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^ 168.

Reue» bürg, Dienstag den 21. Oktober 1913.

71. Iakraana.

RunSlchau.

Die Einweihung des Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig.

Bei herrlichem, sonnigen Herbstwetter und in Gegenwart des Kaisers, aller deutschen Bundes­fürsten und der Vertreter der Hansastädte, sowie in Gegenwart des österreichischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand, des Großfürsten Kyrill von Ruß­land, des Prinzen Wilhelm von Schweden, des Reichskanzlers und der Vertreter der Reichs- und Staatsbehörden, der Vertreter des Heeres und der Flotte, der Vertreter der Stadt Leipzig fand unter Leitung des Deutschen Patriotenbundes in ebenso glänzender als feierlicher Weise die Einweihung des gewaltigen Völkerschlachtdenkmales am 18. Oktober in Leipzig statt. Das Denkmal ist genau aus der Stelle im Osten von Leipzig er­richtet. wo der Kaiser Napoleon am 18. Oktober 1813 als der Geschlagene seinen Rückzug antreten mußte. Riesig war die Beteiligung an der Denkmalsfeier von der Bevölkerung der Stadt Leipzig und den Patrioten aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes. Gewaltig wirkte der schon von früh 8 Uhr beginnende Anmarsch der Vereine, die ihre Aufstellung vor dem Völkerschlachtdenkmale nahmen. Ein herrliches Bild gewährten aber die Deputationen der deutschen und deutsch-österreichischen Studentenschaft, die in nicht enden wollenden Zügen heranmarschierten und auf den beiden untersten weiten Rund- und Zugängen vor dem Denkmale und dann auch auf den breiten und hohen Treppenstufen des Denkmales bis hinauf zum Eingänge in das Innere des Denkmales Auf­stellung nahmen. Die Vertreter der ganzen deutschen Studentenschaft in dieser Aufstellung mit mehr als zweitausend Fahnen zu sehen, war ein Bild von geradezu hinreißender Schönheit und Weihe. Ueber den Reihen der Studenten standen wie Wälle in großen Rundbögen und in dichten breiten Doppel­reihen der größte Teil der übrigen Teilnehmer an der Denkmalseinweihung und unmittelbar auf dem breiten Raume vor dem Denkmale hatte der Patrioten­bund und die zur eigentlichen Feier geladenen Herrschaften Aufstellung genommen. Schon von halb elf Uhr ab fuhren die deutschen Bundesfürsten und die Vertreter der Freien Städte vor dem Denk­male unter brausendem Jubel der Bevölkerung der Stadt Leipzig zum Denkmal, wo sie in einem Zelte Aufstellung nahmen. Etwa Vi12 Uhr fuhren der Kaiser und der König von Sachsen in sechsspännigem Hofwagen, umgeben von einem glänzenden Gefolge und einer doppelten Eskorte von Ulanen, unter un­beschreiblichem Jubel der Bevölkerung Leipzigs und ungezählter fremder Zuschauer nach dem Denkmale. Als der Kaiser an der Seite des Königs von Sachsen und begleitet von den übrigen Bundes fürsten und den Vertretern der Freien Städte von dem Kaiser­zelte durch die spalierbildenden Reihen der Studenten nach dem Denkmale schritt, erklangen die ergreifenden Weisen und Posaunenklänge des Gralsrittermarsches. Als dann der Kaiser und die Bundesfürsten unter einem Baldachin Aufstellung genommen hatten und von dem Vorstände des Deutschen Patriotenbundes begrüßt worden waren, sang zur Einweihung der Denkmalsweihe der Leipziger Männerchor unter Be­teiligung aller Anwesenden das Niederländische Danklied:Wir treten mit Beten vor Gott den Gerechten". Dann hielt Hofrat Clemens Thiele, der eigentliche Urheber und unermüd­liche Förderer des Denkmalbaues die von hoher patriotischer Begeisterung getragene Weiherede. Im Schlußteile der Rede verbreitete sich Hofrat Thiele über die Bedeutung der Kolossalfiguren am Denkmal und endete mit Versicherungen steter Treue des deutschen Volkes gegenüber dem angestammten Fürstenhause, dem Kaiser und dem Reich.Dazu verhelfe uns Gott, der mit unseren Vätern war,!

