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165.
Reuenbürg, Mittwoch den 15. Oktober 1813.
71. Jahrgang.
RunSichau.
Der Kaiser hat am Montag abend von der Wildparkstation bei Potsdam aus die angekündigte Reise nach Westdeutschland angetreten, wo er in Trier, Gerolstein und Bonn weilen wird. Von letzterer Stadt aus begibt sich der Kaiser nach Leipzig, um daselbst am 18. Oktober der feierlichen Einweihung des Völkerschlachtdenkmales bei Leipzig und der russischen Gedächtniskirche beizuwohnen.
Petersburg, 13. Okt. Kaiser Nikolaus hat den Großfürsten Kyrill Wladimirowitsch zu seinem Vertreter bei der Hundertjahrfeier der Schlacht bei Leipzig ernannt. Zur Teilnahme an der Feier ist eine Abordnung des Kosakenregiments der kaiserlichen Leibwache mit ihrem Kommandeur, General Ponomareff, nach Leipzig abgereist.
In München hat am vergangenen Samstag ein längerer Ministerrat betreffs der wieder ausgerollten bayerischen Königsfrage staltgefunden, kein Ergebnis wird einstweilen geheim gehalten. Ministerpräsident v. Hertling traf am Sonntag beim Prinzregenten Ludwig in dessen augenblicklicher Herbstresidenz Berchtesgaden ein, offenbar, um dem Regenten Vortrag über den stattgesundenen Ministerrat zu halten. Eine offizielle Kundgebung über die Stellung der jetzigen bayerischen Regierung und auch des Prinzregenten Ludwig selber zur Königsfrage gilt als unmittelbar bevorstehend.
Der in Leipzig abgehaltene Vertretertag der Jung-Nationalliberalen ist am Sonntag wieder geschlossen worden. An diesem letzten Tage der genannten Delegiertenversammlung erstattete der erste Vorsitzende der Jung Nationalliberalen, Rechtsanwalt Dr. Kausfmann-Stuttgart, ein ausführliches und gediegenes Referat über die politische Lage im In- und Ausland. Der Vertretertag genehmigte schließlich eine die Hauptforderungen der Jung- Nationalliberalen enthaltende Resolution, sowie eine vom jungliberalen Verein beantragte Resolution zur Welfenfrage. in letzterer Resolution wird ein klarer Verzicht des Prinzen Ernst August von Cumberland auf Hannover vor seiner Thronbesteigung in Braunschweig gefordert.
Am 17. Oktober findet in Leipzig die Einweihung der russischen Gedächtniskirche statt, welche dem Gedenken der in der Leipziger Völkerschlacht gefallenen russischen Krieger errichtet worden ist. Als Vertreter des Zaren Nikolaus wird Großfürst Kyrill von Rußland, umgeben von zahlreichen hohen russischen Militärs und sonstigen russischen Persönlichkeiten, dieser Einweihungsfeier beiwohnen.
Magdeburg, 14. Okt. Unter dem Vorsitz des Oberpräsidenten fand gestern nachmittag eine Sitzung statt, die sich mit dem Unfall beschäftigte, der dadurch entstanden ist, daß ein mit 11000 Zentnern Kleie und Weizen beladener Kahn beim Zusammenstoß mit einem Dampskahn plötzlich sank und sich samt diesem quer vor die Elbbrücke legte, die dadurch in ihrer vollen Breite gesperrt wurde. Es wurden Taucher aus Hamburg bestellt. Außerdem sind Pioniere bereits damit beschäftigt, die Unterspülungen am Ufer wieder auszusüllen.
London, 13. Okt. Prinz Wilhelm von Wied hat nach einer Meldung des „Daily Telegraph" eine längere Unterredung mit seinem Onkel, dem König Carol von Rumänien, gehabt. Der Prinz soll nunmehr entschlossen sein, die Krone des Fürstentums Albanien anzunehmen.
London, 14. Okt. In dem Kohlenbergwerk Universal bei Cardiff ereignete sich heute vormittag. als über 700 Arbeiter im Schachte waren, eine Explosion.
Cardiff. 14. Okt. Nach den neuesten Feststellungen befanden sich zur Zeit der Explosion 931 Bergleute in den Schächten. Bis nachmittags waren 511 gerettet. — Um 3.10 Uhr nachmittags
wütete das Feuer noch. 434 Bergleute fehlten beim Aufruf. Das Feuer befindet sich zwischen den letzteren und dem Schacht. Der Chef der Bergwerksdirektion sagte, daß eine Rettung unmöglich sei, bevor das Feuer gelöscht werde.
