geographischer Begriff war, eine Einheit zustande zu bringen, die im Rat der Völker etwas zu bedeuten hätte, während Deutschland bisher das Gespött der Welt war. Dann handelte es sich darum, dem Volke zur Milregierung zu verhelfen durch Volksvertretungen, die nur in einzelnen deutschen Staaten, aber nur unvollkommen bestanden. Dann galt es noch die Privilegien abzuschaffen und die Fron- Zehntlasten rc. abzulösen usw. Damals gab es noch keine Nationalliberalen und keine Sozialdemokratie. Was damals liberal dachte, zog an demselben Strang, Deutschland aus der Kleinstaaterei heraus und vorwärts zu bringen. Manche sahen sogar in der Republik das einzige Heilmittel, um zu einer deutschen Einheit zu gelangen. Es würde zu weit führen, die Vorgänge und die Strömungen dieser bewegten Zeit hier ausführlich zu behandeln. Der größte Teil dieser Forderungen ist verwirklicht; vor allem, wir haben nun ein einiges, mächtiges Deutschland. Die geistigen Strömungen des Jahres 1848 und die Zeitumstände, sowie die großen Männer, die 1870 und schon vorher die Geschicke Deutschlands lenkten, haben es geschaffen. Nur gingen die Ansichten über Mittel und Wege bei der damaligen liberalen, demo kratischen Masse des Volkes auseinander. Die Er- . eignisse der 1860 er Jahre trennten die Liberalen in i die beiden Parteien der Nationalliberalen und Demokraten oder Freisinnigen. In dieser Zeit wurde s auch die Sozialdemokratie geboren. s
Also die Zeitoerhältnisse haben sich geändert und s mit ihnen die Parteien. Es gibt überhaupt keinen ? Stillstand in der Welt- und Staatsenlwicklung. Mit den Verhältnissen entwickeln sich die Anschauungen. Wer mit der Zeit nicht mitgeht, über den geht die Entwicklung zur Tagesordnung über. Auch die Sozialdemokratie ist diesem Gesetz unterworfen. Sie entwickelt sich weiter, wenn ihre Anhänger es auch nicht glauben wollen. Daraus sind die Krisen ' in den Reihen der eigenen Partei entstanden, an - denen die Sozialdemokratie krankt. — Seit 1848 sind ! über 60 Jahre vergangen. Wenn eine Partei in i 60 Jahren nichts Neues lernen würde, so gehörte s sie ruhig abgeschafft, sie wäre ein Hindernis für die / Entwicklung. Es ist also lächerlich, der Volkspartei i vorzuwerfen, sie sei nicht mehr wie 1848. Die / Volkspartei hat gelernt, und die Sozialdemokratie ! hat auch schon etwas gelernt, und sie wird noch viel ! lernen müssen. Doch werden solche törichte Phrasen ^
verbreitet, und mancher fällt auf diesen Unsinn herein. Wer solchen Unsinn verzapft, mag ein großer Bierbankpolitiker sein oder ein guter „Kannegießer"; aber von Politik versteht er nichts. Mit solchen Leuten kann man auch keine großzügige Politik treiben. Das sind die sogenannten „Mitläufer", die nicht wissen, wohin sie gehören. Wenn man auch in der Volkspartei hie und da Vorwürfe bekommt, daß die Volkspartei in unserem Bezirk zurückgetreten sei zu Gunsten einer Partei, die in der vorigen Landtagswahl bloß halb so stark gewesen sei, so kann man ruhig erwidern, daß seit vielen Perioden die Nationalliberalen im Besitz des Mandats waren mit einer kurzen Unterbrechung (Bleyer), und daß die Vertreter der Volkspartei bei den Verhandlungen mit der Nationalliberalen Partei den Versuch gemacht haben, den Bezirk Neuenbürg für die Volkspartei zu bekommen, daß aber bei der Zuteilung der Bezirke die Volkspartei andere Bezirke, wo die Verhältnisse anders liegen, bekam, wo die Nationalliberale (Deutsche) Partei die Volkspartei unterstützen wird. Ohne Opfer, ohne Kompromiß, oder zu deutsch: ohne gegenseitiges Nachgeben, geht es eben nicht ab, wenn man eine großzügige Politik treiben will. Außerdem hat die Deutsche Partei schon in zwei oder drei Wahlperioden den Reichstagsabgeordneten der Volkspartei, Hrn. Schwnckhardt, loyal unterstützt und ihm mit zum Sieg verholfen. Das geschah im Interesse des Gesamtliberalismus, und von diesem großen Gesichtspunkt müssen die Volksparteiler die gegenwärtige Wahl ansehen und tun, was in ihren Kräften steht, dem Kandidaten der vereinigten Parteien, Hrn. Commerell, zum Sieg zu verhelfen.
