849

Frau Humbert ist der ersten zugeteilt, die nur etwa fünfundzwanzig und dreißig Personen umfaßt und anständig" zusammengesetzt ist, nämlich so, daß die verurteilten Dirnen und auch die Mörderinnen da­von fern gehalten werden. Die Zuschneiderinnen haben sogar ihren eigenen Tisch und eigenen Schlaf­saal, stehen aber daneben unter der ganzen Strenge der Hausordnung.

Paris, 29. Nov. Der gestrige Sturm hat im Hafen von Cherbourg furchtbar gehaust. Eine Frau wurde vom Sturm in den Hafen ge­schleudert und ertrank. Im Hafen von Bajonne wurde ein Fahrzeug gegen einen Felsen geschleudert. Die aus 5 Mann bestehende Besatzung ist ertrunken.

Paris, 29. Nov. Der gestrige Beschluß des Justizministers, den Dreyfus-Prozeß einer Revision zu unterwerfen, war bekanntlich zur Zeit in der Kammer von Jaures angedeutet worden. Infolge dieser Andeutung hatte Dreyfus einen Revisionsantrag eingereicht, begründet auf die Er­klärungen Jaures und die angebliche falsche Zeugen­aussage Czernuschis. Außer den beiden Fälschungen, welche sich unter den 174 Dokumenten des Akten­materials befinden, wird mitgeteilt, daß dem Kriegs­minister über hundert Dokumente, welche Dreyfus günstig waren, entzogen worden sind. Unter den falschen Dokumenten befindet sich ein Brief des Generals Pellieux. Diese Fälschung war das Werk des Archivars Gribelin und des Obersten Henry. Grtbelin soll übrigens die Tatsache eingestanden, haben. Der Justizminister ist der Ansicht, daß die neuen Tatsachen von großer Wichtigkeit und dazu angetan sind, dem Cassationshof unterbreitet zu werden. Der Ausschuß versammelt sich nächsten Freitag und wird wahrscheinlich sehr schnell seine Arbeiten erledigen. Man hofft, den Bericht des Ausschusses bereits innerhalb einer Woche zu er­halten. Der Spezial-Ausschuß besteht aus drei Cassationsräten, einem Katholiken, einem Protestan­ten und einem Juden, ferner aus drei Direktoren des Justizministeriums. Eine Interpellation über die Angelegenheit soll bereits morgen in der Kammer eingebracht werden, obgleich die Kammer früher be­schlossen hatte, die Angelegenheit dürfe den Rahmen des gerichilichen Verfahrens nicht verlassen. Dreyfus wurde von dem Einschluß des Ministers durch seinen Schwager benachrichtigt. Er erklärte sich darüber sehr befriedigt, lehnte aber jedes Interview über die Angelegenheit ab. Die heutigen Morgenblättcr besprechen sämtlich diese Angelegenheit.Gaulois" ist der Ansicht, daß Dreyfus nunmehr freigesprochen werden wird. Auf diese Weise werde der Streich aus­gespielt sein und Frankreich werde die Kosten zahlen. Figaro" kündigt die Interpellation über die An­gelegenheit für morgen als sicher an.Matin" sagt, die öffentliche Meinung wird sich nicht mehr für

die Angelegenheit aufregen. DasJournal" vertritt dieselbe Ansicht.Aurore" sagt: Wir sind seit 7 Jahren eifrig für die Wahrheit eingetreten. Wir begrüßen mit Freuden den Heranbruch des großen Tages. Die Wahrheit ist unterwegs, der Tag steht bevor, wo sie über alle Gehässigkeiten triumphieren wird. DerRadical" schreibt, Dreyfus wird bald über alle triumphieren, die ihn so schwer angeklagt und beleidigt haben. Jaures schreibt in derPetite Republique": Die Ruhe der Geister ist wieder­hergestellt und nunmehr wird das Licht bis in die Tiefe der Gewissen Aller eindringen.

Vermischtes.

