und am 5. Oktober ist ihr Hauptquartier bereits in Dresden. Am 6. Oktober erreicht die böhmische Armee Olmütz, und am 7. muß Napoleon Dresden verlassen. Am gleichen Tage trifft sich Blücher, da Napoleon ausgewichen ist, mit Bernadotte. in Mühl­bach an der Mulde und drängt auf schnelleres Vor­rücken, während die französische Armee auf Wurzen konzentriert wird. Am 9. Oktober findet ein Vor­gefecht der Verbündeten statt, in dem General von Bennigsen siegreich bleibt, ebenjo am 11. bei Jhen, wo die Preußen unter General Hirschfeld die Fran­zosen schlagen. Am gleichen Tags zieht Blücher in Halle ein, am folgenden haben sich Blücher und Bernadotte vereinigt bei Merseburg, während die Franzosen sich um Leipzig sammeln und die böhmische Armee heranrückt. Am 14. Oktober erklärt Napo­leon an Bayern den Krieg. Dieser hat jetzt seine Truppen um Leipzig konzentriert. Die Vortruppen der feindlichen Heere stoßen bei Liebert Wolkwitz zusammen. Dies war das erste Gefecht, das die böhmische Armee vor Leipzig Napoleon lieferte, ein großer Reiterkampf, der nur dadurch nicht zur Schlacht wurde, daß der strengste Befehl ausgegeben war, «ine Hauptschlacht zu vermeiden. Am 15. Oktober rücken gleichzeitig Blücher von Halle, die böhmische Armee von Süden auf, so daß nun die Riesenheere der Völker einander gegenüberftehen. Die neuen bayerischen Truppen erhalten den Befehl, den Franzosen den Rückzug abzuschneiden. Auf beiden Seiten Ansprachen der Führer, dort Napo­leons, hier Schwarzenbergs. Dann begann das große dreitägige Ringen vom 16. bis 18. Oktober, dessen Gedächtnis wir am Denkmal der Völkerschlacht bei Leipzig, sowie in allen Gauen Deutschlands, am Schluß dieser Woche feiern werden.

Neuenbürg, 10. Oktbr. (Höhenfeuer am 17. Oktober.) ImKunstwart" lesen wir: Das Größte bleibe bei dem Feuer und Lichte. Wir mögen, wenn wir von den Flammen und Trümmern Saragossas und Moskaus bis auf die eingeäscherten Städte und Dörfer Schlesiens und Sachsens zählen, wohl sagen, daß wir durch Feuer und Schwert er­löst sind so soll denn das Feuer auch unser größtes Freudenzeichen sein und bleiben ... Um diese Feuer versammelten sich die Menschenkinder in festlichen Kleidern, die Hüte und Locken mit grünem Eichenlaub und die Herzen mit grünen Gedanken umkränzt; sie erzählen einander, was an diesen Tagen geschehen ist, sie halten Reigen und Gastmähler und danken in ihrer Freude dem Gott, der ihnen gnädig verliehen hat, wieder in deutschen Tönen die Wonne und den Stolz der Freiheit auszujauchzen". Das waren Worte Arndts, als er über die Feiern der Leipziger Schlacht sprach. Auch wir raten zu dieser uralten Art deutscher Volksfeiern. Die Feuer, die von Dorf zu Dorf durch die ganze Landschaft flam­men, stellen die Verbindung der einzelnen Orte zu gemeinsamer Andacht her. Wer je einmal ringsum die Feuer hat aufflammen sehen, hier von dieser, dort von jener Gemeinde geschürt, muß etwas davon verspürt haben, wie diese Flammenzeichen eine höhere, erhebendere Einheit Herstellen. Wir sind

