittelpunkt des Programms stand der Vortrag von Pfarrer Pa uly-Winterfeld bei Heidelberg über das ThemaDie Reformation und die deutsche Kultur".Scharz-weiß-rot", so begann der Redner, ist die deutsche Farbe; zwischenSchwarz", die

Farbe derer, die Weltentsagung predigen, undRot", di« Farbe derer, die die Revolution verkündigen, steht der Kern des deutschen Volkes auf evangelisch- nalionalem Boden. Von Ultramontanismus und Radikalismus ist heute die Kirche der Reformation bedroht. Aber sie fürchtet sich nicht, sondern führt den Kampf für das Evangelium und die deutsche Kultur. Denn die echte deutsche Kultur ist erst ge­schaffen worden durch die Reformation und wird darum auch nur erhalten durch die Kräfte der Re­formation. Zwar hat auch die mittelalterliche Kirche ihre hohen Verdienste um die deutsche Kultur. Aber die Kluft zwischen Gott und Welt, Frömmigkeit und Kulturarbeit vermag sie nicht zu überbrücken, da sie die Well verachtet. So bleibt entweder die Fröm­migkeit unfruchtbar oder die Arbeit in der Welt schuldbeladen. Da kommt Luther und' findet die Rettung aus jenem unseligen Zwiespalt in dem Willen Gottes, der selber den Menschen aus Gnaden annimmt und selber dann hineinstelll in die Arbeit an der Welt, die Gottes und nicht des Teufels ist. So wird die Kulturarbeit Reichgottesarbeit und da­durch gereinigt und vertieft. Jetzt erst erwacht die schuldlose Freude an der Natur, die Gottes Gabe ist. Jetzt erst entfaltet sich in ungehemmter Freiheit die Wissenschaft, die Gottes Welt mit dem Denken zu erfassen strebt. Jetzt erst erblüht die Technik, die Gottes Erde untertan macht zu höheren Zwecken. Neue Gefässe schafft sich der Geist der Reformation: die Einzelpersönlichkeit, die allgemeine Schule, den modernen Staat, die evangelische Kirche, die alle Träger der deutschen Kultur werden. Dieses deutsch­evangelische Geistes- und Kulturleben zu schützen gegen Ultramontanismus und Jesuitismus, gegen Materialismus und Monismus ist die Aufgabe, die sich der Evang. Bund gestellt hat. An ihr mitzu­arbeiten ist Ehrenpflicht jedes evangelischen Deutschen. Lebhafter Beifall dankte dem Reder für seine klaren, tiefgründigen und in warmer Begeisterung vorgetragenen Ausführungen. Nachher gab Di­rektor Römpler von Schömberg, der Kassier des Bundes, den Rechenschaftsbericht, aus dem man er­fuhr, daß die Mitgliederzahl im Bezirk von 702 auf 732 im letzten Jahr angestiegen ist. Mit großer Freude wurden drei Darbietungen des Kirchenchors ausgenommen, der unter der Leitung von Hrn. Ober­lehrer Vollmer in liebenswürdiger Weise und mit trefflichen Leistungen die Feier verschönen half. Volle Anerkennung wurde auch den 4 Deklamatoren (Otto Bozenhardt, Walter Kübler, Fritz Beißer und Erich Mahler) zuteil, die mit gutem Vortrag Stücke ausHuttens letzten Tagen" von C. F. Meyer zu Gehör brachten. Geleitet wurde die Versammlung von Pfarrer Goes-Engelsbrand, der zu Beginn die Notwendigkeit des Bundes und seiner Arbeit dar­legte und am Schluß den Dank an die Mitwirken­den erstattete.

Conweiler, 17. Nov. Heute nachmittag war hier die Schultheißenwahl. Von 256 Wahl- berechligten haben 248 abgestimmt. Hievon erhielt Oberamtsassistent Rich. Kienzle von Neuenbürg 180 Stimmen und Schultheißenamtsassistent Palm von Kirchentellinsfurt 67 Stimmen. 1 Stimme war ungültig.

Höfen a. E., 18. Nov. Der 16jährige Hilfs­arbeiter Otto Mast hier spielte in seiner elterlichen Wohnung mit einer Teschingpistole und schoß zum Fenster hinaus. Die Kugel traf die zehnjährige Tochter der Spezereihändlerin Witwe Meitler in den Rücken. Die Kugel sitzt dicht neben der Lunge. Der junge Bursche wurde ans Amtsgericht abgeliefert.

Neuenbürg, 19. Nov. Dem heutigen Viertel­jahrs-Schweinemarkt waren 94 Läufer und 96 Stück Milchschweine zugeführt. Der Verkauf war trotz des schlechten Wetters recht lebhaft und es wurden für Läufer 65135 für Milchschweine 2533 ^ je pro Paar bezahlt.

WovausstcHtkicH« Witterung.

Neben dem Hauptlustwirbel im Norden, der sich stark über Skandinavien ausbreitet, treten noch Nebenwirbel auf, die bei uns Störungen verursachen und nach anfänglich ziemlich heiterem und mäßig mildem Wetter neue Regenfälle herbeiführen werden.

WelltiMN mf hei,Cuztliler"

für den Monat Dezember werden von allen Postanstalten und Postbote», von der Expedition und von unseren Austrägerinnrn entgegengenommen.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me eh,

für das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conradi

in Neuenbürg.

MW- HieM zweite- Matt. "MM