Abkommens mit Frankreich uns Rußmno in Frage gestellt werden könnte.
Sofia, 31. Okt. Die bulgarischen Truppen sind gestern in Dedeagatsch eingezogen. In den ganzen von den bulgarischen Truppen wieder be- setzten Gebieten herrscht vollkommen Ruhe und Ordnung.
Monokelverbot in der englischen Armee. Das englische Kriegsministerium hat soeben in ver- schärft« Form ein Monokelvrrbot für die Offiziere der gesamten Armer erlassen. Das Monokeltragen ist nicht einmal auf ein ärztliches Zeugnis hin gestattet. Es wird als ein alberner Auswuchs der Eitelkeit und eines englischen Offiziers unwürdig bezeichnet.
Versailles, 31. Okt. Der Flieger Stöffler bemerkte kurze Zeit nach seinem Aufstieg, daß die Beleuchtung nicht funktionierte. Die Nacht war finster. Der Flieger konnte die Magnetnadel nicht erkennen. Er kreiste mehrmals über Versailles und wollte dann auf einem ungewissen Hellen Fleck, der sich in der Nähe des Schlosses abhob, die Not- landung vornehmen. Dabei geriet das Flugzeug in die Bäume und wurde zertrümmert. Der Motor blieb unbeschädigt. Ingenieur Seekatz hat nur eine leichte Verletzung am Knie davongetragen. Französische Fliegeroffiziere, Polizei und Gendarmerie aus Versailles befinden sich an der Unfallftelle.
Im wilden Gärungsprozeß liegt immer noch Mexiko, wo die republikanischen Freiheiten zu einer Erpresser- und Gewaltpolitik geführt haben, wie sie die Geschichte dem ärgsten Tyrannen kaum nachrühmen kann. Der Gewaltmensch Huerta, der die Justiz gegen seine Widersacher auf die bei Revolutionen übliche Art ausübt, daß er die, deren er habhaft werden kann, einfach beseitigt, hat die Diktatur von neuem an sich gerissen und übt sie nun aus, wie es heutzutage eben nur noch in einer Republik möglich ist. Denen, die sich nach einer solchen sehnen, angelegentlichst zur Auswanderung empfohlen!
New-Aork, 28. Okt. Wie ein Telegramm aus Mexiko meldet, haben die Aufständischen einen Militärzug in der Nähe von San Salvador in der Provinz Zacatecas in die Luft gesprengt. 115 Soldaten sind tot und zahlreiche verwundet.
Württemberg.
Stuttgart, 31. Okt. Der König hat an dem schweren Schlag, der die Familie des Maurers Otto Zink durch den diesem an einem Neubau in Stuttgart zugestoßenen tödlichen Unfall betroffen hat, warmen Anteil genommen und der Witwe des Zink in Wendlingen 50 Mk. überweisen lassen. Ebenso ließ der König der Witwe des Maurers Wagner in Gerlingen 100 Mk. überweisen.
Stuttgart, 30. Okt. In der fortgesetzten Beratung der Frage des Submissionswesens nahm der volkswirtschaftliche Ausschuß der Zweiten Kammer nach längererDebatte einen Antrag Liesch in g-- Kiene in folgender Fassung einstimmig an: „Bei handwerksmäßigen Arbeiten ist der Zuschlag nur zu einem angemessenen Preis zu erteilen. Dieser ist von den Behörden in der Regel nach Anhörung von Sachverständigen aus dem Handwerk, vor Erlassung des Ausschreibens der Arbeit festzusetzen. Für den Zuschlag kommen diejenigen Bewerber in Betracht, deren Angebote tüchtige und rechtzeitige Ausführung gewährleisten und nicht mehr als 7,5 unter dem festgesetzten angemessenen Preis bleiben". Bezüglich der Zuziehung von Sachverständigen wurde folgender Antrag Liesching einstimmig angenommen: „Bei der Aufstellung von allgemeinen Bedingungen, Preisberechnungen und Preisverzeichnissen für regelmäßig vorkommende handwerksmäßige Arbeiten und Lieferungen, einschließlich der Unterhaltungsarbeiten, sind Sachverständige aus dem Handwerk beizuziehen. Bei deren Aufstellung sind die Handwerkskammern zu hören". Außerdem wurde ein Antrag des Berichterstatters, wonach bei Abnahme von handwerksmäßiger Arbeit in geeigneten Fällen Sachverständige vom Handwerk zugezogen werden können, mit zehn gegen zwei Stimmen und einer Enthaltung angenommen.
