Sendungen, also auch für vorkommende Umkar- lierungen an der Grenze. Durch die Abmachung ist die Idee der Vereinheitlichung unserer deutschen Bahnen wieder um einen Schritt vorwärts gekommen.

Stuttgart, 33. April. Der Pferdemarkt nahm heule seinen Anfang. Zugeführt sind über 1000 mittlere und schwere Pferde und etwa 300 Luxuspferde. Nachfrage ist nach schweren Pferden. Im Laufe des Vormittags wurden die für die Lotterie als Gewinn bestimmten 30 Pferde von der Kommission angekauft. Die dem Pferdemarkt an­gegliederte Wagen- und Geschirrausstellung in der Gewerbehalle ist auch Heuer wieder gut beschickt. Solide und geschmackvoll ausgestattete Luxuswagen, Chaisen, Breaks und Geschirre find in einer großen Menge von Exemplaren vorhanden. Daneben find Automobile in verschiedenen Typs vertreten.

Rotten bürg, 33. April. Aus einer Pfarrei des Dekanats Rollenburg erzählt die Rottenburger Zeitung folgendes hübsche Geschichtchen. Ein Erst­kommunikant schrieb an seinen hohen Paten, den König, und lud ihn zur hl. Kommunionfeier. Auf eine Anfrage aus dem Kgl. Kabinett fragte der Pfarrer den Knaben:Warum hast du denn an den König geschrieben." Antwort:Sie haben es ja gesagt, wir sollen unsere Paten einladen, mein Pate ist der König." Der hohe Pate sandte dem Erst­kommunikanten eine Gabe von 30 Mark.

Friedrichshafen, 33. April. Graf Zeppelin weilte gestern in Potsdam, um eine eingehende Be­sichtigung des Luftschisfhafens vorzunehmen.

Friedrichshafen, 33. April. Das neue MilitärluftschiffZ 3" (LZ 13) wird voraus­sichtlich noch in dieser Woche mit seinen Probefahrten beginnen. Das nötige Gas ist für die Füllung vor­handen. Sobald eine militärische Abnahmekommission hier eingetroffen ist, wird der erste Aufstieg erfolgen.

Waldsee, 33. April. In dem Weiler Gais- haus, Gemeinde Wolfegg. ist gestern früh während des Gottesdienstes in dem Anwesen des Käserei­befitzers Ott Feuer ausgebrochen, das so schnell um sich griff, daß das ganze Wohn- und Oekonomie- anwesen eingeüschert wurde. Das Vieh und sämt­liches Inventar sind mitverbrannt. Später bemerkte man, daß die 76 Jahre alte Mutter und ein 4'/» Jahre altes Kind des Besitzers vermißt wurden; sie sind anscheinend in den Flammen umgekommen. Zwei Kinder des Besitzers wurden von einem des Wegs kommenden Bauern gerettet.

(LaudeSProdntteubSrse Stuttgart). Bericht vom 22. April. In abgelaufener Berichtswoche ist aus den amerikanischen Getreideterminbörsen eine stürmische Hausse eingetreten und wenn auch zögernd, so haben doch die anderen Ausfuhrländer diesem Beispiel Folge geleistet. Neben den schlechten Saatenfiandsberichten Amerikas und dem Fehlen greifbarer Ware waren es politische Gründe und insbesondere die Blockierung der Dardanellen durch Italien, die diese Aufwärtsbewegung hervorriefen. Nach dem sich für Mehl bessere Nachfrage eingestellt hat und größere Posten Weizen zu höherem Preise aus dem Markte genommen wurde, wurde daS Geschäft sehr lebhaft. Die heutige Börse war infolge des Pserdemarkles sehr stark besucht und es fanden größere Umsätze statt. Mehlpreise per 100 Kilo­gramm inklusive Sack Mehl Nr. l>: 85.50 bis 36.-

Der Diamant -es alten Frik.

Autorisierte Uebersetzung aus dem Norwegischen des Fredrik Biller von Friedrich Kanel.

60s (Nachdruck verboten.»