nicht mehr ein Kreis für uns, dort und dort zeigen uns die Volksgenossen, daß sie ebenso empfinden und wollen wie wir. Ein unnennbares Gefühl der Volkseinheit steigt in uns auf. Und schwillt an, wenn die Kirchenglocken von Ort zu Ort ineinander klingen. Sollte es denn nicht mehr möglich sein heute, über eine ganze Landschaft hin einheitlich eine Jahrhundertfeier mit Feuer und Glockengeläut zu veranstalten? Jeder Ort hat seinen Lehrer und Pfarrer, sie sind beruflich und landschaftlich organi­siert. Von diesen Organisationen aus könnte jene Art der Jahrhundertfeier einheitlich ausgeführt wer­den. Und eine jede Gemeinde könnte dabei doch wieder ihre Feier im einzelnen besonders gestalten.

Wildbad, 11. Okt. Die hiesigen Gemeinde­kollegien haben beschlossen, die 100 jährige Wieder­kehr des Gedenktages der Völkerschlacht bei Leipzig hier festlich zu begehen mit folgendem Programm: Freitag den 17. Oktober ds. Js., abends 6 Uhr: Abbrennen der Höhenfeuer auf dem Eiberg; Sams­tag den 18. Oktober ds. Js., vormittags 8 Uhr: Tagwache, abends 8 Uhr: Bankett im Gasthaus zur Alten Linde". Die Kosten der Feier werden auf die Stadtkasse übernommen.

Liebenzell, 12. Okt. Bei der Station Grün- bach im Nagoldtal wurde neulich ein schwerer Diebstahl in des Wortes gewichtigster Bedeutung verübt. Diebe stahlen ein altes, eisernes Wasserrad der Wasserleitung Huchenfeld, das außerhalb des Maschinenhauses lag, zehn Zentner wog und nur noch einen Alteisenwert von etwa 25 hatte. Die Diebe brauchten dazu ein zweispänniges Pferdefuhr­werk und 34 Mann zum Ausladen. Gewiß ein unrentables Geschäft. Als aber die Landjäger auf die Suche gingen, brachten die Diebe gestern nacht mit Roß und Wagen ihre Beute wieder zurück und legten sie fein säuberlich an die alte Stelle. Eigent­lich müßten die Brüder aus ihrem Geschäft eine Aktiengesellschaft machen. So eine Goldgrube I

Nagold, 11. Okt. Gestern nachmittag 4 Uhr ist Tuchsabrikant Albert Koch in Rohrdorf an einem Schlaganfall im Alter von 60 Jahren ge­storben. Er war Seniorchef eines der bedeutendste« industriellen Etablissements des Nagoldtales, er be­kleidete verschiedene Aemter als Mitglied der Han­delskammer Ca'w, des Beirats der Verkehrsanstalten, Ausschußmitglied des Gewerbevereins Nagold und Gemeinderat in Rohrdorf.

Pforzheim, 9. Okt. Seit dem 1. Oktober hat unsere Stadt ein Bezirkskommando. Es besteht aus einem Oberstleutnant, 1 Adjutanten, 1 Haupt­mann, 1 Oberarzt, 3 Feldwebeln und 8 Mann.

Pforzheim. 12. Okt. Am Mittwoch den 15. Oktober, abends */r9 Uhr findet imStädtischen Saalbau eine öffentliche Wählerversammlung der liberalen Parteien statt. Redner: Der Kan­didat des 47. Wahlkreises (Pforzheim-Nord) Hr. Fabrikant Andreas Odenwald und Hr. Reichs­abgeordneter Payer. Thema: Die Tätigkeit des letzten Landtags und die kommenden Landtagswahlen.

** Pforzheim, 12. Okt. Wie die Direktion der Kunstgewerbeschule bekannt gibt, veranstaltet sie

Urkraft der Kieke.

Roman vor? Karl Engelhardt.

8> (Nachdruck verboten.)

Erst als das Klavierspiel zu Ende, begann Maja wieder:

Wo waren Sie verheiratet?"

In München."

Und weshalb gingen Sie jetzt nicht in ihre Heimat zurück?"

Eine Wolke legte sich wieder auf seine Stirn.

