Zweites

Blatt.

Der Lnztälen

Zweites

Blatt.

^ 168.

Neuenbürg. Mittwoch -e« 16. Oktober 1912.

76. Jahrgang.

RunSschau.

Für die Kanalisation des Mains von Ha­nau nach Aschaffenburg hat die bayerische Ab­geordnetenkammer soeben 3 Millionen Mark bewilligt. Insgesamt werden die Kosten auf 23,5 Millionen Mark veranschlagt. Die Kanalisation des Mains, die ein alter Wunsch der bayerischen Industrie ist, wurde hauptsächlich vom Prinzen Ludwig von Ba­yern nachdrücklich gefördert.

Köln, 14. Okt. Die Regierung hat der Ver­waltung der Stadt Köln auf deren Bemühen ge­stattet, wöchentlich bis 100 Stück Rindvieh ein­zuführen.

Baden-Baden, 12. Oktbr. Hier macht der Erfolg eines Polizeihundes von sich reden. Vor einigen Tagen wurden bei der Geroldsauer Mühle nachts zwei Aepfelbäume gründlich geleert. Die Bestohlenen holten einen Polizeihund. Trotzdem zwei Tage seit dem Diebstahl verflossen waren, nahm das Tier sofort Witterung an den geleerten Bäumen, lief direkt in ein in der Nähe befindliches Haus, wo man die Aepfel in den Betten der Bewohner und im Kinderbett versteckt fand.

Augsburg, 12. Okt. Der Bankbeamte Brü­ning, der im vergangenen Frühjahr bei der Dres­dener Bank in Berlin 260 000 unterschlagen hatte und dann flüchtig gegangen war, ist gestern in einem Nürnberger Hotel aus Grund eines Sig­nalements der Augsburger Kriminalpolizei verhaftet worden. Man fand bei ihm noch eine große Summe des unterschlagenen Geldes. Die Meldung wurde als falsch widerrufen.

Das Rasthaus auf der Hornisgrinde, dessen Bau schon an diesem Montag in Angriff ge­nommen worden ist, ist nicht als Kurhotel, sondern als Unterkunftshaus für Touristen gedacht. Im Erdgeschoß ist eine Wirtsstube vorgesehen und ein davon getrennt liegendes Nebenzimmer, die beide nach Art der Schwarzwälder Bauernstuben an Decken und Wänden mit Holz getäfelt werden, ebenso darf der große Kachelofen nicht fehlen, und ringsum die Holzbänke, so daß die Räume einen gemütlichen Eindruck machen. Im ersten Stock sind 8 Fremden­zimmer für Touristen, die etwas mehr ausgeben wollen, und darüber 2 große Räume als Matratzen­lager für solche, die für billiges Geld untergebracht sein wollen. Das Aeußere wird ähnlich wie unsere Schwarzwaldhäuser behandelt, Keller und Erdgeschoß als hammerrechtes Mauerwerk wie der neue Turm, das Ober- und Dachgeschoß verschalt, und das Dach außerdem mit Stroh eingedeckt.

Trier, 12. Okt. Die milder gewordene Witter­ung läßt die in der ersten Bestürzung wegen der großen Frostschäden zu einer raschen, vorzeitigen Lese drängenden Winzer wieder zur Besinnung kom­men. Rechtzeitig haben auch die Fachmänner der Weinbauschulen vor einer überstürzten Lese gewarnt, da ein sofortiges Lesen Weine mit Frostton und Frostgeschmack zeitigen würde. Selbst erfrorene Trauben können noch gewinnen, wenn man sie noch länger am Stock läßt. Eine Folge der schweren Frostschäden zeigt sich in dem starken Anziehen der Preise für 1911er. Von der Güte diesesKometen- weines" hatte man sich anfangs wegen der außer­gewöhnlichen Sonnenglut, die sein Reifen bis zur Ernte begleitete, übertriebene Vorstellungen gemacht. Man hatte vergessen, daß die notwendige Feuchtig­keit auch ein wichtiger Faktor für die Reife eines erstklassigen Edelweines bleibt, und so war man nicht wenig enttäuscht, als der Most des jung ge­kelterten Weines einen außergewöhnlich hohen Pro­zentsatz von Säure zeigte. In der weiteren Ent­wicklung und dem endgültigen Ausbau des 1911er ging jedoch dieser übergroße Säuregehalt stark zu­rück und der 1911er, von dem jetzt noch der größte Teil unverkauft in den Kellern der Produzenten lagert, darf heute, wenn auch nicht zu den erstklas­sigen Edelweinen, so doch zu einem sehr gesuchten bukettreichen und eleganten Mittelwein zählen.