Ich suchte wieder um eine Unterredung bei dem alten Frik nach. Er ließ sich verleugnen, sandte mir aber nachmittags folgenden Brief:

Geehrter Herr Monk! Ich will Ihnen gerade­wegs heraussagen, daß wir beide wohl keine Freude mehr an unserer gegenseitiger Gesellschaft finden werden. Weder Einar, noch Sigrid Frik werden ihren Fuß mehr in dieses Haus setzen und ihr Name hier nicht mehr genannt werden.

Die Rolle, die Sie, Herr Monk, während der letzten Begebenheiten gespielt haben, kenne ich nicht so genau und will auch nicht weiter danach forschen. Es genügt mir, zu wissen, daß Sie mit helfen wollten, das verbrecherische Treiben meiner Bruderkinder zu bemänteln. Daß es für Sie entschuldigende Umstände geben kann, das weiß ich wohl; aber ich vermag nicht einzusehen, weshalb wir uns treffen oder darüber sprechen sollten. Bartholomäus Frik.

Monk blickte von seinen Notizen auf und sagte: Seit der Zeit habe ich mit dem alten Frik nicht mehr gesprochen."

Aber Du hast doch wohl versucht, eine Erklärung Von ihm zu verlangen?"" srug ich.

Versucht, ja; allein das war leichter gesagt als gethan. Seit jenen Vorfällen hat er überhaupt kaum mehr mit einem Menschen gesprochen, am wenigsten

Nr. 1: 34.50 bis 85. Nr. »: 88.50 «« bis 84.

Nr. 3: 82. bis 32.50 Nr. 4: 28.50 bis 29.-

Kleie 13.50 bis 14. (ohne Sack netto Kasse).

Ueber Friedhofspflege.

Ueber die Anlegung und Erhaltung von Fried­höfen hat das K. Ministerium des Innern unlängst Gesichtspunkte aufgestellt, welche den heutigen An­schauungen und Bestrebungen in dankenswerter Weise entgegenkommen. Die Friedhofpflege in manchen Ge­meinden läßt mitunter viel zu wünschen übrig. Nicht wenige Friedhöfe sind überhaupt ganz kahl und machen einen verödeten Eindruck. In manchen Fällen wurde nachgewiesenermaßen schönster Baum- und Strauchschmuck zur Schonung einer Mauer oder zum Zweck der Einhaltung der Gräberreihe ohne weiteres abrafirrt, und zwar ist dies öfter geschehen auf Ver­anlassung der Totengräber, ohne vorherige Anfrage bei der Gemeinde- oder Kirchenbehörde. Der ge­nannte Min.-Erlaß bricht nun mit dreierlei veralteten Anschauungen: 1. mit der bisherigen Vermeidung hoher schattenwerfendrr Bäume aus gesundheitspoli­zeilichen Gründen, 3. mit dem absoluten Gebot der Regelmäßigkeit der Gräberreihen, 3. mit der starren Einhaltung der Benützung des gerade an die Reihe kommenden Grabes. Hiezu wird ausgeführt, daß namentlich in Amerika, neuerdings auch in Deutsch­land mit park- oder sogar waldartigen Friedhöfen durchaus günstige Erfahrungen gemacht und Nach­teile bezüglich der Verwesung nicht wahrgenommen wurden. Es heißt sodann weiter:Da, wo vor­handene schöne Bäume oder Baumgruppen die Regel­mäßigkeit der Gräberreihen stören oder zu stören drohen, sollte, bevor zu deren Beseitigung geschritten wird, genau untersucht werden, ob nicht das, was mit der Regelmäßigkeit der Gräberreihen bezweckt wird, auf andere Weise erreicht und dem Friedhof dadurch der Schmuck, den die Bäume für ihn bilden, erhalten werden kann." Diese Forderung sollte ins­besondere auch in dem Fall beachtet werden, in welchem ein an die Reihe kommendes Grab ohne Fällung eines mit der Zeit herangewachsenen Baumes nicht benützt werden kann. Da sollte man doch ein­fach dieses Grab übergehen. Es wäre sehr zu be­grüßen, wenn die bürgerlichen oder kirchlichen Ge­meindebehörden darin bei Unterhaltung und nament­lich bei Vergrößerung oder Neuanlage der Friedhöfe diesen Gesichtspunkten Beachtung schenken und hie­bei sachverständigen Rat sich holen würden. Ein schöner Friedhof, in unserer Zeit noch eines der wenigen Gemeingüter, kann in verschiedener Richtung heilsam wirken, erfreuend und veredelnd, ganz ab­gesehen davon, daß er vielen Gemeinden die einzige Auge und Herz erfreuende Gartenanlage ist, eine Stätte der Sammlung, der stillen Erholung, des treuen Gedenkens I

Vermischtes.

