groß bin. Wenn ich groß bin, will ich ein Schreiner werden. Dann mache ich Stühle, Schränke, Tische, Bänke, Bettladen, und noch andere Möbel. Wenn ich genug geschafft habe, dann gehe ich spazieren. Am Sonntag mache ich Reisen. Einmal gehe ich nach Amerika. Den andern Sonntag gehe ich nach China. Oben an mein Haus mache ich eine Tafel. Auf diese laß ich hinschreiben Schreinerei von . . . Wenn ich das Geld von den Möbeln bekomme, dann gehe ich in das Wirtshaus. Wenn ich kein Geld mehr habe, dann mache ich wieder Möbel. Diese verkaufe ich, dann habe ich wieder Geld. Bevor ich sterbe, mache ich mir den schönsten Sarg."

Friedrichshafen, 16. Dez. Die Weiterführ­ung der Uferprachtstraße vom Spitaleck nach dem Haupthafen ist in Angriff genommen worden. Die 38 neuen Pontons für eine zweite Landungsbrücke innerhalb des Gondelhafens sind fertiggestellt, ebenso das Geländer an der Innenseite der Gondelhafen­mole und an der senkrecht abfallenden Ufermauer. Die Kreisregierung hat die Anbringung eines Ge­länders auch an den Pflasterböschungen der Ufer­straße verlangt.

Kus Stadt» Bezirk und Umgebung.

Wildbad. Aus derSitzungderGemeinde- Kollegien vom 6. Dezember 1912. Da die Stadl­pflege neuerdings wieder öfters in die Lage kommt, verfügbare Geloer anlegen zu müssen, und da für Zahlungen nach und von auswärts der Giro-Check- Verkehr sich empfiehlt, wird von den Gemeinde- kollegten gemäß tz 141 der Vollzugsverfügung zur Gde.-Odg. beichloffen, für die Stadlpflege bei der Würlt. Notenbank m Stuttgart, bezw. bet ihrer hiesigen Agentur ein verzinsliches Giro-Check-Konto eröffnen zu lassen und die Sladlpflege zu ermächtigen, auf dieses Konto Einzahlungen und Auszahlungen unter Beobachlung der in den §§ 142145 der Vollz.- Verfg. zur Gde.-Odg. gegebenen Vorschriften erfolgen zu lassen. Ferner wirb die Stadtpflege ermächtigt, die verfügbaren Gelder bis zu einem Höchstbetrag von 150 000 Mark auf diesem verzinslichen Giro- Check-Konro bei der Würlt. Notenbank vorüber­gehend anzulegen, wobei die erforderlichen Mit­zeichnungen usw. durch den Stadtpflegebuchhaller Schmid zu erfolgen haben. Zur Arrondierung des Grundbesitzes der Stadlgemeinde imRennbach - tal beimKöpfte" und zur weiteren Sicherung der dort liegenden ftädl. Quellsaffung gegen Verun­reinigungen wird der Ankauf zweier Grundstücke ge­nehmigt: 1. Von Fritz Rolhfuß, Schremermeifler hier, um 1100 Mt.; 2. von Rosine Eitel, Holz­hauers-Witwe hier, um 1150 Mk. Diese Grund­stücke mit etwa 4 Morgen sollen kommendes Früh­jahr mit Wald angepflanzt werden. Der Erlaß -es Kgl. evang. Oberschulrats vom 13. Noo. 1912, betr. Errichtung einer Schule in Nonnenmiß wird zur Kenntnis der Gemeindekollegien gebracht. Hienach steht der Obers chulral in Anbetracht des mitunter beschwerlichen Schulwegs der Nonnenmisser Kinder nach Sprollenhaus der Errichtung einer Schule in Nonnenmiß nicht ablehnend gegenüber und hält es

Ein deutsches Mädchen.

Roman von Karl Meisner.

27> (Nachdruck verboten.)

Hast Du Hunger," fragte sie plötzlich das zitternde Mädchen.

Ich danke," erwiderte Martha tonlos.