AusParis meldet ein Privattelegramm: Zwischen Algier und dem nahen Küstenorte Laghont ist eine Postkutsche von einer Sturzwelle des Meeres überrascht und fortgeschwemmt worden. Von

den zwölf Personen, die sich in dem Postwagen be­fanden, sind zehn ertrunken.

Aus dem fernen Australien kommt die Kunde von einer mutmaßlichen Bergwerkskatastrophe. In einer Kohlengrube bei Northylyell (Bezirk Mel­bourne) sind durch einen Brand 90 Bergleute in 230 Meter Tiefe eingeschlosfen.

Durlach. 12. Okt. Der heutige Schweine­rn arkt war mit 225 Läuferschweinen und 538 Ferkel­schweinen befahren. Der Geschäftsgang war gut. Verkauft wurden sämtliche Läuferschweine, das Paar zu 4070 Mk., und 504 Ferkelschweine, die zu 1726 Mk. das Paar verkauft wurden.

Württemberg.

Tübingen, 15. Oktober. Der dem Tübinger Polizeihundverein gehörige PolizeihundLona" eine Schäferhündin, hat bei der internationalen Polizei­hundeprüfung in Straßburg am 13. ds. Mts. unter starker Konkurrenz in der begrenzten Klasse den I. Preis davongetragen. Außerdem wurde dem Führer des Hundes, Schutzmann Binder, der vom Ersten Deutschen Polizeihundeverein gestiftete Ehrenpreis, sowie ein Führerpreis zuerkannt. Besonders im Ausarbeiten von Spuren leistete der Hund Ausge­zeichnetes. Der Prüfung wohnte auch der Kaiser!. Statthalter von Elsaß-Lothringen bei.

Rottweil, 15. Okt. In letzter Zeit sind im württembergischen und badischen Schwarzwald Re­kruten und Reservisten der Marine telegraphisch ein­berufen worden. Diese Tatsache hat Anlaß zu Kriegsgerüchten gegeben und vielfach große Beun­ruhigung hervorgerufen. Amtlich wird dagegen mit­geteilt, daß die Einberufungen in keinem Zusammen­hang mit einer Kriegsgefahr stehen, sondern daß es sich nur um die Formierung eines neuen Geschwa­ders handle.

Pfullingen, 14. Okt. Der neue Pächter des Forsthauses Lichtenstein, das Frau Ober­förster Huber nach 19 jähriger Pachtzeit dieser Tage verlassen wird, ist Förster Knörzer, der bisher das mit Kaffeewirtschaft verbundene Forstwohnhaus zum Kaffeehof" bei Liebenzell inne hatte.

Böblingen, 14. Oktbr. Gestern abend kurz nach 5 Uhr wurde auf der Straße BöblingenSindel- fingen die schwerhörige 70 Jahre alte Witwe Glaser von dem mit vier Personen besetzten Automobil des Fahrradhändlers Karl Sauer in Stuttgart überfahren und auf der Stelle getötet. Der Lenker wurde verhaftet, das Auto schwer beschädigt. Die Insassen kamen mit dem Schrecken davon.