Sie liegt hier begraben," erwiderte er mit schwerer Betonung. Maja fuhr zurück und starrte ihn groß an.

Ja," nickte er, als er ihr Erstaunen sah.Im Scherz hatte sie sich's einmal gewünscht. Hier ist ihre Geburtsstadt. So ließ ich sie denn hierher bringen.

In der Stille wurde sie beigesetzt. Und ich-

blieb hier. Es ließ mich nicht locker. Wie oft habe ich mir vorgenommen, nach Norwegen zurückzukehren und Vergessen zu suchen in den rauhen wildzerklüfteten Bergen unseres Hochlandes mit seiner grausig-romanti­schen Schönheit! Und immer wieder blieb ich !"

So sehr lieben Sie sie noch?"

Das ist's ja eben. Das Tolle, Unerklärliche. Ich liebte sie längst nicht mehr, weit bevor sie starb."

Maja schüttelte langsam und stumm den Kopf.

Eben lud der Hausherr zum Souper ein. Alles erhob sich.

Oh schon?" entfuhr es Maja,

Sein Herz schlug unwillkürlich höher, als er diesen Ausruf vernahm.

Ja leider!" bedauerte auch er.

Aber Sie bleiben doch zum Tanz?" bat sie.

Nein. Fräulein Lichten. Sie müssen mir ver­zeihen. Sie wissen, ich bin überhaupt kein Freund mehr von fröhlichen Tanzunterhaltungen. Und heute schon gar nicht. Meine Stimmung würde mich nur zu einem Störenfried in der allgemeinen Heiterkeit machen. Ich habe durch meine Erzählung zuviel von der Vergangenheit in mir aufgewühlt. Sie werden das nachfühlen können."

Sie blickte ihm ernst und offen in die Augen.

Ja. Herr Throndhjem. Ich sehe ein, daß ich nicht versuchen darf. Sie zu überreden. So leid es mir tut," fügte sie etwas leiser hinzu und senkte den Blick.

Eine warme Freude durchrieselte ihn, ohne daß er sich darüber Rechenschaft gab.

Gestatten Sie dann, Fräulein Lichten, daß ich gleich hier von Ihnen Abschied nehme. Später kann man doch nur ein paar oberflächliche Worte wechseln. Und ich möchte nicht Weggehen, ohne Ihnen zu sagen, eine wie angenehme Stunde Sie mir bereitet haben und wie wohl es mir getan hat, Ihrem Mitgefühl all das anvertrauen zu können, was mein Leben ver­düstert. Sie haben mir wirklich eine Wohltat er­wiesen. Freilich, es war kein Ballgespräch, aber Sie werden verzeihen: Sie gehören ja auch nicht zu der großen Masse jener Balldamen. Also nochmals meinen tiefgefühltesten Dank."

Aber, Herr Throndhjem, Sie beschämen mich ja"

Er schied mit tiefer Verbeugung.

Die Tischdame Throndhjems war nicht zu be­

von Dienstag den 21. ds. Mts. ab jeden Dienstag und Mittwoch in diesem Winter Lichtbildervor­träge für jedermann, namentlich auch für Kaufleute und Angehörige unserer Industrie, zu denen die Teilnehmerkarte pro Person und Semester nur 3 ^ kostet. Hr. Professor Segmüller, welcher sie zu halten übernommen hat, wird jeweils Dienstags über Neuzeitliches Kunstgewerbe" ästhetische Betrachtungen anstellen und Mittwochs überKunst und Kunst» gewerbe aller Zeiten der verschiedenen Völker" sprechen. Jeder Abend wird ein abgeschlossenes Ganzes bilden. Die einzelnen Epochen sollen nicht in ihrer geschichtlichen Folge, sondern in ihrem Kultur­zusammenhang behandelt werden.

