RunSschau.
Freiburg,17. Mai. Das furchtbare Eisenbahnunglück von Müllheim, das zu den schwersten der letzten Jahre zählt, gelangt heute vor der 2. Strafkammer des hiesigen Landgerichts zur Verhandlung. Die Anklage richtet sich gegen den Lokomotivführer Platten, den Zugführer Bahr und den Heizer Männle. Die drei Angeklagten werden der fahrlässigen Tötung, Körperverletzung und Gefährdung eines Eisenbahntransportes beschuldigt. Das furcht- ' bare Eisenbahnunglück vom 17. Juli v. I. forderte im ganzen 14 Tote, 12 Schwerverletzte und zahlreiche Leichtverletzte. Der Unglückszug war der Eilzug Nr. 9, der 8 Uhr früh Basel verläßt und 11 Uhr abends in Berlin eintrifft. Für die Verhandlung sind ungefähr 8 Tage vorgesehen. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Mühling, die Anklage vertritt Staatsanwalt Bender.
Baden-Baden, 16. Mai. Von einem schweren Unwetter wurde unsere Stadt und ihre Umgebung am gestrigen Tage heimgesucht. Es setzte ein orkanartiger Sturm und strömender Regen ein, während ein Hagelschauer gegen die Fenster raschelte. Der Hagel hat vornehmlich an den Kulturen und Obstbäumen Schaden angerichtet, von denen mancher schöne Fruchtansatz abgeschlagen worden ist. Am ärgsten aber haben Sturm und Wasser gehaust. In den Straßen wurden Vorübergehende zu Boden geworfen und gegen die Häuser geschleudert, und verschiedentlich hörte man die Leute ängstlich um Hilfe schreien. Spaziergänger, die im Walde von dem Unwetter überrascht wurden, flüchteten in die Schutzhütten, die aber bei der herrschenden Dunkelheit nur schwer zu erreichen waren. In der Lichtentaler Allee wurden starke Bäume entwurzelt, ebenso auf den Landstraßen. Schwer hat das Unwetter auch in der Umgebung gehaust.
Paris, 15. Mai. Der Hauptmann Mans ist mit seinem Eindecker in Etampes abgestürzt und wurde auf der Stelle getötet.
Banditen, die den New-Uorker Expreßzug in der Nähe von Haitis bürg aufhielten, sprengten den Gepäckwagen und flüchteten dann zu Pferd mit einem Paket, in dem sich 140000 Dollars befanden. Die Reisenden wurden nicht belästigt. Berittene Schutzmannschafl hat die Verfolgung der Banditen ausgenommen.
Bukarest, 17. Mai. Die große Petroleumquelle bei Moreni, die bisher täglich 40000 Liter Petroleum lieferte, steht in Brand. Auch Hunderte von Waggons mit Petroleum brennen. Die Quelle gehört der Gesellschaft Concordia.
vermischtes.
Die heruntergekommene Gemeinde. Einem Gemeindevorstand ist es gelungen, seinen Gemeindeetat so günstig aufzustellen, daß der Umlagesatz um ein Prozent ermäßigt werden konnte. Das Ergebnis gibt der wackere Mann mit folgendem Satz bekannt: „Meine Herren! Es ist erfreulich, daß
Der Diamant -es alten Frik.
Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen des Fredrik Viller von Friedrich Känel.
72s (Nachdruck verboten.)
„Das ist denn doch stark!" rief ich. „Wer diese Photographie gemacht hat, muß entweder die Frechheit oder Dummheit selber sein. Daß aber so etwas nicht früher entdeckt worden ist. Betrachte doch einmal die Venus von Milo, Monk!"
„„Meinst Du die kleine Kopie von Elfenbein, die in Friks Museum steht und die mit auf das Bild gekommen ist, das Du in der Hand hältst?"" Monks Stimme war zwar ruhig; aber seinem Gesicht sah ich's an, daß ihn Spannung und Erwartung erfüllten.
