der Lüfte ist ein Musterexemplar, mißt vom Schnabel bis zum Schwanzende 93 Zentimeter und hat eine Spannweite von 2,36 Meter. Sein Alter wird auf 80—100 Jahre geschätzt. Man vermutet, daß der Adler derselbe ist. der vor 8 Tagen von Forstwart Schenk in Jebenhausen angeschossen wurde, da er an der Schwanzwurzel, wo er erheblich schweißte. 8 Millimeter lange Madenwürmer aufwies. Wie erinnerlich, ist vor 3 und 3 Jahren in der Lorcher Gegend ebenfalls je ein Adler erlegt worden.
Vaihingen a. E., 27. Nov. Nach dreiwöchiger Krankheit ist gestern abend Stadtschultheiß Wi schuf im Alter von 55 Jahren gestorben. Der Verstorbene wurde im November 1907 zum hiesigen Stadtvorstand gewählt, vorher war er 2 Jahre lang Stadtpfleger.
Schwäbische Gedenktage.
Am 22. November 1613 wurde der Kanzler Matthäus Enzlin, der schlimmste Ratgeber des Herzogs Friedrich, auf dem Marktplatz in Urach enthauptet. Ursprünglich hatte man Enzlin zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt, nachdem er 119 000 Gulden, die er während seiner Kanzlerschaft sich unrechtmäßiger Weise angeeignet hatte, zurückgegeben hatte. Infolge seiner Flucht- und Befreiungsversuche sprach man ihm dann später doch noch den Kopf ab.
Am 23. November 1731 starb Erbprinz Friedrich Ludwig, der Sohn des Herzogs Eberhard Ludwig. Mit ihm starb die Stuttgarter Linie des Hauses Württemberg aus.
Am 34. November 1614 starb in Tübingen der Gelehrte Tob. Heß, der nicht nur Jurisprudenz und Theologie, sondern auch Medizin studiert hatte. Er beschäftigte sich zuletzt viel mit mechanischen Erfindungen. u. a. hat er sich auch der Lösung des Perpetuum mobile gewidmet.
Der 35. November 1643 ist der Tag der Schlacht bei Tuttlingen, in der der bayerische General Johann von Werth die Franzosen schlug und 7000 Soldaten nebst ihrem Führer Rouzon gefangen nahm.
Am 25. November 1376 brachte Graf Eberhard, der „Greiner", die Vesten Achalm und Hohenstaufen durch Kauf in seinen Besitz.
Am 35. November 1631 wurde das Kloster Schöntal von den Schwaben ausgeplündert und ge- brandschatzt.
Am 26. November 1547 wurde zu Mömpelgard ldas damals bayerisch war) der nachmalige berühmte Mediziner und Philosoph Nie. Taurellus, zu deutsch Oechslein, geboren. Er war zuerst in Basel, dann an der Universität Altdorf. Da er von Person klein war, so pries ihn einer seiner Verehrer mit folgendem Berschen: „Von Körper ein Oechslein, von Genie ein Ochs."
Am 27. November 1813 marschierte der Rest der württ. Division, etwa 150 Mann, unter General v. Kerner und Hauptmann v. Koseritz als die einzigen Alliierten der „Großen Armee" noch in Reih und Glied über die Beresina.
Am 28. November 1762 wurde Oberst Rieger von der Parade weg auf den Asperg in die Gefangenschaft abgeführt, angeblich wegen landesver-
Urn ein Erke.
Novelle von Karl Meisner.
17s (Nachdruck verboten.)
Die nächsten Tage brachten für Binchen keine Änderung ihrer Lage. Der Schloßherr überbot sich in Aufmerksamkeiten gegen sie, aber immer deutlicher trat es zutage, daß er unehrenhafte Absichten dabei verfolgte. Jeder Blick, der lüstern ans ihr ruhte, verriet seine unlauteren Gedanken. So unerfahren Binchen auch war, so fühlte sie es doch mit dem mädchenhaften Instinkt, der niemals täuscht.
Sonst fiel Binchen noch auf, daß häufig zwischen dem Schloßherrn und Mamsell Koristka ein Wortwechsel stattsand, wie er unter normalen Verhältnissen zwischen dem Dienstherrn und seiner Untergebenen unmöglich gewesen wäre. Erst glaubte Binchen, daß Armut im Hause herrsche, aber bald merkte sie, daß nur schnöder Geiz den Schloßherrn zu ungewohnter Sparsamkeit verleitete. Die meisten Räume im Schloß waren unbewohnt und nicht in Ordnung gehalten, das Dienstpersonal aus die notdürftigste Zahl beschränkt. Verkehr hatte Wolny mit keinem Menschen sonst. Geschäfte erledigte er ausschließlich mit dem Notar Flebbe, welcher in einem abgelegenen Nebengebäude wohnte, von dessen Familie aber man nie etwas zu sehen bekam.
