worden war, abgestimmt; der Antrag wird mit 40 gegen 32 Stimmen abgelehnt. Es wurden dann verschiedene Artikel unter Ablehnung von Abänderungsanträgen erledigt. Bei Artikel 9 entspann sich eine längere Debatte. Nach dem Ausschußantrag ist hier vorgesehen, daß nur solche Eber und Ziegenböcke gehalten werden dürfen, für welche auf Grund einer vorangegangenen Prüfung ihrer Zuchttauglichkeit ein Zulassungsschein erteilt ist. Der Regierungsentwurf sah den Körzwang vor. Minister v. Pischek bemerkte, wenn der Körzwang beseitigt würde, würde dem Gesetz die Giundlage entzogen. Ein Antrag Schmid-Neresheim-Reihling auf Streichung des ganzen Artikels wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag vonBalz - Betzauf Wiederherstellung der Regierungsvorlage. Der Ausschußantrag wurde dann vom Hause angenommen.
Stuttgart, 17. Mai. Das Luftschiff „Schwaben" mußte gestern wieder ausbleiben. Schon am Mittwoch abend war's ja sehr zweifelhaft, ob das Luftschiff kommen werde oder nicht. Von Oos konnte wegen eines furchtbaren Gewitters gar keine telephonische Auskunft erlangt werden und als dann später ein starkes Wetter auch über unser Tal hinzog. war aller Zweifel behoben. Das Gewitter vom Mittwoch abend hatte für Oos einen Orkan von ungeheurer Gewalt gebracht, der sehr bedeutenden Schaden verursachte. Er entwurzelte viele Obstbäume und auf den Feldern liegen die jungen grünen Kornhalme ganz niedergeschlagen. Der vom Gewitter gebrachte Platzregen drang durch das Dach der Luftschiffhalle in Oos und durchnäßte die Hülle des dort liegenden Luftschiffs. Die durch das Wasser entstandene Gewichtsvermehrung war dann so bedeutend, daß auf ein Aufsteigen wieder verzichtet werden mußte. Der Donnerstagmorgen brachte außerdem auch noch ziemlich böige Winde. Der nächste Besuchstermin für Stuttgart ist nun auf den Pfingstsonntag festgesetzt.
Stuttgart, 17. Mai. Am Mittwoch abend bestieg ein 15 Jahre alter Junge aus Mutwillen eine an der Johanniskirche befestigte Leiter. Er stürzte aus einer. Höhe von ca. 5 Metern ab und zog sich schwere Kopfverletzungen zu, denen er in der Olgaheilanstalt nach wenigen Stunden erlag. Die Schuld trifft ihn selbst.
Stuttgart, 15. Mai. Wie man erst jetzt erfährt, ist der Hauptgewinn von 40 000 der Stuttgarter Pferdelotterie einem Installateur in Eßlingen zugefallen. Der Gewinn ist am Montag ausbezahlt worden.
Feuerbach, 17. Mai. Bei den hier vorgenommenen Ausgrabungen sind bis jetzt 62 Gräber aufgedeckt worden. Es wurde eine Reihe von Schwertern, Dolchmesfern und Lanzenspitzen gefunden.
Heilbronn, 16. Mai. Die zweite Strafkammer des hiesigen Landgerichts hat gestern den Weinhändler Friedrich Beißer in Heilbronn wegen Weinfälschung zu der Geldstrafe von 2500 Mk. verurteilt. Er hatte im Herbst 1910 in Italien und Tirol zusammen 184451 Kilo Trauben gekauft, von denen er 13 815 Kilo an Private abgab und 171587 Kilo für sich kelterte. Er beauftragte seine Angestellten, die Maischfässer gut auszuspritzen und das Schwenkwasser aus der Presse der Maische zuzusetzen. Das geschah auch, und man nannte das so gewonnene Zeug Tiroler „Wein". Da die Angestellten des Beißer bei der Verhandlung nicht mehr mit Sicherheit angeben konnten, wieviel Schwenkwaffer jedesmal in die Maische kam, und auch die Sachverständigen die Höhe des Wasserzusatzes nicht mit Bestimmtheit Nachweisen konnten, kam der Angeklagte mit einer Geldstrafe in der gemeldeten Höhe und der Tragung der Kosten davon. Die 82 810 Liter Wein, die beschlagnahmt worden waren, wurden wieder freigegeben.