Stuttgart, 31. Okt. Die Polizeidebatte und das Rücktrittsgesuch des Polizeidirektors Dr. Bittinger beschäftigten die bürgerlichen Kollegien in ihrer gestrigen Sitzung. Nach längerer Debatte wurde ein sozialdemokratischer Antrag abgelehnt, in dem „das ausnahmsweise Vorgehen der Polizeidirektion gegen die sozialdemokratischen Zettelverteiler nicht gebilligt" wird. Ein Antrag auf Revision der Polizeioorschriften betr. das Daktyloskopieren wurde von den Kollegien angenommen.
Eßlingen, 31. Okt. In der Frage derHoch- lage der Bahn durch Eßlingen beschlossen die bürgerlichen Kollegien, zur Ausführung der Hochlage einen Gesamtbetrag von 500 000 Mk. zur Verfügung zu stellen. Die Hochlage wird nunmehr zur Ausführung kommen, wenn der Staat die über den von der Stadt Eßlingen bewilligten Betrag hinausgehenden Mehrkosten übernimmt.
Tübingen. 29. Okt. (Schwurgericht.) Der aus einer elsässischen Erziehungsanstalt hervorgegangene 24 Jahre alte Schuhmach« Karl Kling aus Straßburg hat am 1. Juli in Reutlmgen die Frau seines Arbeitgebers in der Werkstatt überfallen und mit einem Schusterkneipen blindlings auf sie eingestochen, bis sie blutüberströmt und bewußtlos am Boden lag. Durch die Dazwischenkunft eines Knaben wurde Kling an der Vollendung seines Verbrechens: Tötung der Frau und Entwendung der Geldkasse, verhindert und mußte flüchten. Die Frau Votteler erholte sich trotz der 26 Stichwunden wieder und ist gestern als geheilt «schienen. Kling, der nach kurzer Zeit in Straßburg verhaftet werden konnte, ist jetzt des versuchten Mords und des versuchten Raubs schuldig erkannt und zu acht Jahren Zuchthaus und 20 Jahren Ehrverlust verurteilt worden.
Tuttlingen. 30. Okt. Sämtliche Parteien in dem durch den Rücktritt des Abgeordneten Storz erledigten Wahlkreis Tuttlingen müssen sich nach neuen Kandidaten umsehen, weil ihre sämtlichen bei der letzten Hauptwahl aufgestellten Kandidaten in den Landtag gekommen sind. Storz wurde bekanntlich im zweiten Wahlgang durch den Bezirk gewählt. Sein unterlegener Gegner Mattutat von der Sozialdemokratie, sowie seine anderen Gegner Betzn« (Zentr.) und Körn« (B.K.), die sich gleichfalls um das Bezirksmandat bewarben, sind nachher auf dem Wege des Proporzes in den Halbmondsaal eingezogen. Man beginnt deshalb im Bezirk bereits nach neuen Kandidaten Ausschau zu halten. Ueber die Gründe, die Storz zum Rücktritt bewogen haben, verlautet, daß sie auf den Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und der Tuttlinger Stadtverwaltung bezüglich des Baader'schen Planes zur Donauversickerung beruhen. Das wird zwar von anderer Seite bestritten, mit dem ausdrücklichen Hinweis auf den Gesundheitszustand des Rechtsanwalts Storz, aber jedermann weiß, daß dieser noch vor ganz kurzer Zeit beim besten Wohlbefinden in dem Wahlkampf um Gerabronn sich lebhaft und nachdrücklich betätigt hat.
Oberndorf, 30. Oktober. Die Wahl des Stadtschultheißen ist vom Kgl. Oberamt auf Montag den 1. Dezember anberaumt worden. — Stadtschultheiß Sulzmann hat nun wirklich Klage gegen die Stadtgemeinde wegen Bezahlung der Gebühren angestrengt.
Freudenstadt, 31. Okt. Anläßlich der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig fand daselbst auch ein Wetturnen der -Deutschen Studentenschaft statt. An demselben beteiligte sich auch E. Steurer, stuä. meä. hier. Er errang sich im Zwölfkampf den 5., im Sechskampf den 8. Preis, außerdem wurde er noch durch Kränze im Schleuderballwerfen, im Steinstoßen und im Geräteturnen ausgezeichnet. Der hiesige Turnverein ist stolz auf sein Mitglied und ruft ihm ein herzliches „Gut Heil!" zu.
