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Neuenbürg, Mittwoch -eu 14. Februar 1S12

§70. Jahrgang.

RunSschau.

Der Rücktritt des kaum erst gewählten Präsi­denten des Reichstages, des Zentrumsabg. Dr. Spahn, hat erneut eine verworrene Lage im neuen Reichstage geschaffen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sich schließlich die Neuwahl des gesamten Reichs­tagspräsidiums nötig macht, wie diese aber ausfallen würde, das erscheint bei der unter den bürgerlichen Parteien des Reichstages herrschenden Zerfahrenheit und gegenseitigen Verärgerung noch höchst ungewiß. Jedenfalls hat der Reichstag von 1912 durchaus keinen Anlaß, auf dieses sein seltsames Debüt, welches sich durch die Wahl eines sozialdemokratischen Vize­präsidenten und durch die nachgefolgte Demission des Präsidenten Dr. Spahn ausdrückt, irgendwie stolz zu sein! Was übrigens die Erwägungen anbelangt, welche Hrn. Dr. Spahn zur Wiederniederlegung des Präsidentenposten veranlaßten, so erklärt dieGer­mania", das führende Zentrumsorgan, hierzu. Dr. Spahn könne nicht mit einem sozialdemokratischen Vizepräsidenten Zusammenwirken, der es abgelehnt habe, die herkömmlichen höfischen Repräsrntations- pflichten zu übernehmen. Das Blatt weist zuletzt darauf hin, wie Dr. Spahn bei Annahme des Reichs­lagspräsidiums noch nicht habe wissen können, daß der erste Vizepräsident ein Sozialdemokrat sein werde; der nationalliberale Abg. Dr. Paasche habe dies aber gewußt und sich trotzdem zum zweiten Vize­präsidenten wählen lassen.

Berlin, 13. Febr. (Reichstag.) Am Bundes­ratstisch die Staatssekretäre Mermuth, Krätke, Lisco und Delbrück. Vizepräsident Scheidemann eröffnet die Sitzung um 2.15 Uhr und gibt zunächst das Ergebnis der Schriftführerwahlen bekannt. Sodann teilt der Vizepräsident mit, daß der Abg. Frhr. v. Hertling infolge seiner Ernennung zum bayerischen Ministerpräsidenten sein Reichstagsmandat nieder­gelegt habe. Dann verliest der Reichstagsvizepräsident ein Schreiben des Abg. Spahn, das folgenden Wortlaut hat: Dem Reichstagspräsidium teile ich ergebenst mit, daß ich das Amt des Reichstags­präsidenten hiermit niederlege. (Bravo im Zentrum und Lachen links.) Auf Antrag Basser­mann und Gröber wird hierauf beschlossen, die Sitzung auf morgen 2 Uhr zu vertagen mit der Tagesordnung: Wahl des Präsidiums und heutige Tagesordnung. Schluß 2.20 Uhr.

Berlin, 13. Febr. Die nationalliberale Reichstagsfraktion hat nach stürmischer Ver­handlung beschlossen, unter den obwaltenden Um­ständen keinen Platz im Reichstagspräsidium zu übernehmen. Die Lage ist ganz verworren.

Berlin, 13. Febr. Die Meldung, daß Dr. Paasche sein Amt als zweiter Vizepräsident des Reichstages niederlegen werde, ist verfrüht. Die Entscheidung wird erst morgen nach der Wahl des Präsidenten fallen.

Berlin, 13. Febr. Der neue bayerische Minister­präsident v. Hertling ist heute früh eingetrvffen, um sich hier in seiner neuen Eigenschaft der Reichs­leitung vorzustellen und sich gleichzeitig von der Zentrumsfraktion des Reichstags zu verabschieden.

Berlin, 12. Febr. Böse Erfahrungen hat ein Reichstagsabgeordneter, Amtsrichter Fritz W., in Berlin machen müssen. Er war zur Eröffnung des Reichstags hier eingetroffen und besuchte abends eine Vorstellung in einem Theater in der Linien­straße. Als Hr. W. nach der Vorstellung die Garde­robe aufsuchte, wurde ihm im Gedränge die Brief­tasche gestohlen, die seine Eisenbahnfreikarte für Deutschland, mehrere Hundert- und einige Zehn­markscheine enthielt.

