eilten im Laufschritt nach der etwa 700 Meter entfernten Unfallstelle. Hier waren schon Mannschaften einer in der Nähe übenden Pionierabteilung ein- getrofsen. Mit diesen zusammen wurden die Bergungsarbeiten sofort ausgenommen. Aerztliches Personal war sofort zur Stelle. Nach kurzer Zeit erschienen auch die Johannistaler Feuerwehr und mehrere Krankenautomobile der A. E.-G. Die Unfallstelle wurde sofort militärisch abgesperrt und bewacht. Aus den bisherigen Beobachtungen ergibt sich zunächst, daß die Ursache des Unfalles in einer Entzündung zu suchen ist. die nicht im Innern des Luftschiffes, sondern in oder über der vorderen Motorengondel entstand.
München. 17. Oltbr. Graf Zeppelin traf heute mittag 12 Uhr von Friedrichshafen in München ein. Er erhielt zufällig im Hauptbahnhof die erste Nachricht von dem Unglück des Marineluflschiffes L. 2 und setzte daraufhin seine Reise nicht nach Leipzig zur Jahrhundertfeier fort, sondern ist um s/il Uhr sofort mit dem Lindauer Schnellzug nach Friedrichshafen zurückgefahren.
Friedrichshafen, 17. Okt. Bei der Luftschiffkatastrophe in Johannistal sind vom Luftschiffbau drei Angestellte getötet worden: der 38 Jahre alte Luftschiffkapitän Gluud, der 29 Jahre alte Monteur Bauer von Untersielmingen und der 28 Jahre alte Monteur Hohenstein. Gluud und Bauer waren verheiratet und wohnten hier, Hohenstein war ledig. Ferner weilt vom Luftschiffbau der 26 Jahre alte, verheiratete Ingenieur Schüle in Berlin, der aber nicht mit dem Luftschiff aufgeftiegen und so dem Tode entronnen zu sein scheint. — Die Zerstörung von „L. 2" ist das neunte schwere Unglück, das Zeppelinschiffe betroffen hat. Im Aug. 1908 wurde der erste Zeppelinkceuzer durch Feuer bei Echterdingen vernichtet. Der Militärballon „Z. 2" ging im April 1910 am Mebersberg bei Weilburg zu Grunde, nachdem ihn der Sturm von seinem Limburger Ankerplatz gerissen hatte. Im Juni 1910 ging das Z.'Schiff „Deutschland" im Teutoburger Wald zu Grunde und im September desselben Jahres verbrannte „LZ. 6" in der Halle Baden-Oos. „Ersatz Deutschland" wurde im Mai 1911, als sie bei Sturm aus der Halle in Baden-Oos gebracht wurde, in drei Teile zerrissen. Auch die „Schwaben" ging dort im Juni 1912 in Baden Oos durch Feuer zu Grunde. Im Juni 1912 richtete eine Gasentzündung beim Entleeren der letzten Gaszelle des „Z. 3" erheblichen Schaden an. Anfang des Jahres 1913 erlitt das in Köln stationierte Militär- Zeppelinschiff dadurch Beschädigungen, daß es gegen einen Schornstein getrieben wurde. Am 18. März 1913 wurde „L.Z. 15" in Karlsruhe zerstört, am 9. Sept. das Marineluftschiff „L. 1" bei Helgoland, und jetzt folgt dieses neue schwere Unglück, das den Ersatz des „L. 1" vernichtete.
Württemberg.
Stuttgart, 17. Okt. Der Generalinspekteur Herzog Albrecht von Württemberg, der Kriegsminister v. Marchtaler und der kommandierende General v. Fab eck haben sich heute früh zur Teilnahme an den Feierlichkeiten bei der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals nach Leipzig begeben. Der Herzog wird von Leipzig nach Berlin reisen, um sich am 20. Oktober beim Kaiser als Generalinspekteur zu melden.
