Zweites
Zweites
Blatt.
Der Lnztäler.
Blatt.
^ 166.
Neuenbürg, Freitag den 17. Oktober 1913.
71. Jahrgang.
RunSschau.
Die Feier des 18. Oktobers.
Für die Einweihung des Völkerschlacht« denkmals in Leipzig am 18. Oktober wird vom Dresdener Hofmarschallamt folgendes Programm veröffentlicht: 10.15 Uhr vormittags Ankunft des Kaisers auf dem Hauptbahnhof Leipzig, Begrüßung durch den König von Sachsen und großer militärischer Empfang. 10.55 Uhr Fahrt des Kaisers mit dem König nach dem Denkmal. 11.55 Uhr Versammlung sämtlicher an der Feier teilnehmender Fürstlichkeiten und Vertreter der Hansestädte im Fürstenzelt am Eingang zum Denkmal, daselbst Empfang durch die Prinzen des Königlichen Hauses. 11.50 Uhr Einweihungsfeier: 1. Gemeinsamer Gesang, 3. Weiherede durch Kammerrat Klemens Thieme, 3. gemeinsamer Gesang: „Nun danket alle Gott". 4. Ankunft der Eilboten. 5. Besichtigung des Denkmals im Innern durch die Fürstlichkeiten. 13.45 Uhr Abfahrt vom Denkmal , zur Feier am Schwarzenberg-Denkmal im Park von Meußdorf,
1.15 Uhr Abfahrt zur russischen Gedächtniskirche, 1.30 Uhr Tedeum in der Gedächtniskirche. 3 Uhr Abfahrt von dort nach dem neuen Rathaus und Frühstück daselbst. 8.10 Uhr Abreise des Kaisers.
8.15 Uhr begeben sich die anwesenden Fürstlichkeiten mit Begleitung zur Aufführung des Oratoriums „Aus Deutschlands großer Zeit" von Seyffardt- Stuttgart und von dort um 9 Uhr nach dem Neuen Theater zur Besichtigung der Illumination des Augustusplatzes.
Die Eilbotenläufe zur Einweihung des Völkerschlachtdenkmals enden am 18. Oktober gegen 8 Uhr morgens in der Nähe des Denkmals. Hier werden die Vorkehrungen für den Endlauf getroffen. Kreisturnwart Bolze-Frankfurt a. M. als amtlich bestellter Oberleiter wird selbst anwesend sein. Neun Turner laufen in angemessenem Laufe mit den Urkunden, nachdem der Choral: „Nun danket alle Gott", gesungen, die Stufen des Denkmals hinauf und übergeben die Köcher mit Urkunden dem Deutschen Kaiser und dem König von Sachsen. — Zur Weihe des Völkerschlachtdenkmals werden auch 850 Eisenbahnzugführer aus allen Gauen Deutschlands als Delegierte des Deutschen Eisenbahn- Zugführer-Verbandes an der Feier teilnehmen.
Der Ertrag der Zigarettensteuer im Jahr 1913. Der Steuerwert der verkauften Zigarettensteuerzeichen und Zigarettensteuervordrucke bezifferte sich im Rechnungsjahr 1913 auf 40.3
Aurn 18. Oktober 1913.
War das nicht eine große Zeit,
Als einst vor hundert Jahren Gerüstet haben sich zum Streit Völker in großen Scharen?
Voran die Preußen, das war gut,
Die Stirn Napoleon bieten Und einzusetzen Gut und Blut Für den ersehnten Frieden.
Lang genug sie waren ja schon Geknechtet und verachtet Vom stolzen Korsen Napoleon,
Der nur nach Ruhm getrachtet.
Zum Freiheitskampf! so hieß es jetzt: Auf, auf, ihr Preußen, alle!
Der Mut ist da. das Schwert gewetzt, Wir hoffen — ihm zum Falle.
Und die Begeisterung war groß In weiten deutschen Gauen,
Doch nicht allein bei Männern bloß,
Bei Mädchen auch und Frauen.
Es wollt' dem lieben Vaterland Jedes ein Opfer bringen.
Vom hohen wie vom nieder» Stand. — So mußt' das Werk gelingen.
