Berlin, 14. Okt. (Wolffs-Büro. Telegramm, an denEnztäler", ffG Uhr abends.) Das Marine­luftschiffU 1" ist heute nachmittag 3 Uhr 40 Min. in Johannistal gelandet.

Johannistal, 15. Okt. Das Manneluftschiff U 1" ist wohlbehalten in Johannistal eingetroffen, nachdem es Sonntag früh Friedrichshafen zur Bor­nahme der kontraktlichen Dauerfahrt verlassen hatte. Die Fahrt mit 31 Personen und vollständiger Aus­rüstung ging über Fulda und Osnabrück nach Emden, von dort teilweise gegen einen Wind von 13 Sekunden­metern 11 Stunden lang quer über Nord- und Ost­see, dann über Lübeck nach Berlin. Von Friedrichs­hafen bis in die Hohenloher Ebene kam es in eine dichte Nebelschicht, die fast jede Orientierung ver­hinderte. Hinter Würzburg wurde das Wetter schon lichter und über dem Rhöngebirge hörte der Nebel auf. Bei der Durchkreuzung der Ostsee kamen die dänischen Blinkfeuer in Sicht. Nachdem Graf Zeppelin Kehrt kommandiert hatte, mußte das Schiff gegen einen starken Gegenwind ankämpfen. Lübeck wurde passiert und dann mit direktem Kurs nach Berlin gesegelt. Ueber dem Reichsmarineamt am Potsdamer Platz vollführte der1- 1" einige Schleifen, dann setzte er die Fahrt nach Johannistal fort. Kurz nach 4 Uhr war nach Zurücklegung einer Gesamt­strecke von mehr als 1600 Kilometern die Fahrt beendet und wurde eine glückliche Landung vorgenommen. Die Besatzung machte trotz der langen Fahrt einen vortrefflichen Eindruck.

Berlin, 15. Okt. Das Marineluftschiff I. 1" ist gestern vom Reichsmarineamt über­nommen worden.

Berlin, 15. Okt. (Priv.-Tel.) Der sozial­demokratische Parteivorstand veröffentlicht im Vorwärts" einen Aufruf an die Parteigenossen gegen den Balkankrieg und gegen einen Wellbrand, der daraus leicht entstehen könnte. Es heißt darin, daß die Völker aller durch den Krieg bedrohten Länder den Krieg verabscheuen und entschlossen seien, seinen Ausbruch zu verhindern. Ferner wird zu wuchtigen Demonstrationen für den Weltfrieden auf­gefordert.

Karlsruhe, 12. Okt. In der heutigen Sitzung der Budgetkommission wurde der Vertrag, den die Regierung mit der Oberrheinischen Elektrizitäts­gesellschaft (O. E. G.) in Mannheim abgeschlossen hat, über Stromabnahme und gegenseitige Aushilfe, sowie die Bedingungen für diese Stromabgabe be­raten und gutgeheißen, desgleichen die Musterverträge für Gemeinden, die mit Gesellschaften wegen Elektrizitäts­versorgungen abschließen wollen und zwar für die beiden Fälle, daß die Gemeinde das Verteilungsnetz selbst baut oder durch die Gesellschaft bauen läßt. Sodann ging man an die Beratung des Gesetz­entwurfs. Zum Schluß wurde das ganze Gesetz einstimmig angenommen, ebenso die Forderung der ersten Baurate. Dabei war man sich darüber einig, daß das Murgwerk mit aller Beschleunigung gebaut werden soll.

Wien, 12. Okt. Während der heutigen Sitz­ung des Heeres aus schusses der österreichischen De­legation machte der Ministerpräsident Graf Stürgkh den Kriegsminister Auffenberg auf das Gerücht über eine teilweise Mobilisierung aufmerksam. Der Kriegsminister entgegnete: Es ist kein wahres Wort daran, es ist gar nichts geschehen. Es ist in der ganzen Monarchie kein Mann einberufen worden.

