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find 300 <^. Belohnung ausgesetzt. Eine andere Mitteilung besagt: Seit Sonntag nachmittag wird die 20jährige Tochter Meta des Herrn Privatiers v. Brand in Kreuzlingen vermißt; alle Versuche, die Verschwundene wieder aufzufinden, blieben er­folglos. Am Dienstag suchte man die Gaisberger Eisweiher mit einer Gondel ab, da das Mädchen sich nach dieser Richtung hin entfernte; man glaubte, dasselbe sei vielleicht beim Schlittschuhlaufen er­trunken ; auch die anliegenden Wälder wurden ab­gestreift, aber vergebens.

Berlin, 16. Jan. Zum Herero-Aufstande schreibt die Tägliche Rundschau: Gestern Abend ging uns von privater Seite die Nachricht zu, daß Okahandja gefallen sei. Auf unsere Erkundig­ung hin, wurde uns mitgeteilt, daß das Gerücht auch in andern Kolonialkreisen aufgetaucht sei, aber noch keine amtliche Bestätigung erfahren habe. Diese Bestätigung ist auch heute noch nicht ein­getroffen. Dagegen erscheint es als bestimmt, daß der Oberhäuptling der Herero, Samuel Maharero, auf dessen Loyalität sich das Gouvernement voll­ständig verlassen hat, aufständig geworden ist.

Berlin, 16. Jan. Der Preußische Landtag wurde heute Vormittag 11 Uhr im Weißen Saale des königlichen Schlosses durch den Kaiser mit einer Thronrede eröffnet, in welcher der Monarch zunächst seinen Dank für die innige Teil­nahme ausspricht, die ihm anläßlich seiner Erkrankung entgegengebracht worden ist. Alsdann führt die Rede aus, daß die Finanzlage des Staates sich wieder günstiger gestaltet habe. Ein neuer wirt­schaftlicher Aufschwung zeige sich in der Wieder­belebung des Verkehrs bei den Staatsbahnen und in der Hebung der Staatseinnahmen. Die Rechnung des Jahres 1902 habe günstig abgeschlossen und auch für das verflossene Jahr werde sich noch ein Ueberschuß ergeben. Im Entwurf des Staatshaus­halts-Etats für 1904 sei es möglich gewesen, das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Aus­gaben herzustellen. Für die Ausgestaltung der Anlagen und die Vermehrung der Betriebsmittel der Staatseisenbahnen sind reichliche Beträge vorge­sehen und den Bahnwärtern eine Gehaltsaufbesserung zugesagt. Erhebliche Mittel werden wieder für eine Reihe von Kleinbahnen erbeten, ebenso wird die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse der im Staatsbetrieb beschäftigten Arbeiter in einer neuen Gesetzesvorlage weiter verwirklicht. Für die Ver­wendung von Staatsmitteln zur Linderung der Schäden in den Hochwassergebieten wird nachträg­lich die Zustimmung des Landtages eingeholt. Ein Gesetzentwurf wird vorgelegt werden, worin für eine Verbesserung der Freiflut an der unteren Oder und Havel sowie an der Spree die Mittel gefordert werden. Ein weiterer Gesetzentwurf für die Regelung der Hochwasser-Verhältnisse an der oberen und mittleren Oder ist in Vorbereitung, auch eine all­

gemeine gesetzliche Regelung der Freihaltung des Ueberschwemmungsgebietes der Flüsse ist beabsichtigt. Zur Ergänzung des Netzes der Binnenwasserstraßen werden vom Landtage die Mittel gefordert werden. Für den Ausbau des Großschiffahrtsweges Berlin- Stettin, die Kanalisierung der Oder von der Mündung der Glatzer Neisse bis Breslau, die Ver­besserung der Oder-Weichsel-Wasserstraße einschließ­lich der Warthe und für die Herstellung einer Schiffahrtsstraße vom Rhein bis nach Hannover. Die Thronrede schließt mit den Worten: Die beiden Häuser des Landtages wird fortan ein Heim ver­einigen. Möge der gemeinsamen Arbeit an gemein­samer Stätte ein voller Erfolg beschicken sein!

Berlin, 16. Jan. Ueber die feierliche Eröffnung des Landtages im königlichen Schloß wird noch gemeldet: Dieselbe fand unter Ent­faltung eines großen Pompes statt. Im Weißen Saale hatte eine Kompagnie der Schloßgarde in ihrer altertümlichen Uniform Aufstellung genommen. Nach Beendigung des Gottesdienstes in der Schloß- Kapelle, an dem auch der Kaiser teilnahm, füllte sich der Saal. Seit Jahren hat die Eröffnungs­feier bei so starker Beteiligung nicht stattgefunden. Cirka 400 Landtagsmitglieder waren anwesend. Zahlreiche Uniformen leuchteten unter ihnen hervor. Unter allgemeiner Stille nahte der Kaiser mit großem Gefolge, darunter die Minister und Staats­sekretäre alle in großer Uniform. Als der Kaiser vor den Thronsesscl trat, brachte der Viceprästdent des Herrenhauses v. Mantcuffel, der in Husaren­uniform erschienen war, das Kaiserhoch aus. Der Kaiser bedeckte sein Haupt und verlas alsdann mit kräftiger Stimme die Thronrede, welche Graf Bülow, der die Bonner Husarenuniform trug, über­reicht hatte. Die Verlesung wurde mehrmals durch den Beifall der Abgeordneten unterbrochen, so bei der Ankündigung der guten Finanzlage und der Bewilligung für die Ueberschwemmten, während die Sätze, die von der neuen Kanalvorlage sprechen, ohne jegliches Zeichen der Zustimmung angehört wurden. Am Schluß erscholl stürmisches Bravo. Der Alterspräsident des Abgeordnetenhauses Schaffner brachte, nachdem der Kaiser geendet hatte, das Hoch auf denselben aus. Mit einer leichten Verneigung stieg nunmehr der Kaiser vom Thron herab um unter Vorantritt der beiden Herolde und der Hof­chargen den Saal zu verlassen.

Berlin, 16. Jan. Wie aus Kiel ge­meldet wird, ist auf dem Schulschiff Stein während der Fahrt nach Mittel-Amerika eine Scharlach- Epidemie ausgebrochen. Wahrscheinlich ist während des Aufenthaltes im Hafen von Habanna die Ansteckung erfolgt. Der See-Kadett Reincke der Sohn eines Londoner Großkaufmanns ist an der Krankheit gestorben.

Petersburg, 17. Jan. In hiesigen maß­gebenden Kreisen wird auf das bestimmteste ver­

sichert, daß sich die in letzter Zeit etwas erregte Stimmung wesentlich beruhigt hat. Die japanische Note sei derart entgegenkommend gehalten, daß die­selbe unbedingt die Fortsetzung der Verhandlungen erheische. Japan stelle keinerlei Forderungen, welche Rußland nur unter schwerer Demütigung bewilligen könnte. EL sei daher auch begründete Hoffnung auf Erhaltung des Friedens vorhanden.

London, 17. Jan. Ein amtliches Tele­gramm berichtet, daß die Engländer in dem Kampfe mit den Somalileuten 250 Gefangene machten und 360 Gewehre erbeuteten. Es sind 680 Leichen von Derwischen in der Nähe von Dzid-balli entdeckt worden. Die Zahl der Toten wird auf Seiten des Mullah auf 1200 geschätzt. Aussagen von Gefangenen und Fahnenflüchtigen zufolge beläuft sich die Zahl der Derwische auf 6000. Dem Führer derselben gelang es zu entkommen. Der Mullah befand sich in der Umgebung des Kampfplatzes mit bedeutenden Streitkräften.

Vermischtes.

Eine deutsche Buchhandlung inWest- afrika. An der von unfern Wörmann-Dampfem befahrenen Westküste Afrikas ist schon ein guter Teil der Bevölkerung des Lesens kundig. Um ihre litterarischen Bedürfnisse zu befriedigen, hat die Basler Mission in Akra an der Goldküste einen Buchladen eröffnet, der sich eines bedeutenden Zu­spruchs erfreut. Akra ist ein vielsprachiger Ort; man soll dort nicht weniger als 70 afrikanische Sprachen hören können. Dies hängt mit dem be­deutenden Handel zusammen, der die Neger aus dem Innern in großen Karawanen in die Küsten­stadt führt. Auch der Buchladen hat daher eine verschiedenartige Kundschaft und einen dement­sprechenden Vorrat. Da ist ein großes Lager von englischer, deutscher, afrikanischer Erbauungslitera­tur, ferner Schulbücher aller Art, sowie unterhaltende Schriften, auch Bilder in allen Größen. Es sind teils biblische, teils Landschaftsbilder, auch dürfen Porträts nicht fehlen, darunter die des deutschen Kaisers mit Familie und anderer europäischer Herr­scher. Sehr beliebt sind auch die großen Wand­bilder, auf denen Löwen, Tiger, Schlangen, Vögel, Skorpione und Affen abgebildet sind. Wenn die Leute aus dem Busch ihre Last Palmöl oder Palm­kerne, Kakao oder Gummi in der Stadt gut ver­kauft haben, bringen sie es selten übers Herz, die Stadt zu verlassen, ohne ein schönes Bild erstanden zu haben, um ihre Lehmhütte im Hinterland damit zu schmücken. Zu den häufigsten Besuchern gehören die aus dem Innern kommenden Haussahändler. Sie wünschen freilich meist ein Buch zu kaufen, das die Misfionsbuchhandlung nicht führt den Koran. Dafür werden ihnen Bibeln und Bibelteile in der Hauffasprache, die mit arabischen Schriftzeichen gedruckt sind, angeboten und auch häufig von ihnen gekauft.

Das stand ja alles indem Telegramm, das der Geheime Oberregierungsrat*

Sprechen Sie dies Wort nicht so oft aus l Oder, wenn Sie mich nicht verrückt machen wollen!* sagte der Graf leidenschaftlich.

Wenn ich bedenke, wie ich ihm auf die Schulter geklopft undmein lieber Miller" genannt habe!" seufzte Herr von Rock in förmlich schluchzenden Tönen.

Und die Damen die haben wir beinahe geschnitten!" hauchte sein Kollege, dem der kalte Schweiß auf der Stirn stand.O, an diese Bade­reise werde ich denken!"

Das meinte der Herr Geheime Oberregierungsrat auch!" warf der Ober­kellner geschmeidig dazwischen. Der Mann der Serviette schien in dem hohen Titel förmlich zu schwelgen.Er läßt sich den Herrn Referendaren bestens em­pfehlen er hat es mir so dringend aufgetragen und ich habe es nur im heu­tigen Trubel vergessen er hoffe die Herren bald wiederzusehen, und sie möchten ihn bis dahin in gutem Andenken behalten!"

Klaus hatte sich nicht überwenden können, den selbstgefälligen Oberkellner nach jener jungen Dame zu fragen, die er bisher fast ausschließlich in Gesellschaft der Familie Miller gesehen hatte. Da war es chm eine wahre Wohltat gewesen, als er die lange, dürre Gestalt des guten Fräulein Nebelklau erblickte. Von ihr erfuhr er, daß Käthe Romberg vorhin auf dem Weg nach Stubbenkammer gesehen worden wäre, und stürzte angstvoll davon, denn das Ungewitter zog immer näher.

Der Weg nach Stubbenkammer, den er jetzt mit fliegender Hast durchmaß, war völlig menschenleer. Alles, was sonst am Nachmittag hier lustwandelte, befand sich heute auf dem Festplatze in Lohme. Klaus hatte heute kein Auge für die Schönheiten dieses Weges, der doch einer der herrlichsten ist auf diesem an Schönheiten so reichen Fleckchen Erde. Auf halber Höhe des steilen, dicht bewaldeten Ufers zieht er sich dahin, in sanften Biegungen jeder Wendung deS felsigen Abhanges folgend, auf roh gezimmerten Brückchen die kleinen Bäche über­

schreitend, die durch die tiefen Schluchten und Einschnitte ins Meer hinuntereilen. Und dies köstliche, wunderbare Meer begleitet den Wanderer ständig; er hört das Rauschen der Wogen tief unten zu seinen Füßen, wo sie, unsichtbar für ihn, an die großen Felsblöcke des Gestades schlagen. Aber wenn die mächtigen Buchen und Eichen ringsum sich einmal zu seiner Linken teilen, dann leuchtet und flim­mert gleich der Wasserspiegel herauf, wie strahlende Edelsteine aus dunklem Grunde. Dann zerreißt der grüne Laubhimmel über seinem Haupte für kurze Zeit und der volle Sonnenglanz überflutet ihn, bis der Weg wieder zurrücktaucht in die heilige Waldesdämmernng!

Heute war eS so dunkel unter den Bäumen, trotz der frühen Stunde, daß man glauben mochte, die Nacht sänke schon herab. Einen angstvollen Blick sandte Klaus zum dunkeldrohenden Himmel auf, sobald ein freier Durchblick eS ihm ge­stattete, und dann sah er wieder suchend umher, ob nicht an der nächsten Weg­biegung das Helle Kleid und das flimmernde Köpfchen auftauchte. Aber immer wieder war der Weg leer vor ihm und immer dunkler wurde es grollend fuhr der Gewittersturm in die Kronen der stolzen Baumriesen und schüttelte sie, und nun zuckte der erste grelle Blitz, die ersten schweren Tropfen fielen. Und zu­gleich durchfuhr ein heftiger Schreck das Herz des jungen Mannes. Er hatte ja nicht bedacht, daß noch ein zweiter Weg, näher dem Strande, nach der Stubbenitz führte! Wenn Käthe diesen gegangen war, verfehlte er sie. Und da brach nun das Unwetter mit voller Macht aus. Angstvoll rief er ihren Namen gegen den Sturm, der in den Wipfeln über ihm wütete, in das Krachen des Donners hin und stürzte halb besinnungslos weiter.

Da war'S ihm plötzlich, als antwortete ihm ganz aus der Ferne her, vom Strande hervor, durch ein sekundenlanges Nachlassen des Sturmes hindurch, ein schwacher Ruf. Er blieb stehen er lauschte angestrengt aber neue Donnrr- schläge übertönten jeden menschlichen Laut. (Schluß folgt.)