Ebersbach a. d. Fils, 17. Oktober. Die Schultheißenwahl, bei der Stadtschultheißenamtssekretär Reichert von Nürtingen gewählt wurde, wurde von der Kreisregierung für ungültig erklärt.
Friedrichshafen, 16. Okt. Gestern ist die 85 Jahre alte Landgerichtspräsidentenwitwe Frau Marie v. Stein in jugendlicher Begeisterung mit der „Viktoria Luise" in Frankfurt zu einer Passagierfahrt aufgestiegen. Graf Zeppelin hat an die Dame, die voll Entzücken auf die schöne Fahrt zurückblickt, ein herzliches Telegramm gerichtet, in dem er sie als die älteste Zeppelinpassagierin freudig begrüßte.
klus StaSl» Bezirk unS Umgebung.
Die Leipziger Völkerschlacht.
Der Korse meinte, ihm gehöre die Welt,
Man sollte tanzen, wie's ihm gefällt.
Auf Erden wollt' er gebieten allein
Und glaubte voll Wahnwitz, Gott selber zu sein.
Doch Preußens Blüte die Knospe sprengt.
Ein jeder zur Lanze, zum Schwert sich drängt. Es dröhnte das Hurra durch Mark und Bein, Die Schar Alexanders stimmt mächtig mit ein.
Der Kronprinz von Schweden kam über das Meer Mit Gustav Adolfs reisigem Heer;
Der Kaiser Franz war auch dabei.
Zu brechen endlich die Tyrannei.
Ob weit die Menge der Feinde sich dehnt.
Ob weit der Rachen der Hölle gähnt.
Die blanken Schwerter in tapferer Hand Gehl's vorwärts für König und Vaterland.
Der Strom des Feindes zum Durchbruch schwillt- Aus lausend Schlünden der Donner brüllt,
Die Kugeln werden wie Hagel gesät.
Nach Oft und nach West sich Napoleon dreht.
Friedrich Wilhelm und Alexander winkt.
Und Schwedens Kronprinz den Degen schwingt.
Und Aorck und Blücher mit Sturmesmacht Beginnen die blutige Völkerschlacht.
Und als der dritte Tag sich neigt.
Des Feindes trotziger Donner schweigt.
Mit Zinsen bezahlte der rächende Blitz Die Schulden von Jena und Austerlitz.
Das war die Leipziger Völkerschlacht.
Die hat zertrümmert Napoleons Macht.
Vor hundert Jahren ist sie geschehn,
Ihr Ruhm wird immer und ewig bestehn. N.
ch Neuenbürg, 18. Oktober. 1813—1913! Landauf, landab in deutschen Gauen wird das Gedächtnis an die Heldenzeit vor 100 Jahren festlich begangen. Vor allem die Erinnerung an die gigantische Völkerschlacht bei Leipzig, da im blutigen Ringen der Völker die Weltgeschichte und die Knechtschaft Europas sich wandte, treibt zu festlichem Jubel in Dank gegen Gott, in Liebe zum Vaterland. — Im Reigen der patriotischen Feiern darf und will auch unser Eoang. Jünglingsverein nicht fehlen. Am morgigen Sonntag den 19. Oktober, abends */s8 Uhr wird eine größere Jahrhundertfeier in dem oberen zu diesem Zweck doppelt vergrößerten Saal des Eoang. Gemeindehauses ftattfinden. In festlichen Ansprachen (Redner: u. a. Hr. Dekan Uhl), in begeisternden Darbietungen deklamatorischer, dramatischer, musikalischer und gesanglicher Art, (darunter Tenorsolo, Klavier mit Violinen) wird Deutschlands großer Zeit und Heldenschlacht gedacht werden. Zu dieser von unserem Jünglingen mit erfreulichem, patriotischem Eifer in Uebsrwindung von mancherlei Mühen vorbereiteten Feier ergeht hiemit herzliche Einladung an alle Vaterlanosfreunde. Männer und Frauen von Neuenbürg und Waldrennach. Der Eoang. Jünglingsverein freut sich, mit dieser festlichen Veranstaltung der Gemeinde einen würdigen Abschluß des einzigartigen Festtags bieten zu können und ruft allen seinen Festgästen am Sonntag, abends */-8 Uhr jetzt schon ein freudiges Willkommen zu.
