getragen haben. Anregung und Förderung fand er hierbei durch dieSchweizerische gemeinnützige Ge­sellschaft", die sich den gleichen Fragen zugewandt hatte und erste Vertreter der Wissenschaft zu ihren Mitgliedern zählte. Namentlich war es auch der bekannte Arzt und Fabrikinspektor vr. Schuler- Mollis, der sofort die volkswirtschaftliche Bedeut­ung dieser Erfindung erkannte. Dank seiner hervor­ragenden Geistes- und Charaktereigenschaften fand Julius Maggi alsbald tüchtige Mitarbeiter, mit deren Hilfe er das junge Unternehmen aus kleinen Anfängen heraus zur höchsten Blüte führte. Er be­gründete ferner die weit und breit als muftergiltig bekannte Maggi'sche Gutswirtschaft. Die Fabrik der deutschen Maggi-Gesellschaft befindet sich schon seit den 90er Jahren in Singen am Hohentwiel. Die Stadt verdankt ihre rasche Entwicklung zum großen Teil diesem ausgedehnten und noch immer im Wachsen befindlichen industriellen Werke, dessen kauf­männische Leitung und Organisation seit 1898 ihren Sitz in Berlin hat. Weitere bedeutende Fabriken und Gesellschaften hat Julius Maggi u. a. in Bre­genz, Wien, Mailand und Paris errichtet. Seine Mitarbeiter, die heute an der Spitze des Maggi- Unternehmens stehen, führen das Lebenswerk des Verstorbenen in seinem Sinne fort.

ep. Die Einwirkungen der chinesischen Revolution auf das Volksleben. Der Jah­resbericht der Basler Mission, der kürzlich illustriert erschienen ist, schildert in interessanter Weise die Einwirkungen der chinesischen Revolution auf das Volksleben. Es hat sich auch in China gezeigt, daß Zusammenreißen leichter ist als Aufbauen und daß mit dem Abschneiden des Zopfes den Leuten nicht ein neuer Kopf gewachsen ist. Die Studenten, die vielfach das Heft in die Hand bekamen, zeigten sich der Aufgabe natürlich nicht gewachsen. Die Sol­daten der neuen Regierung waren gutenteils Räuber. Doch trat da und dort auch eine gesunde Reaktion gegen alten Volksaberglauben und alte Volksunsitten hervor. Man darf es zwar noch nicht hoch an­schlagen, wenn in manchen Gegenden die Rebellen die heidnischen Tempel zerstörten. Dabei spielte nämlich die Meinung mit, die Gottheiten seien die Schutzgeister des alten Regiments. Mehr will es besagen, daß man in südchinesischen Ortschaften gegen die sog.Wind- und Wasserlehre" der Geomanten, gegen Opiumraucher nnd Spieler vorging. Die Missionsarbeit wurde natürlich durch die bestehende Unsicherheit des Verkehrs empfindlich beeinträchtigt. Christen- und Heidenschulen mußten geschlossen wer­den. Selbst in den Christengemeinden, die meist die neue Zeit begeistert begrüßten, trat teilweise eine ge­wisse Verwilderung ein, indessen sandten doch die Gemeinden von Hongkong Feldprediger ins Lager der Revolutionäre und nicht selten zeigte es sich, daß eingeborene Christen auch bei der heidnischen Be­völkerung Vertrauen genossen. Man darf hoffen, daß sich günstigere Bedingungen als vorher für die Christianisierung des Riesenreichs ergeben, sobald sich die Wellen der Erregung gelegt haben. Reli­gionsfreiheit ist von der Republik proklamiert.

Württemberg.

Stuttgart, 31. Okt. Aus durchaus zuverläs­siger Quelle erfährt dasNeue Tagblatt", daß hier die Gründung eines Freilichttheaters geplant wird. Hinter dem Gedanken stehen verschiedene Mitglieder des Hoflheaters. Als Platz ist die Gegend der Kinderrodelbahn auf der Waldau ausersehen, die sich akustisch und szenisch für ein derartiges Unter­nehmen eignen soll. Vorläufig seien für nächsten Sommer fünf Aufführungen geplant.

Stuttgart, 31. Okt. Die der Stadt Stutt­gart durch die Entsendung ihrer aus den Herren Metzgerobermeister Häußermann, Metzgermeister Groß (Appenzeller), Metzgermeister Beizer und Direktor Keßler bestehenden Fleischeinkaufskom­mission erwachsenen Kosten belaufen sich, wie wir hören, auf netto 4000

Stuttgart, 1. Nov. Die seit dem 1. August d. Js. hier bestehenden hohen Ladenfleischpreise erfahren endlich mit dem heutigen Tage bei einigen Fleischsorten wenigstens eine kleine Ermäßigung. Die Preise für Rindfleisch 1., 2. und 3. Qualität, sowie für abgedecktes Schweinefleisch werden je um 5 Pfg. herabgesetzt; bei den übrigen Fleischsorten bleiben die alten Preise. Viel ist es ja nicht, um was das Fleisch billiger wird, aber man sieht wenig­stens den guten Willen.