In den letzten Jahren waren in der Nähe von Aixheim, OA. Spaichingen, Schädel und Knochenteile vorsintflutlicher Krokodilarten (Belo- donten) gefunden worden. Prof. Dr. Fraas, Kon­servator am Natnrolienkabinett, veranlaßte mit Unterstützung von Fabrikant Ernst Sieglin-Stuttgart systematische Nachforschungen, für die sich in Werk­meister Wenzler ein umsichtiger Beobachter und Sammler fand. Im Lauf der letzten Monate sind 22 Kisten mit Knochen, Zähnen und Schädeln dieser seltenen Trias-Krokodile nach Stuttgart befördert worden. Es bedarf monatelanger Arbeit, um diese Ueberreste aus dem Sandstein herauszumeißeln und zu Schaustücken für die Sammlung geeignet zu machen.

Zur Ob st baumpflege. Nachdem die Bäume ihr Wachstum eingestellt haben, kann auch mit dem Absägen des abgestorbenen und zu dicht stehenden Holzes begonnen werden. Schwierig­keit bereitet eS dabei jedoch nicht selten, größere Neste zu entfernen. Um ein Verletzen des Stammes zu verhindern, sägt man wohl gewöhnlich den Ast zunächst von unten ein. Namentlich bei schweren Besten genügt aber dieses Einsägen manchmal nicht, auch sägt man dabei leicht zu tief in den Stamm. Daher ist cs besser, wenn man den Ast zunächst etwa 20 bis 30 om vom Stamme entfernt absägt. Bei älteren, längere Zeit über nicht geschnittenen Bäumen ist man zuweilen gezwungen, größere Neste aus der Mitte des Baumes heraus zu sägen. Damit derartige Neste beim Fallen nun nicht etwa die darunter stehenden Zweige verletzen, wird der zu entfernende Ast am Stamme oder an einem darüber stehenden Aste festgebunden. Man kann ihn dann, nachdem er abgesagt worden ist, vorsichtig herablassen. Jetzt wird der stehengebliebene Stumpf entfernt, wobei dann ein Verletzen des Stammes durch Absplittern ausgeschlossen ist. Beim Absägen des Stumpfes hat die Säge eine kleine Neigung nach außen. Dadurch wird die Wunde am Stamme nur klein und kann deshalb auch schneller wieder Zuwachsen. Falsch wäre es, wenn bei schräg aufwärts strebenden Aesten senkrecht am Stamme herabgesägt würde. Dadurch entsteht eine große, nur schwer verheilende Wunde, die gar leicht langjähriges Kränkeln des Baumes zur Folge haben kann. Die Wunde wird daraus mit dem Messer schön glatt geschnitten und

mit Teer oder Baumwachs verstrichen. DerLehr­meister im Garten und Kleintierhof", Leipzig, illustriert diese Ausführung durch ein instruktives Bild, welches manchem Anfänger oder Obstbaum- besttzer als Merkblatt willkommen sein dürfte. Viel­leicht verschwinden dann die unschönen Baum­wunden und unnützen Aststummeln, die im Lande der Lynchjustiz eine gewisse Berechtigung haben, an unseren Obstbäumen aber sehr überflüssig sind.

An diegute alte Zeit" erinnert eine in No. 45 desJntelligenzblatts für die Oberämter Tübingen und Rottenburg" datiert 7. Juni 1822 abgcdruckteDanksagung", welche lautet:Allen den Herren und namentlich den Herrn Studierenden, welche so gefällig waren, dem Schützenkorps auf das gestrige Fest mit weißen Strohhüten auszuhelfen, deren sonstiges Herbeischaffen wegen zu beschränkter Zeit unmöglich gewesen war, sei hiemit im Namen des ganzen Korps der verbind­lichste Dank gebracht. Tübingen, den 4. Juni 1822. Schützenmeister Memminger."

Folgenden höchst tiefsinnigen, originellen Wa hlvorschlag leistet sich ein Einsender im Nagolder Gesellschafter":

Haiterbach. Wahlvorschlag. Nachdem wir schon lange am Gängelband laufen, so ist es doch endlich Zeit, uns eines Bessern zu besinnen, darum, l-ebe Mitbürger, besinnet euch, ehe ihr zur Urne schreitet, wir haben ja genügend Beispiele erlebt. Wählet nicht Leute, die znm voraus schon den Memmel der Gemeinde im Munde haben. Wählet Leute die sich nicht scheuen, ein gutes Wort für ihre Mitbürger und für das Wohl eines jeden zu opfern. Wählet deshalb die hier vorgeschlagenen Männer und das sind rc.

llmdwitllchllstlichcr KeMmeix.

