RunSschau.
Berlin, 15. Nov. Main und Rhein sind gestern um je 40 Zentimeter gestiegen. Die Mainschleusen unterhalb Frankfurt mußten zum Teil niedergelegt werden. Auch die Weser ist gestern bedeutend gestiegen. Man rechnet stellenweise mit Hochwassergefahr.
In einem Münchener Hotel, indem vor einigen Tagen einer Amerikanerin Juwelen im Werte von 6000 Mark und eine erhebliche Geldsumme gestohlen wurden, wurden einem reichen Engländer gestern für 25 000 Mark Juwelen und 600 Mk. baren Geldes entwendet.
Das zweitgrößte Los. Von derpreußisch- süddeutschenKlassenlottterieistder — außer der Prämie von 300000 Mk., die aber erst am letzten Tage gezogen wird — zweithöchste Gewinn von 200 000 Mk. auf die Nummer 123 499 Abteilung I und II gefallen.
Duisburg, 13. Novbr. Nach dem Genuß von Bonbons mit angeblich giftigen Farbstoffen sind drei Kinder erkrankt. Eins ist bereits gestorben.
Baden-Baden, 13. Nov. In dem Konkursverfahren gegen den Bankier Anton Müller (Bankhaus F. C. Jörger) haben die angemeldeten Konkursforderungen nunmehr nahezu 4 Millionen Mark erreicht.
Gaggenau. 13. Nov. Die beiden 19jährigen Schlosser der Benzwerke, Karl Stößer und Kon- rad Holl, probierten einen von ihnen selbst reparierten Revolver im elterlichen Hause des Stößer. Dieser gab den ersten Schuß ab. Die Waffe schlug zurück und traf den Holl in den Hals. Der Schwerverwundete wurde zwar sofort per Auto nach Baden- Baden in die Klinik gebracht, erlag aber dort bald seinen Verletzungen.
Emmendingen, 14. Nov. Bei einer Treib - jagd auf Gemarkung Wyhl wurden 646 Hasen, über 100 Hühner und einige Fasanen erlegt.
Stockholm, 14. November. Die schwedische Akademie hat den literarischen Nobelpreis Gerhart Hauptmann zugeteilt. Der Beschluß wird offiziell, sobald die Antwort des Preisträgers ein- gegangen ist.
London, 15. Novbr. Einer Dame namens Lewis Milles sind in ihrem Hause für 80000 Mk. Juwelen gestohlen worden.
Auf der stark abschüssigen Linie von Camer- lata nach Como entgleisten zwei elektrische, stark besetzte Wagen und fuhren in ein Wohnhaus hinein. Das Erdgeschoß und der erste Stock des Hauses stürzten ein. Ein Kind kam dabei ums Leben. 33 Personen wurden zum Teil schwer verletzt.
Württemberg.
Finanzieller Wochenrückblick. Man hat sich an der Börse in der letzten Woche mehr und mehr mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß der
Ein deutsches Mädchen.
Roman von Karl Meisner.
ZI (Nachdruck verboten.)
Da wandte sich plötzlich der Käufer des Bildes von Ritter um. Der schmerzdurchbebte Ausruf des Mädchens hatte ihn aus seinen Betrachtungen gerissen. Teilnehmenden Blicks betrachtete er das junge Mädchen, das in seinem verzweislnngsvollen Schmerz ein doppelt rührendes Bild der Hilflosigkeit bot. Die kalten, ablehnenden Worte des Händlers hatten es so niederschmetternd getroffen, daß es in seiner Betäubung seine Umgebung zu vergessen schien. Starr stand es da, unfähig, sich zu rühren, wie ein formvollendetes Steinbild, von Künstler Hand gemeißelt.
„Hörst Du nicht," schreckte es da die rauhe Stimme des Händlers auf, „Du sollst Deine Kramsachen einpacken. Ich habe hier keinen Trödelladen, auch habe ich mehr zu tun, als mit Dir meine Zeit zu verlieren."
Das Mädchen zuckte zusammen, als habe es ein Peitschenschlag getroffen. Da tönte die wohlklingende Stimme des Herrn wie Sphärenmusik an ihr Ohr.
„Warten Sie, bitte, noch einen Augenblick," sagte er freundlich, indem er näher trat, „ich möchte mir Ihre Bilder mal ansehen."
Wie nach schwerem Unwetter zuweilen plötzlich ein Heller, lichter Sonnenstrahl durch das dunkle Gewölk bricht, so leuchteten jetzt des Mädchens Augen wieder im Hoffnungsschimmer auf. Demütig wich es zurück, als der Herr zum Ladentisch trat, um die sechs Aquarelle zu betrachten.