Maulbronn, 14. Okt. Die Vorarbeiten zur Verbindungsbahn sind so weit gediehen, daß mit dem Auswerfen der Probelöcher hier begonnen wird. Diese werden bis 9 Meter in die Tiefe geführt. Der Grunderwerb wird in Bälde vor sich gehen. Der Bahnhof wird so angelegt, daß einerseits eine Weiterführung der Linie nach Sternenfels oder ins Mettertal möglich und andererseits es auch möglich ist, für etwaige Fabriken Gleisanschluß zu ermöglichen.

Ulm, 13. Okt. Als auf dem Galgenberg ein Fräulein gegen Abend noch spazieren ging, stürzten plötzlich zwei zehnjährige Burschen, angeblich Real­schüler, auf sie los und entrissen ihr das Handtäsch­chen. Ein in der Nähe arbeitender Mann sah den Ueberfall und jagte den hoffnungsvollen Knaben ihre Beute wieder ab.

(LandeSProduktenvSrse Stuttgart). Bericht vom 14. Okt. Unter dem Einfluß der auf dem Balkan aus­gebrochenen Kriegswirren verkehrte der Getreidemarkt in abgelaufener Woche in sehr aufgeregter Stimmung und die Preise bewegten sich in steigender Richtung. Das Geschäft war sehr lebhaft bei großen Umsätzen, da die Großmühlen nicht stark versorgt und andererseits die Bedarfsfrage ziem­lich rege ist, dazu kommt noch, daß die Landzufuhren infolge der Saat- und Herbstarbeiten nicht von großer Bedeutung und überdies die Qualitäten mitunter gering sind. Unsere Mühlen nehmen den stark erhöhten Forderungen gegenüber noch eine abwartende Haltung ein, da dieselben größtenteils für nächste Woche gedeckt und andererseits auch keine Mehl­verkäufe den teuren Weizenpreisen entsprechend möglich sind. Mehlpreiseper 100 Kilogr. inkl. Sack Mehl Nr. 0: 35. bis 35.50 -6, Nr. 1: 34. bis 34.50 -6, Nr. 2: 33.- -4L bis 33.50 Nr. 3 : 31.50 ^ bis 32 Nr. 4: 28. ^6 bis 28 50 -6, Kleie 9.50 -6 bis 10.50 (ohne Sack netto Kasse.)

Weiustreise vom 14./15. Oktbr., je für 3 Hektol'

Stuttgart. Käufe zu 170180 -4L Gablen- berg. Lese beendigt, Käufe zu 180 -6 Noch einige kleine Reste feil. G ais b urg. Käufe zu 135140 -6 Gewicht 75 Grad. Käufer erwünscht. Untertürkh eim. 185 bis 170 -6 Vieles verstellt. Heute Verkauf lebhaft. Wangen. Käufe von 125135 -6 F e llb a ch. Der Ertrag schlägt zurück. Es wurden Käufe abgeschlossen zu 135, 142, 145, 150 und 155 -6 Käufer willkommen. Hessigheim. Lebhafter Verkauf zu 154-175 -4t Neipperg. Die Weinberge sind größtenteils noch belaubt. Käufe zu 150 und 155 -4t Der ganze Vorrat ist verstellt. Nordheim. Verkauf sehr lebhaft bei steigenden Preisen, welche sich zwischen 140150 ^6 bewegen. Noch mehrere gute Reste feil. Heilbronn (Stadtkelter). Die Menge schlägt überall zurück, der Verkauf geht sehr lebhaft. Die Preise sind für weißes Gewächs: 120,125, 130 -6, für weiß und rot gemischt (Schiller) 135, 140, 145 -6, für rotes Gewächs 145, 150160 -6 Die Nachfrage ist groß. Mundelsheim. Verschiedene Käufe zu 135145 und 170180 -4t, Käsberger 210 -6 Roßwag. Käufe zu 170 und 175 -6 bei steigendem Preis. Weinsberg. Käufe zu 130, 135, 140, 142, 145 -6 L a u s f e n a. N. Die Quantität schlägt zurück. Die Güte des Heurigen ist bei pünktlicher Auslese noch recht befriedigend. Die Preise bewegen sich zwischen 140160 ^ Der Verkauf geht lebhast von statten, jedoch sind noch mehrere größere Reste feil, zu denen die Käufer freundlichst eingeladen werden. Ober­tür kh e im. Alles verlaust zu 150165 -4t Bönnig- heim. Heute der Rest zu gleichbleibenden Preisen vollends verkauft. Der Weinabsatz war in diesem Jahr ein außer­ordentlich rascher. Haberschlacht. Verkäufe zu 140, 150 und 160 -6 Verstellt ist viel. Flein. In Rotwein alles verstellt und Käufe zu 150165 .6 In Weißwein noch viel Vorrat, Käufer erwünscht.

