! i

>. -z

schüft oder eine andere Korporation dessen Aufnahme befürwortet und ob dieselben ihm zu diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Aussicht gestellt haben.

Stuttgart, 25. November 1903.

v. Ow.

Tagesneuiglreiten.

Heilbronn, 4. Dez. Eine Arbeitersfrau entfernte sich gestern von ihrer Wohnung, um Ein­käufe zu besorgen. Sie ließ ihre 2 Kinder im Alter von 5 und 3 Jahren in der Wohnung zurück und schloß dieselbe ab. Die Kinder spielten mit Papierabfällen, welch letztere auf unaufgeklärte Weise in Brand gerieten. Eine Nachbarsfrau be­merkte das Feuer und fand, als die verschlossene mit Rauch angefüllte Stube mit Gewalt geöffnet wurde, die 2 Kinder unter dem Sopha versteckt, unversehrt vor.

Alfdorf, 4. Dez. Ein hiesiger, junger, verheirateter Mann wurde bei einem Wirtshaus­streit von einem zugereisten bayerischen Maurer mit dem Bierglas derart auf den Kopf geschlagen, daß der Schädel zertrümmert wurde und er vor­gestern im Krankenhaus in Welzheim starb.

G öp p i n g en, 3. Dez. Ein hiesiger Metzger­meister betraute vergangene Woche seinen Knecht Mit der Abholung eines Rindes bei einem Bauern in Kaumwälden und übergab dem Knecht zu diesem Zweck 200 Anstatt den Auftrag auszuführen, kaufte sich der Knecht neue Kleider und verschwand mit dem Rest des Geldes. Des Flüchtlings konnte man bis jetzt nicht habhaft werden.

Geislingen, 3. Dez. Einer ungemein zahlreichen Zuhörerschaft von Mitgliedern des hies. und der Gewerbevereine im Bezirk hielt gestern abend im Frühlingsgarten vr. Zwiesele von der k. Zentralstelle für Gewerbe und Handel einen Vortrag über Handwerksgenossenschaften, deren es in unserem Lande 25 eingetragene, 12 nicht eingetragene gebe. Es seien 5 Arten von Genossenschaften zu unterscheiden: Einkaufsgenossen­schaften, die den gemeinsamen Ankauf von Roh­stoffen, Magazinsgenossenschaften, die die Ausstellung fertiger Waren in einer gemeinsamen Halle, Werk­genossenschaften, welche die jBenützung gemeinsam angekaufter Maschinen und teurer Werkzeuge, Produktivgenossenschaften, die den gemeinsamen Ver­kauf, und Kreditgenossenschaften, welche die Gewähr­ung von Anlehen als Zweck verfolgen. Nachdem der Redner die Vorurteile gegen die Genossenschaften entkräftet und die durch dieselben gebotenen Vorteile beleuchtet hatte, empfahl er aufs angelegentlichste die Eintragung, weil eingetragenen Genossenschaften ein Staatsbeitrag, größeres Vertrauen und die Unterstützung der Zentralstelle gewährt würden. An den Vortrag schloßen sich anregende Erörter­ungen an.

Ulm, 4. Dez. Zufolge Beschlusses der bürgerlichen Kollegien erhalten die seminaristisch gebildeten Lehrer der höheren Mädchenschule eine

864

eine persönliche Zulage von je 2M ^ Den Unterlehrern der Volks- und Mittelschulen wurde eine Gehaltserhöhung auf 1100 bezw. 1120 Mark, den Lehrgehilfen eine solche auf 1000 Mark bezw. 1020 und ein auf 200 ^ erhöhtes Wohnsngsgeld.

Ulm, 4. Dez. Zwei Volksschüler aus Wib­lingen, die sich in der Nähe einen Diebstahls zu Schulden kommen ließen, wurden gestern hierher in Untersuchungshaft eingeliefert.

Riedlingen, 3. Dez. Der Gemeinderat erläßt im Amtsblatt einen Aufruf, wodurch die Malzfabrikanten, Getrcidehändler und Bierbrauerei­besitzer eingeladen werden, die hiesige, zur Zeit mit guter Gerste reich befahrene Schranne zu besuchen. Durch die Aufstellung einer neuen Getreidereinigungs­maschine mit Motorbetrieb ist Käufern und Ver­käufern Gelegenheit geboten, gegen mäßige Gebühr ihre Frucht in den Stand zu setzen, daß sie allen Anforderungen entspricht. Die Landwirte mögen bedenken, daß die Preise auf der Schranne gemacht werden und daß die Preise im Zwischenhandel sich immer wieder auf dem Marktpreis gründen, ein Grund mehr, der Schranne den Vorzug zu geben.