Württemberg.
Stuttgart, 14. Oktbr. Die Rekruten der Infanterie und Artillerie rückten heute ein. Von den hiesigen Regimentern waren Empfangskommandos nach dem Hauptbahnhof gestellt. Die zum Straßburger Regiment Ausgehobenen halten sich hier zu sammeln und wurden mit Sonderzug in ihre Garnison befördert.
Stuttgart, 11. Okt. Im Vordergrund des Spielplans des Hoftheaters in der laufenden Woche steht die Feier aus Anlaß der 100 jährigen Wiederkehr der Völkerschlacht bei Leipzig. Zum Gedächtnis an den großen Befreiungskampf geht am 17. und 18. Oktober im großen Hause Kleist's öaktiges Drama „Die Hermannschlach!" in Szene. Diese aus dem glühendsten Patriotismus entstandene Befreiungsdichtung ist wohl wie kaum ein anderes Werk geeignet, als Festaufführung zur Erinnerung an die Völkerschlacht gegeben zu werden. An den gleichen Tagen bringen Schüler des Eberhard- Ludwig-GymnasiumZ „Colberg". historisches Schauspiel in 5 Akten von Paul Heyse, im kleinen Hause zur Darstellung.
Stuttgart, 14. Oktbr. Die gynäkologisch geburtshilfliche Abteilung des Katharinenhospitals, Hegelstraße 2, deren Leitung dem Professor Dr. Bai sch von der Universitätsfrauenklinik in München übertragen wurde, wird am Mittwoch, 15. ds. Mts. vormittags eröffnet und in Betrieb genommen werden. Die Aufnahme von Kranken ist von diesem Tage an jederzeit möglich.
Stuttgart, 12. Oktbr. Der Landesausschuß der Fortschrittlichen Volkspartei Württembergs beschäftigte sich heute in einer außerordentlich zahlreich besuchten Versammlung mit Organisationsfragen. Aus den Beschlüssen ist besonders hervor- zuheben, daß für die Durchführung der Organisation, das ganze Land in fünf Kreise eingeleilt werden soll. Von den Vertretern der einzelnen Reichstagswahlkreise und Bezirke des Landes wurden eingehende Stimmungsberichte erstattet, die erkennen ließen, daß ein energischer Wille zum Arbeiten vorhanden ist und auch schon gute Erfolge erzielt hat.
Feuerbach, 13. Okt. Durch eine Versammlung am Donnerstag abend wurde der Landtagswahlkampf im Bezirk Stuttgart-Amt eingeleitet. Der Kandidat der bürgerlichen Parteien, Stadlpfarrer Lamparter von Stuttgart, sprach ausgezeichnet und machte durch seine von hohem sittlichen Ernste getragenen, von warmem, sozialen Empfinden zeugenden echt liberalen Ausführungen einen vorzüglichen Eindruck. Einige Anfragen von sozialdemokratischer Seite beantwortete der Redner schlagend. Empfohlen wurde die Kandidatur mit eindrucksvollen Worten von einem Vertreter der Volkspartei und dem Vorstand des jungliberalen Vereins. Der Eindruck des Abends war allgemein der, daß es sich um einen ernstlichen Kampf zwischen der liberalen Partei und der Sozialdemokratie handelt.