^ Die Magd wandte sich zum Gehen. An der Türe aber wandte sie sich wieder um, ging zurück und pflanzte sich wieder dicht vor Martha hin, sie von neuem mit unheimlichen Blicken musternd.

Du zitterst ja. Setze Dich ans Feuer, das wärmt Dich."

Nein, ich danke, ich friere nicht."

So sage mir, ob Du sonst einen Wunsch hast."

Martha bezwang sich mühsam und flüsterte dann: Gern will ich Ihnen einen hohen Lohn zahlen, wenn Sie mich sofort auf die Straße zurückführen. Ich habe leider keine Zeit, noch länger auf die Herrin dieses Hauses zu warten."

Darf ich nicht, ohne daß Mistreß Ruth mir Auftrag dazu gibt. Sonst bekomme ich die Peitsche."

Wer ist denn Mistreß Ruth? Wo befinde ich mich denn überhaupt?"

Daß Du nachher nein, ich sage Dir nichts."

Kann ich denn in das Vorzimmer gehen, in dem wir zuerst waren?"

Nein, das habe ich verschlossen."

Ich habe das aber gar nicht bemerkt."

Das kannst Du auch nicht, das geht ohne Schlüssel."

- für zweckmäßig, die Angelegenheit durch Fertigung ! von Kostenooranschlägen zu klären. Von den Ge- * meindekollegien wird beschlossen, nach Fertigung von ! Kostenvoranschlägen und der vom Kgl. Oberschulrat gewünschten Unterlagen in weitere Beratung über den Gegenstand einzutreten. Der vom K. Forst­amt Meistern vorgelegte Holzhauerei Akkord pro 1913 wird vom Gemeinderat genehmigt. Zugleich wird von den Gemeindekollegien beschlossen, die Löhne der städt. Holzhauer mit Wirkung vom 1. Dez. d. I. an von Mk. 3 40 auf Mk. 3.50 für die Zeit vom 1. März bis 31. Oktober und von Mk. 3.20 auf Mk. 3.30 für die übrige Jahreszeit zu erhöhen und die Löhne der Vorarbeiter auf je 20 Pfg. höher, also auf Mk. 3.70 bezw. Mk. 3.50 vom gleichen Zeitpunkt an festzusetzen, wobei die Stadt wie seither noch sämtliche Versicherungsbeiträge für die Holzhauer übernimmt. Dem Karl Blumen­thal, Hofphotograph hier, der in größeren Städten des In- und Auslandes Lichtbildervorträge über den Schwarzwald in besonderer Berücksichtigung unserer Badestadt veranstaltet, wird für das Rechnungs­jahr 1912/13 ein Kostenbeitrag von 300 Mk. ver- willigt. Ueber di§ elektrische Beleuchtung des Kurhauses und des Kurtheaters sind während der letzten zwei Jahre Klagen laut geworden. Es kam ein mehrmaliges Versagen der Beleuchtung sowohl im Kurhause als auch im Kurtheater vor. Wird schon durch die zurzeit zur Ausführung ge­langende Verstärkung der Speiseleitung vom Rat­haus bis zum Kurtheater, die bisher offenbar für die Zeit des höchsten Stromverbrauchs zu schwach war, dem vorliegenden Mißstande im wesentlichen abgeholfen werden, so kann durch Herstellung einer Verbindungsleitung zwischen Kurhaus und Kurtheater eine weitere Sicherheit gegen ein Versagen der Be­leuchtung geschaffen werden. Die Kosten dieser Ver- bindungsleitung stellen sich nach dem Offert und dem Voranschlag der Maschinenfabrik Eßlingen und des Stadtbauamts auf 1700 Mk. Die K. Bad­verwaltung hat sich bereit erklärt, hieran die Hälfte zu tragen. Es wird beschlossen, die Ausführung der Verbindungsleitung vom Kurhaus zum Kurtheater mit hälftiger Beitragsleistung der K. Badverwaltung zu genehmigen und die Arbeit der Maschinenfabrik Eßlingen auf Grund ihrer Offerte vom 22. Juli 1912 zu übertragen.