New-Aork, 15. Okt. In Milwaukee schoß ein Sozialist auf Roosevelt und verletzte ihn leicht an der Brust. Ohne sich ärztlich untersuchen zu lassen, sprach Roosevelt trotzdem fast eine Stunde in einer Versammlung, dann wurde er ins Kranken­haus gebracht. Die Wunde ist nicht gefährlich.

Württemberg.

Stuttgart, 14. Oklbr. Das Gesamtkollegium der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung in An­wesenheit des Vorstands der Weinbauversuchsanstalt, Prof. Dr. Meißner-Weinsberg, mit der von der Fortschrittlichen Volkspartei gegebenen Anregung der Erlassung eines Notgesetzes im Sinne der Zulass­ung einer über die Schranken des Weingesetzes ausnahmsweise hinausgehenden Zuckerung des heurigen Weins. Die Darlegungen des Sach­verständigen gingen, nach dem Slacttsanzeiger, kurz dahin: die 1912er Traubensäfte haben einen Mangel an Zucker und ein Uebermaß an Säure. Die in der Weinbauversuchsanstalt vorgenommenen Unter­suchungen haben ergeben, daß die Säuregehalte im allgemeinen bei etwa 1719°/<>o liegen und daß die Gesamtweinsteinsäure-Gehalte ebenfalls hoch sind, bis

6,60 °/oa. Von Natur aus tritt nun in solchen un­reifen Traubensäften ein kräftiger Säurerückgang ein, der einmal auf der starken Ausscheidung von Wein­stein und andererseits auf der Zerlegung der unreifen Aepfelsäure in Milchsäure und Kohlensäure beruht. Der letztgenannte Säureabbau läßt sich künstlich be­schleunigen durch erhöhte Gärtemperatur, durch Auf­rühren der Hefe, durch Hinausschieben des ersten Abstichs und durch schwaches Einbrennen der Weine beim Abstich. Durch diese Vorgänge in Verbindung mit der nach Z 3 des Weingesetzes gestatteten Ver­besserung wird der Säuregehalt auch der 1912er Weine voraussichtlich ein normaler oder fast normaler werden. Sollte je diese Erwartung nicht voll ein- treten, so stehen den Interessenten nach dem Wein­gesetz zwei weitere Mittel zur Verfügung, um den Säuregehalt noch wesentlich herabzusetzsn. nämlich einmal die Entsäuerung der jungen Weine mit kohlensaurem Kalk nach § 4 und der Verschnitt der Weine mit säurearmem Wein nach Z 2 des Wein­gesetzes. Aus den dargelegten Gründen kann eine Aenderung des Z 3 des Weingesetzes für die dies­jährigen Weine vom technischen Standpunkt aus nicht befürwortet werden. Diesen Ausführungen wurde allgemein zugestimmt und es ging die ein­stimmige Anschauung des Kollegiums dahin, daß eine ausnahmsweise Zulassung weitergehender als der nach dem Weingesetz zulässigen Zuckerung weder ein Bedürfnis bilde, noch im Interesse unserer Weinbauern gelegen sei.

Stuttgart, 15. Okt. Die Rekruten der In­fanterie und Artillerie rückten heute ein. Von den hiesigen Regimentern waren Empfangskommandos nach dem Hauptbahnhof gestellt. Die für das In­fanterieregiment Nr. 126 Ausgehobenen hatten sich hier zu sammeln und wurden mit Sonderzug nach ihrem Garnisonsort Straßburg verbracht.