LstZte IlachnchlLN u. TelegramM
Bremen, 1. Novbr. Bösmanns Telegraphen- Bureau meldet: Die Teilnehmer an der Gordon- Bennetfahrt Albert v. Hoffman und Jean Berry aus St. Louis, Besitzer bezw. Führer des Ballons „Million Population Club", kamen heute auf unser Bureau und gaben folgende Erklärung ab: Nachdem unser Ballon nach 19 ständiger Fahrt bei Cambin in der Nähe von Ueckermünde hart am Wasser am Montag, 28. Okt., mittags gegen 12 Uhr gelandet war, erblickten wir eine Stunde später in einer Höhe von etwa 3000—3500 Metern einen Ballon, der in nordöstlicher Richtung trieb und bald in den Wolken
verschwand. Nach unserer Ansicht kann es sich nur um den bis jetzt noch vermißten Ballon „Düsseldorf II", der amerikanische Bemannung an Bord hatte, handeln. Wir sind überzeugt, daß der Ballon die Richtung nach Norwegen eingeschlagen hat. Da er sich in einer enormen Höhe befand und eine Geschwindigkeit von mindestens 60 Kilometern entwickelte, konnte er nicht vor Anbruch der Dunkelheit Herabkommen. Es war ihm auch nach unserer Ueberzeugung unmöglich, sich vor Tagesanbruch zu orientieren. Um diese Zeit mußte er mindestens 1000 Kilometer weiter geflogen sein, und wenn er die von uns beobachtete Richtung beibehielt, nach dem äußersten Norwegen bezw. Lappland und etwa darüber hinaus ins Eismeer verschlagen worden sein.
Moskau, 1. Novbr. Prinz Heinrich von Preußen ist mit dem sibirischen Expreßzug hier eingetroffen.
London, 1. Novbr. Die deutsch-englische Verständigungskonferenz hielt heute ihre Schlußsitzung ab. Lord Courtney führte den Vorsitz. Professor Sieper aus München sprach über die Förderung gegenseitiger Kenntnis beider Länder und ihre gemeinsamen Kulturaufgaben. Nach mehreren Reden nahm die Konferenz zum Schluß eine Resolution an, in der die Förderung besserer Beziehungen zwischen beiden Ländern für notwendig erklärt wird. Die deutschen Delegierten dankten für die Gastfreundschaft.
Veracruz, 1. Nov. Der deutsche Kreuzer „Viktoria Luise" ist hier eingetroffen.
San Juan del Sur (Nicaragua), 1. Novbr Wie drahtlos hierher gemeldet wird, hat ein Orkan den größten Teil der Hafenstadt Acapulco in Mexiko zerstört. Eine Anzahl Eingeborene wurden dabei verletzt.
MornussicHMche Witterung.
Der Luflwirbel zieht nach Finnland, und von Westen rückt Hochdruck mit Macht heran. Wir werden nun ruhige Lust, anfangs trüb.nebliges Wetter und langsame Aufheiterung bekommen. Bei kühler Temperatur werden keine ernstlichen Niederschläge erfolgen.
Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me«f, für den Inseratenteil: G. Conradl in Neuenbürg.
Mit einer vierseitigen Beilage.
amtlich« Bslranntmacyimgsn uns Privat-Knzsigen-
K. Oöeramt Yeumöürg
Maut- und Klauenseuche.
Nachdem in Oberhaugstett O/A. Calw die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen ist, wird für die in den 15 lrw-Umkreis fallenden Gemeinden Beiuberg, Jgelsloch mit Unterkollbach, Maisenbach mit Zaine», Ober- und Unterlengenhardt bestimmt:
1) Der Handel mit Klauenvieh, welcher ohne vorgängige Bestellung entweder außerhalb des Gemeindebezirks der gewerblichen Niederlassung des Händlers oder ohne Begründung einer solchen statlfindet, ist verboten. Als Handel gilt auch das Aufsuchen von Bestellungen durch Händler ohne Mitführung von Tieren und das Aufkäufen von Tieren durch Händler.
2) Die Veranstaltung von Versteigerungen von Klauenvieh ist untersagt.
Von den Ortspolizeibehördeu des Oberamtsbezirks sind bis auf weiteres Wiederkäuer und Schweine, welche aus dem Oberamtsbezirk Calw eingeführt werden, auf die Dauer von fünf Tagen unter polizeiliche Beobachtung zu stellen, wenn die eingeführten Tiere bei näherer Prüfung der Verhältnisse als der Seuchengefahr ausgesetzt gewesen zu betrachten sind.