Aus dem Kreise Rappoldsweiler, 12. Okt. Ein ganz seltenes Herbstbild bieten zurzeit die Ge­markungen Rappoltsweiler, Hunaweier, Reichenweier, Zellenberg und Mittelweiher. Durch die Nachtfröste vom Samstag und Montag haben die Rebstöcke ihr sämtliches Laub fallen lassen. Die Trauben aber haben infolge entsprechender Reife nur sehr wenig gelitten. Frisch und gesund hängen sie jetzt an den vollständig kahlen Stöcken, was den Gang der Lese ungemein fördert. Den Winzern ist.es möglich, an einem Tage oft mehr Trauben ein­zuheimsen, als sonst während der doppelten und dreifachen Zeit. So erzählte ein Besitzer aus Zellen- berg, daß er täglich 5070 Bottiche einheimse. In Reichenweier, in Hunaweier müssen viele Besitzer mit dem Herbsten von Zeit zu Zeit wieder aufhören, weil auf den Keltern die vielen Trauben nicht schnell genug bewältigt werden können. Trotz dem Froste, der die Ernte quantitativ etwas verringert hat, gibt es durchschnittlich einen ^-Herbst. Mostgewichte fast ebensohoch wie 1911. Mostverkäufe noch wenige abgeschlossen. Verkäufer und Käufer sehr zurück­haltend. Die 1912er versprechen in den genannten Orten eine recht gesunde Handelswahre zu werden. Einige kleine Abschlüsse kamen zu 52 per Hekto­liter zustande. In Geb weil er ist das Ergebnis Mittelherbst. Gewicht durchschnittlich 7586 Grad nach Oechsle. Einige Besitzer der besten Lagen haben Mostgewichte bis zu 103 Grad ermittelt. Preis für Mittelwein 2832 bessere Gewächse

werden je nach Lage bezahlt.

Kus StaSt» Bez irk u ns Umgebung.

Neuenbürg, 15. Oktbr. (Kirchweih-Tanz­unterhaltungen.) Es wird auch hier darauf aufmerk­sam gemacht, daß die Tanzunterhaltungen an der Kirchweihe zu den sportelpflichtigen Schaustellungen im Sinne des Tarif 65II des Allgemeinen Sportel­gesetzes gehören. Die Veranstalter der Tanzunter­haltungen wollen daher nicht versäumen, vor Beginn, die Veranstaltung selber und nach Schluß die erzielte Roheinnahme an Tanzgeldern re. dem betr. Orts­steueramt, bezw. in Neuenbürg dem Kgl. Bezirks­steueramt anzuzeigen. Am zweckdienlichsten für den Unternehmer wird es sein, wenn er seine Sportel im Voraus, d. h. vor jder Veranstaltung im Wege der Vereinbarung entrichtet. Es kommen in diesem Falle für jeden Musiker feste Tagessätze, die sich nach dem mutmaßlichen Umfang des Betriebs richten, in Betracht, und es ist dadurch der Unternehmer von jeglicher Kontrolle durch den Steuerbeamten entbunden.

Neuenbürg, 15. Okbr. Bezüglich der 6. Notiz aus Bieselsberg vom 10. ds. in unserem Samstagsblatt, welche inzwischen auch durch die