Stuttgart, 15. Okt. Das von der Stuttgarter Fleischerinnung aus Holland eingeführte Vieh und Fleisch (zwei Wagen Fleisch und 1 Wagen geschlachtete Schweine) und Vieh (34 Ochsen, 2 Rinder und 12 Farren) wurde heute an die Metz­ger verlost. Das Fleisch ist sehr schön ausgefallen und die Tiere haben sich sehr gut schlachten lassen. Die Wirkung dieser ausländischen Einfuhr, die nur vorübergehend sein wird, macht sich bereits geltend: die städtische Fleischpreiskommission hat nämlich be­schlossen, den Ladenpreis für Ochsen- und Rindfleisch auf 85 festzusetzen. Auch das Schweinefleisch wird billiger verkauft werden. Infolge der ver­mehrten Nachfrage verschiedener Stadtverwaltungen auf den holländischen Viehmärkten haben natürlich die Preise angezogen, sodaß eine weitere Einfuhr von Vieh uud Fleisch aus Holland zu den gegen­wärtigen günstigen Bedingungen sehr in Frage ge­stellt ist.

Landtagskandidaturen, 15. Okt. Der bisherige Zentrumsabgeordnete für den Bezirk Horb, Keßler, der trotz der offiziellen Zentrumskandidatur in seinem Bezirk wieder kandidieren wollte, hat, der Rottenburger Zeitung" zufolge, auf der Landes­versammlung der Zentrumspartei in Oberndorf die Erklärung abgegeben, von einer jeglichen Kandidatur, sei es für das Zentrum oder für irgend eine andere Partei, Abstand zu nehmen. Die Konservativen und der Bund der Landwirte haben als Kandidaten für Ludwigsburg-Amt den Landwirt Pfuderer von Eglosheim, für Böblingen den Oekonomen Hornung, für Münsingen Gutsbesitzer Dr. Rüb­ling aufgestellt. In Reutlingen-Amt sollen die Konservativen und der Bund der Landwirte be­absichtigen, den Kulturmeister Knapp als Kandidat aufzustellen.

Ulm, 14. Oktober. (Zur Landtagswahl.) Der bisherige Abgeordnete, Landwirtschaftsinspektor Ströbel, ist vom Bund der Landwirte als Landtagskandidat für den Wahlkreis Ulm-Amt wieder aufgestellt worden.

Spaichingen, 14. Oktober. Die gestern in Aldingen abgehaltene Vertrauensmännerversammlung der Fortschrittlichen Volkspartei hat einstimmig be­schlossen, die Landtagskandidatur für den hiesigen Bezirk dem Generalsekretär Eugen Roth in Stutt­gart anzutragen. Roth hat angenommen.

Aalen. 14. Okt. In der Bezirksversammlung der Zentrumspartei wurde der seitherige Landtags­abgeordnete Rembold einstimmig wieder als Kan­didat für die kommende Landtagswahl aufgestellt. Der weitere Verlauf der Versammlung, in der Rem­bold sprach, gestaltete sich zu einer großen Ver­trauenskundgebung für den verdienten Abgeordneten, der seit 18 Jahren den Bezirk vertritt.

Friedrichshafen, 14. Okt. Die vorzeitige Abbrechung nach 31 Stunden der auf 38 bis 40 Stunden in Aussicht genommenen großen Fahrt des Marine­

luftschiffesI- 1" ist deshalb erfolgt, weil dem Luftschiff auf radio-telegraphischem Wege von einer Station an der Nordsee eine Warnung vor schlechtem Wetter zugegangen war. Glänzend bleibt die Leistung immerhin noch, denn sie ist ein Rekord. Gerade zu erstaunlich ist die Ausdauer des greisen, aber unverwüstlichen Grafen Zeppelin, der die Fahrt von Anfang bis zu Ende mitgemacht und den größten Teil der Zeit über persönlich geleitet hat.

Friedrichshafen, 15. Okt. Wie verlautet, wird die Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft in Bälde eine weitere Bestellung des Reichs-Marineamts auf einen Luflkreuzer erhalten, da die Fahrten mit dem ersten Marine-Luftschiff, insbesondere die große Dauerfahrt, den Anforderungen der Heeresverwalt­ung in jeder Weise entsprochen haben.

