RunSschau.

Berlin. 9. Mai. Der deutsche Luftflotten­verein. der kurz nach Erlaß seines ersten Aufrufs bereits gegen 100 000 gesammelt hatte, schließt sich gemäß Beschluß seiner Leitung mit Freuden der allgemeinen unter dem Protektorat des Prinzen Heinrich von Preußen stehenden nationalen Flug­spende an und fordert seine Mitglieder hiedurch auf, tatkräftig weiter zu sammeln.

Hamburg. Der Schnelldampfer Kaiser Friedrich, der seit nahezu 12 Jahren im Ham­burger Hafen zum Verkauf lag, da ihn der Nord­deutsche Lloyd seinerzeit der Schichauwerft wegen nicht genügender Schnelligkeit nicht abgenommen hatte, ist jetzt nach Bordeaux an eine neugegründete Schiffahrtsgesellschaft verkauft worden. Der Dampfer, den man in Hamburg das erste Kaiser Friedrich-Denkmal nannte, soll das beste Schiff der neuen Gesellschaft sein.

Bremerhaven, 9. Mai. In der letzten Nacht brach im neuen Hafen von Bremerhaven in einem Schuppen Großfeuer aus. Verbrannt sind etwa 3000 Ballen Baumwolle. Der Schaden beträgt etwa eine halbe Million Mark.

Konstanz, 8. Mai. Eine Submissionsblüte zeitigte die Vergebung der Heizkanäle für die Heil- und Pflegeanstalt Reichenau. Das niedrigste An­gebot machte die Mannheimer Firma Heller mit 57 022 Mark, das höchste die Deckenplattenfabrik München mit 100 276 ^ Großes Aufsehen er­regt hier die Eröffnung des Konkurses über die Löwenbrauerei, Inh. Gebr. Huber. Die Bauerei wurde vor etwa 12 Jahren vollständig neu erbaut und mit allen modernen technischen Neuerungen ver­sehen. Kurze Zeit nach der Betriebseröffnung des Neubaues traten schon Zahlungsschwierigkeiten ein. Einem Konsortium gelang es damals, den Konkurs zu verhüten und einen Zwangsoergleich herbeizuführen.

In Südbayern, Tirol und Vorarlberg bis nach Innsbruck hinein haben schwere, lang­andauernde Wolkenbrüche, zusammen mit der Schnee­schmelze, bedeutende Hochwasserschäden zur Folge gehabt. Brücken sind eingestürzt, der Verkehr ist unterbrochen, Stadtteile stehen unter Wasser; und noch immer bleiben die Nachrichten darüber aus, daß der Regen und damit das Steigen des Wassers aufgehört hat. Man fürchtet für eine Katastrophe, die der von 1899 gleichkommt.

Rom, 10. Mai. Diebe haben gestern nachmittag die Sakristei der St. Andreas-Kirche erbrochen und den bekannten Jesuskindleinaltar seines kost­baren Schmuckes beraubt. Der Wert der ge­raubten Gegenstände beträgt etwa 200 000 Lire.

In Minersville im Staate Pennsylvanien fanden blutige Unruhen statt, bei denen ein starkes Polizeiaufgebot zur Wiederherstellung der Ordnung einschreiten mußte. Vier Personen wurden hierbei getötet und zahlreiche andere verletzt. Ueber den Anlaß zu diesen Unruhen liegt noch nichts näheres vor.

Württemberg.

Stuttgart, 8. Mai. (Von der Post). Die Einnahmen aus dem Post-, Telegraphen- und Fern­sprechbetrieb im Monat März d. I. beliefen sich auf 1940 550,54 (gegendas Vorjahr mehr 101 674,30)-/-il. Vom 1. April 1911 bis 31. März 1912 wurden insgesamt vereinnahmt 25 409 241,26 (also mehr 1629 802,92)