„Laß mich sehen!" rief Klara, indem sie hastig Bild und Vergrößerungsglas aus meiner Hand nahm, und sagte dann: „Was ist denn da Merkwürdiges an dieser Venus? So viel ich an der Photographie sehen kann, muß die Kopie ein vollkommenes Meisterwerk sein; aber sonst kann ich nichts entdecken."
„Nein," antwortete ich, „weil sie weder Hut, noch Kleider trägt." „Aber höre einmal," wandte ich mich an Monk, „wie viele Arme hat die Venus von Milo?"
„„Auf der rechten Seite nur einen halben Arm und auf der linken keinen-""
„Aber diese hier hat einen halben Arm auf der linken Seite und keinen auf der rechten; das begreife ich nicht!" fiel Klara ein; sie hatte das Bild behalten, reichte es nun aber Monk und sah mich mit einem zweifelnden Blick an.
„Da siehst Du nun," antwortete ich triumphierend.
wir so weit heruntergekommen sind". — Tiefes Schweigen.
Was ist ein guter Kundenwechsel? Der Kundenwechsel spielt als Zahlungsmittel eine große Rolle im Geschäftsverkehr. Was gilt aber als „guter Kundenwechsel?" Ueber dessen Erfordernisse spricht sich das Oberlandgericht Marienwerder sehr zutreffend aus. Unter anderem sagt es: Als Gesichtspunkt für einen guten Kundenwechsel kann entweder nur in Betracht kommen, ob es ausreicht, daß die Wechselunterschriften von Personen herrühren, welche nach ihren Verhältnissen objektiv kreditwürdig sind, oder ob weiter erforderlich ist, daß die Geschäftsstelle, bei der der Empfänger des Wechsels seine Wechsel zu diskontieren pflegt, den Wechsel zum Diskont annimmt, das heißt ihn für gut hält. Der letztere Gesichtspunkt muß entscheiden. Wird vereinbart, daß die Bezahlung einer zu liefernden Ware nicht in bar, sondern in guten Kundenwechseln erfolgen soll, so muß als die Meinung der Parteien ohne weiteres angenommen werden, daß an Stelle des baren Geldes der Wechsel als Zahlungsmittel treten soll. Die nähere Charakterisierung als guter Kundenwechsel kann dabei nur den Sinn haben, daß die Wechsel nicht lediglich im Schranke des Empfängers bis zur Fälligkeit liegen sollen, sondern dieser in die Lage versetzt sein soll, sie alsbald und jederzeit zu Geld zu machen. Dies geschieht durch Diskontieren. Für diese Art der Verwertung genügt nicht, daß die Personen, deren Namen auf dem Wechsel stehen, schlechthin gut und kreditwürdig sind, sondern daß die Stelle, bei der der Empfänger die Wechsel diskontiert, sie auch kreditwürdig hält und deshalb den Wechsel ankauft. Weiter muß als Willensmeinung der Parteien unterstellt werden, daß der Empfänger nicht bei Zurückweisung des Wechsels an einer Bank versuchen muß, an einer weiteren größeren Anzahl von Bankgeschäften den Wechsel unterzubringen, sondern daß er sich lediglich damit begnügen kann, ihn an der Bank, bei der er gewöhnlich solche Geschäfte macht, zur Diskontierung anzubieten. Er hat damit alles getan, was Treu und Glauben im Handelsverkehr von ihm erfordern kann. Eine Ausnahme hiervon ist nur dann anzunehmen, wenn durch besondere Vereinbarung oder auf Grund besonderer Umstände eine bestimmte andere Geschäftsstelle für die Diskontierung ausgewählt ist oder als vereinbart angesehen werden muß.
