RunSschau.
Berlin, 21. März. Zum Kommandeur des neuen Armeekorps, das nach der Wehrvorlage an unserer Westgrenze neugebildet werden soll, ist, wie die „Tägliche Rundschau" meldet, Generalleutnant Scholtz, gegenwärtig Divisionär in Frankfurt a. M., bestimmt. Generalleutnant Scholtz hat schon im Vorjahre bei den Herbstmanövern das kombinierte 20. Armeekorps geführt.
Berlin, 19. März. Die traurige Verfassung, in der sich der Berliner Baumarkt nun schon seit vielen Monaten befindet, und die sich auch in den verwandten Branchen so überaus unangenehm fühlbar macht, hat ein neues Opfer gefordert. Die bekannte Nutzholzhandlung G. Hahn in Charlottenburg ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die Firma betrieb in Senftenberg und Zossen Zweigniederlassungen, ferner befaßte sie sich mit der Herstellung und dem Vertrieb von Türen und Fenstern. Dadurch entstanden große Engagements am Berliner Baumarkt, die zum Zusammenbruch führten. Die Verbindlichkeiten wurden auf etwa 400000 ^ geschätzt.
Freiburg, 20. März. Der Großherzog hat die Würde des Schutzherrn über das vom 3. bis 5. August ds. Js. in Freiburg stattfindende Kreisturnfest des 10. deutschen Turnkreises (Baden, Pfalz und Elsaß-Lothringen) übernommen.
Frankfurt a. M., 20. März. In einflußreichen Kreisen wird beabsichtigt, dem Pfarrer Traub die erledigte Pfarrstelle in der hiesigen Peterskirche anzubieten.
Das Jugendgericht von Magdeburg verurteilte gestern den Schüler Koch, der im Oktober v. I. den Oberlehrer des Realgymnasiums Jsmer durch Revolverschüsse schwer verletzte und dann Selbstmord ! zu begehen versuchte, wegen versuchten Totschlags zu i vier Jahren Gefängnis unter Anrechnung von vier ! Monaten Untersuchungshaft. j
Der Inhaber der Stettiner Berlitz-School, Benno ^ K atz, hat im August v. I. verschiedentlich in Stettiner i Zeitungen Heiratsgesuche erlassen, um dann mit den sich meldenden Mädchen in Verbindung zu treten und sie zwecks Verheiratung nach Südamerika zu schaffen. Er hat mit den Mädchen unzüchtige Handlungen vorgenommen und sie dann nach Brasilien geschickt, wo sie in öffentliche Häuser verschleppt wurden. Katz ist nun verhaftet worden.
London, 20. März. Die Frauenstimmrecht- ! lerin Helene Pietfeld, die am 3. März das Haupt- ? postgebäude in Brand zu stecken versuchte, wurde zu ^ 6 Monaten verurteilt. Bei der Urteilsverkündung > erklärte der Richter, wenn die Angeklagte nicht im i Krankenhaus gelegen hätte, würde das Urteil schärfer j ausgefallen sein. z
Den Erfolg seiner Südpolfahrt schreibt der i kühne Forscher Amundsen nicht zuletzt dem Um- ! stände zu, daß auf der beschwerlichen Fahrt vom Winterlager bis in die Polargegenden von ihm und , seinen Leuten kein Tropfen Alkohol getrunken wurde. ! Amundsen will übrigens seine sämtlichen Proviant- i
stationen sowie das Winterlager selbst im besten Zustande zurückgelassen haben, sodaß ein mutiger Nachfolger überall einen gedeckten Tisch vorfinden würde.
Amiens, 20. März. Räuber drangen gestern nacht in den Bahnhof von Marelcave ein und töteten den Signalwärter mit Beilhieben. Dann verübten sie einen Einbruchdiebstahl in das Bureau des Bahnhofvorstehers.
Württemberg.
Stuttgart, 19. März. Dem hiesigen Vertreter einer auswärtigen Fabrik wurde eines Tages von Ulm eine Postkarte zugeschickt des Inhalts, daß er zum Abschluß eines Geschäfts nach Friedrichshafen kommen sollte. Er reiste dorthin, konnte aber die auf der Postkarte angegebene Firma nicht ausfindig machen, sie existierte überhaupt nicht. Nun stellte j sich heraus, daß ein Konkurrent, der Kaufmann Johann Beck, ihm die Karte durch die Post zugesandt s hatte, um ihm einen Schabernack zu spielen. Für den unüberlegten und immerhin boshaften Streich erhielt der Schreiber der Karte von der Srafkammer 10 Tage Gefängnis zudiktiert.
Stuttgart. 19. März. Auf dem kurzen Wege vom Hotel Viktoria zum Hauptbahnhof hat ein Fremder am Donnerstag abend zwischen 10 und 11 Uhr ein Kuvert mit 15 000 Mark Papiergeld, bestehend aus englischen, französischen und russischen Banknoten, verloren. Er hat nun eine Belohnung von 1000 Mk. ausgeschrieben, wohl um dem ehrlichen Finder, der sich seither nicht gemeldet hat, etwas Mut zu machen.