Amen." Dies waren die Schlußworte der sichtlich tiefen Eindruck auf die Festversammlung machenden Rede. Nach der Weiherede verlas König Friedrich August eine Ansprache, in welcher er an die patrio­tischen Ausführungen des Festredners anknüpfte, das Völkerschlachtdenkmal als ein Zeichen deutscher Kraft und Einigkeit charakterisierte und der nach langem Ringen hergestellten deutschen Einheit gedachte, dem Wunsche Ausdruck verleihend, daß das Denkmal noch den spätesten Geschlechtern Kunde von dem 18. Oktober 1913 geben möge. Es folgte nun die Ankunft der Eilbotenläufer auf dem Festplatze nach, die den versammelten Monarchen Kundgebungen der Teilnahme aus allen Gauen des Reiches an diesem Weihetage überbrachten. Geführt von Geheim­rat Thieme unternahmen jetzt der Kaiser und die Fürstlichkeiten eine Besichtigung des Innern des Denkmales, worauf feierlicher Gesang durch die Halle des Denkmalbaues hallte. Vom Völkerschlacht- denkmale begab sich der Kaiser mit den Fürstlich­keiten zum Schwarzenberg-Denkmal bei Neus- dvrf, wo sie der österreichischerseits zum Gedenken der in der Völkerschlacht gefallenen österreichischen Krieger beiwohnten. Nach Beendigung dieser Feier verfügten sich der Kaiser, die Fürstlichkeiten und die anderen Festteilnehmer zu der neuen russischen Gedächtniskirche und wohnten daselbst einem Tedeum bei. Es folgte Frühstück im Neuen Rathause für die Festteilnehmer nach, wobei jedoch keine Reden gehalten wurden. An das Frühstück schloß sich eine Besichtigung des imponierenden Neuen Rathauses durch die Fürstlichkeiten an. Um 6 Uhr abends war Königliche Tafel im Gewandhause. Im Ver- laufe des Festmahles brachte König Friedrich August einen Trinkspruch auf den Kaiser, die Fürstlichkeiten und die sonstigen Festgäste aus, in dem Trinkspruche nochmals des blutigen Ringens auf Leipzigs Fluren und seiner Bedeutung für Deutschland gedenkend. Von der Tafel im Gewandhause begab sich der Kaiser nach dem Hauptbahnhofe, von wo er kurz nach 8 Uhr abends nach Potsdam abreiste. Die übrigen Fürstlichkeiten erschienen zu dem von der Leipziger Singakademie in der Alberthalle des Krystall - Palastes veranstalteten Festkonzert und wohnten hierauf der Festvorstellung im Neuen Theater bei. Von dem Balkon des Gebäudes aus nahmen sie hierauf die prächtige Illumination des schönen Augustusplatzes in Augenschein. Auch das ganze übrige Leipzig erstrahlte in festlicher Beleucht- tung. König Friedrich August richtete anläßlich der Jahrhundertfeier der Völkerschlacht Telegramme, welche auf dieses bedeutsame Zeitereignis Bezug nahmen, an den Kaiser von Oesterreich, an Zar Nikolaus von Rußland und an König Gustav von Schweden. Die gesamte Feier des 18. Oktober hat in ganz Deutschland lebhaften Widerhall gefunden, und es ist zweifellos, daß der Verlauf dieses erheb­enden nationalen Festtages noch lange im deutschen Volke nachwirken wird.

Berlin, 19. Okt. Die Gruppe Groß-Berlin desJungdeulschlandbundes veranstaltete heute nachmittag zur Erinnerung an die Völker­schlacht bei Leipzig einen großartigen historischen Festzug, der die Erhebung Preußens im Jahre 1913 zur Darstellung brachte. Volksschulen und höhere Schulen marschierten an der Spitze, daran schloß sich der historische Zug. Ganz besonderes Interesse erregte der vom Kaiser zur Verfügung gestellte Reisewagen der Königin Luise und ihr Hochzeits- wagen, ferner der Festwagen mit der Germania und Bismarck. Die Massen, die man auf 25 000 Köpfe schätzt, zogen nach dem Tempelhofer Feld. Bei Einbruch der Dunkelheit loderten von hohen Holzstößen mächtige Flammen empor. Militärober­pfarrer Goens hielt die Festrede. Dann spielte die Musik:Nun danket alle Gott". Hierauf hielt Generalfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz eine kurze Ansprache und brachte das Kaiserhoch aus.