Calw, 16. Dez. Wie seinerzeit berichtet wurde, haben das Amtsgericht Calw und das Landgericht Tübingen die Gerichsschreiber beim Amtsgericht als zur Ausübung ihrer Feuerwehrpflicht für unabkömm­lich erklärt und das Landgericht hat zugleich für diese Entscheidung der Stadt eine Sportel von 12 Mark angerechnet. Die Stadtverwaltung legte da­raufhin Berufung beim Oberlandesgericht in Stutt­gart ein und dieses hat jetzt dahin entschieden: Von den 3 Gerichtsschreibern werden 2, darunter der Kassenbeamte aus Berufsgründen für unabkömmlich erklärt, während der 3.. den zu bestimmen dem Amtsgericht überlassen bleibt, feuerwehrpflichtig sein soll. Die Ansetzung einer Sportel wird für gerecht­fertigt erklärt, jedock wird für diesen Fall die Sportel

Martha wußte vor namenloser Angst nicht, was sie beginnen sollte. Plötzlich sprang sie auf und lief nach der Türe. In der Tat, sie war fest verschlossen, da half kein Rütteln und sich dagegen Stemmen.

Man hat hier Böses mit mir vor," rief sie, öffnen Sie sofort oder ich schlage die Fenster ein und schreie um Hilfe. Offnen Sie sofort!"

Nein, das tue ich nicht! Warum wollen Sie um Hilfe rufen," grinste die Magd boshaft,es hat Ihnen ja kein Mensch etwas getan. Sieht es denn hier verdächtig aus? Sie meinen, Mistreß Ruth sei eine arme Frau, aber sie ist sehr reich. Und wenn Sie schreien, hört Sie doch kein Mensch, aber Sie bekommen die Peitsche. Ha, das klatscht auf den Rücken," kicherte sie boshaft in sich hinein und die Augen funkelten wie die eines blutdürstigen Raub­tieres.Seien Sie hübsch ruhig, dann tut Ihnen keiner etwas."

Da tönte schrill eine Glocke dreimal hinterein­ander durch das stille Haus. Die Magd horchte auf.

Mistreß ruft," flüsterte sie scheu,und da muß ich sofort kommen."

Ohne, daß Martha bemerken konnte, wie die Dienerin die Türe öffnete, schlüpfte diese mit unge­wohnter Behendigkeit hinaus. Die junge Künstlerin befand sich allein. Hilflos sank sie auf einen Stuhl nieder und weinte bitterlich. Endlich kam ihr der Gedanke, die Magd sei verrückt und alles beruhe auf einem Irrtum. Aber warum hatte man sie ein­geschlossen in einem Zimmer, das auf den Hof hinaus führte? Zitternd verbrachte sie eine halbe

der Stadt erlassen, da die Anrufung der Dienst­behörde im allgemeinen Interesse und zur Herbei­führung einer grundsätzlichen Entscheidung über die Dienstpflicht der Beamten geschehen sei. Eine end­gültige Entscheidung über die Feuerwehrpflicht der Lehrer an den höheren Schulen und an der Volks­schule steht noch aus. Die Ministerialabteilung für höhere Schulen hat zwar entschieden, daß die Lehrer an den Calwer höheren Schulen vom Feuerwehr­dienst befreit sein sollen, die Stadtverwaltung hat sich aber bei dieser Entscheidung nicht beruhigt, sondern die Anrufung des Ministeriums angeordnet.