Giftige Frühlingsblumen. Welches Kind freute sich nicht an den holden Kindern des Frühlings auf Wiesen und Feldern. Und doch können gerade die beliebtesten Frühlingsblumen namentlich den Kindern leicht gefährlich werden, da sie einen scharfen, giftigen Stoff enthalten, der die Gesundheit bedroht. Dieser Saft wohnt allen in Deutschland wild vorkommenden Anemonen-, Osterblumen oder Wildröschenarten inne; ihre Blüten bergen ein scharfes Gift, den Anemonenkampfer oder Anemonin, das selbst dem Vieh schadet. Trotz des brennenden Geschmacks nehmen Kinder diese Blumen gern in den Mund; es können dadurch höchst unangenehme Krankheiten erzeugt werden, über deren Ursache man
„Wenn eineDamedie Hutfeder auf der rechten Seite aufgesteckt hat, so entdeckst Du es gleich; wenn sie aber ihren einzigen Arm auf derlinken Seite trägt, statt auf der rechten, so bemerkst Du nichts davon. Aber was hat denn Monk?"
Er hatte einen Augenblick das Bild durch das Vergrößerungsglas betrachtet; dann legte er beide Gegenstände hin und stand vom Stuhle auf. Er führte die eine Hand an die Augen und hielt sie lange dort. Als er sie wieder sinken ließ, starrte er ins Leere hinein und so blieb er stehen, indem er murmelte: „Ich Dummkopf, ich Idiot will den Detektiv spielen und bin blind — vollständig blind! Ich versuche andere zu führen und kann noch nicht einmal den Weg vor meinen eigenen Füßen sehen ! Ich bin nicht wert zu leben, ich bin nicht des Staubes wert den ich trete —"
Ich denke oft an diesen Auftritt und daran, wie sonderbar unser Leib sich oft benimmt, wenn das Gehirn tüchtig arbeitet. Monk hat mir später erzählt, daß er gar keine Idee davon hatte, welche Worte damals seinem Munde entschlüpften; aber in den wenigen Sekunden, die verstrichen, ging die ganze Geschichte, die Jahre seines Lebens in Anspruch genommen hatte, aufs neue durch sein Gehirn, und nicht in der alten Gestalt, sondern in einer ganz neuen Form, in neuer Beleuchtung, die ihn klar alle die Schleier durchblicken ließ, welche bisher den Kern der Sache verborgen hatten.
Es dauerte nicht lange, so glich Monk sich selber wieder oder besser gesagt, einer verbesserten Ausgabe des herabgestimmten, niedergeschlagenen Mannes, den wir in den letzten Tagen gesehen hatten. Seine Augen strahlten und seine Lippen zitterten vor freudiger Ge-
sich lange Zeit nicht klar war. Aber schon das Zerreiben in der Hand kann Hautentzündungen Hervorrufen. Stärker als bei den eigentlichen Anemonen ist der Giftstoff bei der Wiesen- küchenschelle, bei der nicht bloß die Blüte, sondern auch fast jeder andere Teil gefährlich ist. Bei der Traubenkirsche, auch Vogelkirsche oder Elfenbeere genannt, ist schon der Duft gefährlich. Ihre Früchte enthalten Blausäure und man sollte sie weniger in Gärten anpflanzen. Auch die Hahnenfußarten sind mit Vorsicht zu behandeln — die anscheinend so harmlose Butterblume erzeugt einen Saft, der auch auf wenig empfindlicher Haut Blasen zieht und innerlich Entzündungen und andere Beschwerden Hervorrufen kann. Vor den Wolfsmilcharten hat man schon vor 50 Jahren die Kinder in der Schule gewarnt; es ist durchaus falsch, daß ihr Saft Warzen oder Flecke vertreibt. Vielmehr übt auch er auf die Haut, namentlich an zarteren Stellen, an den Lippen, eine sehr unangenehme Wirkung aus. Auch ethisch wirkt das wilde Abreißen der Blumen, die bald hinterher, wieder fortgeworfen, verdorren, nur ungünstig auf die Seele des Kindes. Möge die Mutter es darüber belehren, daß es die Freude an den hübschen Blumen viel länger genießt, wenn es diesen das kurze Dasein gönnt und sich nur an ihrem Anblick erfreut.