Letzte Nachrichten u« TelegramMZo

Berlin, 12. Okt. DasBerliner Tageblatt" meldet aus San Remo: Nach Unterschlagungen von 80 000 Mark bei dem Bankhaus Mumm u. Co. ist der flüchtige Kaufmann Karl Steuernagel in San Remo verhaftet worden. Er wird an Deutsch­land ausgeliefert. Man fand bei ihm 70 000 Mk., die bereits an die Frankfurter Polizei abgeliefert wurden. DerBerliner Lokalanzeiger" meldet aus Paris: Hier und in den Provinzstädten wurden massenhafte Fälschungen von noch geltenden Brief­marken entdeckt. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.

Bremen, 12. Okt. Von dem DampferSeyd- litz" des Norddeutschen Lloyd ist heute früh um 5 Uhr folgendes drahtlose Telegramm eingelaufen: Haben gerettet 46 Personen vom brennenden DampferVolturno". Hagenmeyer."

Hamburg, 12. Oktober. Eine der Hamburg- Amerika-Linie zugegangene Radio-Meldung besagt, daß ihr PassagierdampferGraf Waldersee" sich gleichfalls beimVolturno" befand. Die Passagiere und die Mannschaften desVolturno" waren aber bis auf die in den vermißten Booten desVolturno" befindlichen Personen bereits von den anderen Schiffen ausgenommen worden. DerGraf Waldersee" kreuzte 10 Stunden lang an der Unfallstelle, um die vermißten Boote aufzufinden, leider erfolglos.

Liverpool, 12. Okt. Die Cunard-Gesellschaft hat eine Meldung von derCarmania" erhalten, daß die 136 Ertrunkenen vermutlich diejenigen seien, die versucht hatten, sich vor der Ankunft der Carmania" an der Unglücksstätte in Boote zu retten. DieCarmania" hat nur einen Geretteten an Bord. Das Schiff trifft morgen früh um 5 Uhr in Queen- stown ein. Eine andere Meldung von dem Cunard- DampferCuronia" sagt, daß derVolturno" am 10. Oktober um 8 Uhr abends noch in Flammen gestanden hat.

müssen um noch Aufnahme z«

finden - längstens bis 8 Uhr morgens aufgegeben werden.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me eh, für das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.

neiden. Denn er erwies sich als ein solcher Stockfisch, daß seine Nachbarin innerlich es dem Hausherrn nicht gerade dankte, ihr einen solchen Tischherrn gegeben zu haben.

Und für ihn war es eine drückende Last. Er atmete auf, als das Souper zu Ende. So schnell als möglich verabschiedete er sich und ging, trotz aller Proteste Lichtens.

Absichtlich nahm er keine von den Droschken, die in nächster Nähe vom Lichtenschen Hause hielten. Nachdenklich schritt er durch die Straßen Königsbergs.

Es war ein düsterer, unfreundlicher Herbstabend, übelriechender, feuchter Nebel umschleierte die Häuser­reihen. Die Naßkälte drang in alle Poren. Kein Stern war zu sehen. Das Mondlicht schimmerte als zerfließender Kreis kaum wahrnehmbar durch den weißgrauen Nebel. Mattglänzende Punkte mit flim­mernden Strahlen, die unruhig nach allen Seiten zuckten, zerrissen die Dunkelheit. Ein Wetter wie geschaffen, trübe zu stimmen. Und die Nebel legten sich auch dicht um Throndhjems Seele. Ein unermeß­lich beklemmendes Gefühl der Einsamkeit, des Allein­seins und der Freudlosigkeit preßte ihm das Herz zu- sammen-

Er ging und ging. Und sein Kopf sank immer tiefer. So oft er in das Lichtensche Haus kam, ver­ließ er es mit einer tiefen Sehnsucht in der Brust nach dem weihevollen Frieden und Glück in dieser Familie. Und mit der schmerzlichen Erkenntnis, daß ihm die Harmlosigkeit und die Frische fehlte zum Ge­nüsse dieses Glückes.

(Fortsetzung folgt.)