Mit Preußen war sodann im Bund Rußland, Oeft'reich, Schweden;
Millionen Mark gegen 33,8 Millionen Mark im Vorjahr. Von dieser Summe entfällt, wie wir der amtlichen Statistik entnehmen, die runde Hälfte, nämlich rund 30,1 Millionen Mk> auf die billigsten Zigarettensorten, die im Kleinverkaufspreis bis zu 3*/r Pfg. kosteten. Nicht ganz die andere Hälfte, nämlich rund 18,1 Mill. Mk., entfällt auf Zigaretten, die 3Vr bis 5 Pfg. kosteten. Zigaretten, die über
5 bis 7 Pfg. kosteten, erbrachten rund 984 000 Mk. Steuer, während Zigaretten, deren Preis 7 Pfg. überstieg, rund 959 000 Mk. an Steuer eintrugen.
Im Dorfe Dormowo, Kreis Meseritz. Provinz Posen, feiert die dort am 15. Okt. 1793 geborene Frau Hedwig Stawa ihren 120. Geburtstag. Diese älteste Frau Deutschlands ist noch erstaunlich rüstig. Sie flickt und stopft beispielsweise noch, ohne eine Brille zu benutzen. Die Greisin, deren Alter amtlich bestätigt ist, war 2 mal verheiratet und hatte auch Kinder, die alle aber längst tot sind.
Aus der Pfalz, 12. Okt. Die kleinern und Mittlern Winzer haben den Herbst der Hauptsache nach eingebracht, während die Großweingutsbesitzer erst mit der Lese begonnen haben. Dadurch, daß man die Trauben länger am Stock hängen ließ, haben diese an Zuckergehalt bedeutend gewonnen. Während vor acht Tagen das höchste Mostgewicht 95° betrug, betrug es gestern 110° nach Oechsle. Das Herbstgeschäft gestaltete sich in den letzten Tagen recht lebhaft, und die Preise haben eine stark nach oben hinzielende Richtung eingeschlagen. So wurden zuletzt an der Oberhardt die 40 Liter eingestampfte Trauben zu 12,50—14 Mk., die 1000 Liter neuer Wein zu 375—450 Mk., in der Neustadter und Dürkheimer Gegend zu 16—19 Mk. bezw. zu 500 bis 600 Mk. gehandelt. Neue Rotweine, die recht gut in Frage standen, wurden in Landau. Edenkoben, Gründstadt, Neustadt, Dürkheim und Deidesheim zu 380—540 Mk. die 1000 Liter abgesetzt.
London, 16. Okt. Amtlich wird mitgeteilt, daß bei einem Eisenbahnunglück in Liverpool
6 Personen getötet worden seien. In der amtlichen Liste der Verletzten, deren Zahl inoffiziell auf 23 angegeben wird, befinden sich die Namen: Jakob Migitls" Hamburg, Otto Assava, Adresse unbekannt, Franz Wolsink-Wyslowitz, Ernst Middelstein- Hamburg und Cyprian Opin-Hamburg.
Orleans, 15. Okt. Ein junger Kaufmann namens Rousseau, der vor einigen Tagen zur Ableistung der 3jährigen Dienstzeit eingezogen wurde, hat aus Verzweiflung darüber seine Frau, sein Kind und dann sich selbst getötet.
Sie alle halten ihren Grund,
Mit ihm ein Wort zu reden.
So war der große Freiheitskrieg Nun endlich losgebrochen;
Schwankt auch bald hin, bald her der Sieg — Die Schmach war doch gerochen.
Großbeeren, Kulm und Nollendorf Eröffnten den Reigen.
Ja, das war gleich ein guter Wurf,
Der mußt' Napoleon zeigen.
Daß er mit einem andern Heer Als früher mußte kämpfen.
Daß die Bravour und Mut nicht mehr So einfach war zu dämpfen.
Den besten Schlag, den führte aus Der alte Vater Blücher.
Am Katzbach war's — ein harter Strauß — Doch Schlesien war jetzt sicher.
Geschlagen war nun Macdonald,
Franzosen mußten fliehen.
Napoleon mußte darauf bald Sein Heer zusammenziehen.
So kam's zur großen Völkerschlacht Auf Leipzigs weiten Fluren.