Altensteig, 16. Dez. Von 57 beteiligten Ge­schäftsinhabern in Altensteig-Stadt haben 52 den Antrag deS Ach.uhrladen sch lusses in Altensteig- Sladt während des Winterhalbjahrs gestellt. Da hienach die gesetzlich erforderliche Zweidrittelsmehr- hett nachgewlesen ist, werden mit Wirkung vom 2. Januar ab sämtliche offenen Verkaufsstellen im Ge- melndebezirk Altenfteig-Stadt mit Ausnahme der­jenigen der Metzger, Fleisch- und Wulstwarenhändler, der Flaschenbierhändler, sowie der Bäcker uud Kon­ditoren vom 1. Oktober bis 31. März jeden Jahres auch in der Zeit zwischen 8 und 9 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschlossen gehalten werden. Der Achtuhrladenschluß gilt für sämtliche Werktage des Winterhalbjahres mit Ausnahme der Samstage, der Vorabende vor Festtagen und der letzten 14 Tage vor Weihnachten.

Pforzheim, 16, Dez. In den letzten Monaten hat hier die Zahl derZ Scharlachkranken aller Lebensalter eine bisher nicht gekannte Höhe erreicht. Da die Krankheit nicht nur außerordentlich ansteckend ist, sondern anch ziemlich^ schwere Folgen nach sich ziehen kann, hat der OrlSgesundheitsrat Belehrungen über Art und Heilung der Krankheit zur strengen Beachtung hinausgegeben. Der bisherige Charakter der Epidemie ist zwar nicht bösartig, doch treten die Begletterkrankungen, wie Mittelohrenentzündungen und Nierenentzündungen, mehr oder weniger gefähr­lich aus.

Von der Presse. Es dürfte unsere Leser interessieren zu erfahren, daß die Samstag-Aus­gaben (14. Dezember) der Stuttgarter Blätter be­züglich ihres Umfangs an Seiten folgende Zahlen aufzuweisen:Neues Tagblatt" 72 Seiten,Würt­temberg» Zeitung" 52 Setten,Deutsche Reichspost" 18 Seiten,Schwäbischer Merkur" 16 Seilen,Be­obachter" 10 Seiten. DasNeue Tagblatt" bemerkt dazu, daß seine Nummer die umfangreichste Tages­zeitung ist, die bis jetzt in Württemberg erschienen ist. Anmerkung: Wir können dazu Mitteilen, was vielleicht schon manche Freunde unseres Blattes von selbst bemerkt haben werden, daß die SamStäg- ausgabe desEnztälers" den Umfang von 16 Seilen aufweifen kann. Die Zeitung ist bekannt­lich ein Spiegelbild der Zeit und so geben diese Zeitungsnummern ein getreues Abbild von dem ge­steigerten Geschäftsleben, das in diesen Tagen die Hauptstadt und in verhältnismäßiger Abstufung das ganze Land durchflutet.

Stunde, ohne daß sich etwas rührte. Immer ängst­licher wurde es ihr zumute, das Herz klopfte zum Zerspringen. Sie dachte an Saffron, den schurkischen Rechtsanwalt, der ihrer Mutter die letzten Lebens­stunden so gefühllos verbitterte oder kürzte. Das war der einzige Mensch, der gegen sie Böses im Schilde führen konnte, sonst war sie ja fremd in der großen Stadt. Der Gedanke an den schrecklichen Advokaten, dessen Bewerbung sie zurückgewiesen hatte, steigerte ihre Seelenqual unerträglich.

VII.

In einem kleinen Boudoir desselben Hauses finden wir Mistreß Ruth wieder. Ihr Äußeres hat sich auffallend verändert und paßt jetzt besser zu der luxuriösen Ausstattung des Gemachs. Schwere seidene Gewänder umhüllen sie, Schuhe mit kostbarem Pelz­werk decken die Füße. An den Händen blitzen Diamant­ringe. Auch ihren Namen hat sie abgelegt. Aus der Mistreß Ruth ist eine Mistreß Moogh geworden, wenigstens nennt sie der Herr so, mit dem sie in ein lebhaftes Gespräch vertieft ist. Es ist Saffron, der Advokat!

Sie haben also endlich Glück gehabt und den scheuen Vogel gefangen," fragt er mit widerlichem Lächeln, indem er sich behaglich in seinen Sessel zurücklehnt.

Ja, es hat lange gedauert. Uber vier Monate spottete sie allen meinen Bemühungen, ihrer habhaft zu werden."

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