Saulgau, 1. Dez. (Schöffengericht.) Der flüchtige Weinwirt Glaser, früher in Mün­chen, hat den Rechtsanwalt Fuchs in München be­auftragt, gegen rund 300 Zeitungen in seinem Namen klägerisch vorzugehen wegen Beleidigung, Verleumdung rc. Tie Zeitungen wollten gemeinsam den Prozeß führen und das Reichsgericht um dies- fallsige Erlaubnis ersuchen. Nun hat aber bereits ein Gericht Recht gesprochen und zwar das hiesige Amtsgericht, vor dem als Beklagter der Redakteur des AmtsblattsDer Oberländer", Robert Edel, stand und freigesprochen wurde. Der Privat- klage Glasers, der jetzt angeblich Kaufmann in Hoboken (Amerika) ist, wird wegen mangelnden Tat­bestands zurückgewiesen. Der Privatkläger hat die Kosten des Verfahrens zu tragen und die dem An­geschuldigten erwachsenen notwendigen Auslagen zu ersetzen. DerOberländer" hatte wie andere Blätter gemeldet, der Privarkläger sei aus München unter Zurücklassung seiner Gattin und zahlreicher Schulden verschwunden, in Amerika aber am 16. Juni d. I., gerade am Tag der Versteigerung seines Inventars in München, wegen Gattenmords durch den Strang hingerichtet worden. Da dem Angeschuldigten nicht zu verwerfen ist, daß er bei der Verbreitung der Nachricht über die angebliche Hinrichtung des Privat­klägers vou der Wahrheit dieser Nachricht überzeugt war, so fehlte ihm das Bewußtsein, daß er mit fraglichem Artikel einen ehrenrührigen Bezicht über eine lebende Person, die allein den Rechtsschutz des 8 186 des St.G.B. genießt, weiter verbreite. Er befand sich in einem Irrtum über den Tatumstand und war nach St.G.B. 8 59 aus subjektiven Gründen als straffrei zu erklären, weil ihm die Unkenntnis dieses Tatumstands auch nicht als Fahrlässigkeit ungerechnet werden konnte. Eine Bestrafung aus St.G.B. § 189 war schon aus dem Grund aus­geschlossen, weil der Privatkläger tatsächlich noch lebt.

Msi edrichsHsfen, 4. Dezc. Landwirt- Dicht von Bürgberg verlor in der Stube einen 100- Markschein, der dann mit ausgekehrt wurde. Ein Knecht fand ihn und verjubelte das Geld. Dieser Tage wurde der Bursche in Fischbach festgenommen.

München, 4. Dez. Die ehemalige Vor­steherin des Max Josef-Stifts, Elise Häusler, welche ihrem Dienstmädchen, der Lina Wagner, Salzsäure beibrachte, sodaß das Mädchen lange Zeit in ärztlicher Behandlung blieb und sich mehreren schwierigen Operationen unterziehen mußte, wurde von der Zivilkammer zur Zahlung einer Entschädi­gung von 3000 an die Wagner verurteilt.

Osnabrück, 4. Dez. Der Reichstags­abgeordnete vonOsnabrü ck, Freiherr w Schele, ist an Nervenlähmung gestorben.

Berlin,, 3. Dez. Nach einer Meldung aus Leipzig wurde der Händler Cohn gestern von einem Handwerksburschen in seinem Geschäftslokal erschossen. Der Täter, der 800 ^ raubte, ist flüchtig.

Berlin-, 4. Dez. (Deutsch er Reichs- t a g.) Das Haus ist gut besetzt. Auf der Tages­ordnung steht die Wahl des Präsidiums und der Schriftführer. Unter Leitung des Alterspräsidenten v. Winterfeld wird zunächst zur Wahl des Präsi­denten geschritten. Dieselbe erfolgt durch Stimm­zettel, behufs deren Entgegennahme Namensaufruf erfolgt. Es werden insgesamt 355 Zettel abgegeben. Hiervon lauten 250 auf den Namen des früheren Präsidenten Grafen Ballestrem,. 102 waren unbeschrieben, weitere 3 Zettel lauteten auf die Namen Graf Stolberg und Liebermann von Sonnen­berg. Graf Ballestrem, der somit gewählt ist, nahm die Wiederwahl mit Dank an, indem er ausführie, eine so hohe Ehre, wie sie der Reichstag durch seine Wieder­wahl ihm erweise, setze seinerseits hohe Pflicht und intensive Arbeit voraus. Er wisse nicht, ob er die Kraft auf die Dauer haben werde, seinen Pflichten nachzukommen. (Bravorufe.) Er werde sich bemühen, unter allen Umständen die Würde des Reichstags zu wahren außerhalb und innerhalb dieses Hauses, er könne dies aber nur, wenn er die Unterstützung aller Abgeordneten finde. (Beifall.)! Der Präsident drückt schließlich noch dem Alterspräsidenten den Dank des Hauses aus. Alsdann erfolgt die Wahl des ersten Vicepräsidenten. Es werden abgegeben 336 Stimmzettel. Hiervon sind- 25 unbeschrieben und einer ist ungültig. Von den 310 gültigen Zetteln lauten 2Z3 auf den Grafen Stolberg Wernigerode, 68 auf Singer, 3; weitere auf Lieber­mann von Sonnenberg, von Volkmar und Bernstein. Graf Stolberg, der somit gewählt ist, nimmt die Wahl- mit einigen Dankesworten an. Bei der Wahl des zweiten Vicepräsidenten werden 344 Zettel abgegeben. Davon sind 103 unbeschrieben und 7 ungültig weil sie mehrere Namen- tragen. Von den 234 gültigen Zetteln tragen 230 den. NÄmen des Abgeordneten Paasche, 4 zersplitterten sich auf die Namen Liebermann, Prinz Carolath