Balkankrieg in seinen weiteren Folgen durch den Interessengegensatz zwischen Serbien «nd Oesterreich doch noch zu ernsten europäischen Verwickelungen führen könne. Die Sensationslust gewisser groß- städtischer Blätter, die ihren Mangel an Schlachtberichten der vom Kriegsschauplatz fern gehaltenen Spezialkorrespondenten durch üppige Kombinationen über den Verlauf des Diplomatenkrieges zu ersetzen suchen, sorgten dafür, daß die Börse die ganze Woche über nicht zur Ruhe kam und von einer Aufregung in die andere gehetzt wurde, bis schließlich der gesunde Menschenverstand der Erkenntnis zum Siege verbalf, daß es wegen der Frage, ob Serbien einen Hafen an der Adria oder am Aegäischen Meer er- r hält, doch nicht zu einem europäischen Kriege kommen kann. Daraufhin erholte sich die Tendenz wieder und man trug den außerordentlich günstigen Konjunkturberichten wie sie beispielsweise Phönix verzeichnet, einigermaßen Rechnung. In der Hauptsache überwogen aber immer noch, an dem Stande der vorigen Woche gemessen, die Kursrückgänge. — Die Getreidemärkte haben sich weiterhin etwas abge- schwächt. Die Tendenz wechselte die ganze Woche über je nach einer günstigeren oder schlechteren Auffassung der politischen Lage. Seitdem in der Meinung der Spekulation die Aussichten auf eine Erhaltung des Friedens iiberwiegen, läßt die Kauflust nach und nehmen die Realisierungen zu.
Gmünd. 14 Nov. Auf mühelose Weise verdiente sich dieser Tage ein hiesiger Wirt ein Zehnmarkstück. Er fubr mit dem Abendeilzug von Stuttgart nack Hause. Vor Cannstatt behauptete ein ihm gegenübersitzender Reisender, der Zug halte in Cannstatt. Unser Wirt, der das Gegenteil genau wußte, bestritt dies. Eine Wette kam zustande und jeder der „Kontrahenten" hinterlegte, wie die Rems- zeitung erzählt, bei einem Mitreisenden 10 Mark. Richtig, der Zug fuhr, ohne zu halten, durch Cannstatt durch und als sich der Reisende dem Schaffner gegenüber auf seinen Fahrplan berief, stellte es sich heraus, daß er den Abendeilzug mit dem Morgen- eilzug verwechselt hatte. Der schlaue Wirt behielt ! sein Zehnmarkstück und selbst eine ihm unterwegs
- vom Verlierer präsentierte „feine Havanna" ver- j mochte ibn nicht umzustimmen. Vergnügt schmunzelnd i stieg er in Gmünd aus, überzeugt, daß Wetten ein ! ganz einträgliches Geschäft sein kann.
t Lauffen a. N., 14 Nov. Das diesjährige
Weinerzeugnis beträgt nach den Kelterregistern ' 2400 Irl. Der höchste Preis, der erziehlt wurde,
- war 200 der niederste 120 pro Eimer.
i Wangen i. A., 14. Nov. Kam da kürzlich
? ein Bäuerlein mit einem Sack Kraut nach Wangen,
; wo ihm 1 ^ geboten wurde. Das war ihm zu
> wenig, weshalb er mit seinem Sack wieder den I Heimweg antrat und abends an einem Hof vorbei
i kam. Dort fragte der Knecht nach dem Preis des , Krautes. Der Verkäufer verlangte 10 pro Kilo- l metsr, womit der Verkauf abgemacht war. Beim Abmessen ergaben sich 8 Meter. Also war der Ver-
> kauf nickt sehr lohnend.
»»»
Vermischtes.
Neuenbürg, 14. November. (Wer kann , es sagen?) Ein neues Mittel gegen Gelenkrheu- ; matirmus. dessen Name zugleich als Zungengeläu- j figkeitsübung verwendet werden kann, kommt gegen- ! wärtig unter dem Namen — es empfiehlt sich beim s Aursprechen vorher etwas den Atem anzuhalten — s Phenildtmethylphyrezolamidomelhansulfansaures Na- s tron in den Handel.
Die größte Orgel der Welt steht in der - neu aufgebauten Michaeliskirche in Hamburg. ! Sie hat bei einer Gesamthöhe von 17,5 m im Jn- ! nern fünf einzelne Stockwerke. Von den 12 173 ; Pfeife» ist die größte 11,28 m hoch; sie hat eine s Weite von 55 cm, einen Rauminhalt von 2488 Litern i und wiegt allein 1086 Pfund, während die kleinste ^ Pfeife nur 25 ww lang ist und eine Weite von 6mm j hat. Die Orgel hat als besondere Einrichtung auch ' ein sogenanntes Fernwerk, das sich oben im fünften i Stockwerk befindet und hauptsächlich Helle Klang- i färben enthält. Die Schallwellen dieses Werkes s werden durch einen einmal gewundenen Schallkanal : von 40 m Länge bis zur Mitte der Kirchendecke ge- i geführt, wo die Klänge dann nock ein weites Gitter- werk durchdringen, so daß das Spiel den Zuhörern ' wie das leise Erklingen einer Melodie aus weiter . Ferne erscheint. Auf fünf Klaviaturen zu je 61 j Tasten und einer Fußklaviatur mit 32 Tasten ent- ^ hält das Werk 163 klingende Summen, die durch l mehr als 100 Koppeln und Nebenzüge zu neuen Klangwirkungen verbunden werden können. Zwei ^ elektrisch betriebene Luftschleudermaschinen von je ^ 5 ?8 liefern den zum Betrieb dieses großen Werkes s erforderlicken Luflftrom von annähernd 100 cbm ! in der Minute in ein großes Windmagazin, von s wo aus die Windmrnge sich in 25 Ausgleichbälge j verteilt. Der Spieltisch, von dem aus das gewaltige s Werk beherrscht wird, enthält 207 Registerzüge und über 800 Druck- und Kombinationsknöpfe. Die Pläne für diese Orgel hat der Organist der Michaeliskirche Alfred Sittard entworfen.