Stuttgart, 8. Mai. (Landschaftsschutz). In neuerer Zeit mehren sich die Klagen, daß das Land­schaftsbild unserer Heimat namentlich in der Nähe der Hauptbahnlinien und an besonders auffallenden Stellen durch Reklameschilder in aufdringlicher Weise verunstaltet wird. Demgegenüber weist der Staats­anzeiger darauf hin, daß die neue Bauordnung in Art. 98 Abs. 3 den Gemeinden in weitgehendem Maße das Recht einräumt, durch Ortsbausatzung die Anbringung neuer und die Belastung vorhandener derartiger Reklameschilder zu untersagen. Auch er­gänzt § 87 der Vollzugsverfügung zur Bauordnung diese Bestimmung weiter dahin, daß, soweit solche Ortsbausatzungen nicht bestehen, die Polizeibehörde im einzelnen Falle die Untersagung solcher Reklame- fchilder von sich aus einzuleiten und durchzuführen hat. Es liegt also ganz in der Hand der Ortspolizei­behörden, die beklagten Auswüchse zu beseitigen. Immerhin erfordert die Frage, ob eine bezügliche Anordnung veranlaßt ist, im einzelnen Fall eine sorg­fältige, auch das gewerbliche Reklamebedürfnis ins Auge fassende Prüfung, bei deren Vornahme ein sachverständiger Rat meistens erwünscht sein wird. Zu diesem Zweck können sich die Ortsvorsteher, nach­dem durch die Ministerialverfügung vom 29. April dieses Jahres auch die Zusammensetzung des Denkmal­rats bekannt gegeben worden ist, auch von einzelnen Mitgliedern des Denkmalrats beraten lassen, wenn sie es nicht vorziehen, sich, wie bisher, an den württembergischen Landesausschuß oder an den zu­ständigen Bezirksausschuß für Natur- und Heimat­schutz zu wenden.

Ev. Preßverband für Württemberg. Zur ersten Jahresversammlung des Ev. Preßverbandes für Württemberg, die am 30. April in Stuttgart abgehalten wurde, hatten sich Vertreter aus Stadt und Land in großer Zahl eingefunden, ein Beweis für die Lebhaftigkeit des Interesses, das den Be­strebungen des im Vorjahr gegründeten Verbandes entgegengebracht wird. Die Organisation umfaßt am Ende des ersten Geschäftsjahrs 88 korporativ an­geschlossene Verbände und Vereine mit einer Gesamt­zahl von 95 000 Mitgliedern. Die Zahl der Einzel­mitglieder ist ständig im Wachsen. Der Verband setzt sich die Aufgabe, evangelischer Arbeit und An­schauung zu der ihr gebührenden Achtung in der Oeffentlichkeit zu verhelfen. Zu diesem Zweck unter­hält er ständige Verbindungen mit der Tagespresse. Jede Art von Parteipolitischer Betätigung ist von der Verbandsarbeit ausgeschlossen. Die Ver­handlungen , die sich an den Geschäftsbericht knüpften, ergaben die Uebereinstimmung der Versammlung in allen wesentlichen Punkten der Arbeit. Im Mittel­

punkt des zweiten, öffentlichen Teils der Versammlung stand ein Vortrag von Redakteur Günzler-Stuttgarl überDie Entstehung der modernen Zeitung", der an der Hand von Anschauungsmitteln verschiedener Art ein Bild gab von der staunenswerten technischen Durchbildung und Leistungsfähigkeit eines modern ausgestatteten Zeitungsverlags. Ausgehend von der Organisation des Nachrichtenwesens, schilderte der Redner in launiger humorvoller Weise das Tagwerk einer modernen Zeitungsredaktion mit ihren Freuden und Leiden vom Eintreffen der ersten Frühpost bis zur Ausgabe des fertigen Blattes. Lebhafter Beifall dankte dem Redner.

Stuttgart,8.Mai. (DerDruckfehlerteufel). Wir berichteten dieser Tage über die wunderbare Rettung eines Knaben, der in den Telephondrähten hängen geblieben war. Einem schwäbischen Blatte hat bei der Wiedergabe dieser Nachricht der Druck­fehlerteufel einen bösen Streich gespielt und die Notiz in folgender Fassung in die Welt gehen lassen: Stuttgart. 1. Mai. Ein kleiner Knabe, der gestern vom 3. Stockwerke eines Hauses aus dem Fenster stürzte, blieb mit den Kleidern an den Telephon­drähten hängen, von wo er durch einen Feuerwehr­mann mit eigener Lebensgefahr getötet wurde. Der Feuerwehrmann, der so aus einem Retter zu einem Mörder wurde, befindet sich noch auf freiem Fuße. Statt seiner Verhaftung und Bestrafung hat er eine öffentliche Auszeichnung zu erwarten.

Schorndorf, 8. Mai. Im Jahr 1900 wurde von der Firma W. Reißer in Stuttgart ein Elek­trizitätswerk erbaut und in Betrieb genommen. Auf die Dauer von 40 Jahren hatte nach dem zwischen der Stadt und der Firma abgeschlossenen Konzesstons­vertrag die Firma die ausschließliche Erlaubnis, Kabel und Leitungen zu verlegen. Die Stadt war auch gehindert, ein Gaswerk zu errichten. Im Jahr 1910 wurde der Firma gegenüber die Absicht der Stadt kundgegeben, ab 1. Mai 1912 das Werk zu übernehmen. Vom 1. September 1911 ab bekam die Stadt außerdem die Befugnis in den gesamten Betrieb des Werkes Einsicht zu nehmen und Kon­trolle zu üben. Die Prüfung ergab nun die Ren­tabilität des Werks, so daß auch der staatliche Sach­verständige Oberingenieur Dübendörfer in Stuttgart die Erwerbung der in gutem Zustand befundenen Anlage empfohlen hat. So ist nun das Werk Eigen­tum der Stadt. Der Kaufpreis ist 415 000 Mark. Damit ist die Stadt, die 6700 Einwohner zählt, wieder im Besitz des Lichtmonopols und einer Ein­richtung, die, wie der Stadlvorstand am Schluß seines umfassenden Vortrags bemerkte, auch an den städtischen Finanzen einelichtvolle" Zukunft ver­spricht.

Landwirtschaftliche Arbeitsvermittlung.

Wie bereits früher berichtet, wurde im Oktober v. Js. auf Veranlassung des K. Ministeriums des Innern bei dem Arbeitsamt Stuttgart eine besondere Abteilung für die Vermittlung landwirtschaftlicher Arbeitskräfte eingerichtet, die ihre Tätigkeit im Zu­sammenwirken mit den übrigen öffentlichen Arbeits-

DeZ? DemMKrtt Hss altem Fmk.

Autorisierte Uebersepung aus dem Norwegischen des Frcdrik Viller von Friedrich Känel.

63s (Nachdruck verboten.)

Er hat dann in derVilla Ballarat" bei dem alten Frik gewohnt. Mein Agent in England hat mir mitgetcilt, daß er als Spieler bekannt sei und mehr Geld ausgebe, als ihm zur Verfügung stehe. Er hat während vieler Jahre häufige Besuche auf einem Herrenhof in Jorkshire Ashtvn Hall bei einem reichen Landedelmann, Herrn Ashtvn, abgestattet. Man glaubt, er werde sich schließlich mit der einzigen Tochter desselben, einer schon etwas verjährten Dame, ver­heiraten. Aus welchem Grund seine Kurmacherei so lange dauert, das weiß niemand. Man vermutet, daß er nicht in den sauren Apfel beißen will, bis er dazu genötigt ist. Die Leute hier in der Stadt meinen, daß er der Erbe des alten Frik sein werde. Möglicher­weise ist dies der Grund, weshalb er seine Werbung'so in die Länge zieht; vielleicht auch könnte der Tod des alten Frik seinen Geldverhältnissen wieder aushclfen und ihn vor der Heirat mit der Dame von Uorkshire bewahren.""

Du scheinst keine sonderliche Sympathie für den Engländer mehr zu haben?"

Ich habe noch nie eine besondere Sympathie für ihn gehabt, und wie ich schon früher erzählt habe, erschien mir sein Benehmen sogar verdächtig; ja, ich kann mir die Ursache nicht recht erklären, aber ich traue ihm nicht. Ich fühle, daß er in diesem Drama eine Rolle gespielt hat, die ich nicht kenne, und ich glaube, tzpr Instinkt Deiner Frau saat ihr dasselbe.""

Instinkt!" wiederholte Klara.Immer müssen Frauen, wenn wir auf die eine oder andere Weise zu einem richtigen Schluß gekommen sind, hören, daß wir unser Instinkt uns dazu geführt habe. Hören Sie, Monk, ich behaupte, daß Herr Howell die Photo­graphie gefälscht hat, um Sigrid ins Unglück zu stürzen. Zu diesem Schluß komme ich auf folgende Weise: Wenn mit dieser Photographie alles richtig wäre, so müßte ja Sigrid an jenem Tage den Diamanten in den Händen gehabt haben. Aber eben das stellt sie entschieden in Abrede-Nein, versuchen Sie nicht, mir aus­

zuweichen, Monk. Sie scheuen sich davor, mir zu sagen, daß ich unlogisch, sei wie alle Frauen oder ist es nicht so? Und nun wollen Sie mich nicht einmal ansehen. Aber ich bin noch nicht fertig! Angenommen, daß Sigrid lügen könnte und wollte, was wäre ihr leichter gewesen, als der Wahrheit zuwider zuzugeben, daß sie an jenem Tage zufällig im Museum gewesen sei, den Dia­manten betrachtet und ihn wieder an seinen Platz gelegt habe. Niemand hätte ein Wort gegen diese Erklärung, wie die Photographie entstanden war, einwenden können. Nein! Sigrid war nicht einfältig, und Sie werden mir doch zugeben, daß sie nicht auf die dümmste Weise von der Welt lügen würde, wenn sie wirklich lügen wollte. Gestehen Sie, Monk, daß ich recht habe! Alle Wahr­scheinlichkeit spricht dafür, daß sie die Wahrheit gesagt hat. Sie hat Friks Museum an jenem Tage zwischen 5 und 7^/z Uhr gar nicht betreten und die Photo­graphie war gefälscht!"

Monk mußte lächeln; aber es war ein hoffnungs­loses Lächeln. Er trat zu einem kleinen eisernen

Schrank in der Ecke des Zimmers und kam gleich darauf mit einem Gegenstand zurück, den er vor uns auf den Tisch legte. Es war eine kleine Photographie zwischen Glasplatten, die von zwei Gummibändern zu­sammen gehalten wurden.

Ist dies die Photographie?" frug ich.

Klara und ich streckten gleichzeitig die Hand nach ihr aus, indem Monk sie nebst einem ovalen Ver­größerungsglas von ungewöhnlicher Größe zwischen uns auf den Tisch legte.

Da werdet Ihr selbst sehen können. Was für das bloße Auge nicht sichtbar ist, wird durch das Vergrößerungsglas deutlich erscheinen.""

Klara und ich bxnutzten das Glas abwechselnd.

Ich danke es meinem alten Wohlthäter, dem Polizeimeister, daß ich in den Besitz der Photographie gekommen bin,"" fuhr Monk fort.Aus meine in­ständige Bitte überließ er sie mir aber erst zwei Jahre nach der letzten Schwurgerichtsverhandlung, von der ich erzählt habe. Ich mußte ihm übrigens versprechen, die Photographie in einem feuerfesten Raume aufzu­bewahren und sie mit der größten Sorgfalt zu hüten. Nun, dieser Aufforderung hätte es gewiß nicht bedurft.""

Die Photographie entsprach der kurzen Beschreibung, die Monk früher von ihr geliefert hatte. Sie war drei bis vier Zoll hoch, aber sehr schmal, sodaß wenig mehr sichtbar war als die weibliche Figur vor dem offenen Schrank mit den Regalen. Diese Regale waren mit allerlei Raritäten bedeckt, die auf der Platte mit bewunderungs­würdiger Deutlichkeit hervortraten. Ueberhaupt war die Photographie ungewöhnlich klar und gut gelungen. " ^