Tübingen, 10. Okt. Zu den am 27. d. Mts. beginnenden Sitzungen des Schwurgerichts für das 4. Quartal 1913 sind folgende Geschworene aus den Bezirken Neuenbürg und Calw gezogen worden: Karl Blumenthal, Hofphotograph in Wildbad; Friedrich Becky, Graveur und Gemeinderat in Birkenfeld; Michael Rentschler, Gallesbauer und Gemeinderat in Schmieh; Michael Friedrich Kalmbach, Bauer und Gemeindepfleger in Hornberg; Friedrich Gollmer, Seilermeister in Neuenbürg; Hermann Wagner, Gemeinderat in Calw; Jakob Seifried, Bauer in Unterhaugstett; Johannes Keppler, Kronenwirt und Gemeindepfleger in Würzbach; Julius
Dreiß. Privatier in Calw; Hans Ebelin, Fabrikant in Birkenfeld. — Tagesordnung des Schwurgerichts. 1. Wilhelm Fischer, slädt. Vollstreckungskommissär in Tübingen, wegen versuchter Notzucht, Montag. 27. Okt., vorm. 10'/t Uhr; 2. Karl Ludwig Kling, led. Schuhmachergeselle von Straßburg, wegen versuchten Mords und versuchten Raubs; 3. Gottlob Renz, led. Fabrikarbeiter in Ohmenhausen O/A. Reutlingen. Christian Walz, led. Weber von da und Paul Hildenbrand, led. Fräser von da, wegen Meineids bezw. Anstiftung dazu; 5. Gottlob Renz, led. Goldarbeiter von Emmingen, wegen versuchter Notzucht; 6. Maria Barbara Gwinner, Bauers Ehefrau von Oberjesingen O/A. Herrenberg, wegen Meineids; 7. Christian Beißwanger, verh. Krämer und Fabrikarbeiter von Gechingen, wegen betrügerischen Bankerotls; 8. Heinrich Jung, led. Mechaniker von Liebenzell, wegen versuchter Notzucht, Dienstag, 4. Nov, vorm. 9 Uhr.
Degerloch, 14. Okt. Die letzte Nacht brachte uns bei klarem Himmel Frost mit 1 Grad unter Null. Noch um 10 Uhr heute vormittag ist die Temperatur im Schatten erst auf 3 Grad U. Wärme gestiegen.
Gönningen, 14. Oktbr. Die Zerstörung des Kachelofens im Roßbergturm ist nicht von mutwilliger Hand verübt worden, vielmehr stellt sich jetzt heraus, daß die Beschädigungen auf eine ungenügende Untermauerung der Tonplatten zurückzuführen ist.
Stuttgart, 14. Oktober. (Vom Markt.) Dem heutigen Großmarkt waren hauptsächlich Aepfel zugeführt. Preis 14—28 per Pfund. Birnen kosteten 15-30 ausländische Trauben 22—25 Preiselbeeren 32-35 Quitten 25 -s per Pfund.
Kus SlaSt, Bez irk u nS Umgebung.
Zur hundertsten Wiederkehr der Tage der Leipziger Völkerschlacht.
Neuenbürg, 15. Oktober 1913.
Hundert Jahre vollenden sich jetzt an den Tagen des 16. bis 18. Oktober, daß auf den Fluren Leipzigs eine der gewaltigsten Entscheidungsschlachten aller Zeiten geschlagen wurde, die Völkerschlacht, welche Deutschland von der jahrelangen drückender. Fremdherrschaft des ersten Napoleon endlich völlig befreite und weiter in ihren Folgen zum schließlichen Sturze des korsischen Eroberers führte. Die in der Weltgeschichte beispiellos dastehende opferreiche, begeisterte Erhebung des preußischen und deutschen Volkes im Jahre 1813 fand ihren Höhe- und zugleich Schlußpunkt in den mehrtägigen blutigen Kämpfen, welche sich rings um Leipzig zwischen den Heeresmassen der Verbündeten und den Streitkräften Napoleons abspielten und die mit der definitiven Niederlage und Zertrümmerung des französischen Heeres endeten. Nahezu eine halbe Million Streiter waren es, welche sich damals in furchtbar erbittertem Ringen miteinander maßen, denn Napoleon befehligte über 180000 Mann, während das verbündete Heer, nachdem es noch im Verlaufe der Schlacht namhafte Verstärkungen empfangen hatte, zuletzt beinahe 300000 Mann zählte. Repräsentanten der verschiedensten Völker, von den Steppen Russisch-Asiens an bis zu den Pyrenäen und bis zu den Gestaden Schwedens, stießen da in wildem Kampfgewühl aufeinander, und so erweist sich der Sammelname der Völkerschlacht, welchen jene Reihe von Einzelkämpfen, aus denen die Leipziger Schlacht zusammengesetzt war, schließlich erhielt, als ein durchaus berechtigter. Hervorragenden Anteil aber an diesem für die verbündeten Waffen glücklichen Ausgange des großen Völkerringens hatte vor allem Preußens Heerführer, Blücher, der so populäre „Marschall Vorwärts", sein genialer Generalstabschef Gneisenau. der eiserne Bülow, der knorrige Dark, und wenn jetzt das deutsche Volk das hundertjährige Gedenken der Leipziger