Soweit hienach eine polizeiliche Beobachtung von Tieren stattzufinden hat, ist von den Ortspolizeibehörden nach HZ 167 ff. der Berf. des K. Ministeriums des Innern vom 11. Juli 1912, betr. Ausführung des Viehseuchengesetzes (Reg.Bl. 1912, Seite 293 ff.), zu verfahren.
Den 30. Oktober 1912. Amtmann Gaiser.
K. Forstamt Laugeubraud.
Kchholj-, Ulisig- ««>
am Samstag den 9. Nov. 1912,
nachmittags 3 Uhr in der Größeltal-Wirtschaft aus Lttaatswald Hintr. Fuchsberg, Heusteig, Burkhardt und Laubstreu in Distr. I, II und III: Rm.: ii bu. Anbruch. 97 Nadelholz-Anbruch, 4 Reisig- Flächenlose und 15 Lose Laubstreu.
K. Forstamt Hofstett.
Das Verderben der Stech« Palmen durch Wegnahme von Stöcken oder einer größeren Menge von Zweigen, namentlich auch mit Beeren, nimmt immer mehr überhand. Das Forstschutzpersonal des Staates und der Gemeinden des Forstbezirks ist angewiesen, derartige Frevel (Forstdiebstahl) auf Grund des Forststrafgesetzes zur Anzeige zu bringen.
K. Forstamt: Ludwig.
! Forstbezirk Herreualb.
Stmmhilk-Ukrdilif
Im ^christlich«, Ausftr-ich
!aus Staatswald Vord. Tann- ! schach, Hmt. Tannschach, Unt. !und Ob. Eckkopf, Mauzenkopf,
! Maienweg, Sauläger, Stoffels- !wies. U. Mannabächle, Vord.
. Röhrach, Hint. Herrlingshalde, Unt. Hirschgrasloch und Wild- baderwegle:
1975'Stück Langholz mit 595 Fm. I. Kl., 401 II. Kl., 358 III. Kl., 167 IV. Kl., 155 V. Kl., 114 VI. Kl.; 423 St. Sägholz mit 291 Fm.
I. Kl., 129 II. Kl., 19 III. Kl., 0.81 IV. Kl., 0.09 VI. Kl.;
3 Siück Eichen mit 2,48 Fm.
II. Kl.
Das Ausschußholz ist zum vollen Taxpreis berechnet. Die bedingungslosen Offerte auf die einzelnen Lose, ausgedrückt in ganzen und Zehntel-Prozenten der Taxpreise, wollen unterschrieben und verschlossen mit der Aufschrift „Angebot auf Stammholz" bis spätestens Donnerstag den 14. Nov. 1912, vormittags 10 Uhr beim Forstamt Herrenalb eingereicht werden, um welche Zeit die Eröffnung der Offerte stattfindet, der die Bietenden anwohnen können. Schwarzwälderlisten gegen Bezahlung, Los-Verzeichnisse und Offert- Formulare unentgeltlich vom Forstamt erhältlich.
Neuenbürg.
Um den Anforderungen an die Stadtkasse Nachkommen zu können, muß ich dringend ersuchen, an den
Steuern für 1912
welche nun zu ^/steln verfallen sind, entsprechende Abschlags« zahluuge« zu leisten, falls nicht gleich der ganze Betrag bezahlt werden will.
Kasseutage: Montag, Mittwoch «uv Samstag.
Den 1. November 1912.
Stadtpfleger Knödel. Grafenhause«.
Stmßen-Kpme für Kmghohsthrmrkt.
Infolge Erweiterung des Wasserleitungsnetzes vom Reservoir an der alten Pforzheimer Straße bis zu dem Grundstück des Karl Scheerer, Graveurs in Reute, ist die Straße von Neuenbürg auf die Wilhelmshöhe und de« Riegerts« Wasen
vom Montag de» 4. bis Donnerstag den 7. Novbr. 1912, je einschließlich
für Laugholzfuhrwerke gesperrt.
Die übrigen Fuhrwerke können verkehren.
Den 30. Oktober 1912. SchrlltheißeNNUlt.
Kircher.
Calmbach.
Die auf nächsten Montag den 4. November bestimmte
Iwangs-Werstcigeruirg
der Grundstücke des Christian Kappler, Sägers hier,
LW" findet nicht statt. "MA
Den 1. November 1912.
Gerichtsuotar Oberdörfer.
RtlhuWssomulart
liefert billigst die
C. Meeh'sche Bnchdr.