Gebrochen ward Napoleons Macht. —
Da sieht man Gottes Spuren.
^ Drei Tage währte dort die Schlacht, i Es war ein furchtbar' Ringen.
Württemberg.
Göppingen, 15. Okt. Die am letzten Sonntag hier gehaltene Herb st wand er Versammlung der Nationalliberalen Partei Württembergs hatte einen solch starken Besuch aufzuweisen, wie er noch selten bei einer Herbstwanderversammlung zu verzeichnen war. Die nachmittags im Apostelsaal gehaltene Hauptversammlung wurde von dem Vorsitzenden der Göppinger Ortsgruppe, Redakteur Kirchner, mit einer Begrüßungsansprache eingeleitet, in der auf die parteipolitisch bewegte Geschichte der Stadt hingewiesen und die Eroberung des Bezirks bei der letzten Landtagswahl durch die Nationalliberale Partei gewürdigt wurde. Der Landesvorsitzende, Reichstagsabgeordneter Rechtsanwalt List, führte in einer längeren Rede aus, daß das zu Ende gehende Jahr rege politische Arbeit, aber auch Erfolge für die Partei im Reich und im Lande gebracht habe. Der Ausgang der Wahl in dem eroberten Bezirk Rottweil sei mit höchster Freude zu begrüßen. Die Volkspartei und ihre Wähler hätten uneigennützigste und tatkräftigste Unterstützung geleistet und die Nationalliberale Partei werde alles daran setzen, um bei der Nachwahl im Bezirk Gerabronn diese Dankesschuld wett zu machen. Was die sozialdemokratische Unterstützung in Rottweil anlange, so sei diese ohne jedes Zutun der Partei erfolgt. In dem Programm sei ausdrücklich festgestellt, daß der neue Abgeordnete nicht eine einzige bindende Verpflichtung gegenüber der Sozialdemokratie eingegangen habe. Die Sozialdemokratie sei lediglich aus Haß gegen das Zentrum und die Rechte für Müller eingetreten. Bei der Kändidatenaufstellung in Stuttgart habe sich die Partei einzig und allein von ihren allen Anschauungen leiten lassen, so wenig wie man der Volkspartei bei der Aufstellung ihres Kandidaten in Gerabronn irgend welche Vorschriften gemacht habe. Daß die Nationalliberale Partei in der grundsätzlichen Bekämpfung der Sozialdemokratie lahmer geworden sei, werde die Wahl in Stuttgart- Amt zeigen. Im zukünftigen Landtag werde die Partei noch eine größere Verantwortung tragen und noch mehr das Zünglein an der Wage bilden, wie seither, sie werde sich aber bei allen Fragen lediglich nur nach dem Parteiprogramm richten. Die Niederlage des Zentrums in Rottweil sei die größte dieser Partei seit vielen Jahren. Der Redner behandelte dann eingehend die in Zusammenhang mit der Rottweiler Wahl aufgeworfene Großblockfrage. Den Großblock halte die Nationalliberale Partei auch für jetzt noch für ein unmögliches Gebilde. Seit 1. Sept.
Kaum Ruhe gab es in der Nacht,
Man mußt' den Feind bezwingen.
Gelungen war das große Werk Durch all' die braven Krieger,
Durch Blücher, Jork und Schwarzenberg Sie blieben endlich Sieger.
D'rum unfern Dank den Helden all'
Heut' noch nach hundert Jahren!
Zu Rettern unsres Vaterlands Sie ausersehen waren.
Sodann auch Dank dem höchsten Gott, Dem großen Schlachtenlenker,
Daß Hilf' gebracht er in der Not — Napoleon g'jagt zum Henker.
Wenn heut am Abend weit und breit Auflodern Feuerzeichen,
Mahnt's uns an eine große Zeit,
Dastehend ohnegleichen.
Und Mahnung soll es auch noch sein Zur Einigkeit und Treue. —
Das große Denkmal dort aus Stein Soll Zeuge sein auf's neue.
Und wenn der Feind uns je bedroht.
Wir halten fest zusammen
Und fürchten nichts, als unfern Gott. —
Dann d'rauf in Gottes Namen!
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