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Leb. Neuenbürg, 31. Okt. Bezüglich der gewünschten normalspurigen Nebenbahn Neuenbürg-Marxzell (15,7 Kilometer lang, wovon 9.4 Kilometer in Württemberg liegen) hat das Komitee einen jährlichen Betriebsüberschuß von 43 300 Mk. angenommen, wogegen die Generaldirektion nur einen solchen von 13 000 Mk. berechnet. Keine der Berechnungen wird stimmen. Die Bahn wird vielmehr zu einer der besten unseres Landes gezählt werden können, denn sie wird für den Fremdenverkehr eine gewaltige Bedeutung erlangen, Hinterland erschließen und für die Holzabfuhr eine wichtige Rolle spielen. Da aber nur „Erwägung" beschlossen wurde, werden wieder Jahre über dem Projekt ins württembergische und badische Land gehen, zumal da die Haltung von Baden zu dem Projekt ohnehin noch nicht bekannt ist.
Calw, 31. Okt. An eine gestrige Sitzung der Amtsversammlung schloß sich die Einweihung des neuerbauten Bezirkskrankenhauses. Die auswärtigen Festgäste wurden um ^12 Uhr auf dem Bahnhof empfangen und zu dem prächtigen Neubau geleitet, wo Regierungsbaumeister Dollinger- Stuttgart als Erbauer des Hauses dem Vorsitzenden des Bezirksrates den Schlüssel übergab, der ihn
seinerseits dem Krankenhausverwalter einhändigte. In der Vorhalle des Krankenhauses verrichtete der Geistliche ein Gebet. Die Besichtigung der Räume des Neubaus erregte allgemeine Befriedigung. Bei dem Festmahl im Waldhorn wurden mehrere Trinksprüche ausgebracht.
Pforzheim, 31. Oklbr. Schon wieder fehlt hier ein Schulknabe. Seit Samstag ist der 12- jährige Sohn Hans des Möbelpackers Bock, Obere Augasse, von Hause weggelaufen, weil er wegen Schulschwänzens ein böses Gewissen hatte. Bis jetzt ist keine Spur von ihm gefunden. Er ist schmächtig, blond, hat schwarzrole Bluse und desgleichen Hose, hellgraue Mütze und schwarze Strümpfe.
Mittel gegen Erkältungen. Das Spätjahr, noch mehr aber der anhaltende ungesunde Nebel haben Erkältungen zur Folge. Schnupfen und Husten sind an der Tagesordnung und in den meisten Fällen ist eine Anschwellung der Mandeln oder sonst eine Halskrankheit mit verbunden. Empfehlenswert gegen die Folgen der Erkältungen ist das Einnehmen von Honig, welcher, besonders in heißer Milch genommen, heilend wirk:. Leuten, die besonders für Halskraukheiten empfänglich sind, kann nur dringend empfohlen werden, daß sie täglich mehrmals mit Alaun in Wasser aufgelöst oder mit Salzwasssr, welchem ein wenig Essig beigesetzt wird, den Mund ausspülen und gut gurgeln. Die Ansteckungskeime und der Belag, der sich an der Schleimhaut des Halses und am Rachen angesetzt hat, wird dadurch fortgespült. Dieses Mittel wird auch mit Erfolg gegen das Ansehen der Diphtheritis angewandt.
Neuenbürg, 1. Nov. Dem heutigen Schweinemarkt waren 28 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 30—36 bezahlt.
'NorausfichtkitHe Witterung.
Obgleich über dem südwestlichen England ein Tief auf« tritt, wird dasselbe unser Gebiet doch wenig beeinflussen, da es von dem zunehmenden Hoch über Deutschland abgedrängt wird. Bei Morgennebeln steht meist heiteres, trockenes und mildes Wetter bevor.
Eine interessante Beobachtung teilt Herr Professor Heinrich in Rostock in seinem bekannten Werk „Dünger und Düngen" mit. Milchkühe, die vorher nur mit Heu von einer ungedüngten Wiese gefüttert worden waren, gaben täglich pro Kopf nahezu 1 KZ Milch mehr, nachdem sie Heu von einer ganz gleichen aber mit Thomasmehl und Kaimt gedüngten Wiese erhielten. Ein Beweis, daß durch die Düngung der Futterwert des Heues wesentlich verbessert wird.
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Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me eh, für das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg
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