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^ 164.
Neuenbürg, Msntag de» 13. Oktober 1913.
71. Jahrgang.
RtmSichau.
Berlin, 10. Okt. Die Absicht des Reichsschatzamts, neue Hundertmarkscheine herzustellen, hat in allen Kreisen von Handel und Verkehr Anklang und Zustimmung gefunden. Es herrscht in diesen Kreisen der Wunsch, die neuen Scheine erst in Bestellung zu geben, wenn sie von Sachverständigen begutachtet worden sind. Dabei sei folgendes zu beobachten: Das Format muß sich dem alten nähern, kann aber auch den englischen Banknoten nachgebildet werden. Das Papier muß fest und haltbar sein und nicht bei mehrmaligen Kniffen schon brechen. Schließlich möge man auch von zu überreichen Zeichnungen und Bildern auf den neuen Scheinen absehen und in diesem Punkt dem englischen Beispiel nacheifern. Die englische Banknote ist ein Scheck ohne jede Zeichnung, trotzdem ist dieser Scheck so eigenartig zusamu.engestellt, namentlich hinsichtlich desjPapiers, daß eine Nachahmung äußerst schwierig ist. Ehe also die Entscheidung fällt, lasse man die öffentliche Meinung sprechen, man wird vor Enttäuschungen bewahrt bleiben. Dasselbe gilt später für die Neuausgabe von Zehnmarkscheinen. Bisher hat die Münzverwaltung und die Reichsbank mit ihren Neuschöpfungen wenig Glück gehabt, erinnerl sei auch an die 25 Pfennigstücke und an die neuen Jubiläumsmünzen. Auch die Postoerwaltung sollte sich betreffs der Briefmarken die färben- und bilderreichen Briefmarken des Auslands zum Muster nehmen; bei den Postwertzeichen, die ins Ausland gehen, find Bilder und Zeichnungen als Produkt deutschen Kunstfleißes eher angebracht.
Einer der seudalsten deutschen Fürsten, Maximilian Egon Fürst zu Fürstenberg, feiert am heutigen 13. Oktober seinen 50. Geburtstag. Die Fürstenberg sind schwäbische Dynasten und ein außerordentlich reiches standcsherrliches, somit zum höchsten Adel Deutschlands gehörendes Geschlecht. Ihre Stammreihe beginnt mit Egino II., Graf von Urach, der noch vor 1136 gestorben ist. Heinrich I., der jm Jahre 1283 vom Kaiser Rudolf den Titel eines Landgrafen in der Baar verliehen erhielt, ist der Stammvater aller späteren Grafen und Fürsten von Fürstenberg aus diesem Hause bis auf die Neuzeit. Die Geschichte des Hauses Fürstenberg ist reich an bedeutenden Persönlichkeiten und interessanten Ereignissen. Schon frühzeitig stand das Geschlecht treu zum österreichischen Hause. Der gegenwärtige Fürst ist erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, der württembergischen und der badischen Ersten Kammer und des österreichischen Reichsrates. Donau- eschingen gehört dem Fürsten und ebenso große Ländereien in Baden und Württemberg. Auch als Kunst- und Literaturfreund ist Fürst Fürstenberg bekannt, und er erfreut sich der persönlichen Freundschaft des Deutschen Kaisers, der ihm schon viele Auszeichnungen hat zuteil werden lassen. Die Gemahlin des Fürsten ist die Gräfin Irma von Schön- born-Buchheim.
Berlin, 10. Okt. Aus Paris wird gemeloet: In Soissons find zehn deutsche Arbeiter, die bei Errichtung des Barackenlagers von Soissons beschäftigt waren, ausgewiesen worden. Ein gleichfalls dort angestellter deutscher Geometer löste gütlich seinen Vertrag mit dem Bauunternehmer. Nach einer anderen Quelle soll er entlassen worden sein, nachdem die Blätter gegen ihn Stellung genommen hatten.
Fr ei bürg i. Br., 11. Olt. Als hochherzige Spende von einer Dame in Berlin, die ungenannt bleiben will, find Hrn. Professor de la Camp für die Medizin. Universitätsklinik in Freiburg 50 000 Mark zur Anschaffung von Radium und Mesothorium geschenkt worden.
Heidelberg, 10. Okt. Die hiesigen Hotels verzeichnen in diesem Jahr einen starken Rückgang des Fremdenverkehrs. Während die amtliche
Fremdenliste im vergangenen Jahr schon am 10. September den 150 000. Fremden verzeichnen konnte, ist diese Ziffer bis heute noch lange nicht erreicht. Die gestrige Fremdenlifte verzeichnet seit Beginn dieses Jahres erst 130 690 Fremde.
Bühl, 9. Okt. In einer von etwa 1000 Mitgliedern besuchten Vorversammlung der Generalversammlung des Vorschußoereins Bühl wurde gestern abend einstimmig der Beschluß auf Fortbestand des Vereins gefaßt unter Erhöhung der Stammanteile von 200 auf 2000 Mark, wodurch die Sanierung und der Fortbestand der Kaffe gewährleistet wird.
Rappoltsweiler, 10. Okt. Am 4. ds. Mts. hatte Hr. Fey aus Straßburg das Glück, im Walde der Stadt Rappoltsweiler am sogenannten Jsenrain einen kapitalen Hirsch von mehr als 300 Pfund Gewicht zu erlegen. Der Hirsch trug ein selten starkes, schwarzes Geweih mit weiter Auslage. Wenn auch das Geweih nur 10 Enden aufweist, so dürfte es sich im vorliegenden Fall wohl um einen Hirsch handeln, welcher früher schon mehr Enden trug, und infolge hohen Alters mit der Endenzahl zurückzusetzen begann. Schade, daß die Zahl solcher Hirsche in unfern Vogesen so gering ist.
Genf, 10. Okt. Um sich der einmaligen Militärabgabe zu entziehen, haben eine Anzahl Familien aus Straßburg und Kolmar beschlossen, ihren neuen Wohnsitz in Genf aufzuschlagen. Sie haben dort bereits Wohnung genommen.
Chalons-sur-Saone, 11. Oktober. Heute wurde vor dem Zuchtpolizeigericht gegrn einen 13- jährigen Schüler namens Langres rc.handelt, der versucht hatte, die 84jährige Witwe namens Tourpin zu ermorden und zu berauben. Der jugendliche Täter hat zugegeben, in die Wohnung der Witwe eingedrungen zu sein, um die beabstchtmte Tot zufuhrcn. Infolge seines jugendlichen A"c.s wurde er jedoch bedingungsweise j'reige'assen und seinen Eltern wieder zurücrgegebev
Großer Gchiffsbranv a«f dem Meer.
Wieder einmal kommt die Meldung von einem furchtbaren Schiffsunglück, dem, soweit b's jetzt feststeht, mehr als zweihundert Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Der Dampfer „Volturno" der in Deutschland wenig bekannten Uranium Linie, der mit etwa 500 Fahrgästen von New-Aork nach Rotterdam unterwegs war, geriet Freitag vormittag auf offener See in Brand.
, Auf seine drahtlosen Rufe eilten in verhältnismäßig
, kurzer Zeit zehn Dampfer, darunter auch mehrere deutsche, herbci und nahmen die Hilfsarbeiten sofort in Angriff. Das Rettungswerk wurde jedoch sehr erschwert, da zur Zeit des Unglücks ein furchtbarer Sturm tobte und die See außerordentlich hoch ging. Der zuerst zur Hilfe erschienene Cunard-Dampfer „Carmania" konnte nur wenig ausrichten. Als der Dampfer „Ca..nania" den drahtlosen Hilferuf von dem „Volturno" empfing, setzte er sich mit Volldampf in Bewegung. Mit Einstellung von mehreren Heizern machte er 20 Knoten gegen einen rasenden Sturm und e^, eichte Volturno am Mittag. Er fand ihn am Vorderteil in Hellen Flammen. Das brennende Schiff rollte heftig. Seine Schrauben Hatten sich in die Taue verwickelt, die dazu dienen sollen, alle sechs Boote zu Wasser zu bringen, von denen aber nur zwei gut vom Schiff abkamen, während die übrigen vier durch Sturzseen an den Schiffseiten zerschmettert wurden. Alle ihre Insassen sind ertrunken. Die „Carmania" suchte vergeblich, ein Boot zum „Volturno" zu bringen und manövrierte dann innerhalb hundert Fuß von dem brennenden Schiff. Man sah die Fahrgäste auf dem Hinterteil des Schiffes zusammengedrängt, während die Besatzung versuchte, die Flammen zu bekämpfen.
! Als gegen Abend der Sturm sich gelegt hatte, wurden von den Schiffen Boote ausgesetzt, die aber den
„Volturno" nicht erreichen konnten. Als die Nacht hereinbrach, machte die „Carmania" von ihren Scheinwerfern Gebrauch, um die mit den Wellen kämpfenden Schwimmer und Boote aufzufinden. Um 9 Uhr brachen die Flammen mittschiffs durch. Eine Explosion folgte darauf. Das Schiff war nunmehr dem Untergang geweiht. Bei Tagesanbruch schwamm der „Volturno" immer noch, und die Passagiere waren noch immer auf dem Hinterteil zusammengedrängt. Der Seegang hatte wesentlich abgenommen und eine Flotille von Booten umgab den „Volturno".
Bremen, 11. Oktober. Von dem Dampfer „Großer Kurfürst" ist dem Norddeutschen Lloyd folgendes drahtlose Telegramm von der Unfallftelle des „Volturno" zugegangen: Wir empfingen Hilferufe 4 Uhr nachmittags von 48 Grad 15 Min. nördlicher Breite und 35 Grad 6 Min. westlicher Länge. Der Dampfer „Volturno" wurde in völlig b auendem Zustande gefunden. Das Feuer entstand durch eine heftige Explosion auf dem Vorderschiff, bci der verschiedene Passagiere und Mannschaften getötet wurden. An der Unfallftelle befinden sich 11 Dampfer. Zwei Boote des „Großen Kurfürsten" wa-c.i die ganze Nacht von 9 Uhr abends bis 3*/i Uhr früh unterwegs. Die Annäherung an das Wrack war fast unmöglich. Der Dampfer „Volturno" sandte ein Boot mit fünf Mann, die von uns ausgenommen wurden. Das Boot sank bald darauf. An Bord des „Großen Kurfürsten" befinden sich 86 Passagiere, zwei Offiziere, ein Maschinist und 16 Matrosen. Insgesamt waren auf dem „Volturno" 523 Personen. Die Schiffbrüchigen sind wohlversorgt und gut untergebracht und haben die Reise fortgesetzt.
Württemberg.
Stuttgart, 11. Okt. Am gestrigen Geburtsfeft der Königin wurden im Bürgerhospital über 300 Arme auf Kosten der Stadtverwaltung gespeist.
Stuttgart, 9. Okt. Wie wir in der „Cann- statter Zeitung" lesen, soll demnächst die preußische Einrichtung des Befehlsstabs auch auf der württembergischen Eisenbahn eingeführt werden. Anstatt der bisherigen Pfeifenfignale, die der Zug- Meister auf Weisung des Aufsichtsbeamten zur Abfahrt eines Zuges erteilte, wird künftig der Aufsichtsbeamte selbst dem Lokomotivführer den Wink zur Abfahrt geben und zwar mit Hilfe des Befehlsstabs, bei Dunkelheit mit der Stablaterne. Der Stab ist 30 em lang und hat eine runde weiße Scheibe, in der Dunkelheit eine grünleuchtende Laterne. Als Abfahrtszeichen hält der Aufsichtsbeamte dem Lokomotivführer den aufrechten Stab eine Weile hin und senkt ihn sodann; das Senken ist das Zeichen dafür, die Lokomotive in Gang zu setzen. Dadurch soll im Interesse der Reisenden die Abfahrt mit noch weniger Geräusch erfolgen, als bisher. Früher wurden bekanntlich sogar 3 Glockenzeichen gegeben. Eine besondere Eigentümlichkeit unserer württembergischen Zugmeister wird dadurch gleichfalls in Wegfall kommen. Wem ist es nicht schon aufgefallen, daß fast jeder Zugmeifter (abgesehen davon, daß er auch zumeist einen Zwicker trägt) alsbald, wenn er auf den Wink des Aufsichtsbeamten den Abfahrtspfiff hat ertönen lassen, sich in einen gelinden Galopp versetzt und bei Leibe nicht an der Stelle, wo er sich gerade befindet, sondern immer möglichst weit weg davon aus den fahrenden Zug aufspiingl. Da die Zugmeister größtenteils über die jüngsten Jahre hinaus sind, so wird auch ihnen die Neuerung willkommen sein.
Stuttgart, 9. Oktober. In der Frage der Schaffung einer deutschen Einheitsstenograp h i e finden am 1. und 2. Dezember im preußischen Kultusministerium weitere Beratungen des 23 er-Ausschusses der Deutschen Stenographieschulen statt, bei denen eine Auswahl der für einen engeren Wett-