Stark mit Thomasmehl gedüngt, reichlich gutes Futter bringt.
Noch mehr als für jede andere Kulturart trifft diese kurze Merkregel wohl für die Wiesen, Weiden und Futterfelder zu.
Herr Gutsbesitzer Raimund Wolpcrt in Oberginsbach bei Altkrauthcim, düngte beispielsweise seine Wiese auf Lehmboden mit 500 KZ Thomasmehl, 600 kg Kainit pro km. Es wurde ihm geraten, versuchsweise auf einem Teil der Wiese die Thomasmehlgabe auf 800 KZ pro km zu erhöhen um zu sehen, ob durch die kräftigere Düngung ein noch höherer Ertrag erzielt werden könnte. Dies traf auch tatsächlich ein. Aus dem Teile der Wiese, welche die verstärkte Düngung mit Thomasmehl erhalten hatte, wurden pro km 4500 KZ Heu im Werte von rund 270 mehr geerntet, als aus dem übrigen Teile der Wiese, während die Verstärkung der Düngung nur 15 ^ Mehrkosten verursacht hatte.
Diese 15 Mehrkosten verzinsten sich also mit 1700 Prozent.
«s
„Wenn ich recht verstanden habe, sagten Sie, diese Ansichten seien nach der Natur gemalt; stimmt das?"
„Ja, mein Herr, die Skizzen sind nach der Natur gezeichnet und diese zwei auch von meinem seligen Vater direkt nach der Natur gemalt; die andern Skizzen habe ich" — sie errötete wieder lebhaft — „ausgeführt, und da ich sehr oft in dieser Pfalz war, dürfte ich auch vielleicht das Rechte getroffen haben. Ich weiß wohl," fügte sie leise hinzu, daß diese Bilder keinen Anspruch auf künstlerischen Wert haben, wohl aber den der unbedingten naturgetreuen Wahrheit. Und dies, so hoffe ich, würde für einen Kunstliebhaber in England, der vielleicht unfern deutschen Rhein bereist hat, etwas Wert oder Interesse haben. Nur diese Annahme bewog mich, die Aquarelle zum Verkauf anzubieten, da wir augenblicklich —" sie brach jäh ab und schlug die Augen nieder.
in großer Not uns befinden," hatte sie erst sagen wollen.
Der Käufer betrachtete die Bilder mit immer sichtlicherem Interesse, wobei er ab und zu einen Seitenblick auf die jugendliche Künstlerin warf. Diese beobachtete ihn mit ängstlicher Spannung, um vielleicht in seinen Mienen zu lesen, ob er zum Ankauf wenigstens eines oder zweier Bilder sich entschließen würde.
Der Entscheid ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem letzten Blick auf die Aquarelle wandte sich der Herr an den Händler, der nicht minder gespannt die ganze Zeit die Szene scharf beobachtet hatte.
„Mir will scheinen, Walser, daß Sie ohne Bedenken diese sechs Bilder erwerben können. Sie sind sauber und korrekt ausgeführt, auch warm empfunden und naturgetreu."
Der Händler machte eine tiefe Verbeugung und fragte mit devotem Lächeln: „Wenn der gnädige Herr glauben, daß ich einen Käufer wieder finden werde."
„Natürlich glaube ich das, oder besser gesagt. Sie haben ihn schon gefunden. Schließen Sie gleich das Geschäft ab und fügen Sie diese Aquarelle dem Gemälde von Ritter bei, das ich für den von Ihnen geforderten Preis hiermit kaufe. Die Rechnung können Sie gleich bei Ablieferung meinem Kassierer präsentieren." Leise, nur dem Händler verständlich, fügte er dann noch hinzu, „drücken Sie den Preis nicht; ich bezahle jede Summe, die das arme Kind fordert, und ist es zu bescheiden, so erhöhen Sie den Preis von selbst."
Tränen perlten dem jungen Mädchen aus den Augen, aber diesmal waren es Freudentränen, deren es sich nicht schämte.
„O, mein Herr, wie soll ich Ihnen danken," stammelte es beglückt. „Gott lohne es Ihnen, was Sie an uns getan!" Damit ergriff es die Hand des Herrn und drückte einen Kuß als Zeichen überströmender Dankbarkeit darauf. Dieser aber entzog ihr rasch seine Hand und eine feine Röte überzog sein männlich schönes Gesicht.
(Fortsetzung folgt.)
uro di) iu Neneuöüro.
Druck ur' a -