Stuttgart, 23. Dez. Der Vorstand des Ver­eins deutscher Ingenieure hat in seiner letzten Sitzung große Summen für Wissenschaft!. Forschungen bewilligt; u. a. wurden Baudirektor vr. ing. v. Bach in Stuttgart 2000 Mk. für Versuche über den Ein­fluß der Wärmebehandlung bei Flußeisen bewilligt.

Ausbildung der Unteroffiziere des Be­urlaubtenstandes. Bei verschiedenen Bezirks­kommandos sind im vergangenen Winter freiwillige Unterrichtskurse für Unteroffiziere des Beurlaubten­standes eingerichtet worden, in denen diese außer­halb ihrer Uebungszeit militärisch weitergebildet wurden. Eine ganze Anzahl von Unteroffizieren der Reserve und Landwehr nahm in Zivil an dem Unterricht teil, der von Offizieren freiwillig erteilt wurde. Ziel des Lehrplans war, die Schüler vor kriegsmäßige, ihrer Stellung entsprechende Aufgaben zu stellen und ihnen die Dienstvorschriften ihrer Waffe für den Ernstfall und an der Hand von Kartenspielen leichtfaßlich zu erläutern. Die Auf­nahme dieser Kurse bei allen Bezirkskommandos ist jetzt von der Militärbehörde als erwünscht bezeichnet worden. Die Beteiligung der Unteroffiziere des Be­urlaubtenstandes ist freiwillig. Um auch den außer­halb der Standorte der Bezirkskommandos wohnenden Unteroffizieren die Teilnahme an den Kursen möglichst zu erleichtern, werden ihnen für die zu diesem Zwecke auszuführenden Reisen von den Fahrkartenausgabe- stellen Militärfahrkarlen verabfolgt werden. Als Ausweis zur Erlangung der Militärfahrkarten werden von den Bezirkskommandos Bescheinigungen nach besonderem Muster ausgegeben.

Stuttgart, 21. Dezember. Die Schneeschuh- Abteilung des Württbg, Schwarzwaldvereins hält vom 16. Januar einen Schneeschuhkurs für Anfänger und vorgerückte an den Hängen des Schliffkopfs (Schwarzwald) ab. Die Leitung liegt in den bewährten Händen des Oesterreichischen Hauptmanns Bilgeri. Nach einer soeben einge­troffenen Nachricht hat dieser infolge Besserung der politischen Lage fein Erscheinen sicher in Aussicht gestellt. Die günstigen Schneeverhältniffe des Uebungs- gebiets lassen eine gute Durchführung des interessan­ten Kurses mit Bestimmtheit erhoffen. Programme, Auskunft und Anmeldungen durch die Geschäftsstelle der S. W. S. H, Stuttgart, Eberhard-Str. 14.

Tübingen, 23. Dez. Die Eröffnung der Schwurgerichtssitzungen des I. Viertel­jahrs 1913 findet am Dienstag den 28. Januar 1913, vormittags 9 Uhr, statt. Zum Vorsitzenden ist der Landgerichtsdirektor Dr. Kap ff ernannt worden.

Eßlingen, 23. Dezember. Einem Bericht des Beobachters ist zu entnehmen, daß auf der hiesigen Stationskaffe bei der Fahrkartenstelle eine unver­mutete Kasienrevission vorgenommen werden sollte. Der betreffende Schalterbeamte, ein 24 jähriger Praktikant kam aber nicht zum Dienst und entfloh. Als seine Kasse aufgebrochen war, wurde ein Ab­mangel an Geld und Fahrkarten festgestellt, der vorläufig das erste Tausend beträchtlich übersteigt.

Heilbronn, 20. Dezbr. In Verbindung mit der im nächsten Jahr hier stattfindenden Tagung des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs wird eine mehrtägige Motorradprüfungsfahrt unter dem Protektorat des preußischen Kriegsministeriums, so­wie eine Jubiläums - Fernfahrt vom Wohnort der Mitglieder nach dem Festort Heilbronn für Motor­räder und Motorwagen und eine große Herrenfahrer- Wagenkonkurrenz veranstaltet werden.

Freudenstadt, 23. Dez. In einem Orte des Bezirks wurde bei der Proporzwahl ein übereifriger Wähler, der die in einem Rathauszimmer aufliegen­den Parteizettel nach seinem Magistergeschmack ab­änderte und die Wähler in unerwünschter Weise beaufsichtigte, vom Wahlvorsteher kurzerhand an die Luft gesetzt, krobatum est.

Wanderarbeitsstätten. Dem im Verein zur Förderung der Arbeitsstätten von Amtmann Dr. Haußmann erstatteten Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß der Bestand und Betrieb der 37 Wanderarbeitsstätten eine Aenderung nicht erfahren hat. Weitere Wanderarbeitsstätten werden im Lauf des nächsten Jahres in Schrozberg, Künzelsau und Mergentheim eingerichtet werden. Dir Wander­arbeitsstätten haben sich auch Heuer wieder als bestes Mittel gegen die Wandernot erwiesen. Was die Beziehungen in den Nachbarstaaten anbelange, so sei es nicht gelungen, eine Verbindung mit Baden herzustellen, in Hohenzollern wurde die Gründung von Manderarbeitsstätten abgelehnt, erfreuliche Fort­schritte seien in Bayern zu verzeichnen. Die Regel­ung der Sache für das ganze Reich sei auf dem Weg der Reichsgesetzgebung geplant.

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Friede auf Erden!

Dieser Teil der Weihnachtsbotschaft darf dies­mal auf ein besonderes kräftiges Echo in allen Herzen hoffen. Was die Greuel des Kriegs be­deuten, das ist uns in den letzten Monaten in ein- drücklichster Weise zu Gemüt geführt worden, und wie nahe lag die Gefahr, daß wir selbst hinein­gezogen wurden. Friede auf Erden! Wie manches Haus wäre heute verwaist oder in schwerer Sorge um Gatten oder Sohn, wenn das Kriegsgespsnst nicht verscheucht worden wäre; welch ein Schatten würde den Festglanz verdunkeln! Ist es nicht auch eine Wirkung dessen, den dis Weihnachtsbot- schaft verkündigt, daß man allerseits die ungeheure Verantwortung empfindet, die eine Anwendung der Gewalt im Völkerleben in sich schließt? Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich be­sitzen! Wohl scheint es, als ob diese Verheißung durch den Gang der Weltgeschichte widerlegt würde. Aber es scheint nur so! Dem, der im Vertrauen auf seine gute Sache und den Beistand Gottes der Leidenschaft nicht die Zügel schießen läßt, sondern Selbstbeherrschung übt und lieber etwas nachgibt, als durch Hartnäckigkeit den Streit herbeiführt, bleibt sein Verhalten nicht unbelohnt, und den, der rück­sichtslos zugreift, ereilt endlich doch sein Geschick. Das gilt für die Völker, das gilt auch für die ein­zelnen Klaffen eines Volkes. Friede auf Erden! Wann wird dieses Wort einmal leuchten über den sich bekämpfenden Ständen und Parteien! Wann wird auch in diesem neuen Zwist sich die Erkennt­nis durchringen, daß die Liebe siegen muß! Ja, allerdings, von unten her kann diese Erkenntnis nicht kommen. Es bedarf einer Gottestat, die der Sonne gleich den Nebel zerreißt und uns zeigt, daß nicht in der gegenseitigen Verhetzung und Verlästerung, sondern im ehrlichen Zusammenarbeiten das Heil des Volkes beschlossen ist. Solche Gottestat kann bestehen in äußeren Ereignissen, in einer Not, die uns zusammenschweißt, sie kann auch bestehen in einer Umwandlung der Herzen, daß sie den Streit um das Irdische als nebensächlich und die Sorge für die Ewigkeit als die Hauptsache ansehen. Und darauf weist uns Weihnachten doch besonders hin. Was willst du, ruheloser Mensch, mit all Deinen Wünschen und Begierden? Laß dich umfangen von ! der göttlichen Liebe, die in Jesus Christus Fleisch geworden ist; laß dir die Freude schenken an all dem Guten, das Gott dir im Aeußsrn und Innern gegeben hat, dann wird Friede werden in deinem Herzen; und wenn's in deinem und der Deinigen Herzen Friede geworden ist, dann wird ein Friedenshauch ausgehen auf deine Umgebung, und du wirft einer derer, die dazu helfen, daß es zur Wirklichkeit wird:

Friede auf Erden!

Weihnachten.

Wir stehen wieder unter dem ergreifenden Zauber dieses schönsten und eigenartigsten der großen Feste, einem Zauber, dem sich keiner von uns entzieht, ob reich oder arm, ob hoch oder nieder. Der Jugend goldene Kindheit und des Alters selig Erinnern finden sich hier zu traulichem Stelldichein unter dem Tannenbaum, aus dem für die Kinderherzen der Traum frohen Glücks, für die Alten das Heimweh nach der eigenen Kindheit herniederblickt. Auch für die Männer, die im harten Kampf des Lebens stehen, die in dem ewigen Ringen des Weltgetriebes ihre Kräfte messen, auch für den Menschen, bringt der Weihnachtsbaum einige Stunden wohltuenden Vergessens beseligenden Innenlebens.

Weihnachten wird aber in diesem Jahre leider nicht ohne eine gewisse Sorge um die Erhaltung des Weltfriedens begangen. Große Gegensätze in der Frage der Neuordnung der Dinge auf der Balkan­halbinsel sind noch auszugleichen und übermäßige Ansprüche auf der einen und leidenschaftliche Hart­näckigkeit auf der anderen Seite könnten einen neuen Krieg herbeiführen, aber glücklicherweise sind auch bereits die Vertreter der Großmächte und der krieg- führenden Parteien durch Abhaltung zweier großer Konferenzen bestrebt, einen endgültigen Frieden her­beizuführen und einen Ausgleich zu schaffen, und es wäre eine schöne Weihnachtsgabe für das christliche Europa, wenn noch in diesem Monate die Verhand­lungen der Konferenzen zu dem gewünschten Ziele führen würde. Der nackte und unersättliche Egois­mus der streitenden Parteien und die leidenschaftliche Ländergier können natürlich nicht zu dem gewünschten Ziele führen, es ist schon dabei die Erfüllung des hohen Gebotes der Menschenliebe notwendig, wie es der Stifter der christlichen Religion, dessen Geburts­

fest nun wieder gefeiert wird, aufgestellt hat, und das da heißt: Liebet eure Feinde und segnet, die euch fluchen! Man hat zwar immer von mancher Seite behauptet, daß die Religion mit den Welt­händeln nichts zu tun habe, und man hat damit wohl gemeint, daß die Austragung großer Streit­fragen schließlich nur durch das Schwert ermöglicht werden könne, aber Kriege können nur als Prüf­ungen und Heimsuchungen im Völkerleben angesehen werden, und die Weltgeschichte hat es auch schon oft bewiesen, daß heftige Gegner nur dadurch ihren blutigen Streit beenden und in friedlicher Kultur­arbeit als Nachbarn nebeneinander leben konnten, indem sie sich die Hand zum Frieden reichten und aus Feinden Freunde wurden. Der Lauf der Welt­geschichte hat also die christliche Botschaft vom Frieden auf Erden und der Liebe der Feinde nicht Lügen gestraft, und nur menschliche Kurzsichtigkeit konnte in den immer wieder auftretenden Streitigkeiten das Gegenteil von dem christlichen Gebote erblicken. Kein Streit und kein Krieg kann ewig dauern, er vernichtet sonst alles Wertvolle des Daseins, und er verzehrt sich auch in sich selbst. Diese Erfahrung zeigt, wo die Wahrheit liegt und wie die Völker­streite und die Zwiste im menschlichen Dasein zu bewerten sind.