Eingesendet. An unsere deutschgesinnten Mitbürgerinnen von Neuenbürg. Ist es bei dieser großen deutschen Nationalisier nicht am Platze, daß wit uns an der Feier, dem Bankett, in großer Zahl beteiligen? Wir hoffen, daß dieser Ruf nicht unge- hört verhallt! Mehrere patriotisch gesinnte Frauen.
Eisenbahnsache. Anläßlich der Kirchweihe verkehren am Sonntag den 19. Oktober auf der Enztalbahn folgende Sonderzüge:
1. Zug Nr. 993 Pforzheim —Wildbad:
Pforzheim .... ab 2.16 nachm. Neuenbürg Hauptbhf. „ 2.37 „
Neuenbürg Stadtbhf. „ 2.43 „
Wildbad .... an 3.15 „
2. Zug Nr. 988 Wildbad —Pforzheim:
Wildbad .... ab 5.40 nachm. Neuenbürg Stadtbhf. „ 6.02 „
Neuenbürg Hauptbhf. „ 6.07 „
Pforzheim .... an 6.27 „
3. Zug Nr. 3866 Neuenbürg — Pforzheim: Neuenbürg Hauptbhf. ab 8.29 abends Pforzheim .... an 8.50 „
mit Halt auf sämtlichen Unterwegsstationen.
Neuenbürg, 17. Okt. Wir hören von einem Unfall, von dem Gemeinderat K. Eilbert sen. von Herrenalb betroffen wurde. Als derselbe gestern abend auf der Straße von hier nach Herrenalb fuhr, begegnete dem Wagen ein Gefährt, das nicht beleuchtet gewesen sei. So erfolgte ein Zusammenstoß; Eilbert sei durch die Deichsel des entgegenkommenden Wagens aus seinem Gefährt geworfen worden und habe dabei Verletzungen erlitten. Näheres darüber wird vielleicht noch berichtet.
Beinberg, 18. Oktbr. Heute früh kurz vor 8 Uhr brach in der Brennerei des Gasthauses zum ' „Rößle", Besitzer Adam Rentschler, Feuer aus.
dem der Dachstuhl zum Opfer fiel. Der Brand» schade n beträgt 2—3000
Leiste Nachrichten u» TelsgramML
Leipzig, 17. Okt. Der König von Wärt- temberg ist heute abend um 7.56 Uhr hier ein- getroffen und vom Kronprinzen empfangen- worden.
Berlin, 17. Okt. Aus Anlaß des Unglücks des Marineluftschiffes „L. 2" sind bei dem Reichsmarineamt folgende Telegramme des Kaisers und der Kaiserin eingelaufen: „Bonn. Wieder hat ein schwerer Schicksalsschlag meine Marine getroffen. Das Luftschiff „L. 2" ist einer Explosion zum Opfer gefallen und fast 30 brave Männer, darunter die berufensten Förderer der neuen. Waffe, haben dabei ihr Leben lassen müssen. Ihr Tod im Dienste des Vaterlandes sichert ihnen bei mir und dem ganzen deutschen Volke ein ehrendes Gedenken. Ihre Angehörigen sind unseres allerherzlichsten Beleids gewiß. Aber die Trauer über das Geschehene wird, davon bin ich überzeugt, nur zu erneuten Anstrengungen anspornen, die so wichtige Luftschiffwaffe zu einem zuverlässigen Kriegsmaterial zu entwickeln. Wilhelm I. U." — „Neues Palais bei Potsdam. Bin erschüttert von dem erneuten Unglück, das unsere Marine durch den Unfall des Marineluflschiffes „L. 2" erlitten hat. Gott tröste die armen Hinterbliebenen. Würde ihnen dankbar sein für nähere Nachrichten. Viktoria."