Eine Bitte an die Eltern. Der kleine Schwächling meiner Klasse hat ein Diktat ohne Fehler geschrieben; ich setze mit besonderer Freude „Recht gut" darunter. Wie werden die Blauaugen strahlen, ich freue mich auf den Augenblick. Alma springt hoch und ruft: „O, da krieg ich fünfzig Pfennig". Ich bin betrübt. Also auch bei meinen Kleinen schon nüchterner Geschäftston l „Wenn ich versetzt werde, krieg ich Geld!" so klingts oft. Ein kleiner Bub vom Lande war in unserer Stadt in Pension; er fährt jeden Sonntag heim. Am letzten Sonntag traf ich ihn. „Na, Hans, was willst du denn noch hier!" O, ich bin mal hier geblieben, ich habe ja eine Mark gekriegt!" Möchtest Du wohl, daß man Dir für eine Tat aus gutem Herzen eine Mark in die Hand drückte? Und Dein Kind willst Du bezahlen, wenn es einfach seine Pflicht tut? Gib im als Belohnung einen herzhaften Kuß — hüpfe mit ihm lustig durch Feld und Wald — denke Dir mit ihm aus, wie Ihr Vater mit der Arbeit überraschen könnt — hol das feinste Bilderbuch, die schönste Puppe an einem solchen Festtag für dein Kind — sieh, daß Du ein halbes Stündchen ungestört mit ihm spielen kannst — eilt miteinander hinaus in die Blumen — erzähle ihm abends seine Lieblingsgeschichte, sing ihm sein Lieblingslied. Das macht den kleinen Menschen besser und wärmer, als wenn Du ihm das harte Geldstück in seine weiche Kinderhand drückst, die beiden Dinge passen nicht zueinander. Bring Poesie, Festtagsstimmung in das Leben Deines Kindes und in Dein Leben. Die Geldliebe entwickelt sich meist ohne viel Zutun, das Geld macht so leicht schrille Saiten im Menschenherzen erklingen; rühr du die Saiten in der Seele Deines Kindes, denen weicher melodischer Klang innewohnt l
mütsbewegung, als er vor mir und Klara stand und abwechselnd unsere Hände drückte. „Nun ist alle- klar!" ries er aus. „Ich kann beweisen, daß Sigrid unschuldig ist; das ist so klar wie der Tag, und ich kann zugleich zeigen," — hier glitt ein Schatten über sein Gesicht — „wer der Schurke ist, der den erbärmlichen Betrug in Szene gesetzt hat!"
„„Aber wie so —?""
„Das ist schnell erklärt," antwortete Monk. „Sagt mir: Weshalb wurde Eveline freigesprochen? Wie wurde bewiesen, daß nicht sie es war, welche photographiert wurde — wißt Ihr es noch?"
„„Ja, natürlich!"" antwortete ich. „„Vor allem trägt die Dame auf dem Bild einen Ring am Ringfinger der linken Hand, während das Kammermädchen infolge einer Verletzung in den Kinderjahren keinen Ring an diesem Finger tragen konnte-
„Richtig — und dann?"
„„Dann zeigt die Uhr aus dem Bild 9 Minuten über 51/2 Uhr, eine Zeit, in welcher Eveline nachweislich bei ihrer Mutter war.""
„Ganz richtig: aber wie Du und Deine Frau mir gezeigt, so sieht man auf dem Bild eine Hutfeder auf der rechten Seite, obschon sie auf der linken sein sollte, und die Venus von Milo trägt einen Arm auf jener Seite, wo sie keinen hat, dagegen dort keinen, wo sie einen solchen haben sollte. Wenn nun die Dame auf dem Bild ebenfalls ihren rechten Arm auf der linken Seite trägt und umgekehrt, so ist der Umstand mit dem Ring ja kein Beweis, oder nicht? Dann trägt ja ihre rechte Hand den Ring . . . ." (F. f.)
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