Pfullingen. 14 Okt. Gestern abend gegen ffslO Uhr und heute früh zwischen 4'/i und 4ffs Uhr wurden hier leichte Erdstöße verspürt, die keinen Schaden anrichteten.

LstZts AachrichtLN u. TelLgramMÄo

Berlin, 15. Okt. (Privattel.) Wie wir hören, bestätigt es sich, daß von Frankreich die Anregung zur Einberufung einer Konferenz nach Kon­stantinopel ergangen ist. Wir glauben nicht, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt, wo der Krieg auf dem Balkan begonnen hat, und die Ereignisse sich über­stürzen, die Ausführung dieser Anregung möglich ist. Immerhin scheint es noch dankenswert, daß Frank­reich von neuem einen Schritt unternimmt, der dazu angetan ist, die Mächte nicht nur für den Augen­blick, sondern auch für künftige Möglichkeiten in ständiger Fühlung zu halten.

Paris, 15. Okt. (Agence Havas.) Minister­präsident Poincars ist auch weiterhin diplomatisch sehr tätig und bleibt mit den Vertretern der Groß­mächte in täglichem Verkehr. Heute empfing er die Botschafter Oesterreich-Ungarns, Italiens, der Türkei und zweimal den russischen Botschafter.

Wien, 15. Okt. Nach einem Bericht der poli­tischen Korrespondenz hat Delcaffe angeordnet, eine Schiffsdivision des Mittelmeergeschwaders in Bereitschaft zu setzen. Diese Maßnahme stehe im Zusammenhang mit der ernsten Lage auf dem Balkan.

Konstantinopel, 15. Okt. Die Pforte hat beschlossen, ihre Gesandten in Sofia, Belgrad und Athen abzuberufen und nur einen Sekretär zur Bewachung der Archive dort zurückzulassen.

London, 15. Okt. Minister Lloyd George gibt bekannt, daß er mit Rücksicht auf die Balkan- ? krise die geplante steuerpolitische Agitation aufgeschoben habe.

Rom, 15. Okt. Die Agenzia Stefan! meldet: Heute abend um 6 Uhr wurden in Ouchy die Friedenspräliminarien unterzeichnet.

New-Aork, 15. Okt. Präsident Taft hat gestern die auf dem Hudson versammelte Atlantische Flotte besichtigt. In einer Rede bei einem Festmahl zu Ehren der Flottenoffiziere erklärte Präsident Taft, die Vereinigten Staaten müßten in jedem Jahre zweiPanzerschiffe bauen, bis eine all­gemeine Abrüstung durchgeführt werde. In Bezug auf den Panama! anal sagte Präsident Taft, die Vereinigten Staaten haben den Panamakanal be­festigt und werden seine Neutralität allen Na­tionen gegenüber aufrecht erhalten mit Ausnahme des Feindes der Vereinigten Staaten.

New-Aork, 15. Okt. Zu dem Anschlag auf Roosevelt wird noch gemeldet: Die Kugel sitzt in der Brust, hat aber die Lunge nicht berührt. Roose­velt konnte nach Chicago gebracht werden. Die Wunde soll gefährlicher sein, als man zuerst annahm.

WovuusfictzMche Witterung.

Der neue Luftwirbel hat sich nach Südschweden gewandt und bekommt Nachschub, während der Hochdruck nach Süd­westen weicht. Nach kurzer Wiederaufheiterung wird nun weiterhin vorwiegend bewölktes, etwas regnerisches Wetter, verbunden mit mäßig kühler Temperatur die Herrschaft er­langen.

Reklameteil.

Auf nicht einmal IV, Pfg. stellt sich eine Tasse Meßmer's Englische Mischung" (Mk. 3.20 das Pfd., 100 Gr.-Paket Mk. 0.70). Trotzdem ergibt diese Mischung einen feine«, kräftige« Tee von vorzüglichem Geschmack und findet das Lob aller Kenner. Proben und Angabe der Meßmer's Tee-Niederlagen durch die Zentrale Frankfurt a. M.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, für den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.

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