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Das Erdbeben vom 16. November 1911.
Am letzten Samstag wars ein Jahr seit der Nacht, in der landauf landab die Bewohner unseres Vaterlandes in Angst und Schrecken versetzt wurden durch das fürchterliche Erdbeben, das unvermutet das ganze Land heimsuchte. Das Beben war für den ersten Augenblick etwas so ungewohnt und Schreckliches, daß niemand über Herkunft und Verlauf einwandfreie Auskunft zu geben vermochte. Und lange mußten wir uns nur mit Vermutungen abgeben, bis es nunmehr der Wissenschaft in langer, ernster Arbeit gelungen ist, Datum an Datum zu reihen, sie mit Formeln und Lehrsätzen in Verbindung zu bringen und so Berechnungen anzustellen, deren Endergebnisse nunmehr vorliegen.
Ein solches Endergebnis brachte Geh. Hofrat Professor vr. A. v. Schmidt in den wissenschaftlichen Abend des Vereins für vaterländische Naturkunde: Es sei sehr schwierig gewesen, alle Angaben zu bekommen, die man zur Berechnung und Bestim- n ung nötig habe. Die meisten Angaben seien, bedingt durch den Schrecken, ziemlich ungenau und eigentlich verlassen könne man sich nur auf die Mitteilungen der Erdbebenwarten und auch die von diesen angegebenen Zeiten seien Schwankungen unterworfen. Erst vor wenigen Tagen habe noch ein Karl Certain aus der Pfalz interessante Wahrnehmungen an Professor vr. Mack berichtet. Für das menschliche Empfinden wahrnehmbar sei das Beben bis auf die Entfernung von 533 Kilometer gewesen, für die Instrumente der Erdbebenwarten dagegen bis auf 1867 Kilometer und diese Entfernung habe dis russische Erdbebenwarte bei Petersburg.
Wenn man das Erdbebengebiet in der Hauptsache betrachte, so sehe man, daß die Alb in der jüngeren Tertiärzeit bis auf 10 Kilometer an das Stadtbild von Stuttgart herangetreten sei. Inzwischen habe aber der Neckar eine Unmenge von Gebirgserde und Gebirgsgestein zu Tal genommen und er und seine Nebenflüsse setzen nach der einen, die Donau und ihre Nebenflüsse nach der andern Seite das Zersetzungswelk noch fort. Die Ecdmasfen seien sozusagen schwimmende Schollen, die aus dem flüssigen Erd- innern aussteigen und je höher ihre Erhebung sei, desto tiefer müsse auch zweifellos unten das Eintauchen in die Masse sein. Die Alb hebe sich fortwährend, der Bodensee dagegen senke sich. Es seien beim Erdbeben selbst eine Reihe von Wahrnehmungen über das Zmückgehen seines Wasserspiegels gemacht worden Es entstehen durch diese Bestrebungen der Erdoberfläche im Erdinneren Falten und Höhlungen und das seien dann die eigentlichen Ursachen der Erdbeben. Hoffentlich lasse sich diese Aenderung der Erdoberfläche auch dadurch feststellen, daß die im Vorjahre von der preußischen Militärverwaltung ausgeführte Nivellierung des Landstrichs Straßburg. Aleranderschanze-Horb Haigerloch-Burladingen-Meß- kirch" im kommenden Jahre wiederholt werde, wodurch man die Bestätigung oder Nichlbestäligung der wissenschaftlichen Annahme bekommen könne.