Berlin, 17. Okt. Der Reichskanzler hat an den Großadmiral v. Tirpitz folgendes Telegramm gerichtet: Tief erschüttert durch die Nachricht von dem Verlust des L. 2 spreche ich Ew. Exzellenz und der Kaiserlichen Marine meine herzlichste Teilnahme aus. Ew. Exzellenz bitte ich zugleich auch den Hinterbliebenen der Besatzung, die im Dienste des Reiches einen ehrenvollen Soldatentod fand, den Ausdruck meines Beileids übermitteln zu wollen.
Berlin, 17. Oktbr. Der Flieger Hirth, der Augenzeuge der Katastrophe des L, 2 war, erzählte dem Mitarbeiter des „Lokalanzeigers", daß zuerst die vordere Gondel Feuer fing und dann die Flammen sich blitzschnell über das Luftschiff verbreiteten. Drei kurz aufeinanderfolgende Explosionen hätten das Vernichtungswerk vollendet. Die Toten des L. 2 sind in der Marineluftschiffhalle aufgebahrt. Auf die Nachricht von der Katastrophe war Prinz Adalbert mit seinem Adjutanten sofort nach der Unglücksstelle geeilt. Die Unglücksstelle wird von Tausenden von Menschen umlagert. Die Frau eines bei der Katastrophe verunglückten Oberingenieurs erlitt, als sie sich auf dem Weg zur Unglücksftätte befand, einen Unfall dadurch, daß der Vergaser des Automobils in Brand geriet und eine Explosion erfolgte. In ihrer Aufregung sprang die Frau noch während der Fahrt aus dem Wagen heraus, kam jedoch mit leichteren Verletzungen davon.
Wien, 17. Okt. Die Blätter drücken in herzlichen Worten den aufrichtigen Schmerz und das innige Mitgefühl ganz Oesterreichs an dem Unfall des L. 2 aus. Die allgemeine Teilnahme wende sich ganz besonders dem Grafen Zeppelin zu, dem durch alle bisherigen Widerwärtigkeiten in seiner Willens- und Arbeitskraft ungebeugten Erfinder und Erbauer der nach ihm benannten Luftschiffe. Die Blätter sprechen die Ueberzeugung aus, daß diese Katastrophe wie alle bis jetzt mit Gut und Blut so teuer erkauften Erfahrungen die Eroberung der Luft und den Siegeszug der Luftschiffahrt nicht aufhalten können.
Paris, 17. Oktbr. Präsident Poincar6 hat an den deutschen Kaiser folgendes Telegramm gesandt: „Ich erfahre von dem schmerzlichen Unglück, das dem Marineluftschiff „L. 2" widerfahren ist, und von den schrecklichen Folgen desselben. Ich bitte Ew. Majestät, an mein tiefes Mitgefühl mit den Familien der unglücklichen Opfer zu glauben" und erneuere Ew. Majestät die Versicherung meiner Hochachtung. (Gez.): Poincarö".
Hamburg, 17. Okt. Bei der heutigen Reichstagsersatzwahl für den verstorbenen Abgeordneten Bebel erhielten: Rechtsanwalt Karl Petersen (Fortschritt!. Volksp.) 4737 Stimmen, Hauptpastor Dr. v. Rose (natl.) 2421 Stimmen, Landrichter Dr. Koch (kons.) 964 Stimmen, Arnholdt (deutschsozial) 225 Stimmen, Redakteur Otto Stollen (Soz.) 17 533 Stimmen. Zersplittert waren 143 Stimmen. Redakteur Stollen ist somit gewählt.
WM" Anläßlich der Kirchweihe erscheint die nächste Nummer ds. Blattes am Dienstag den 21. Oktober.
Kiezu zweites und drittes Matt.