Heilbronn, 1. Novbr. Das holländische Schweinefleisch hat, wie Oberbürgermeister Dr. Göbel im Gemeinderat mitteilt, hier nicht den raschen Absatz gefunden wie anderwärts. Von der zweiten Sendung von 70 Schweinen sind 10 noch unverkauft, namentlich haben auch weniger bemittelte Leute das teuere, aber bessere einheimische Fleisch vorgezogen.

Möhringen a. d. F., 1. Nov. Gestern vor­mittag stieg auf dem hiesigen Bahnhof der Schaffner und Bremser Michael Späth von einem Güterwagen auf ein Rangiergleis ab. Seine Kameraden riefen ihm zu, er möge vom Gleis Weggehen, da sich von hinten eine Rangierabteilung nähere. Infolge des herrschenden starken Windes überhörte er die Warnungen und den Lärm der sich nähernden Rangierabteilung. Er wurde von dieser erfaßt, zu Boden geworfen und dabei wurde ihm buchstäblich der Kopf abgeschnitten. Späth war 30 Jahre alt und Familienvater.

Hechingen, 1. Nov. Die Burg Hohenzollern, die durch das Erdbeben vom 16. November 1911 namentlich in ihren vielen Türmen und Türmchen stark beschädigt wurde, ist nach einjähriger Arbeit nun wieder vollständig restauriert. Die Kosten be­laufen sich auf 30 000

Waldsee. 31. Okt. Im gestrigen Wochen­blatt ist folgende Anzeige zu lesen:Milchaufschlag I Vom 1. November ab kostet das Liter Milch 18 Die Milchkonsumenten." Wenn die Konsumenten schon selber die Milch aufschlagen, können es sich die Produzenten, die hier wohl gemeint sein werden, gar nicht besser wünschen. (O diese Fremdwörter!)

RunSschau.

Wilhelmshaven, 31. Oklbr. Zwei neue Kreuzer wird im Laufe des Monats November die Flotte erhalten und zwar die NeubautenErsatz Seeadler" undErsatz Geier", die beide in Kiel vom Stapel laufen werden. Beide Kreuzer erhalten Turbinen-Ausrüstung und werden als geschützte Kreuzer nach dem verbessertenBreslau"-Typ er­baut. Ihre Geschwindigkeit soll mindestens 28 bis 29 Knoten in der Stunde betragen.

Kassel, 31. Okt. Der hier kürzlich verstorbene Geh. Kommerzienrat Pfeiffer hat der Stadt Kassel testamentarisch für Armenzwecke den Betrag von 50000 Mark vermacht.

Essen, 31. Okt. Die bei Arnsberg gelegene Möhnetalsperre, die mit 130 Millionen Kubik­meter Stauinhalt die größte Sperre Europas ist, wurde gestern fertiggestellt.

Düsseldorf, 1. Nov. Der andauernde Regen der letzten Tage rief im Saargebiet Hochwasser­gefahr hervor. Auch die Ruhr führt seit gestern Hochwasser. Dasselbe wird von der Mosel berichtet.

Bruchsal, 29. Okt. Seit längerer Zeit schwebte ein Prozeß der Architektenfirma Wellbrock Schäfer und Franz gegen die Stadlgemeinde Bruchsal. Die Stadt hatte s. Zt. den genannten Architekten die Ausführung des Gewerbe- und Handelsschulgebäudes übertragen. Einige Zeit, nachdem dieser Auftrag ergangen war, stellte die Stadt einen neuen Bau­meister an, der gleichfalls Pläne für den angeführten Bau anfertigte und dessen Entwürfe zur Ausführung kamen. Die Architektenfirma verklagte daraufhin die Stadtgemeinde auf eine Entschädigung von 12000 Mark. Nach einer Mitteilung desVolksfr." ist nun die Stadtgemeinde zur Zahlung dieser Summe verurteilt worden.

Mannheim, 1. November. Ueber eine Tat «praktischer Nächstenliebe sei von hier folgendes berichtet: In das allgemeine Krankenhaus wurde dieser Tage eine an Blutarmut schwer leidende Frau eingeliefert, die dem Tode nahe war, wenn ihr nicht sofort Blut eines gesunden Menschen eingeführt wurde. fEine im allgemeinen Krankenhaus angestellte junge Merztin, Fräulein Dr. weä. Weinmann, ließ sich bereitwillig eine Armvene öffnen und soviel Blut entnehmen, als für die Kranke notwendig war. Diese sieht nun ihrer vollständigen Genesung entgegen.

Julius Maggi wurde, wie bereits gemeldet, 66 Jahre alt, jüngst in Kemptal-Lindau zur letzten Ruhe bestattet. Mit ihm ist ein Mann aus dem Leben geschieden, der außergewöhnliche Begabung und Intelligenz mit rastloser Arbeitsfreudigkeit und seltener Tatkraft in sich vereinte. Ursprünglich Be­sitzer mehrerer Mühlen, beschäftigte er sich anfangs >der 80er Jahre auf Grund umfangreicher Studien !mit dem Problem, rasch herstellbare, vollwertige und dabei billige Volksnahrungsmittel zu schaffen. Nach .langwierigen Versuchen und Ueberwindung großer jSchwierigkeiten erfand er die bekannten Erzeugnisse, die in der Folge seinen Namen in alle Weltteile

Eine Heirat.