Neckars» Im, 15. Mai. Eine von einem Komitee zusammengebrachte Altertumsausstellung der Stadt und des Bezirks Neckarsulm hat gestern ihre Pforten geöffnet. Die Ausstellung ist sehr reichhaltig und zeigt Gegenstände, deren Ursprung viele Jahrhunderte zurückliegt. Besondere Aufmerksamkeit erregen die Zunftzeichen, Zunftbücher, die alten Urkunden, Lehrbriefe usw.
Gmünd, 17. Mai. Dem hiesigen Stationskommandanten ist es gelungen, die Zigeunerinnen, die in Heubach einer kranken Frau durch Gesundbeten usw. ca. 400 ^ abgeschwindelt haben, festzunehmen. Auch der Zigeuner Reinhard von Altenriet, der zu der gleichen Bande gehört, wurde wegen Hehlerei verhaftet.
Vom Bodensee, 17. Mai. Ein Studierender des Technikums in Konstanz namens Wider, gebürtig aus Dornhan bei Freudenstadt, hat gestern
den Tod in den Wellen gefunden. Der junge Mann fuhr mit noch zwei Kameraden in einer Gondel in den See hinaus. Durch den starken Wellengang schöpfte das Boot beim Horn Wasser und drohte zu sinken. Die drei Insassen suchten sich durch Schwimmen zu retten. Ein Gärtner der Villa Douglas kam vom Ufer her mit einer Gondel zu Hilfe, zwei konnten gerettet werden, Wider aber mußte sein Leben lassen.
Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
5 Neuenbürg. (Aus der Bezirksratssitzung vom 13. Mai 1912). Oeffentliche Sitzung. Das auf die Zeit vom 15. April bis 15. Oktober beschränkte Wirtfchaftsrecht des Fr. Schrafft, Landwirts in Kälbermühle Gde. Wildbad, wird auf die Zeit vom 1. April bis 31. Oktober alljährlich ausgedehnt. Außerdem erhält Schrafft die Erlaubnis zum Ausschank von Flaschenbier mit Beschränkung auf diese Zeit. Folgende Gesuche um die Erlaubnis zum Kleinhandel mit Branntwein wurden — mangelnden Bedürfnisses halber — abgewiesen: o) des Drogeriebesitzers Karl Theurer in Wildbad, b) der Emilie Hammer daselbst, e) des Konsumvereins Calmbach und <l) des Hans Grundner in Wildbad. Pauline Grimmel, Pensionsinhaberin in Herrenalb, erhielt die Erlaubnis zum Ausschank von Wein und Bier an die in ihrem Hause wohnenden Kurgäste und deren Besuche, mit Beschränkung auf die Zeit vom 1. Mai bis 30. September alljährlich. Die Uebernahme folgender bestehender Wirtschaften wird genehmigt: a) der Gastwirtschaft zur Krone in Schwann durch den Holzhändler Wilhelm Psrommer daselbst (Schwiegersohn der seith. Besitzerin), d) der dingl. Gastwirtschaft zur Sonne in Wildbad durch Gust. Toussaint, Wirt daselbst, e) der Pension Rentschler in Herrenalb durch den Wirt Bernhard Ackermann daselbst. Rößleswirt Rentschler in Beinberg erhält die Erlaubnis zur Ausübung seines Wirtschaftsrechts in seinem Neubau daselbst. Der Ausschank von nicht geistigen Getränken in Gebäude Nr. 133 der Gerns- bacherstraße in Herrenalb wird dem Konditormsister Philipp David Bender in Karlsruhe gestattet. — Der Bedarf an Brennmaleralien für das Bezirkrkcanken- haus wird zur Lieferung vergeben und zwar: Koks an die Syndikatfreie Kohlenvereinigung in Mannheim; Kohlen der Firma C. Büxenstein Nachf. hier. Die 3 Bezirksdesinfektoren sollen beim Allg. Deutschen Versicherungsverein in Stuttgart gegen Unfall versichert werden. Die Vergütung für die Bespannung des Krankentransportwagens wird neu festgesetzt.