Reutlingen, 19. März. Die hiesige Handwerkskammer für den Schwarzwaldkreis hatte gestern unter Leitung ihres Vorsitzenden Vollmer eine Vollversammlung, der als Vertreter der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel Oberregierungsrat K ä l b e r von Stuttgart anwohnte. Es waren verschiedene wichtige Fragen zu besprechen, so vor allem die von den Bundesstaaten als dringlich angesehene Erlassung von besonderen Vorschriften zum Zwecke der Regelung des Lehrlingswesens in den Frauenberufen (Kleider- und Weißnäherinnen, Putzmacherinnen). Für das Klridermachen wurde eine Lehrzeit von zwei Jahren als zu kurz angesehen, während diese Zeit für die beiden übrigen Frauenberufe als ausreichend erachtet und der Beitritt zu den entsprechenden Vorschlägen der Stuttgarter Handwerks- kammer beschlossen wurde. Die vom Landesverband württembergischer Wagnermeister ausgearbeitete Anleitung zur Gesellenprüfung in diesem Gewerbe wurde mit wenigen Aenderungen akzeptiert. Eine längere Aussprache über die auch vom deutschen Handwerksund Gewerbekammertag in Düsseldorf empfohlene Gründung von Erziehungsgenofsenschaften zur Beseitigung der unguten Kreditwirtschaft im Handwerk, hatte das Ergebnis, daß der Vorstand und der Kammersekretär beauftragt wurden, der Gründung einer solchen Genossenschaft zur Bekämpfung des Borgunwesens im Benehmen mit der hiesigen Handelskammer näherzutreten. Angenommen wurde.
wie bereits kurz berichtet, ein Antrag des Zentralverbandes deutscher Bäckerinnungen Germania, Bäckereien und Konditoreien als verwandte Gewerbebetriebe zu bezeichnen, damit die vielerorts bestehende Konkurrenz der Ladengeschäfte infolge der für das Nahrungsmittelgewerbe bestehenden längeren Verkaufszeiten ausgeschaltet werde. Bezüglich der Frage der Regelung des öffentlichen und privaten Submissionswesens wurde von der Versammlung die Erlassung eines Reichsgesetzes zur Bekämpfung der Auswüchse im privaten Submissionswesen analog dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb gefordert und ausgesprochen, daß die Regelung des staatlichen Submissionswesens durch Landesgesetz zu erstreben sei. Wegen der Erlassung eines württem- bergischen Ausführungsgesetzes zur Reich-versicher- ungsordnung faßte die Kammer einen Beschluß in dem die K. Staatsregierung und die Landftände ersucht werden, das Landesversicherungsamt beizubehalten. Sollte dessen Aufhebung trotzdem erfolgen, so wäre für die Errichtung des künftigen Oberversicherungsamtes Reutlingen vorzusehen um dieser Stadt einen Ersatz für die drohende Aufhebung der Kreisregierung zu gewähren.
Tübingen, 18. März. Die Leitung des Schwäbischen Sängerbundes hat der Stadtverwaltung mitgeteilt, daß das Süngerfest 1913 in Tübingen stattfindet.
Vom Michelsberg, 18. März. (Vorsicht beim Rebenkauf I) Bei der Verjüngung der Weinberge wird nicht selten der Fehler gemacht, daß man die Reben ohne jegliche Garantie auf Sortenechtheit zusammen kauft. Es sollte nur nachgewiesen sortenechtes Material zur Pflanzung genommen werden. Auch sollte darauf gesehen werden, daß die Wurzelreben tatsächlich auch von ertragsfähigen Stöcken stammen. Werden ganz neue Wingerte angelegt, so sollten nur sortenechte angelegt werden. Ein Wingert, der alle möglichen Sorten hat, liefert gewiß keinen Anstichwein. Wenn aber der Käufer beim Gang durch den Weinberg sieht, daß nur eine Sorte Reben da ist, so wird er gerne einen höheren Preis anlegen als für Wein aus Mischlingswingerten. Die Sortenwahl und die Pflanzung neuer Reben ist überhaupt ein äußerst diffiziles Geschäft und sollte nur unter dem Rat von Weingärtnern, die als die besten der Gemeinde gelten, vorgenommen werden. Es lohnt sich solche Sorgsamkeit sicher.
ist das reich mit künstlerischen Modellen ausgestattete Jugenv - Moden - Album der Internationale« Schnittmanufaktnr, Dresden, in
seiner 8. Ausgabe soeben erschienen, ein treuer Ratgeber. Mütter, die zum Vergnügen oder der Ersparnis halber die Garderobe ihrer Kleinen selber anfertigen, sollten deshalb nicht versäumen, Kenntnis von diesem sür sie notwendigen Werke zu nehmen. Zu jedem dort angegebenen Modell sind die Schnitte, nach denen sie mühelos arbeiten können, zu mäßigen Preisen erhältlich. Vereint mit diesem Album ist das Wäschebnch, das sich in vielen Haushaltungen, ebenso wie das Jugend-Moden-Albnm, als geradezu unentbehrlich erwiesen hat. Beides ist zusammen sür den geringen Preis von 60 Pfg. erhältlich. Zu beziehen durch die Psorzheimer Vertretung, Firma: Fritz Schumacher, Pforzheim.
