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Marine ausgeführt haben, ist nun der gesamte Linoleumbedarf für das Jahr 1904 für die kaiserlichen Werften Kiel, Wilhelmshaven und Danzig übertragen worden.
Ulm, 14. Jan. Eine in der Eisenhandlung Baumayer am 4. ds. eingetretene 21jähr. Ladnerin aus Heilbronn, die im Laufe des kommenden Sommers zu heiraten beabsichtigte, stahl im Geschäfte Haushaltungsgegenstände im Werte zwischen 200 und 300 und ließ sie durch den Ausgeher des Geschäfts als bezahlte Waren in ihre Wohnung schaffen. Sie wurde vorgestern bei ihrem Treiben ertappt und der Staatsanwaltschaft übergeben.
Köln a. Rh., 14. Jan. Die Tochter des Ackerbauers Peter Noll im benachbarten Pfohlheim wurde gestern morgen in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden. Der Vater, der der Urheber des Mordes sein soll, hat sich wie aus Worringen gemeldet wird, gestern früh kurz vor der Station von dem um 8 Uhr 7 Minuten in Köln eintreffenden Schnellzug überfahren lassen. In den Taschen des Mörders fand man einen Zettel mit den Worten: „Ich bin Peter Noll aus Pfohlheim."
Berlin, 13. Januar. Der Lokalanzeiger meldet aus Kiel: Schneetreiben und Sturm in der Ostsee haben mehrere Schiffsunfälle herbeigeführt. Gestrandet ist der Rigaer Dampfer „Fenia". Infolge Kollision sank bei Frederikshavn der Fischerkutter „Noldstjernen" und unweit von Helsingör ging die Jacht „Stanley" unter.
Berlin, 13. Jan. Nach einer offiziösen Verlautbarung erscheint die Einrichtung elektrischer Schnellbahnen durch die Eisenbahnverwaltung ausgeschlossen. Dagegen soll eventuell schon im nächsten Sommer mit der Einführung wesentlich beschleunigter Dampf- Schnellzüge begonnen werden.
Berlin, 13. Jan. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Den letzten Informationen zufolge, die der japanische Gesandte bekommen habe, strebt die japanische Regierung nicht nur mit aller Kraft nach einer friedlichen Lösung sondern hoffe auch zuversichtlich auf eine solche. Hayaschi erklärt, die Times-Meldung über die Depesche aus Tokio und den Prinzen Tsching und besonders die Wendung wegen schleuniger Ergreifung der Waffen beruhe offenbar auf Mißverständnis, was bei der Ungeeignetheit der chinesischen Sprache zum exakten Gedankenaustausch sehr begreiflich sei.
Berlin, 14. Jan. Die sozialistische Reichstags-Fraktion bringt eine Interpellation ein, ob dem Reichskanzler bekannt sei, daß die russische Regierung in Deutschland Agenten zur Ueberwachung deutscher und russischer Untertanen unterhält. Ebenso wird über die Königsberger Vorgänge interpelliert.
Berlin, 14. Jan. Aus Wien wird gemeldet: Die „Neue Freie Presse" erfährt aus vertrauenswürdiger Quelle, Rußland habe in seiner letzten Note an Japan die Forderung gestellt, daß der dritte Teil Koreas neutralisiert werde. Japan werde aber
diese Forderung unbedingt ablehnen. Japan habe den exorbitanten Forderungen Rußlands gegenüber nur minimale Forderungen aufgestellt, auf denen es aber beharren müsse. Japans Antwort habe kein Ultimatum enthalten. Die Verhandlungen werden fortgesetzt und vermutlich noch lange dauern.
— Nach dem Beispiel der Vereinigten Staaten würden nun auch die Staaten Europas, in erster Reihe England, Handelsverträge mit China bezüglich der Mandschurei abschließen. Ferner verlautet nach dem Lokalanzeiger aus Paris, Japan verlange insbesondere eine authentische Interpretation seiner Forderungen. Nach deren Erfüllung sollen die Abmachungen den Charakter des Definitifums tragen. Ueber den die Mandschurei betreffenden Passus fehlen verläßliche Informationen. — Nach einem Londoner Telegramm des Lokalanzeigers gibt der Chef des Militärstabes in Port Arthur zwar zu, daß alles für den Krieg gerüstet sei, behauptet aber an die Möglichkeit eines Krieges nicht zu glauben.
