RunSschau.

Die Hamburger Bankfirma, deren Kassenboten eine Tasche mit Wertpapieren von 75 000 gestohlen worden war, teilte gestern der Polizei mit. daß ihr durch die Post die Tasche mit unbeschädigtem Inhalt wieder zugrgangen sei. Die Papiere hatten für den Dieb absolut keinen Wert, da sie nicht einzulösen sind.

Straß bürg, 17. Dezbr. Ein bei Floury in Paris soeben erschienenes neues Jllustrationswerk des Colmarer Zeichners I. I. Waltz (Hansi), be­titeltHistoire d'Alsac«" ist verboten worden, weil das Buch als ein tendenziöses Pamphlet gegen das Deutschtum angesehen wird.

Baden-Baden. 14. Dez. Ein bis jetzt un­bekanntes Stückchen des in Konkurs geratenen Ban- kiers Anton Müller dürfte von weiterem Interesse sein. Müller war u. a. auch der Bankier des Frhr. v. Venningen auf Schloß Solms in Baden-Baden. Als solcher hatte er eine Generalvollmacht Venningens inne. Müller nahm nun auf Grund derselben ohne Wissen Venningens im Februar 1912 eine zweite Hypothek von 75 000 ^ auf das Schloß auf. Da er erstmals die Zinsen selbst bezahlte, ahnte Venningen nichts davon, bis am 1. Oktober die Kapitalzinsen nicht bezahlt wurden. Der Hypothekrngläubiger wartete bis vor wenigen Tagen mit einem direkten Monitum, das dann dem Freiherrn die Augen öffnete.

Der Saatenstand im Reiche. DemReichs­anzeiger" zufolge ist der Saatenstand in Deutschland Anfang Dezember 1912, wenn 2 gut und 3 mittel bedeutet, für Winterweizen 2,8, für Winterspelz auch mit Beimischung von Roggen oder Weizen 2,9, und für Winterroggen 2.8. In den Bemerkungen des Saatenstandsberichts heißt es: Die Witterung im November war im großen und ganzen für die Herbst- saaten nicht sonderlich günstig. Schon am Monats­anfang traten vielfach gelinde Fröste auf. Im Flach­lande war das Wetter in der Mitte des Monats einige Zeit hindurch ziemlich mild und trocken. In den höheren Lagen Süddeutschlands wurden die schönen Tage bald von naßkaltem Maße abgelöst. Infolge der Niederschläge die in reichem Maße niedergingen, verzögerte sich die Beendigung der Hackfrüchte Ernte und die Herbstbestellung recht un­liebsam. Die Berichte über durch Mäusefraß ver­ursachten Schaden sind, abgesehen von Süddeulsch- land, nicht sehr zahlreich.

Wien, 19. Dez. Gestern nachmittag erschienen bei einer hiesigen Exporlfirma drei maskierte Männer, die den Inhabern Vater und Sohn, mit vorgehaltenen Revolvern Uhren und Ketten ent­rissen und der Kasse die Barschaft entnahmen. Dann ergriffen sie die Flucht. Es gelang den Räubern, da sie auch die Teiephondrähte durchschnitten hatten, ehe Hilfe erscheinen konnte, zu entkommen.

Württemberg.

Stuttgart, 18. Dez. Die sämtlichen bayeri­schen Staatskassen sind neuerdings angewiesen wor­den, die Noten der Württembergischen Notenbank in Stuttgart bei allen den Nennwert der Noten er­reichenden oder übersteigenden Zahlungen und im übrigen insoweit in Zahlung zu nehmen, als ihre Barmittel und ihre Zahlungsbedürfniffe das Her­ausgeben des Ueberschusses über den geschuldeten Betrag gestatten.

Stuttgart, 17. Dezbr. (Erhöhung des Gefangenenkostgelds.) Das auf täglich 85 Pfennig festgesetzte Kostgeld für die Gefangenen bei den Bezirksstellen und dem landgerichtlichen Untersuchungsgefängnis in Heilbronn wird durch eine Verfügung der Ministerien der Justiz, des Innern und der Finanzen vom 1. Januar an bis auf weiteres auf täglich 90 Pfennig für einen Ge­fangenen erhöht.