Von einem Erdbebenherd könne nicht unbedingt'ge- sprochen werden, denn wir haben ein stärkst erschüttertes Gebiet in der Nähe von Ebingen, aber ebenso stark sei das Bodenseegebiet bei Konstanz erschüttert worden; und in der Nähe von Stuttgart, in Waldenbuch, sei die Stärke 7 zu verzeichnen gewesen, die den meisten Gemeinden des Balinger Oberamts zukomme. Ein auffallendes Ergebnis haben Fragebogen darin gehabt, daß aus Orten mit Stärke 4 die Zahl derer, die das Erdbeben gefühlt haben, mit 90 Prozent der Bevölkerung angegeben ist, während aus Orten, wo die Erschütterung die Stärke 6—7 hatte, nur etwa 60 Prozent verzeichnet sind. Aus den Untersuchungen gehe sodann hervor, daß man sagen könne, es sind mehrere Herde vorhanden, von denen die Erschütterungen ausgingen. Die Verbreitung des Bebens ging am weitesten gegen Osten (bis nach Wien) und gegen Norden bis Magdeburg und Berlin. Das ganze Gebiet des ohne Apparate merkbaren Bebens belaufe sich auf 500 Kilometer, das Gebiet der instrumentalen Wahrnehmung sei etwa dreimal so groß. — Die Feststellung des Epizentrums habe auch nicht geringe Schwierigkeiten bereitet. Es sei dann schließlich auf diese Weise gelungen, daß man die Zeitangaben zweier Erdbeben, warten, die genau gleich weit vom angenommenen Herd entfernt liegen, Straßburg und Zürich angenommen habe. Diese Zeitangaben seien 10 Se
kunden nach 12 Uhr 26 Minuten (10 Uhr 26 Minuten nachts). Verbindet man nun die beiden Orte auf der Karte durch eine Gerade und errichtet auf ihr ein Lot, so müsse notwendig auf dieser letzteren Linie der Mittelpunkt des Bebens liegen. Eine weitere gute Angabe sei dann von Heidenheim gekommen und durch Hinzuziehung dieses dritten Ortes sei dann die eigentliche Bestimmung möglich gewesen. Die Herdtiefe werde durch Hypothesen auf 100 bis 167 Kilometer, von einigen Gelehrten aber auch auf 1500 Kilometer angegeben. Jedenfalls sei aber 100 Kilometer schon eine so gewaltige Tiefe, daß man sich wohl denken könne, daß dort die harte Erdkruste nicht mehr bestehe. Die mechanische Wirkung des Erdbebens» die genau von den Seismographen registriert worden sei, habe viel länger gedauert, als sie körperlich verspürt werden konnte. Das Seis- mogramm von Biberach zeige 13 Minuten. Eine eigentümliche Wirkung habe das Erdbeben auf die Erdoberfläche gehabt, es habe sie gelockert und ganz besonders sei dabei zu beobachten gewesen, daß an Stellen unter der Erde vom Beben gar nichts zu verspüren gewesen sei.
Kus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg, 17. Novbr. Dis am gestrigen 16. November vollzogene Landtagswahl hat unserem Bezirk noch keine Entscheidung gebracht. Es muß ein zweiter Wahlgang stallfinden, der voraussichtlich auf den 29. ds. anberaumt werden wird. Die Ergebnisse brachten aus einzelnen Gemeinden manche Ueberraschungen, so namentlich die von Wildbad und Calmbach, wo die sozialdemokratischen Stimmen einen auffallenden Zuwachs erfahren haben; auch Gräfenhausen und Birkenseld ist dabei besonders bemerkensweit. Trotz dieses Stimmenzuwachses hat aber die Sozialdemokratie im ganzen doch nicht so abgeschnitten, wie sie dies erwartet haben wird. Ein unerwartetes Ergebnis hat auch die Konservative Partei und der Bund der Landwirte zu verzeichnen, da diese Partei es nur auf 220 Stimmen gebracht hat. Von 7145 Wahlberechtigten haben 