— In Portsmouth verlautet dem Lokal-Anzeiger zufolge, daß die Admiralität im Kriegsfälle nichts tun würde, bis zu Beginn der aktuellen Feindseligkeiten. Dann werde die Marine-Reserve mobilisiert und mehrere Schiffe der Flotten-Reserve in Dienst gestellt, andere zur Indienststellung bereit gemacht werden.
Berlin, 13. Jan. Zur Lage inOstasien schreibt das Berliner Tageblatt: Obwohl hier keinerlei bestimmte Nachricht über den Eindruck der russischen Antwortnote in Tokio vorliegt, betrachtet man die Situation durchaus optimistisch und begreift nicht die andauernd pessimistische Sprache der englischen Presse. In Petersburg hat der friedlich gesinnte Graf Lambsdorff gegenwärtig die Oberhand und die Blättermeldung, wonach der Zar dem General-Gouverneur Alexejew volle Vollmacht zum selbständigen Handeln gegeben habe, ist erfunden. — In Tokio dürfte die Mehrheit der japanischen Staatsmänner sich mit den weitgehenden Konzessionen, die Rußland Japan in Korea gemacht hat, begnügen. Die ablehnende Antwort, die die russische Regierung auf die die Mandschurei betreffenden Forderungen Japans erteilt hat, ist vor Allem von der Furcht vor einer japanischen Masseneinwanderung diktiert. Der gestern aus Nizza nach Paris zurückgekehrte französische Minister Declassö äußerte sich über die Situation dahin, daß die Lage sich nach seiner Empfindung aufhelle.
Berlin, 14. Jan. Nach dem offiziellen Text des Handels-Vertrages zwischen China und Japan verspricht China nnch einem Telegramm des Lokalanzeigers aus London die Einführung eines neuen Münzsystems und gewährt den Japanern alle Vorrechte, die den andern Ausländern gewährt sind. Es verpflichtet sich ferner im Falle des Abzuges der ausländischen Truppen aus der Provinz Tschili und der Gesandschaftswachen einen Platz für internationale Niederlassungen und Handel in Peking zu eröffnen.
B erlin, 14. Jan. Wie aus Hannover gemeldet wird, wurde den Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften der Garnison Hannover der Besuch
von Beyerlein's „Zapfenstreich", der im Residenz- heater zur Aufführung gelangt, verboten.
Charlottenburg, 14. Jan. Der Chemielehrer Neumann von der katholischen Gemeindeschule wollte mit Elektrizität und Schwefelsäure experimentieren. Ein elektrischer Funke sprang auf einen mit Schwefelsäure gefüllten Behälter über, der sofort explodierte. Durch die umherspritzende feurige Flüssigkeit wurden der Lehrer und 15 Kinder im Gesicht und an den Händen verletzt. Einige trugen schwere Brandwunden davon.
Wien, 13. Jan. Heute Mittag trat plötzlich ein Wettersturz ein. Es regnet andauernd. Ein Passieren der Straßen ist infolge Glatteis lebensgefährlich.
Tokio, 14. Jan. Die Antwort Japans auf die letzte russische Note ist gestern dem russischen Gesandten, Baron von Rosen in Tokio, zugegangen.
Vermischtes.
— Die amerikanischen Aepfel in Hamburg. Der „Praktische Ratgeber" bringt in seiner neuesten Nummer eine mit Bildern geschmückte Abhandlung über die letzte große Apfelauktion in Hamburg. Es sind an einem Tage 43 000 Faß amerikanischer Aepfel in Hamburg versteigert worden. Davon enthielten nahezu 32 000 Faß die Sorte Baldwinopfel. Von den übrigen 11000 Faß waren je 2000 Faß Jork Imperial und Northern Spy und 7000 Faß verteilten sich auf etwa 60 verschiedene Apfelsorten. Der Preis für Baldwinopfel schwankte zwischen 6.50 bis 17.75 für das Faß von 115—120 Pfund netto. — Der „Praktische Ratgeber" kommt am Schluß seiner sehr eingehenden Schilderungen über diese Auktion zu dem Ergebnis, daß die deutschen Obstzüchter mit wesentlich höheren Preisen nicht rechnen dürfen, dann aber keine Veranlassung haben, das amerikanische Obst zu fürchten. Die Hauptsache sei, Ware schaffen. Daran fehlt es vor allen Dingen. — Die Nummer mit dem betreffenden Artikel wird vom Geschäftsamt des Praktischen Ratgebers in Frankfurt a. Oder auf Verlangen kostenlos zugesandt.