Anläßlich der Sonnenfinsternis wurde jetzt folgender alte Witz wieder aufgewärmt: Aus einer Garnison wird folgende wahre Begebenheit erzählt: Anläßlich der jüngsten Sonnenfinsternis war auch

mit mir; er ist hartnäckig wie ein alter Ochse. Doch, laßt mich weiter berichten; je eher ich mit diesen traurigen Aufzeichnungen fertig werde, desto besser ist es.

28. Juni. Ich verbringe die Zeit damit, den Schauspieler und Evelinens Mutter zu beobachten; eine schwierige Sache, da ich meine tüchtigen Polizisten ent­behre und ausschließlich auf mich selbst oder mangelhafte gedungene Werkzeuge angewiesen bin. Eveline geht nie aus; sie soll krank sein. Madame Reiersen ist oft betrunken, spielt ihre Rolle als Märtyrerin an Stelle der Tochter und soll eine ansehnliche Geldsumme vom alten Frik erhalten haben. Der Schauspieler setzt sein flottes Leben fort; er scheint einiges Kleingeld zu haben, doch nicht im Ueberfluß.

Ich habe mit Herrn Howell gesprochen. Er be­nahm sich und sprach wie ein Gentleman aber ich glaube ihm nicht. Er drückte sein größtes Bedauern darüber aus, in die Geschichte verwickelt worden zu sein. Er lasse es sich nicht uusreden, sagte er, daß es nicht Eveline gewesen sei, die er mit dem Diamanten in der Hand vor dem Schranke photographiert habe. (Ja, was half das jetzt, wenn die angegebene Zeit und die Kleidung dagegen sprachen!!) Er wolle in einigen Tagen nach England reisen, was auch die Polizei dagegen sagen möge. Er wolle nicht noch einmal vor dem Schwurgericht erscheinen; man besitze ja bereits sein Zeugnis aus der früheren Gerichtsverhandlung.

Ich fragte, was der alte Frik gegen seinen Bruders­sohn Einar habe. Howell antwortete, das könne er nicht verstehen; er habe umsonst versucht, dem Alten Vernunft beizubringen, sagte er. Howell plauderte

in verschiedenen Kasernen einer Garnisonstadt An­weisung erteilt worden, die Mannschaften in geeig­neter Weise auf das Phänomen aufmerksam zu machen. Der Oberst gab den Befehl an den Haupt­mann und dieser gab ihn an den Feldwebel weiter. Der Feldwebel entledigte sich der Aufgabe durch fol- folgende Ansprache an die Mannschaften:Auf Be­fehl des Herrn Hauptmann findet heute mittag 1 Uhr eine Sonnenfinsternis statt. Zu diesem Zweck haben die Mannschaften im Kasernenhof anzutreten. Der Herr Hauptmann wird die Sonnenfinsternis persönlich vorführen. Das möcht ich aber gesagt haben, daß mir keiner von euch Kerle z'noch na' geht, net daß a Oglück passiert.

Die längste Schülerin. Dieser Tage ging eine Meldung durch die Presse, daß die größte Schülerin in Preußen ein 14 jähriges Mädchen in Münster in Westfalen sei. Hierzu teilt ein Kölner Bürger aus dem Vorort Sülz mit, daß seine 14- jährige Tochter, die am 31. März aus der Schule entlassen wurde, 1.87 Meter mißt und über 150 Pfund wiegt. Der größten Schülerin mußte eine besondere Bank angefertigt werden. Wenn sich nicht nochhervorragendere" Schülerinnen melden, wird man der Kölnerin wohl den Preis zuerkennen müssen, die größte Schülerin im Reiche zu sein.