Calw, 12. Mai. Von nationalliberaler Seite wird dem „Calwer Tagbl." geschrieben: Wie wir hören, sollen di? Verhandlungen zwischen der Fortschrittlichen Volkrpartei und der Nationalliberalen Partei zwecks gemeinsamen Vorgehens bei den Land- tagswahlen vorerst gescheitert sein, da die Volkspartei bei denselben das notwendige Entgegenkommen nicht gezeigt habe und die sichersten Wahlkreise für sich in Anspruch nehme. In dem 7. Reichstags- Wahlkreis handelt es sich hauptsächlich um das Oberamt Neuenbürg, in welchem gegenüber der Sozialdemokratie eine bürgerliche Einigung unbedingt notwendig ist. Daß hiefür das nationalliberale Programm in erster Linie in Betracht kommt, steht außer Zweifel. Der ablehnende Standpunkt der Volkspartei ist hier auch insofern nicht zu verstehen, als bei den Reichstagswahlen die Nationalliberale Partei den Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei energisch unterstützt hat, und bei dem Zustandekommen eines liberalen Abkommens für die Landtagswahlen der jetzige Abgeordnete für den Bezirk Calw, sofern er sich wieder zur Verfügung stellt, auch von der Nationalliberalen Partei unterstützt würde. Wir hoffen, daß die Volkspartei ihre Haltung im Interesse des ganzen Liberalismus ändert und nicht durch ihr Verhalten die Nationalliberale Partei auch in unserem Bezirk zu einer eigenen Kandidatur, welche hauptsächlich von rechts freudig begrüßt würde, zwingt. Alle nationalliberalen Freunde der liberalen Einigung würden dies aufrichtig bedauern.
Nachttonr von Zrmgdeutschlaud auf die Teufrlsmühle.
Am Abend vor dem Himmelfahrtsfests waren zum Abmarsche 18 Jungen mit Sack und Pack an dem bestimmten Antrittsplatze angetreten. Nachdem verschiedene Lebensmittel zum Abkochen eingekauft waren, gings mit Sang und Klang auf der Landstraße Dobel zu. Aber schon unterwegs öffnete der Himmel feine Schleusen, was aber die Jungen von Jung- deutschland nicht im mindesten aus dem Kurs bringen konnte; nach 2 Stunden war der Dobel
erreicht, woselbst im „Ochsen", wohin uns der Vorstand des Schwarzwaldvereins bestellte, ein Tee eingenommen werden konnte, auch ein Würstchen aus dem Rucksack durften wir verzehren. Das Wetter machte lange nicht Miene, besser zu werden, so daß unser Führer beinahe den Entschluß gefaßt hätte, mit uns wieder nach Hause zu ziehen. Dagegen wurde aber ganz energisch Protest eingelegt. Die Parole lautete: „Auf zur Teufelsmühle!" Etwa um 12 Uhr gings mit Marschsicherung vorne und hinten (damit keiner verloren gehe) im Scheine der Laternen auf dem Höhenwege der Teufelsmühle zu. Alles war in bester Verfassung, so daß es wacker weiter ging; auch war der Himmel etwas gnädiger.
— Was werden auch die Hirsche und die Rehe gedacht haben, als sie zu dieser Nachtzeit von uns singenden und fröhlichen Jungen aus dem Schlafe geweckt worden sind? — Trotz dem holperigen und teilweise sehr schmutzigen Wege kamen wir etwa um 3 Uhr wohlbehalten an der Schutzhülle auf der Teufelsmühle an und alles freute sich nun auf das Kommende, denn es sollte nun nach militärischer Art abgekocht werden, halten wir doch Kochkessel und Suppenkonserven mitgetragen, aber o wehe, die Hütte war verschlossen und erst nach ganz gewaltigem Poltern gegen die Türe mit den Gebirgsstiefeln des obersten Feldhsrrn wurde so nach und nach von innen geöffnet. Wenn man nun durch die Türe in die Hütte hineinsah, so konnte man glauben, man sei im fernen Ungarn und hätte eine der wildesten Zigeunerhorden vor sich, denn dicht belagert waren Herd, Tisch und Bänke, nur die kleinen Kinder fehlten; die einen schliefen, andere kochten ab und wieder andere machten grimmige Gesichter, weil wir sie in ihrem Nachtlager störten, aber das half alles nichts, wir wollten eben auch in die Hütte, denn die Hütte ist für alle gebaut. So nach und nach, als die Gesellschaft den Ernst ihrer Lage erkannte, wurde etwas Platz gemacht, denn uns wäre es nicht darauf angekommen, die Hütte im Sturm zu nehmen. In der Hütte aber abzukochen, war nicht möglich, denn solche war zu überfüllt und im Freien wars naß und kalt, so daß unsere Freude, wie man so sagt, ins Wasser gefallen ist. — Inzwischen ist es nun Tag geworden, aber die liebe Sonne sandte ihre Strahlen eben nicht auf die Teufelsmühle und so war auch von einem Sonnenaufgang nichts zu sehen, wir glauben aber, daß der Hr. Vorstand des Schwarzwaldvsreins vergessen hat, die Sonne rechtzeitig zu bestellen, sonst wäre sie doch gekommen. — Es kam nun Befehl zum Abmarsch zur nächsten Hütte, welche wir etwa nach 1 Stunde erreichten. Von weitem sahen wir schon, daß das Kamin rauchte, was wieder nichts Gutes ahnen ließ und richtig auch diese Hütte war belagert. In der Hütte brannte ein lustiges Feuer, jedoch waren die Belagerer etwas friedfertiger, so daß wir wenigstens am wärmenden Ofen unser letztes Würstchen aus unserem eisernen Bestand verzehren konnten. Nach kurzer Rast wurde wieder abmarschierl und so kamen wir auf endlosem Wege an dem Forstwarthause Dürreych vorbei morgens kurz vor 8 Uhr bei der Eyachmühle, woselbst wir auch einmal ordentlich sitzen konnten, an. Frau Schüttle, die bekannte gute Wirtin, bereitete uns eine ausgezeichnete Suppe, welche uns wieder zu neuen Taten stärkte. Selbst abkochen konnten wir deshalb nicht, weil es zum Lagern im Freien zu naß war. Nach zweistündiger Ruhepause etwa um 10 Uhr wurde wieder aufgebrochen und der lieben Heimat zugepilgert. Gesungen wurde nicht mehr so viel wie am Anfänge, aber das werden uns die Leser nicht übel nehmen, denn nach lOstündigem Marsche auf teilweise schlechtem Wege ist auch der beste Grenadier nicht mehr zum Singen aufgelegt.
— Wir kamen rechtzeitig zum Mittagessen nach Hause, so daß wir noch hereinholen konnten, was uns fehlte. Wenn auch das Wetter nicht günstig, so konnte man doch sehen, daß jedermann von der schönen Tour befriedigt war. Für die gute Führung und väterliche Fürsorge und für das Lob, das uns unsere Führer für gute Haltung spendeten, sei nochmals bester Dank gesagt.
Wir sind frische Jungen
Von echtem deutschem Blut,
Wir stählen den Körper
Und stärken unfern Mut.
In Wald und Feld
Zieh'n jauchzend wir hinaus
Und bringen frische Herzen
Zurück nach Haus!
Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, für den Inseratenteil: G. Conradt in Neuenbürg.
LM" HieZR zweites Blatt. -GW