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Autorisierte ^ber^^g aus dem Norwegischen des Fredrik Biller von Friedrich Känel.
85) Nachdruck verboten.)
„Ja, das ging so zu: Der Beamte sah, wie nach einem Wagen auf dem Halteplatz gewinkt wurde. Er trat zu dem winkenden Diener und fragte ihn, wer verreisen wolle. Der Minister... antwortete der Diener, und als der Beamte einen netten alten Herrn mit grauem Backenbart in den Wagen steigen sah, ahnte er nichts, sondern blieb ruhig vor dem Haus auf Wache."
„„Gut; aber ich begreife nicht, daß der Handkoffer des Mannes ihn nicht verriet. Sie und Ihr Gehilfe kannten denselben ja gut genug. Ueberdies hätte es den Portier doch befremden sollen, einen jungen, glattrasierten Mann ins Hotel kommen und es als „netter alter Mann", wie Sie sagen, „mit grauem Backenbart" verlassen zu sehen.""
„Ich habe Ihnen noch nicht alles erzählt, Herr Kommissär! Horen Sie nur, wie durchtrieben der Hallunke war. In dem großen Handkoffer, den er mit sich brachte, hatte er eine neue Kleidung, falschen Bart und alle seine Apparate außer einer kleineren Reisetasche zum Tragen in der Hand. Erst im Wagen verwandelte er sich in den Minister — der Wagen war bedeckt, weil ein leichter Regen siel. Der Portier des Hotels hatte ihn deshalb die ganze Zeit als älteren Mann gesehen, und wir, die wir ihn nur mit gegen uns gekehrten Rücken aus der Droschke steigen
sahen, und zwar in einer Entfernung von mehreren Metern, hatten keine Ahnung davon, daß er sein Aussehen gewechselt hatte. Es fiel uns nicht ein, den Portier zu fragen, wie der Mann aussehe, dem wir die ganze Zeit gefolgt waren."
„„Aber der große Handkoffer?""
„Ja, den ließ er im Wagen stehen und gab dem Kutscher Befehl, ihn in seine Wohnung zurückzubringen. Ich wurde endlich heute früh des Kutschers habhaft und vernahm, wie alles zugegangen war. Ihm erschien es wohl ein wenig sonderbar, daß der Mann sich während der Fahrt verkleidet hatte; aber so viel ich verstehen konnte, war der Kutscher bei dieser Gelegenheit ein wenig benebelt und weil er zwei Kronen Trinkgeld erhielt, so glaubte er sich nicht weiter um die Sache bekümmern zu müssen. Sie haben nun alles vernommen, Herr Kommissär, und sehen, wie kapital ich von dem Komödianten hintergangen worden bin; wenn nur-"
Ich ließ dem Manne keine Zeit, sich weiter über dieses Thema zu verbreiten, sondern sandte ihn weg. Ich hatte genug gehört. Es wird genügen, wenn ich erkläre, daß der Schauspieler auf telegraphisches Gesuch von uns noch am gleichen Tage in Göteborg verhaftet wurve, wo er am Morgen angekommen war. Bei der Festnahme besaß er nur eine unbedeutende Summe Geldes. Er wurde nach Christiania geführt und es stellte sich heraus, daß er zwar mit Eveline verlobt gewesen oder noch war, ebenso daß er am Tage vor seiner Abreise Geld verschwendet hatte; aber es war nicht möglich, ihm irgend welche Beteiligung
an dem Diebstahl nachzuweisen. Man ließ ihn also nach einigen Tagen wieder laufen, jedoch mit dem Vorbehalt, daß er sich nicht aus der Stadt entferne, da man ihn als Zeugen in dem Gerichtsverfahren gegen das Kammermädchen nötig hätte.
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Ich muß nun auf das, was an diesem Tage weiter vorfiel, und auf den Bericht zurückkommen, der mit der traurigen Erscheinung des überlisteten Polizisten vor meinem Bette begonnen hatte.
Wie ich schon erwähnt habe, war es meine Absicht, Eveline an diesem Tage verhaften zu lassen. Längeres Warten war unnütz, nachdem der Schauspieler sich aus dem Staube gemacht hatte. Da ich überdies von einem meiner Leute die Meldung erhielt, daß sie Villa Ballarat verlassen habe, um ihre Mutter zu besuchen, so beschloß ich diese Gelegenheit zu benutzen, da ich sie nicht gerne in Friks Haus festnehmen lassen wollte.
Ich bin oder war nie ein Freund von derartiger Arbeit; aber diesmal entschloß ich mich doch zur persönlichen Vornahme der Verhaftung, und zwar aus mehreren Gründen! Mir schien es außer Zweifel zu stehen, daß Evelines Beweggrund zu dem Diebstahl in ihrem Verhältnis zu dem Schauspieler gesucht werden mußte. Jedenfalls fühlte ich mich davon überzeugt, daß sie Mitleid verdiente; deshalb wünschte ich, die Verhaftung selber vorzunehmeu, um dies so schonend und rücksichtsvoll als möglich thun zu können.
(Fortsetzung folgt.)
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