Stuttgart, 18. Dez. Gestern fand hier die Generalversammlung des Württ. Sparkassen- Verbandes statt, zu der sich die Vertreter fast sämtlicher württembergischen Oberamts- und Ge­meindesparkaffen und der Württ. Sparkasse einge­funden hatten. Als Vertreter des Ministeriums des Innern war Ministerialrat Dr. Michel er­schienen; auch die vier Kreisregierungen hatten be­sondere Vertreter entsandt. In einleitenden Worten wies der Vorsitzende, Oberbürgermeister von Wagner-Ulm darauf hin, daß gegenüber den in der gegenwärtigen politisch unruhigen Zeit bei den Spareinlegern vielfach bestehenden Befürchtungen nicht genug in der Oeffsntlichkeit betont werden könne, daß die Sparkassengelder so sicher angelegt sind, daß auch nicht die geringste Gefahr für einen Verlust bestehe, die Sparkassen bieten eine so unbe­dingte Sicherheit, wie sie eine Bank nicht bieten

könne. Die Mitte Oktober auftauchenden Kriegsge­rüchte veranlaßien auch in Württemberg, wenn auch in erheblich geringerem Maße wie in Norddeutsch­land, viele Sparer zur Zurückziehung ihrer Guthaben. Aufklärungen an die Sparer über unbedingte Sicherheit der Spareinlagen hatten nicht immer den gewünschten Eefolg. Erst seit Ende November sind bei den Sparkassen wieder ruhigere Tage eingekehrt. Solche Anstürme auf Sie Sparkassen legen diesen selbst die Verpflichtung auf, auf die Vermehrung flüffizer Mittel in weitem Umfang Bedacht zu nehmen, sie könnten auf der anderen Seite aber auch dazu führen, oaß die Sparkassen billig verzinsliche Anlehen nicht mehr in gewünschter Weise abgeben könnten. Bei der Wahl von vier Vorstandsmit­gliedern wurden wiedergewählt: Regierungsrat Zorer-Reutlingsn und Oberamtssparkassier Hohl- Kirchheim, neugewählt: Spackassenkontrolleur Brom- mer-Ludwigsburg und Obesamtssparkassenverwalter Hohreiter-Ulm; als Ersatzmänner: Regierungsrat Mögling-Heilbronn und Oberamtssparkassier Holz­apfel-Neuenbürg. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete die Gründung eines Giro­verbandes. Der Satzungsenlwurf war, von Mini­sterialrat Dr. Michel ausgearbeitet worden und wurde von ihm in der Versammlung vertreten. Der Girooerband soll als öffentlich - rechtlicher Verband im Sinne des Art. 92 der Bezirksordnung ins Leben treten. Er bezweckt die Einrichtung eines Giroverkehrs unter den Verbandsmitgliedern und mit anderen öffentlichen Anstalten. Regierungsrat Bürner-Blaubeuren spricht sich für die Schaffung des Verbandes aus und besonders warm tritt Oberamtmann Elsenhans-Maulbronn für die Vor­lagen des Ausschusses ein, die dann auch mit großer Mehrheit angenommen werden. Eine Aussprache erfolgte noch über die Frage der Erhöhung des Zinsfußes für die Spareinlagen. Einige Oberamts- fparkassen sind schon mit dem Beschluß, den Zins­fuß auf 4 Proz. zu erhöhen vorangegangen. So­wohl der Vorsitzende, wie der Geschäftsführer und der Vertreter der Württ. Sparkasse stellten sich auf den Standpunkt, daß man mit der Erhöhung des Zinsfußes noch zuwarten solle im Interesse der Stabilität, wie auch besonders im Interesse der Darlehensnummer, denen dann auch ein höherer Zinsfuß angerechnet werden müßte. Hiemit erklärte sich die große Mehrheit einverstanden. Von ver­schiedenen Seiten wird noch gewünscht, es möchte bei Veränderungen des Zinsfußes von allen Kassen gemeinsam vorgegangen werden.