6153, also 86°/o, abgestimmt. Von diesen Stimmen fallen auf die Kandidatur Häberlen nur 3.6°/«, während auf die Kandidatur Commerell 49,2°/o und auf die Kandidatur Wasner 46,8°/» kommen. Zersplitterte Stimmen sind es im ganzen nur 23, also 0,4°/». Die liberalen Mittelparteien haben die höchste Zahl, 3027 Stimmen, erreicht. Die absolute Mehrheit beträgt 3077 Stimmen; es fehlen sonach der Kandidatur Commerell nur rund 50 Stimmen. Und dieser geringen Zahl der fehlenden Stimmen wegen hat nun Nachwahl stattzufinden. Man wird wohl sagen dürfen, daß dem Bezirk eine Nachwahl erspart geblieben wäre, wenn nicht die alte Erscheinung zu Tage getreten wäre, daß manch ein bürgerlicher Wähler seine Wahlpflicht auch diesmal versäumt hat, haben doch z. B. in Wildbad rund 100, in Neuenbürg und Gräfenhausen je etwa 60 und in Loffenau mehr als 125 Wahlberechtigte nicht abgestimmt. Wir beschränken uns auf diese kurze Betrachtung des Wahlresultats. Der einzelne Wähler wird ja seine Betrachtung selbst angestellt haben und kann dies nun auch an der Hand der in der heutigen Blattausgabe enthaltenen Tabelle tun, indem ein Jeder sich selbst seinen Vers dazu machen mag. Im Hinblick auf die nötige „Nachwahl" möge folgender Hinweis von allgemeinem Interesse sein: Nach dem im Jahr 1906 mit der Verfassgngsreviston eingeführten neuen Wahlverfahren besteht die bis dahin übliche Stichwahl nicht mehr. An ihre Stelle ist das Verfahren getreten, das als „romanische Wahl" bezeichnet wird. Es muß nach diesem neuen Verfahren zwar ebenso wie bei der Stichwahl ein zweiter Wahlgang stattfinden, wenn eine absolute Mehrheit nicht erreicht wird. In den zweiten Wahlgang kommen aber nicht, wie bei der Stichwahl, nur die beiden Kandidaten mit den höchsten Stimmenziffern. sondern sämtliche Bewerber des ersten Wahlganges, ja es können sogar neue auftreten, sei es an Stelle der früheren, sei es neben diesen. In diesem zweiten Wahlgang entscheidet alsdann die verhältnismäßige Mehrheit der Stimmen.
Neuenbürg, 15. Novbr. (Invaliden- und Hinterbliebenen-Versicherung.) Die Unterbeamten werden nochmals darauf hingewiesen, daß für die freiwillige Weiterversicherung vom 1. Januar 1913 an die günstigen Uebergangsbestimmungen des Art. 74 des Einführungsgesetzes zur Reichsversicherungsordnung nicht mehr gelten, daß es sich also empfiehlt, das Versicherungsverhältnis noch im Laufe des Jahres 1912 zu erneuern.
Herrenalb, 15. Nov. Die Stadtgemeinde hat, wie man erfährt, das früher Hofrat Mermagen-
sche Sanatorium für Herz- und Nervenkranke um die Summe von 160 000 erworben. Dasselbe wurde in den Jahren 1911 und 1912 einem gründlichen Umbau unterzogen und soll nunmehr auf längere Jahre an einen Arzt verpachtet werden.
Letzte Nachrichten n. Telegramm
Hirschberg i. Schles.» 16. Nov. Zum Empfang des Kaisers waren viele tausend Menschen aus allen Teilen des Riesengebirges in der Stadt zusammengestcömt. Vereine und Schulen aus Stadt und Land bildeten auf dem Wege Spalier. Um 1.30 Uhr traf der Kaiser aus dem Bahnhof in Hirschberg ein und trat alsbald unter Glockengeläuts im offenen Automobil die Fahrt zur Einweihung der Talsperre bei Mauer an. Auf der ganzen Fahrt wurde er von der Bevölkerung auf das lebhafteste begrüßt. Eine große Menschenmenge hielt seit dem Vormittag die rings um die Talsperre aufragenden Bergabhänge besetzt.
