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Hauptstationen, 230 Missionare, 26 unverheiratete Missionarinnen, 19 schwarze Pfarrer, 659 andere farbige Gehilfen, 505 Schulen mit 21323 Zöglingen und 28000 Getaufte. Auf Deutsch-Ostafrika entfallen fast genau soviel Stationen und Arbeitskräfte wie auf Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika zusammen. Dafür ist aber die Zahl der Getauften in Westafrika viel größer. Die römische Mission verfügt in unfern afrikanischen Kolonien über 60 Hauptstationen, die mit 222 Missionaren und 90 Schwestern besetzt sind. Sie unterhält 274 Schulen mit 18350 Schülern und zählt 21800 Katholiken. In der Südsee zählt die evangelische Misston 26 Hauptstationen, auf denen 201 Missionare, 12 unverheiratete Arbeiterinnen, 28 eingeborene Pfarrer und 1284 andere farbige Gehilfen wirken. In 407 Schulen werden 14139 Zöglinge unterrichtet. Die Zahl der Christen anzugeben ist hier nicht so einfach , da manche Gesellschaften in ihren Listen zwischen nahberechtigten Mitgliedern und Anhängern unterscheiden. Wenn man auch die letzteren als Heidenchristen betrachtet, so beläuft sich ihre Zahl in der deutschen Südsee auf 53 000. Mehr als die Hälfte davon entfallen auf das kleine Samoa, während Kaiser-Wilhelmsland noch sehr wenige zählt. Die katholische Mission hat hier folgende Zahlen: 50 Hauptstationen mit 118 Missionaren, 20 Schwestern, 3 eingeborenen Priestern, 16 eingeborenen Schwestern, 16 000 Katholiken, 122 Schulen, 2400 Schülern.
— Eine mutige Tat. Die in New-Aork eintreffenden Dampfer melden schwere Stürme auf See. Die „New-Iork" von der Amerikan-Linie hatte wegen des Unwetters aus der Fahrt von Southampton nach New-Iork einen vollen Tag Verspätung. Die Fahrgäste hatten unter dem furchtbaren Wetter stark zu leiden. Mehrere wurden durch die heftigen Bewegungen des Schiffes aus ihren Schlafkabinen auf den Fußboden geschleudert. Ein Herr stürzte bei einem plötzlichen Ruck mit seinem Armstuhl vom Deck die ganze Staatstreppe hinunter. Unaufhörlich brachen schwere Seen über das Schiff und überschwemmten es vom Bug bis zum Heck. Am schlimmsten war eS am Mittwoch Morgen, als das Bugspriet beschädigt wurde und es sich als unerläßlich erwies, den Schaden sofort auszubessern, um zu verhindern, daß die Vorbramstenge das Verdeck zertrümmerte und in den Salon stürzte. Das Schiff verlangsamte seine Fahrt, und alle Mann wurden auf Deck gerufen. Während mehrere Matrosen an der Ausbesserung des Bugspriets arbeiteten, neigte sich das Schiff plötzlich tief in die See hinein, und eine mächtige Woge überschwemmte das Deck und riß einen jungen österreichischen Matrosen über Bord. Alle auf Deck befindlichen Fahrgäste hatten das Unglück mit angesehen. Der Matrose trug hohe Wasserstiefel und Oeltuchkleidung, die ihn in seinen Bewegungen im Wasser stark hemmte, doch machte er tapfer einen Versuch, gegen die Wogen anzukämpfen. Zwei Rettungsbojen und ein Tau, die ihm vom Schiffe aus zugeworfen wurden, konnte er fassen, und so wurde er im Triumph an Bord gezogen; er war fast schon oben, als das Tau seinen kraftlos ge
wordenen, halb erstarrten Fingern entschlüpfte und er in die See zurückstürzte. Von neuem nahm der dem Tode geweihte Matrose den Kampf gegen die Elemente tapfer auf. Vom Schiff kam ihm Hilfe. Als der Zweite Offizier, Keys mit Namen, sah, daß es unmöglich war, ein Rettungsboot herabzulassen, nahm er ein Tau um und sprang entschlossen in die See, um dem Ertrinkenden zu Hilfe zu kommen. Die Fahrgäste begrüßten die wackere Tat mit lautem Bravo. Es war eine aufregende Szene. Der mutige Offizier schwebte kaum in geringerer Gefahr als der Matrose, den er zu retten versuchte. Bevor es Keys jedoch "gelang, sich zu dem um sein Leben Kämpfenden hindurchzuarbeiten, wurde dieser von den Wogen in die Nähe der Schiffsschrauben geworfen, und gegen den mächtigen Wirbel, den diese entwickelten, konnte er sich nicht halten. Er machte noch einige Bewegungen, warf dann die Arme in die Höhe und verschwand in der Tiefe. Der Offizier wurde darauf an Bord gezogen, wo man ihn zu seinem Versuch, unter Einsetzung des eigenen Lebens einen Untergebenen zu retten, von allen Seiten mit Beifall überschüttete. Die „New-Iork" blieb noch einen Augenblick an der Unglücksstelle liegen, und der Kapitän las einige Zeilen aus dem Trauerbuch vor, dann wurden die Sturmschäden ausgebessert und vas Schiff setzte mit halber Geschwindigkeit seine Reise nach New- Jork fort. Der Unglücksfall ereignete sich in dem bei den Matrosen unter dem Namen „Teufelsloch" bekannten Teile des Atlantischen Weltmeeres.
— Ein Arzt als Mörder. Der wegen Gattengiftmords in Nervi verhaftete vr. Iwan Braunstein in München ging, wie dem „Berl. Courier" geschrieben wird, bei seinem Verbrechen planmäßig zu Werk. Er suchte und fand auf dem Wege des Inserats eine Gattin mit 150 000 Vermögen. Er erschien mit der Unglücklichen im Oktober in München und mietete in der Maxtmilianstraße Nr. 5 eine elegante Wohnung, für welche die Braut die Möbel anschaffte; er ließ dann die reiche Ausstattung der Braut in die Wohnung schaffen, heiratete Ende November in Halle und wachte eine Hochzeitsreise nach der Schweiz. Er kehrte am 20. Dez. als trauernder Witwer nach München zurück, weil seine Frau „auf der Hochzeitsreise plötzlich gestorben sei". Er verkaufte die Möbel und die Ausstattung, reiste nach Nervi „zur Erholung" und — suchte durch Inserat eine andere Frau! Die gerichtliche Anklage gegen Braunstein lautet auf „Vergiftung". — vr. Braunstein ist etwa 45 Jahre alt und hat eine dunkle Vergangenheit, über welche die Berliner Zeitung erzählt, daß B. 1886—1887 in Bonn studierte und dort auch das Staatsexamen machte. Er hatte äußerst vornehme Allüren, hielt sich auch in seinem Verkehr von andern Studenten fern und drängte sich an ihm als Studenten ferner stehende Kreise heran. Damals verschwanden aus dem Pathologischen Institut zu Bonn wiederholt kostbare Mikroskope, Unschuldige kamen in Verdacht und es gelang nicht, den Täter zu fassen. Braunstein war inzwischen dank seiner hohen Beziehungen nach Breslau als Assistent zu Prof. Porfich ge
kommen. Es war einige Zeit vergangen, als die große Mikroskopfirma Zeiß in Jena an Prof. Köster in Bonn schrieb, ein vr. I. Braunstein aus Breslau verlange die erneute Anfertigung einer Linse zu einem aus der Fabrik hervorgegangenen Mikroskop, dessen Nummer Prof. Köster seinerzeit als gestohlen bezeichnet hatte. So gelang es, Braunstein des Diebstahls zu überführen; er wurde verhaftet und in Bonn zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Andwirtschistl. KeMsirm« Calw.
Infolge der durch das Bürgerliche Gesetzbuch wesentlich verschärften Haftpflichtbestimmungen wurde seinerzeit mit der
Vki'lkelms in Magdeburg (Subdircktion: Albert Schwarz, Bankgeschäft in Stuttgart) ein Vertrag betreffend
Haftpflichtversicherung
abgeschlossen.
Die verehrlichen Mitglieder genießen durch diesen Vertrag ganz bedeutende Vergünstigungen bei sehr mäßigen Prämien und wird den Mitgliedern in ihrem Interesse empfohlen von der Versicherung bei der Wilhelma in Magdeburg Gebrauch zu machen.
Herr Albert Schwarz, Bankgeschäft in Stuttgart, sowie die Herren Bezirksagenten, sind zu jeder gewünschten Auskunft gerne bereit.
Calw, 18. Januar 1904.
Der Vereinsvorstand:
Regierungsrat Voelter.
LmdmWstl. Kyikkmrei« Lall».
Der Ausschuß des landwirtschaftliche« Versicherungs-Verbandes Württemberg-Hohen- zollern, im Anschluß an die Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft, hat beschlossen, an fleißige tüchtige Schüler von Ackerbau- oder Wiuterfchule« Prämien bis zu 50 Mk. zu vergeben und sollen in erster Linie Söhne von Landwirten, welche bei der Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft versichert u. Mitglieder des landwirtfchaftl. Vereins sind, Berücksichtigung finden.
Bewerbungen sind unter Beilage einer Bescheinigung über Angehörigkeit zu der Versicherung durch den Agenten, zum landwirtschaftlichen Verein durch den Sekretär und eines Führungszeugnisses des Schulvorstandes an Herrn Landesökonomierat Länderer in Kirchberg, Post Sulz a. N., einzusenden.
Calw, 18. Januar 1904.
Der Vereinsvorstand:
Reg.-Rat Voelter.
HieLkameteU.
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Hl 0 Iicl. 8 . 028 LN».IUsv.l,
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Gedenket der hnngervdrn Vögel!
fühlte er, wie eine kleine, eiskalte, bebende Hand sich von der schützenden Umhüllung zu befreien strebte und vertrauensvoll in die seine glitt. Der Regen hatte nachgelassen und der Donner rollte in immer größeren Abständen. Da wagte er cs, das Tuch zurückzuschlagen, das sie um die blonden Haare geknotet hatte, und in die Augen zu blicken, die scheu und hingebend zugleich zu ihm aufsahen. Er faßte die kalten Fingerchen mit festem Drucke; er wärmte sie zwischen seinen warmen, lebensvollen Händen und drückte sie küssend an seine Lippen. Und er küßte auch den holden Mund, der sich ihm nicht mehr entzog. —
Nun war das Gewitter über ihren Häuptern davongezogen und nur einzelne schwere Regentropfen rieselten noch von den Bäumen hernieder. Käthe sprang auf, schüttelte den Mantel ab, der sie so wohl geschützt hatte und strich tieferrötend das wirre Haar aus der Stirn. Dann gingen sie nebeneinander den Weg zurück, der am Strande entlang nach Lohme führte — Hand in Hand wie zwei artige Kinder. Von Zeit zu Zeit blieben sie stehen und sahen sich stumm in die Augen; dann wieder schweiften ihre Blicke wie trunken vor Entzücken über die weite Wasserfläche zu ihrer Rechten. Noch schlugen die Wellen mit stürmischem Anprall ans Ufer; aber es lag mehr Uebermut wie Zorn jetzt in ihrem ruhelosen Spiele. Der blaue Himmel über ihnen lachte wie in tiefster Bläue — die hohen Uferbäume verbargen das abziehende Gewölk. Nur ganz im Westen war ein sanftes, strahlendes Rot, da, wo die Sonne sich zum Untergange neigte, und ein Purpurstreifen breitete sich von dort aus über das Meer, wie ein prunkender Teppich, der zum Throne der Weltenkönigin führte! Erquickt atmeten sie
die reine, klare Luft — nichts mehr von drückender Gewitterschwüle, nichts mehr von Unruhe und Qual in der Natur und in den Menschenherzen! Dankbares Ausruhen und Genügen rings umher und in ihnen.
„Eins mußt Du mir noch sagen," bat Klaus, „wie du so plötzlich dir klar geworden bist, und wie du mit der Gräfin zusammentrafst, denn sie war's ja, die mir deine erlösenden Worte brachte —"
„Frage mich nie danach," versetzte Käthe leise, aber fest; „ich kann es dir nicht sagen — ich habe ein Versprechen abgelegt. Genug, daß wir ihrer dankbar gedenken wollen — ich habe eine Lehre empfangen, die ich nie vergessen werde. Ach — Klaus!" Sie blieb stehen, verschränkte die Hände auf seinem Arme und sah ihn flehend an. „Was bekommst du doch für eine trotzköpfige, eigensinnige kleine Frau! Wie viel muß ich noch von dir lernen, um dich glücklich machen zu können!"
Ein schelmischer Ausdruck flog über sein Gesicht; er lachte glücklich auf.
„Ich helfe dir," sagte er tröstend und strich ihr sanft das Haar aus der glühenden Stirn. Dann fuhr er ernster fort: „Wir helfen uns gegenseitig, nicht wahr? Die steilen Berge werden nicht fehlen — sie bleiben keinem erspart. Aber wir werden uns gemeinsam hindurchfinden, Käthe — das traue ich uns Beiden zu. Mit festem Willen und Gottvertrauen, Hand in Hand durchs Leben — durch die Welt! Hand in Hand ist's ein leichtes Wandern — grad dör!"
(Ende.)