Gottesdienste.
2. Sonntag «ach de« Hrscheinnngsfest, 17. Jan. Vom Turm: 272. Predigtlied: 273, Jesu, Seelenfreund der Deinen ec. Kirchenchor: Herr, zu dir will ich mich retten ec. 9',- Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan Roos. 1 Uhr: Christenlehre für die Söhne. 5 Uhr: Bibelstunde im Vereiushaus, Herr Stadtpfarrer Schmid.
Donnerstag, 21. Jan. 8 Uhr abends: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Vikar Göhner.
Keklameteik.
In 100 000 Familien und an deutschen Hofhaltungen wird Meßmer's Tee täglich getrunken; Güte und Preiswürdigkeit werben stetig neue Freunde. Die Meßmer'schen Tee-Packete L 60, 80 Pfg. u. s. w. tragen Firma und Preisaufdruck. Nachahmungen weise man zurück. 1903er Ernte im Verkauf. In Calw bei Carl Costenbader.
Ohne aufzublicken, schob sie die Karte dann über den Tisch herüber der Gräfin zu. Diese las und nickte befriedigt.
„Das genügt, denke ich!" sagte sie lakonisch. Sie steckte die Karte in einen Umschlag und verbarg dann beides in ihrer Kleidsrtasche.
„Für den Boten werde ich sorgen," fuhr sie ebenso kurz fort. „Und nun — leben Sie wohl! Hier — geben Sie mir die Hand zum Abschiede!"
Käthe umschloß die dargereichten kräftigen Finger mit ihren beiden bebenden Händen.
„Wie soll ich Ihnen je danken, Gräfin!" rief sie in überströmendem Gefühle.
Es war ein seltsames Lächeln, womit die Andere ihr antwortete. Ein tiefer, forschender Blick von Seele zu Seele —
„Machen Sie ihn recht glücklich, sagte die Gräfin leise. „Er hat mich einmal verteidigt, gut von mir gesprochen, mein Interesse wahrgenommen — wissen Sie noch? Neulich im „Waldfrieden." Nun sind wir quitt, er und ich. Ich gedenke eine weite, jahrelange Reise zu unternehmen; da gleicht man gern alte Rechnungen aus, nicht wahr? Und nun noch eins! Klaus Behrendt darf es nie erfahren, weshalb ich heut bei Ihnen war, was wir gesprochen haben — hören Sie wohl? Nie! Das muffen Sie mir versprechen — um meinetwillen und um seiner selbst willen soll er's nicht wissen — niemals! — daß ich ihn gestern abend gesehen —"
„Das gelobe ich Ihnen," versetzte Käthe schlicht.
Noch einmal ruhten ihre Blicke, ihre Hände ineinander. Noch einen Augen
blick standen die beiden jungen Mädchen sich schweigend gegenüber — die große, vornehme, reiche Gräfin, und die arme, kleine Lehrerin, die doch die reichere war von beiden. — Dann wandte sich die Gräfin stumm ab und ging mit großen, hallenden Schritten aus dem Zimmer — die Treppe hinab, durch die Hintertür des Hotels, auf den Feldweg, der hinter den Häusern entlang lief, und wo ihr kleiner, hoher Wagen wartend auf- und abfuhr.
Sie stieg auf und nahm sogleich dem Groom die Zügel ab, die er bisher gehalten. Die Füchse fühlten die feste Hand der Herrin und lenkten gehorsam in den tiefen Hohlweg ein, der nach Görlitz führte.
Sie mußte an einem Brachstück vorbei, das zu Rammin gehörte. Dort waren Leute mit dem Umgraben beschäftigt und daneben stand Inspektor Bärlake, überwachte mit dem einen wasserblauen Auge die arbeitenden Knechte und beobachtete mit dem andern den herbeirollenden Wagen.
„Wir werden ein Gewitter bekommen, Bärlake!" rief ihm die Gräfin zu, als sie langsam an ihm vorüberfuhr.
„Wie die gnädige Gräfin — befiehlt!" versetzte der Inspektor zerstreut. Er war sichtlich in großer Aufregung.
„Was haben Sie denn nur in aller Welt wieder, Mensch?" fragte sie.
Er fuhr sich in großer Gemütsbewegung durch die struppigen, roten Haare.
„Der Friedrich hat mir gesagt, er habe gehört, daß die gnädige Gräfin Görlitz nun doch kauft!" fragte er verlezen.
(Fortsetzung folgt.)