DerWürstchenkönig" von London ist gestorben. Wenn man das liest, könnte man glauben, daß dies eine höchst unwichtige und gleichgültige Nachricht sei; man irrt sich aber, denn Hr. William Harris war eine der bekanntesten Gestalten Londons. Er hatte als Sohn des Volkes ganz von unten auf angefangen und seine Laufbahn als Laufbursche be­gonnen; zwanzig Jahre später besaß er etliche Millionen. Berühmt wurde Harris durch seine Ueber- spanntheit. Als er feststellen konnte, daß von 30 000 Paar Würstchen, die täglich auf einem Markt in London verkauft werden, mindestens 14000 aus seiner Wurstfabrik stammten, ernannte er sich selbst zumWürstchenkönig". Wie er denn überhaupt einer der eingebildetsten Menschen von ganz London war. Er ging den ganzen Tag im Frack spazieren und trug an seiner Hemdbrust Brillantknöpfe von geradezu unwahrscheinlichen Größen. Seine drei Söhne nannte er alle William, und zwar William I., William II. und William III. In seinem Dienste standen schon seit zwanzig Jahren Journalisten, die die Ausgabe hatten, alle zwei oder drei Wochen Ge­schichtchen über denWürstchenkönig" zu erfinden und zu veröffentlichen; für seine Waren war dies natürlich eine großartige Reklame. So kam es, daß von Zeit zu Zeit über Harris die unglaublichsten Anekdoten im Umlauf waren. Es schwören z. B. in London Tausende von Leuten, daß derWürst­chenkönig" eines Tages auf dem Rücken eines Ebers von London nach Brighton geritten sei. Im übrigen war Harris ein gutmütiger und sehr wohltätiger Herr. Jedes Jahr schenkte er für die Arme» Lon­dons eine halbe Million Würstchen; außerdem dedi- zierte er dreimal im Jahre jedem Londoner Schutz­mann und jedem Londoner Drotschkenkutscher je ein Kilogramm Wurst.

anscheinend ganz offen; aber ich habe nichts Neues ans ihm herausgebracht. Weiß er nichts? Oder ver­hehlt er etwas?

5. Juli. Eine ganze Woche ist verstrichen, ohne daß ich, etwas ausgerichtet habe. Die Zeit nähert sich, in welcher die Angelegenheit wieder vom Schwur­gericht verhandelt werden soll, und alle find über­zeugt o, es ist entsetzlich, dies zu schreiben! - daß Sigrid verurteilt werden wird! Ich habe an Einar Frik in Hamburg geschrieben, sogar zweimal, aber keine Antwort erhalten, ob schon ich auf mein Telegramm an das Hotel durch dieses vernommen habe, daß er sich dort aushält und meine Briefe bekommen hat. Es ist, als wenn ich überall mit dem Kopf gegen eine Mauer stieße, oder besser gesagt, gegen ein hartes, unüberwindliches Hindernis. Ist es des Schicksals Wille, daß die Tragödie zu Ende gespielt werden soll?

Ich bin bei dem Pfandleiher Abrahamsen gewesen. Zuerst traf ich nur einen buckligen Schreiber an, der mich mit einem spöttischen Lächeln betrachtete; darauf kam Abrahamsen selbst. Er sagte, daß er vor Gericht alles mitgeteilt, was er gewußt habe, und daß er keine Zeit hätte, mit mir zu sprechen. - Er ist nicht mehr wie damals, als ich noch Detektivchef war!

Vorgestern geschah etwas Wichtiges: Schauspieler Fredriksen reiste mit dem Nachtzug nach Kopenhagen. Ich konnte ihn nicht aufhalten und die Polizei wollte ihm keine Hindernisse in den Weg lege», lind doch ahne ich, daß mit ihm eine der Möglichkeiten ver­schwunden ist, die uns Aufklärung über den Dia­mantendiebstahl hätte verschaffen können. (F. f.)

Druck undBerlag der C. Me eh'schen Buchdruckerei des EuztiilerS (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürg.