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Der Enztäler.

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Fernsprecher Nr. 4.

.M 69.

Reuen bürg, Mittwoch den 1. Mai 1912.

70. Jahrgang.

RunSschau.

Der Kaiser hat seinen diesjährigen Aufenthalt auf Korfu gegenüber den ursprünglichen Dispositionen um fast zwei Wochen verlängert, er wird erst am 8. Mai mittags von dort aus die Heimreise antreten. Sie führt über Genua zunächst nach Karlsruhe, wo der Kaiser vom 11. Mai vormittags bis zum 13. Mai vormittags zum Besuch am verwandten badischen Hofe zu verweilen gedenkt. Dann reist er nach Straßburg weiter, wo er sich bis zum nachmittag des folgenden Tages aufhält. Während seines Straßburger Aufenihaltes unternimmt der Kaiser einen Ausflug nach der Hohkönigsburg, alsdann trifft der Kaiser aus Straßburg in Metz ein, von wo er sich am Spätabend des 15. Mai nach Wiesbaden weilerbegibt, um den Maifestspielen im dortigen königlichen Hoftheater beizuwohnen. Am 23. Mai abends erfolgt die Abreise des Kaisers von Wies­baden nach Hamburg, wo er am nächsten Vormittag dem Stapellaufe desImperator" beiwohnt.

Berlin, 29. April. (Reichstag). Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 1.25 Uhr. Am Bundesratstisch Minister v. Breiten bach. Ein­gelaufen ist der Entwurf eines Gesetzes betreffend Bergung und Hilfeleistung bei Schiffszusammenstößen und bei Seenot. Die 2. Lesung des Etats der Reichseisenbahnen wird fortgesetzt. Die Wieder­holung der Abstimmung über die sozialdemokratische Resolution und über die übrigen Resolutionen kann, da das Haus sehr schwach besetzt ist, erst am Schluß der Beratung des Etats erfolgen. Der Rest des Etats wurde ohne weitere Debatte bewilligt. Die Petitionen werden gemäß dem Kommissionsantrag erledigt. Eine Resolution des Elsaß Lothringischen Eisenbahnerverbandes um Gewährung staffelweiser Lohnzulagen, sowie des Verbandes deutscher Eisen­bahnhandwerker und -Arbeiter um Erhöhung der Löhne und Vermehrung der etatsmäßigen Stellen wurde entgegen dem Antrag der Kommission dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen. Eine Abstimmung über einen soz. Antrag, die Petition auf angemessene Lohnerhöhung und Gewährung eines Urlaubs für die älteren Arbeiter dem Reichskanzler zur Berücksichtigung, nicht als Material zu überweisen, ergab kein genaues Resultat. Da das Bureau zweifelhaft war, mußte Hammelsprung erfolgen. Dafür stimmten 64, dagegen 69 Mitglieder. Das Haus ist somit beschlußunfähig. Vizepräsident Dr. Dove setzt die nächste Sitzung auf 3.15 Uhr an. Vizepräsident Dr. Dove eröffnet die Sitzung um 3.15 Uhr. Auf der Tagesordnung steht nur die Beratung des Kolonialetats. Henke (Soz.): Ueber den Kolonialetat hätte mit den Wehrvorlagen zu­sammen verhandelt werden sollen. Beide gehören innerlich zusammen. In Afrika, speziell in Nord­afrika, vollzieht sich gegenwärtig eine Aufteilung des Erdteils, die lediglich eine Folge der imperialistischen Politik, namentlich Deutschlands, ist. Diese Politik bedeutet eine Gefährdung des Friedens. Deshalb machen wir Sozialdemokraten die Kolonialpolitik nicht mit.

Berlin, 30. April. (Reichstag.) AmBundes« ratstisch sind Dr. Sols und v. Rechenberg erschienen, Präsident Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 1.15 Uhr. Die Beratung des Kolonialetats wird fort­gesetzt und heute noch nicht zu Ende geführt. Weiter­beratung Mittwoch.

Berlin, 29. April. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, will das Zentrum bei den Kom­missionsberatungen über die Wehrvorlage den Antrag stellen, das Militärstrafgesetzbuch dahin zu ändern, daß jede Art von Duellvergehen mit schlichtem Abschied bestraft wird.

Karlsruhe. 29. April. Das Großherzogs­paar hat sich zu mehrtägigem Aufenthalt nach Kalten­bronn begeben.

Berlin, 30. April. Die Pforte antwortete

auf die russische Anfrage gestern: Die Verträge von Berlin. London und Paris erkennen das Recht der Türkei an, bei zwingenden Fällen in eminenter Ge­fahr die Meeresengen zuzuschließen. Die Türkei wünscht den internationalen Handel nicht zu schädigen, deshalb wird sie die Dardanellen sofort öffnen, so­bald die jetzigen zwingenden Gründe beiseitigt sind. Der Minister des Aeußeren gab ähnliche Erklärungen den andern Botschaftern in Konstantinopel ab.

MürttLinbLi-g.

Stuttgart, 30. April. Die Zweite Kammer stimmte in ihrer heutigen Nachmittagssitzung den Gesetzentwürfen betr. einen ersten, zweiten und dritten Nachtrag zum Finanzgesetz ohne Debate zu. Eine längere Erörterung entspann sich bei der Beratung des dritten Nachtrags über das Eichwesen und die Herabsetzung der Eichgebühren. Es wurde ein Antrag Eisele (Vp.) angenommen, die Verfügung über die Eichgebühren dahin abzuändern, daß die Nacheichgebühren zur Prüfung und Stempelung von Fässern auf die Hälfte der Neueichgebühren fest­gestellt werden. Ebenso wurde ein Antrag Hiller (B.K.) angenommen auf Gewährung einer ange­messenen Entschädigung an die seitherigen neben­amtlichen Gemeindeeichmeister, in Fällen, in denen besondere Härten vorliegen.

Stuttgart, 29. April. (Zur Landeswasser­versorgung). In Sachen der Landeswasserver­sorgung auf Grund des Langenauer Projekts haben sich die Fraktionen, wie nach dem Neuen Tagblatt verlautet, dahin geeinigt, der Ausführung des Projektes durch den Staat die Zustimmung zu geben, wenn von den beteiligten Gemeinden die erforderlichen Garantien zugestchert werden. In allen Fraktionen ist man von der Notwendigkeit einer baldigen Lösung der Wasserversorgungsfrage für Stuttgart und die in Betracht kommenden weiteren Landesteile überzeugt. Die Besprechung, die voraussichtlich an diesem Mitt­woch ftatlfindet, wird, wie verlautet, nur ganz kurz sein und sich auf eine gemeinsame Erklärung be­schränken. Uebrigens ist in der letzten Sitzung der bürgerlichen Kollegien von Langenau in Anwesenheit des Ministerialrates v. Michel und Baurat Groß aus Stuttgart als Vertreter des Staates, der Ver­tragt. der vom Staat bezüglich der Landeswasser­versorgung mit der Stadtgemeinde Langenau abge­schlossen wurde und der am 1. Mai d. I. abläuft, bis zum 1. Oktober 1912 verlängert worden. Auch die Verträge über die Grundstücksankäufe auf den benachbarten Markungen sind verlängert worden.

Stuttgart, 29. April. Der preußische General­leutnant und Kommandeur der 27. Division (2. König!. Württ.) von Kurowski ist von dieser Stellung enthoben und an seiner Stelle der nach Württemberg kommandierte preußische Generalleutnant Graf v. Pfeil und Klein-Ellguth bestellt worden.

Stuttgart, 29. April. Dem Vorsitzenden des Stuttgarter Handelsvereins, Eberhard Fetzer, wurde aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Vereins vom König das Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrichs­ordens verliehen.

Stuttgart. 28. April. Einer großen Gefahr ist gestern der König glücklich entronnen. Als gestern mittag 4 Uhr der König in geschlossenem Kraftwagen die Hauptstätterstraße hinauffuhr, kam ein Lastauto die Sophienstraße herüber, das auf der Kreuzung mit dem königlichen Wagen hätte zusammenstoßen müssen, wenn nicht beide Wagenlenker ihre Gegen­maßregeln ergriffen hätten. Der Chauffeur des Last­wagens brachte sein Fuhrwerk zum Stehen und der Kgl. Chauffeur machte nach links eine Kurve, um noch rechtzeitig vorbeizukommen. Dabei wurde die Kurve offenbar etwas zu scharf genommen, so daß der Wagen ins Schleisen kam und am Randstein bei der Metzgerei Schwaderer so heftig aufstieß, daß das Pneumatik platzte. Der König, der während des aufregenden Vorfalles große Ruhe bewahrte.

mußte, ohne Schaden genommen zu haben, den Wagen verlassen und begab sich, von seinem weißen Spitzer begleitet, zu Fuß zum Wilhelmspalast.

Heilbronn, 29. April. Der Neffe des ver­storbenen hiesigen Oberbürgermeisters a. D. Hegel­maier hat an die bürgerlichen Kollegien ein Schreiben gerichtet, in dem er sie von dem letzten Willen seines Onkels in Kennnis setzt, für eine etwaige Vertretung der bürgerlichen Kollegien unter allen Umständen zu danken. Oberbürgermeister Dr. Göbel hat daraufhin dem Neffen des Verstorbenen milgeteilt, daß die Stadtverwaltung von Heilbronn es lebhaft bedaure, durch die letzte Willensmeinung seines Onkels außer Stande gesetzt worden zu sein, die von ihr beabsichtigt gewesene Trauerbezeugung zur Ausführung zu bringen.

Zuffenhausen, 29. April. Durch Groß­feuer ist heute nachmittag die Kunstbaumwollefabrik von Gebrüder Horkheimer niedergebrannt. Das Feuer, das vermutlich durch Selbstentzündung ent­standen ist, brach um ff-2 Uhr im linken Flügel der Lagerhäuser aus. Durch die darin aufgestapelten zahlreichen Vorräte an Lumpen und Wolle nahm das Feuer rasch eine größere Ausdehnung an, so daß die Lagerhäuser vollständig eingcäschert wurden. Das Hauptaugenmerk der Feuerwehr mußte darauf gerichtet werden, die Fabrik und die Büroräume zu schützen. Das Feuer griff aber gegen ff-6 Uhr auch auf das Fabrikgebäude über. Das in der Nähe be­findliche Eisenbahnschwellenlager der Eisenbahnver­waltung war gleichfalls in Brand geraten; gegen 12 000 Eisenbahnschwellen, die zum Teil bereits imprägniert waren, jagerten dort. Die Löscharbeiteu der Feuerwehren waren infolge Wassermangels außerordentlich erschwert. Auf dem Brandplatz waren tätig außer der hiesigen Feuerwehr die Feuer­bacher Feuerwehr, später die Hauplfeuerwache Stutt­gart mit Brandirektor Jacoby, die Cannstatter Feuer­wache und die Feuerwehren von Stammheim und Kornwestheim. Den angestrengten Bemühungen der Feuerwehren gelang es, ein weiteres Umsichgreifen des Brandes zu verhüten. Der Schaden ist, soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, außerordentlich be­trächtlich ; er dürfte über eine halbe Million betragen. Viele Arbeiter der Fabrik werden durch den Brand brotlos. Die Fabrik beschäftigte im ganzen etwa 1000 Arbeiter. Auf der Brandstelle traf auch der Präsident der Generaldireklion der Staatseisen­bahnen, v. Stieler, ein.

Zuffenhausen, 30. April. Bei dem gestrigen Großfeuer in der Kunstbaumwollefabrik Horkheimer ist, wie jetzt feststeht, ein Schaden von weit über

Million entstanden, da die Gebäude teils durch Feuer teils durch Wasser so schwer beschädigt wurden, daß sie nicht mehr benützt werden können. Auch die Staatsbahnverwaltung hat einen erheblichen Schaden erlitten; es sind insgesamt etwa 20 000 Stück Eisen­bahnschwellen verbrannt, die etwa einen Wert von 80 000 Mark hatten. Die Entstehungsursache des Brandes ist noch nicht aufgeklärt; als solche wird teils Kurzschluß teils Funkenflug aus einer Loko­motive genannt.

ttus StaSt, Bezirk unS Umgebung.

Auf den 1. Mai, den Beginn des Eisenbahn­fahrplans für den Sommerdienst, sind die Post­verbindungen des Landes neu geregelt worden. Die Personenposten, die Botenposten und die zur Post­sachenbeförderung mitbenützten Privatkraftwagen­fahrten sind unter Angabe ihrer Kurszeiten in der als Anschlag gedruckten UeberstchtPostverbindungen in Württemberg vom 1. Mai 1912 an" zusammen­gestellt. Zur Postsachenbeförderung benützt werden vom 1. Mai an: zwei Privatkraftwagenfahrten zwischen Wildbad und Enzklösterle und eine Privatkraftwagenfahrt zwischen Enzklösterle und Besen seid unter Wegfall der Personenposten zwischen Wildbad und Besenfeld und eines Boten­gangs zwischen Besenfeld und Schönegründ. Vom