Berlin, 19. Okt. Herzog Albrecht von Württemberg ist hier eingetroffen und hat im königlichen Schloß Wohnung genommen.

Mitten hinein in die Festesfreude des 18. Oktober ist leider eine trübe Kunde erklungen, jene von der Vernichtung des Marineluftschiffes L. 2" und dem hierdurch herbeigeführten Tode seiner gesamten Insassen. Die grausige Katastrophe desL. 2" hat überall in deutschen Landen und auch im Auslande die schmerzlichste Teilnahme aus­gelöst, doch wird das Gedenken all' der braven Männer, die hierbei, getreu ihrer Pflicht, ihren Untergang gefunden haben, gewiß nimmer verlöschen!

Leipzig, 20. Okt. Wie sich jetzt herausstellt, sind bei einem Zusammenstoß zwischen einem Straßen­bahnwagen und einem Tierwagen des Zirkus Barnum 8 Löwen entsprungen, die sämtlich erschossen wurden. Menschen wurden nicht verletzt.

Vom Balkan her ist es gegenwärtig etwas ruhig; wir haben da immer noch den schwebenden Zustand voller Ungewißheit. Umsomehr hat der alte revolutionäre Herd Mexiko in den letzten Tagen von sich reden gemacht. General Huerta, der in letzter Zeit das Heft in Händen hielt, der aber den Vereinigten Staaten nicht genehm war und gezwungenermaßen das Versprechen gegeben halte, bei der bevorstehenden Präsidentschaftswahl nicht zu kandidieren, hat mit einem Gewaltstreich nochmals di« ganze Macht an sich gerissen. Nachdem ein Senator, der Huerta in einer Senatssitzung ange­griffen hatte, kurzerhand verhaftet wurden war und seither einfach verschwunden ist, d. h. einfach ermordet wurde, ließ Huerta in der Depuliertenkammer, die eine Untersuchung dieser gemeinen Mordtat verlangte, über 100 oppositionelle Abgeordnete von der Sitzung weg -verhaften, und gegen den Senat ist eine ähnliche Maßregel zu befürchten. Daß unter solchen Um­ständen im Lande die Ruhe wiederkehren wird, ist natürlich ausgeschlossen, und das Ende wird eben ein gewaltsames Eingreifen der Vereinigten Staaten sein. Wegen der fortdauernd kritischen Lage in Mexiko will auch die deutsche Regierung Kriegs­schiffe in die mexikanischen Gewässer entsenden. Es sollen hierzu die im ostatlantischen Ozean befind­lichen KreuzerVineta" undHertha" ausersehen sein.

New - Aork. 20. Okt. Nach einem Telegramm aus Meridian in Texas ist ein Zug, in dem sich eine Artillerieabteilung befand, auf der Fahrt nach Meridian infolge Einsturzes einer Holzbrücke in die Tiefe gestürzt. 20 Soldaten sind getötet und etwa 100 verwundet worden.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Okt. (Neue Fünfzig- und Hundertmarkscheine.) Bevor über die Ab­änderung der jetzt im Verkehr befindlichen Hundert­markscheine endgültige Bestimmungen zu erwarten sind, wird die Herausgabe neuer Fünfzigmarkscheine bei den zuständigen Instanzen bewirkt werden. Die neuen Fünfzigmarkscheine sollen so gestaltet werden, daß sie sowohl in künstlerischer wie in praktischer Beziehung allen Ansprüchen genügen. Auch für die neuen Hundertmarkscheine sind die Entwürfe bereits eingegangen, die auf Veranlassung der Reichsbehörde von Künstlern gefertigt wurden. Daß die neuen Hundertmarkscheine das kleinere Format des alten Scheins erhalten sollen, ist bekannt und ebenso, daß alle Wünsche, die hervorgetreten sind, nach Möglichkeit Berücksichtigung finden werden. Bevor über die neuen Scheine eine Entschließung getroffen und bevor dann ihre technische Herstellung, die recht lange Zeit in Anspruch nimmt, beendet ist. wird jedenfalls noch längere Zeit vergehen.

Stuttgart, 17. Okt. Die große Frühjahrs­gartenbau-Ausstellung hat. wie jetzt feststeht, erfreulicherweise nicht mit einem Defizit abgeschlossen, vielmehr kann mit einem wenn auch kleinen Ueber-