Die nationalliberale Partei Hessens hielt am vergangenen Sonntag in Frankfurt a. M. eine Versammlung ab, in welcher erklärt wurde, die Reichstagsabgg. Frhr. v. Heyl-Worms und Dr. Bccker-Sprendlingen könnten nicht als National­

liberale betrachtet werden. Schließlich genehmigte die Versammlung einstimmig ein Vertrauensvotum für den nationalliberalen Führer Abg. Bassermann.

Der preußische Landtag hat den Vertrag betreffend die preußisch-süddeutsche Lotterie genehmigt. Dagegen stimmten nur die Sozial­demokraten.

München. 12. Febr. Die Augsburger Abend­zeitung meint, das neue Ministerium erhalte die schwärzesten Töne durch Hrn. v. Soden, den neuen Minister des Innern, der weit ausgesprochener Parteimann sei, als selbst Freiherr v. Hertling. Die Münchener Post nennt das neue Kabinett ein solches des Prinzen Ludwig. Wie Thelemann, der neue Justizminister, als einziger Protestant und Mann von sachlicher Auffassung in diese ungemischte Gesellschaft komme, sei vorläufig noch ein Rätsel. Freiherr v. Hertling übernahm schon gestern, die übrigen Herren heute mittag die Geschäftsleitung ihrer Ministerien. Der Ministerwechsel legt dem Lande durch die Pensionen jährlich Mehrkosten von 144000 Mk. auf.

Oldenburg, 12. Febr. Im Landtage wurde ein Antrag der Fortschrittlichen Volkspartei auf Re­vision der Gemeindeordnung mit 22 gegen 19 Stim­men angenommen. Darnach sollen allen Frauen über 24 Jahren, die verheiratet oder selbständig und steuerpflichtig, sowie drei Jahre am betreffenden Ort ansässig sind, das aktive Gemeinde-Wahl- recht verliehen werden. Die Regierung verhielt sich dem Antrag gegenüber ablehnend. Gegen den Antrag stimmten Zentrum und Rechte.

London, 18. Februar. Mit der Rückkehr des Lord Haldanes von Berlin ist London wieder zum Mittelpunkt der deutsch-englischen Verhandlungen geworden. Bezeichnend ist, daß der Minister des Auswärtigen Sir Edward Grey durch Verleihung des Hosenbandordens, des höchsten englischen Ordens, vom König ausgezeichnet wurde. Dies wird dahin gedeutet, daß Greys Stellung fester als je ist. und die Auszeichnung gilt als indirekte Antwort auf die Angriffe auf Grey. Aus zahlreichen Aeußerungen geht soviel hervor, daß man nun erwartet, England werde anläßlich der bei der Parlamentseröffnung bevorstehenden Thronrede in irgend einer Form den nächsten Schritt tun. Nach der in Londoner maß­gebenden Kreisen herrschenden Stimmung zu schließen, ist es gut, sich darüber vorläufig keinen zu großen Hoffnungen hinzugeben. Alles, was ein Ausfrager aus Haldane herausbekommen konnte, war:Der Ausflug nach Berlin ist so gut ausgefallen, wie ich nur wünschen konnte. Berlin ist sehr nett, und die Berliner sind nette Leute."

Lord Haldane hat alsbald nach seiner Heim­kehr eine Besprechung mit dem Ministerpräsidenten Asquith gehabt. Er ist auch mit dem Seelord Churchill zusammengetroffen, der sodann den Schatz­kanzler Lloyd George besuchte. Am Abend trat dann das englische Kabinett zu einer Sitzung zu­sammen. Es soll einegewöhnliche" Sitzung ge­wesen sein; allein, so fügt der Telegraph hinzu,es kann angenommen werden, daß Kriegsminister Hal­dane Gelegenheit hatte, über seinen Besuch in Berlin mit seinen Kollegen zu sprechen." Es kann in der Tat angenommen werden. Denn dieprivate" Reise Haldanes (zum Studium der Berliner Uni­versitätseinrichtungen, sagte man) ist eine hochpolitische Sache gewesen, und Lord Haldane wird seinen Kol­legen gewiß viel zu erzählen haben. Er wird viel­leicht auch nicht unterlassen haben, die Herren darüber aufzuklären, daß es nach seinen Wahrnehmungen in Deutschland, so verkehrt wie möglich ist, Reden zu schwingen, wie es der Erste Lord der Admiralität dieser Tage in Glasgow getan hat.

London, 13. Febr. Die gestrige Bemerkutig des Marineministers Churchill, daß für Deutsch­land die Flotte ein Luxus sei, wird von der eng­lischen Presse ausdrücklich getadelt. Niemand ver-

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Nation, deren überseeische Interessen fortwährend wachsen, keine Kriegsmarine brauche, daß also, genau genommen, England allein Panzerschiffe haben dürfe, und jedermann findet, daß ein solcher Ausspruch im gegenwärtigen Augenblick schlecht am Platze war. Warum Churchill diese Worte gebraucht hat, ob aus Unbedachtsamkeit oder weil er mit der Mission Hal­danes vielleicht nicht einverstanden ist, ist nicht klar.

London. 13. Febr. Der deutsche Schutzmann Glauß, dessen Auslieferung von Deutschland wegen Diebstahls nachgesucht worden war, ist ausgeliefert worden. Er hatte gegen seine Auslieferung geltend gemacht, daß er keinen Diebstahl begangen habe und in Wirklichkeit von der deutschen Polizei in Verbindung wegen der Spionageaffäre in Wilhelmshaven gesucht werde.

Die offizielle Proklamierung der chine­sischen Republik soll nach neueren Nachrichten aus Peking nunmehr endlich bevorstehen, so daß jetzt auch die definitive Abdankung des Thrones zu er­warten wäre. Wie es heißt, sind unter den Führern der Aufständischen Meinungsverschiedenheiten aus­gebrochen, sie sollen jetzt den größten Teil ihrer Abänderungsvorschläge zu den Vorschlägen Juanschi- kais betreffs der Abdankung haben fallen lassen.

Peking. 12. Febr. Das Edikt über die Ab­dankung der Dynastie und die Einsetzung der Republik ist beute mittag veröffentlicht worden.

König Nikolaus von Montenegro ist behufs Abstattung seines Antrittsbesuches als König am russischen Hofe am 10. Februar nachmittags aus dem Bahnhofe von Zarskoje Sselo eingetroffen, begleitet von seinem jüngsten Sohne, dem Prinzen Peter.

London, 13. Febr. Wie Lloyds aus Naga­saki melden, sind die japanischen Dampfer Bychamaru", der von Hakata kam, undNori- maru", von Noji kommend, zusammengestoßen. Beide sind gesunken. Von der Besatzung und den Passagieren des ersten Schiffes sind 32, vom letzteren 14 Mann ertrunken.

Marseille, 12. Febr. Der österreichische Dam­pferMaria Theresia" ist an der hiesigen Küste ge­strandet. Die aus 20 Mann bestehende Besatzung hat den Tod in den Wellen gefunden.

San Remo, 13. Febr. Als heute früh vierzig Schüler der Elementarschule auf dem Quai am Meeresufer spazieren gingen, stürzte plötzlich ein Teil des Quais ein und begrub etwa 20 Schüler unter den Trümmern. Fünf Tote und acht Ver­letzte wurden bisher unter den Trümmern hervor­gezogen.

Der angesehene und seit langen Jahren bestehende deutsche Verein in Moskau hat sich die heftige Ungnade der dortigen russischen Machthaber zu­gezogen. Auf Verfügung des Moskauer Stadthaupt- manns wurde das gesamte Vermögen des geschlossenen Deutschen Klubs in Höhe von einer Viertel Million beschlagnahmt.

Aus Reichenbach (Vogtland) wird gemeldet: Gestern vormittag fand eine furchtbare Bluttat im Stadtteile Oberreichenbach statt. Der dort woh­nende Korbmachergehilfe H. Dillinger ermordete seine Familie, bestehend aus 5 Kindern im Alter von 313 Jahren. Die Leichen wurden in den Betten mit Schußwunden in den Köpfen aufgefunden. Dillinger wurde auf seiner Arbeitsstelle festgenommen. Er gestand die Tat ein. Er hatte noch einen Re­volver mit Patronen bei sich. Die Leichen wurden ins Städtische Krankenhaus gebracht. Bei der Ueber- führung gab das jüngste Kind noch schwache Lebens­zeichen von sich. Die Ursache der Tat ist unermittelt.

Eingesandt. Vergangene Woche entstand in einem Sanatorium im Schwarzwald ein kleiner Bühnenbrand, der in Folge vollständigen Wasser­mangels sehr große Ausdehnung hätte annehmen können, da schon die Flammen lichterloh in die Höhe