Einfache Freuden!

Etwas für's Haus.

ex. Wer Kinder hat und wer einen Blick für des Kindes Gemüt hat, wird mehr als einmal er­fahren haben, daß es nicht das Große und Glänzende ist, an dem sich ein Kind wahrhaft erfreut, sondern meist das unscheinbare und kleine. Es verdient Be­achtung was ein viel gelesener Schriftsteller unserer Tage erzählt:Ich erinnere mich, wie einst unsere Aelteste eine kostbar ausgestattete Puppendame mit Klappaugen und einem hochentwickelten Sprech­organismus kaum eines Blickes würdigte, während ihre Augen angesichts eines billigen Badepüppchens hell aufleuchteten. Wir wollten anfangs darüber böse sein, besannen uns aber eines besseren: wir waren glücklich über den bescheidenen Sinn unseres Kindes". Damit ist sicher eine beachtenswerte Wahrheit ausgesprochen. Kinder sollen einfache Kost haben. Und darum: Man hüte sich, durch gedankenloses Schenken und gegenseitiges Sichüber- trumpfen in der Heranwachsenden Jugend eine Be­gehrlichkeit großzuziehen, mit der sie nachher nur selber gestraft ist, man öffne ihr bei Zeiten Auge und Herz für die einfachen Freuden des Lebens und man wird ihr damit einen reicheren Schatz ins Leben mitgeben, als mit den kostspieligsten Weih- nachts- und Geburtstagsfreuden.

Neuenbürg, 23. Dez. Mit Verfügung des Steuerkollegiums vom 18. lfd. Mts. wurde Herr Schultheiß Gann von Conweiler seines Dienstes als Ortssteuerbeamter mit Wirkung vom 1. Februar 1913 ab enthoben. Bei diesem An­laß wurde ihm die Anerkennung der Behörde für seine langjährigen treuen Dienste ausgesprochen. Wie wir weiter hören, wurde das nichtberufsmäßige Ortssteueramt dem Hrn. Friedrich Klink, Land­wirt in Conweiler, übertragen.

Wildbad, 23. Dezbr. Bei der Bürger­ausschußwahl wurden gewählt: Ludwig Kappel­mann, Kaufmann, mit 322 Stimmen; Wilh. Schund, zum Schwarzwaldhotel, mit 319 Stimmen; Hermann Riexing er, Messerschmied, mit 193 Stimmen; Wilhelm Schill, Maurermeister, mit 179 Stimmen; Gustav Pfau, Privatier, mit 178 Stimmen; Fritz Kuch, Feuerwehrkommandant, mit 173 Stimmen. Weitere Stimmen erhielten: Robert Krauß 172, Gottlieb Volz 167, Karl Schwerdtle 142, Wilhelm Bohnenberger 134, G. Rometsch 99, Chr. Schill 79.

Schömberg, 23. Dez. Bei der am 21. ds. Mts. vorgenommenen Bürgerausschußwahl haben von 164 Wahlberechtigten 104 abgeftimmt. Ge­wählt wurde: Christian Maisenbacher, Schuh­macher, seith. Bürgerausschuß-Mitgl., mit 72 Stimmen; Friedr. Kuppler, Bäckermeister, mit 64 Stimmen; Wilh. Schlee, Schmiedmeister, mit 59 Stimmen und Friedr. Rometsch, Schuhmacher, seith. Bürger­ausschuß-Obmann, mit 56 Stimmen. Der nächste an Stimmenzahl ist Friedr. Burkhardt mit 52 Stimmen.

Bei der Bekämpfung von Wanderlagern hat kürzlich ein Verein selbständiger Handwerker durch Eigenhilfe bemerkenswerte Erfolge erzielt. Allerdings gingen die Geschäftsleute ganz planmäßig vor. Die Käufer wurden zunächst über das geschäft­liche Gebühren der Wanderlager aufgeklärt. Wer