Stuttgart, 17. Dezember. Die Versiche­rungsanstalt Württemberg hielt ihre Jahresversammlung hier ab, in der Magazinier Karl Frank-Eßlingen zum Vorsitzenden des aus den Vertretern der Arbeitgeber und der Versicherten bestehenden Ausschusses gewählt wurde. Nach der Erstattung des Geschäftsberichts wurde eine Be­schwerde des Vereins der württembergischen Dentisten wegen des Vertrags der Versicherungsanstalt mit den Zahnärzten behandelt. Die Versammlung sprach sich dahin aus, daß die Dentisten von der zahn­ärztlichen Behandlung der Versicherten nicht ausge­schlossen werden sollten. Für die Errichtung einer Auskunfts- und Fürsorgestelle für Tuberkulöse in Stuttgart, die im Neubau der Versicherungsanstalt untergebracht werden soll, wurde die Summe von 60000 ^ genehmigt. Die Errichtung weiterer Fürsorgeftellen im gan­zen Lande und insbesondere an Orten mit großer Arbeiterbeoölkerung ist in Aussicht genommen.

Stuttgart, 17. Dezember. Unter dem Vorsitz von Oekonnomierat Warth hielt der Württ. Obst­bauverein eine Landesausschußsitzung, in der be­schlossen wurde, das schwäbische Obstbauland ein­schließlich Hohrnzollerns künfiighin in 21 Gaue, statt seither 18 Gauen, einzustellen. Die Gauver­treter sollen in Zukunft auf 3 Jahre gewählt gelten. Die Festsetzung des Orts für den nächstjährigen Obstbautag wird die am 2. Februar statlstndende Hauptversammlung treffen; in Vorschlag stehen Rott­weil, Spaichingen, Calw und Nagold.

Stuttgart, 16. Dezember. Der Bund für Heimatschutz in Württemberg undHohen- zollern hielt unter dem Vorsitz von Baudirektor Schmohl seine Mitgliederversammlung hier ab. Nach dem Geschäftsbericht, den Dr. Marquardt erstattete, beläuft sich die Mitgliederzahl des Bundes auf rund 3000. Der Mitgliederzuwachs in dem zu Ende gehenden Jahr betrug etwa 300. Nach dem Kassenbericht weist die Kasse einen Ueberschuß von 1160 Mark auf. Es wurde beschlossen, an Stelle der Mitteilungen ein illustriertes Jahrbuch heraus­zugeben. Der Mitgliederbeitrag soll von 2 auf 3 erhöht werden. In der anschließenden Er­

örterung wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die Eingabe des Bundes wegen Erhaltung des Hoppenlaufriedhofes von Erfolg begleitet sein möge. Wegen der verunstaltenden Reklamen in der Land­schaft wurde ein behördliches Verbot als notwendig bezeichnet.

Stuttgart, 17. Dezbr. (Jubiläum des schwäbischen Albvereins.) Der schwäbische Albverein, der im ablaufenden Jahre wiederum einen Mitgliederzuwachs von 4000 zu verzeichnen hatte und in Bälde eine Gesamtmitgliederzahl von 40000 aufzuweisen haben wird, wird aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens im nächsten Jahre ein reich illustriertes Geschenkwerk über die schwäbische Alb, eine neue Karte und Wegbüchlein herausgeben. Außerdem ist die Errichtung eines Jubiläumsturms und die Veranstaltung einer Ausstellung von Ge­mälden des Albgebiets vorgesehen.

Stuttgart, 16. Dez. Eine größere Sauer­stoffabrik will, wie verlautet, die Chemische Fabrik Griesheim-Elektron in Frankfurt a. M, in Unter­türkheim errichten, wo die Firma ein Areal von 90 Ar von der Stadt käuflich erworben hat. Mit dem Bau der Fabrik wird demnächst begonnen werden.

Stuttgart, 18. Dez. (Krawall.) Als, wie erst jetzt durch den Polizeibericht bekannt wird, am Sonntag abend 8'ft Uhr ein vom Posten am Prinzenbau des Alten Schlosses festgenommener Mann auf die Schloßwache verbracht werden sollte, sammelte sich eine größere johlende Menschenmenge an, die den Schutzmann mit dem Festgenvmmenen und eine begleitende Militärpatrouille zur Schloß­wache verfolgte und für den Verhafteten Partei ergriff. Die Schloßwache trat instruk. ionsgemäß ins Gewehr und räumte den Akademiehof. Dabei wurde ein weiterer Mann festgenommen. Bei der Verbringung des einen Arrestanten auf die Schloß­wache und von dort nach der Polizeiwache in der Eberhardstraße leistete dieser heftigen Widerstand. Die beiden fesigenommenen Personen wurden dem Gericht übergeben.

Stuttgart, 17. Dez. Heute vormittag gegen 9 Uhr ist in dem Hause Lindenstraße 14 eine Frau vom 3. Stock in die Tiefe gestürzt. Sie war sofort tot.

Stuttgart, 18. Dez, Im Hause Arminstraße 49 übergoß heute mittag kurz vor* 12 Uhr das 40 Jahre alte Fräulein Bürklen ihre Kleider mit Petroleum. Alsdann entfernte sie das Verschluß­stück an der Gasleitung in der Küche und zündete das ausströmende Gas an, das ihre Kleider sofort in Brand setzte. Bis die Hausbewohner auf die Tat aufmerksam wurden, war das Fräulein voll­ständig verbrannt. Ueber den Grund zur Tat ist nichts bekannt.

Kornwestheim, 17. Dez. Beim Aufwerfen von Schanzengräben durch Artilleristen wurden in der Nähe des Bahnhojs 3 Alemannengräder auf­gedeckt. Die Skelette waren gut erhalten. In den Gräbern befanden sich einige Säbel, Dolche und Sporen.

Bietigheim. 18. Dez. Letzten Sonntag nacht fuhr, wie dasNeue Tagblatt" berichtet, ein junges Dienstmädchen, das in Stuttgart einen Besuch ge­macht hatte, nach ihrer Dienststelle in Bietigheim in einem Schnellzug zurück. Im Zuge gestellten sich in einem Abteil 3. Klasse ein elegant gekleideter Herr mit einer Dame zu ihr. Das Mädchen er­innert sich noch, daß der Zug Feuerbach passiert hatte, daß der Herr nach ihrem Reisezeit fragte, ein Taschentuch hervorzog und daß beide lachten. Wie es nun kam, daß das Mädchen auf einer größeren Station weit von Bietigheim wahr­scheinlich Straßburg mit einer Fahrkarte 1. Klasse StuttgartParis in der Hand in einem Ab­teil 1. Klasse aufwachte, als der Zug eben hielt und der noch allein anwesende Herr eiligst das Abteil verließ, ist nicht aufgeklärt. Das Mädchen wandte sich an den Schaffner und sagte ihm, daß sie nach Bietigheim wolle, daß sie auch ein Billet dorthin gehabt habe und wurde dannn sofort in die Behandlung eines Arztes gebracht, der konsta­tierte, daß sie ein Schlafpulver bekommen habe. Das Mädchen fuhr wohl noch allein nach Bietig­heim zurück, liegt aber an den Folgen darnieder. Allem Anschein nach scheint sie internationalen Mädchenhändlern in die Hände geraten zu sein.

Mühlacker, 18. Dezbr. Im benachbarten Enzberg versuchte gestern nacht der ledige 28jährige Kaufmann I. Heinzelmann das Haus eines Ge- mischtwarenhändlers CH. Thumm anzuzünden, indem er Erdöl in Behälter goß und brennende Kerzen dazu steckte. In dem Laden war auch ein Erdölfaß, dessen Explosion drohte. Als Frau Thumm den Erdölgeruch wahrnahm und die Sache entdeckt wurde.