Mit dem 1. Januar beginnt ein neues Abonnement auf das landwirtschaftliche Wochenblatt, da dessen kostenfreier Bezug mit dem Eintritt in den landw. Verein verbunden ist, und zum Zweck der Fertigstellung der Postlisten die Mitgliederliste spätestens bis 10. Dezember nach Stuttgart eingeschickt werden muß, so werden diejenigen, welche dem landw. Verein beitreten wollen, gebeten, sich spätestens bis 8. Dezember d. I. mündlich oder schriftlich bei dem mttunter- zeichneten Sekretär Fechter anzumelden. Spätere Meldungen würden erst vom 1. April 1904 zum Bezug des landw. Wochenblatts berechtigen. Auch der Austritt aus dem Verein kann nur durch Ab­meldung bis zum 8. Dezember erfolgen. Wer diesen Termin versäumt, erhält sein Blatt weiterhin zu­geschickt und hat seinen Beitrag für das Jahr 1904 fortzuentrichten. Die Herren Ortsvorsteher werden frcnndlichst ersucht, ebenfalls bis zum 8. Dezember dem Sekretär Fechter anzuzeigen, welche Mitglieder wegen Todes oder Wegzugs zu streichen sind, im Versäumnisfall wäre für einen Ersatzmann zu sorgen.

Calw, 30. November 1903.

Vereinsvorstand: Sekretär:

Voelter, Regierungsrat. Fechter.

Prirmt-Aryeigen.

Althengstett, 30. Nov. 1903.

Danksagung.

Für die überaus herzliche Teilnahme an dem schweren Verlust, der uns mit dem Tode unseres lieben, ra; unvergeßlichen Gatten und Vaters

Heinrich Gehring

betroffen hat, sagen wir allen, insbesondere auch den lieben Freunden und Bekannten, die aus nah und fern herbeigeeilt waren, ihm die letzte Ehre zu erweisen, so­wie auch Hin. Pfarrer Murthum von hier für feine ergreifenden, trostreichen Worte, auf diesem Wege unfern innigen Dank.

Die tiefgebeugte Gattin:

Karoline Gehring geb. Kienzle

mit ihren 2 Kindern.

Ick Ir3.1)6 meinen IVoIrrrsit? irned 8tattx»rt verleid nirä imok Ki6r als

ni6ä6r^6lg.886ii. 8xr6ok8tuirä6ir 101 vlrr Ullä 35 Illri'. 8oirn- nnä 1012 Ilirr.

^VoknunA 1ühinAtzr8tra88tz 13, V6ut8oke8 Hau8, Ist. 6328.

I-r Ipi iiclLOL,

86il!i6r ^nxenarrt in fHlwZkir.

Am Mn-Ämg W«.

Am Donnerstag, den 3. Dez., mittags 3 Uhr, findet im Gast­haus zum Rößle eine Jnnungsversammlung statt.

Tagesordnung: Beitritt zum württembergischen Bäcker-Jnnungs- Verband.

Zahlreiches Erscheinen erwartet

der Vorstand.

Gaben

für die wohltätigen Anstalten ent- gegenzunchmen ist gerne bereit

Dekan Hioos.

S

ist wiet Preisen

ii>««l>l

er eingetroffen und zu billigsten zu haben bei

k. Vvonoii.

SiMe

empfiehlt fortwährend

Sämtliche

Baäartikel

empfiehlt

Hel». 4S«i,tn«r,

Bahnhofstraße.

Nächste Woche backt

Laugenbrezeln

Stammler, Vorstadt.

A l t b u r g.

Winterschuhe und Stiefel

in bester Ware, wie auch Holzschuhe empfiehlt

Friedr. Nagle.

Kickr Mcklivgr,

neue Sendungen eingetroffen bei

llsllrolmo.