er den Hellen Streifen mit den Augen verfolgen, den das Mondlicht über die blankgescheuerien Dielen warf, und dazwischen tauchten allerlei bunte wirre Bilder auf : der stempirrde, keuchende Dampfer zwischen schaumgekröntrn Wellen das modische Treiben des eleganten Badeortes der schweigende Wald und die nebel- überfluteten Wiesen und zwischen allem, machtvoll stets von neuem empor­steigend, das strenge, harte Antlitz des Mannes, der einst Vaterstelle an chm vertreten hatte, und von dem er vor fünfzehn Jahren in so bitterem Grolle ge­schieden war. Keine versöhnend- Hand reichte über die Kluft hinüber, der sie nun trennte die finster drohenden Augen hatten sich für immer geschlossen!

III.

Erst gegen Morgen hatt Klaus die ersehnte Ruhe gesunden, und als er um sechs Uhr schon wieder aus tiefem, traumlosem Schlummer aufschreckte, mußte er sich erst ein paar Minuten besinnen, ehe er wieder in der Erinnerung hatte, was alles der letzte Tag für rhn gebracht. Dann fuhr er mtt einem Ruck in die Höhe und starrte mit dem Ausdrucke heftigen Erschreckens nach dem Fenster, durch das jetzt, zwischen den Baumwipfeln hindurch, strahlend Helles Sonnenlicht

flutete.-Unter jenen Bäumen hatte er am Abend vorher gesessen und aus

fremdem Munde schier unfaßliche Kunde vernommen. Wie mit zwingender Macht hatte eS ihn doch vor wenigen Tagen gepackt, als er in München nach im Freundeskreise froh durchschwännter Nacht, im Morgengrauen nach Hause ging. Da war's ihm gewesen, als ob er es noch einmal versuchen müßte, das harte Herz zurückzugewinnen, das sich seit jener Sommernacht vor fünfzehn Jahren ihm verschlossen hatte. Kein Brief war beantwortet worden, den der junge Maler abgesandt, als er erst fest auf eigenen Füßen stand nur sein elterliches

Erbteil hatte der Onittl ihm ausgezahlt, als er großjährig geworden war aber kein Zeichen des freundlichen Gedenkens einer mildere» Gesinnung war ihm da­bei geworden. Da hatte er nun neulich , in jener Morgenstunde den Entschlich gefaßt schnell, aber unwiderruflich, wie das seine Art war r er wollte das strenge Gebot mißachten, den störrischen Alten selber überfallen, ihm gegenüber- treten als Mann dem Manne, und> die Versöhnung von ihm erzwingen mit der ganzen Macht seiner Persönlichkeit!. Und nun war er doch zu spät gekommen nur das Grab des Mannes konnte er aufsuchen, der seine Jugend behütet hatte, bis er selbst sich ihm entzog.

Hastig kleidete Klaus sich sn, bezahlte rach schweigsam eingenommenem Frühstück der Magd die beschildere Zeche die Wirtin bekam er nicht wieder zu sehen und schritt dann hurtig auf wohlbekannten Feldwegen davc«. Ihn zog's nun doch mit Zauberkräften nach der alten Heimat. Er war zuerst so schnell dahingcwandert, daß er keinen Blick, keinen Gedanken übrig hatte für diese wonnige Morgenpracht um ihn her. Ader allgemach wirkte sie doch auf ihn ein, unmerllich fast und doch' lindernd und wohltuend, die düstere Stimmung zu freiem Ausatmen lösend!

Ein wundervoller Sommertag war's aber auch, der an diesem Morgen seine strahlende Sommerlausbahn begann. So kristallklar die Luft, so duftig der Wald, so smaragdgrün die Wiesen kein Hauch noch von drückender Julischwüle. Der reisende Segen auf den Feldern in goldigem Schimmer ringsum ein frohes Genießen, ein glückseliges LebenLempfinden der Natur nach der kurzen, linden Sommernacht; auf den eingefriedeten Weideplätzen das wohlgenährte Vieh, die blanken runden Kühe, die glatten schlanken Fohlen, die auch die Nacht