Hamburg. 16. Nov. Der Senat beantragte bei der Bürgerschaft die Bewilligung von 1 760 000 Mark zum Ankauf von Pnoatgiu-idstücken und der erforderlichen Terrainarbeiien zwecks Erbauung von Arbeiterwohnquartieren am linken Elbufer.
Konstantinopel, 17. Novbr. Die Cholera wird zu einer Geisel, die schrecklicher als der Krieg ist. Die Behörden haben nicht die Macht, der Situation entgegenzutreten. 3000 Kranke wurden mit der Bahn nach San Stefano gebracht, wo sie 24 Stunden ohne Nahrung und ohne Wasser in den Wagen gelassen wurden. Die hier vorhandenen Aerzte erklären, sie seien außer Stande, die 3000 Kranke zu pflegen und tun gar nichts. Der Zag hätte zurückgebracht werden sollen, aber auf den Protest der Eisenbahnbeamten und nach dem Eingreifen des österreichisch ungarischen Botschafters sind die Kranken jetzt in den Qaaiantänestationen unter- gebracht. Schreckliches wird über die Leiden der Kranken in den Hospitälern erzählt, namentlich über die Gefühllosiakeit und Unfähigkeit der türkischen Aerzte und Pfleger.
Konstantinopel, 17. Nov., 3 40 Uhr nachm. (Privattel) Da seit dem frühen Morgen heftiger Kanonendonner von Tschataldscha her zu hören ist, wurde beschlossen, heute nachmittag zum Schutz der nach Pera führenden Zugangsstraße Matrosen- detachements der Kriegsschiffe zu landen.
Konstantinopel, 17 Nov. Gestern ist ein Transport von 500 Verwundeten hier eingetroffen. Zahlreiche Familien von muselmanischen Landbewohnern sind gestern aus den Städten zwischen Tscherkoßköj und Konstantinopel hier eingetroffen. Gegen 500 Wagen und eine große Anzahl von Haustieren wurden von den Flüchtlingen über die Straße von Schischil bei Pera nach Beschiktasch geführt, um von dort nach Kleinasien gebracht zu werden.
Konstantinopel, 11. Novbr. (Wien. Korr.- Bur.) Seit heute früh hört man in Pera Kanonendonner. Man glaubt, daß diesseits von Hademköj eine Schlacht im Gange sei. Angesichts der Sachlage sind die Vertreter der Großmächte bei dem Botschafter Doyen, Markgrafen Pallavicini. versammelt und beraten über die für den Fall des Einzuges der Bulgaren in Konstantinopel zu treffenden Maßnahmen.
Belgrad, 17. Nov. Die in Serbien lebenden Reichsdeutschen sammelten für das Rote Kreuz 25000 Dinars. Für die serbischen Wohltätigkeits- institutionen sind aus Deutschland Spenden in Höhe von 20 000 Dinars eingelaufen. Eine Sanitäts- kolonne des rumänischen Roten Kreuzes ist hier eingetroffen.
Belgrad, 17. Nov. Nach zweitägigem Kampfe gelang es den serbischen Truppen, die wichtigsten Positionen vor Monaitir zu nehmen. Die Türken ziehen sich gegen die Stadt zurück, deren Einnahme in Kürze zu erwarten ist.
Wien, 17 Nov. Gegenüber einer Belgrader Meldung, derzufolae Italien die österreichische Demarche nicht unterstützt hätte, stellt die Mehrzahl der hiesigen Blätter fest, daß diese Meldung wohl dem Wünsche Serbiens, aber nicht den Tatsachen entspreche.
Woraus stcHMche Witterung.
Die Depression über Nordosteuropa zieht sich weiter zurück. Die beiden Hochdruckgebiete über Süddeutschland und dem westlichen Ozean vereinigen sich und beherrschen die Wetterlage. Für Montag und Dienstag ist deshalb trockenes und kaltes Wetter zu erwaiten
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