Roman von Wilma Mittelste edt.

28s (Nachdruck verboten.)

Gleich darauf aber verwarf ich diesen gräßlichen Gedanken als meiner unwürdig nnd schämte mich, daß er überhaupt hatte entstehen können Ach, er war verzeihlich, ich war ja so namenlos unglücklich.

Tome war sehr gut verheiratet und HeNha wird es an Dürings Seite werden. Er war ein Charakter, dem sich eine Frau rückhaltslos an­vertrauen konnte. Und diesen Mann hatte ich einst um eines Schurken willen zurückgcwicsen.

Ich schlug die Hände vors Gericht nnd ein Schluchzen, als wollte mir die Brust zerspringen, entrang sich meinem geguälten Herzen. Dann folgte auf dieses rasche fieberhafte Denken, auf diesen heftigen SchmerzenSanSbruch eine tiefe Erschöpfung.

Ich lag, ohne mich zu rühren, unfähig, eine Bewegung zu machen, in meinen Kissen. Ich hörte, wie Maud zu Bett gebracht wurde, hörte, wie sie mich zu sehen verlangte, um mirgute Nacht" zu sagen.

Mary, das Zimmermädchen, verweigerte es ihr, ich wollte rufen es war mir unmöglich, ein Wort heruorzubriugen, so gänzlich kraftlos fühlte ich mich. Dann war es auf einmal morgens, als ich erwachte.

Ich sah mich verwundert im Zimmer um, ich mußte lange geschlafen haben, da es schon ziemlich hell war. Ich klingelte. Mary erschien. Ich fragte

nach Maud. Sie war schon aus und spielte im Wohnzimmer.

Ich befahl Mary, sie mir zu bringen. Dann erkundigte ich mich noch, ob mein Mann schon zurück sei. Das Mädchen verneinte. Ich winkte mit der Hand und sie entfernte sich. So war der Tag günstig für meine Plane.

Charles war wieder einmal, wie so oft, für längere Zeit abwesend, um seinen Geschäften nach- zngehen, wie er es nannte. Maud trat ein. Sie flog auf mich zu.

Mama, liebe Mama, bist Du wieder gesund'?" fragte sie und schlang ihre runden Weichen Kinder­arme um nieinen Hals. Ich küßte das schwarz­gelockte Köpfchen zärtlich.

Wie teuer war mir das Kind! Doppelt teuer, seit ich allein über es zu Wachen hatte.

Ich bin wieder besser, meine kleine. Maud", sagte ich,nnd will dann aufstehen. Gehe Du indessen hinüber ins Wohnzimmer und spiele weiter; Wenn ich fertig bin, komme ich auch."

Papa ist nicht zurückgekommcn", setzte die Kleine noch altklug hinzu, sich au der Thür noch einmal umwendend. Ich nickte ihr zu und sah ihr gedankenvoll nach.

Wie reizend war sie nnd sie sollte eine so traurige Zukunft haben? Mein Mntterherz krumpfte sich zu­sammen, wenn ich an dies Kind dachte. Ich wollte für sie arbeiten, mochte sie einfach und ohne An­sprüche erzogen werden, uur gut und brav sollte sie bleiben.

Von ihrem Vater durfte sie nichts mehr hören. Das Kind, das schuldlose Wesen mußte gerettet werden, seinetwegen durfte ich nicht mehr länger in diesem Hause bleiben

Ich erhob mich, machte Toilette nnd gmg zuerst ins Wohnzimmer, wie ich Maud versprochen batte. Ich traf sie inmitten ihrer Spielsachen. Sie freute sich so kindlich an ihren schönen Sachen und ein unbeschreibliches Weh, wie es nur eine Mutter empfinden kann, erfüllte mein Herz, als ich daran dachte, das; sie alles, woran ihr kleines Herz hing, in wenigen Tagen hingeben mutzte, lind sie ahnte nichts! Ruhig spielte sie weiter, während ich ihrem Spielen zusah. Nach einer Weile verlies; ich sie und nun kam die schwerste Aufgabe für mich. Ich wollte das, was ich von daheim mitgebracht hat', mit mir nehmen und nun ging es an ein Aus­stichen der Wäsche, Garderobe und der nötigsten Dinge, die ich für einen kleinen Haushalt zu zweien bedurfte. Mehr als einen Koffer wollte ich nicht haben, sonst würde mein Fortgehen bei der Dienerschaft Aufsehen erregen und es lag mir doch daran, jedes Aufsehen zu vermeiden. Mit Hilse Marys wurde mein Koffer ins Schlafzimmer ge­schafft, dann entfernte ich unter irgend einem Vor­wände das Mädchen und begann zu packen.

Allmählich füllte sich der Koffer, ich sah mich M Zimmer um, ich fand nichts mehr, was ich für notwendig hielt und so schloß ich denn niein Zimmer ab, nachdem ich mich zum Ausgehen an­gekleidet hatte.