Mamsell Koristka änderte in ihrer feindseligen Haltung Binchen gegenüber nichts. Im Gegenteil!
räterischer Absichten. Später söhnte sich Herzog Karl Eugen wieder mit Rieger aus und machte ihn zum Kommandanten der Festung Hohenasperg.
ver-mischies
Das Erdbeben — eine Mahnung zur inneren Einkehr. Dem „Briefkasten" des Pforz- heimer Anzeigers" ist aus Anlaß des Erdbebens folgende Zuschrift zugegangen: I-. L. Ich wohne in einem Einfamilienhaus, ohne Nachbarschaft, in Waldesnähe. Am Donnerstag abend war ich wie üblich um 10 Uhr mit meiner Frau zu Bett gegangen, während unsere 4 Kinder und Dienstmädchen seit '/-9 Uhr den Schlaf der Jugend schliefen. Plötzlich erwachten wir, meine Frau und ich, durch ein ungewohntes Klirren, ich hatte das Gefühl, als ob mein Bett mit mir tanze, während auf Waschtisch und Kleiderkasten aufgestellte Gegenstände umfielen. Ich sagte zu meiner Frau, das ist ein Edbeben, wir sprangen aus den Betten, ich machte Licht, während die tanzende Bewegung des ganzen Hauses immer stärker wurde, bis sie plötzlich aufhörte. Wir gingen im Hemd mit Licht in den unteren Stock des Hauses, um vielleicht eine andere Ursache zu finden. Die grauenhafte Erscheinung hat bei uns ungefähr eine Minute gedauert. Während die Kinder den Schlaf der Unschuld schliefen, gingen wir bleich bis in die Lippen wieder zu Bett. Jetzt erst kam uns das Ungewohnte der ganzen Erscheinung recht zum Bewußtsein. Sollte ich unsere Kinder wecken? Wie wollte ich sie bei Wiederholung in Sicherheit bringen? Ein lähmendes, nie gekanntes Gefühl schlich mir ins Herz. Ich, der sonst in allen Lebenslagen Kaltblütigkeit übte, fühlte, was ich für ein ohnmächtiger Wurm war. Lange Jahre glaubte ich ein erstklassiger Mensch, Monist zu sein, der allen, die es hören wollten, das Tüpfelchen des Monismus auf das i erklären zu können glaubte, jetzt gab es für mich nur noch 2 Punkte, — meine Ohnmacht und Gott. Ohne es zu wollen, wie ein Blitz stand das Wort Gottes vor mir und ließ mich nicht mehr los. Ich empfahl meine Kinder dem, den ich lange Jahre meines Lebens auf die Seite geschoben hatte. Lang lag ich noch wach. Ich beobachtete um '/«12 Uhr einen schwächeren, um */-1 Uhr wieder einen etwas stärkeren Erdstoß. Währenddessen zog an meiner Seele mein ganzes Leben an mir vorüber, hell beleuchtet, sah ich alle Handlungen, die ich begangen und die ich besser hätte machen können. Wie nichtig und klein kam mir jetzt alles vor. Ich dachte auch an die Stadt Pforzheim, an ihre Einwohner, an die Vergnügungssucht, an all die faden, geisttötenden Vereinsveranstaltungen, an die endlosen Tanzereien und anderen Firlefanz und an die Klagen dabei über die Teuerung, in Zusammenhang bringend mit den Erfahrungen dieser Nacht. Vor wenigen Stunden hätte ich gelacht, wenn jemand dies Erdbeben eine Warnung Gottes für das leichtsinnige Volk genannt hätte, jetzt glaube ich fest daran. Oberflächliche Menschen werden ja über all dies lachen und denken, „der hats mit der Angst". Mögen sie lachen. Die
Wo sie ihr etwas in den Weg legen konnte, tat sie es geflissentlich, ohne sich auch nur Mühe zu geben, ihre Abneigung zu verbergen. Sie mochte in der jungen Erzieherin eine gefährliche Nebenbuhlerin wittern, die ihre Stellung dem Schloßherrn gegenüber gefährdete. Da sie demselben augenscheinlich einige Zugeständnisse gemacht hatte, dachte sie in ihrer moralisch niedrigen Gesinnung, Binchen würde dasselbe tun. Da diese nun entschieden jünger und schöner war wie sie, fürchtete sie, ihren Einfluß zu verlieren, wenn nicht gar die gute Stelle überhaupt.
Die kleine August« war durch fortwährende lieblose, ja manchmal sogar grausame Behandlung so eingeschüchtert, daß es die liebevollsten Annäherungsversuche Binchens beharrlich zurückwies. Das Kind hatte eben trotz seiner zarten Jugend schon alle Fühlfäden seines Innenlebens eingezogen und war eins von jenen unglücklichen Geschöpfen, denen ein hartes Schicksal ein ewiges Alleinsein bestimmt zu haben schien.
So kam es denn, daß Binchen häufig traurig an ihrem Fenster saß und sehnsüchtig hinausblickte nach der Ruine, wo wenigstens Menschen hausten, die es gut mit ihr gemeint hatten. Jetzt glaubte sie auch den seltsamen Blick zu verstehen, den ihr Herr Balthasar zugeworfen hatte, als die Rede auf ihre Reise nach Schloß Liechtenberg gekommen war.
An einem sonnenklaren Tage wagte sie es einmal, ihren einsamen Spaziergang weiter auszudehnen. Sie folgte den Pfaden, die sie bei ihrer
Nacht des Schreckens wurde mein Gewinn und zur Nacht des Heils für mich, aus der mir der Frieden erwachsen wird für immer. — (Die Blattleitung fügte diesem bei: Sie sind sicher nicht der einzige, dem in jener Nacht die menschliche Nichtigkeit gegenüber den Naturgewalten zum Bewußtsein gekommen ist und in dem das Gefühl der Demut vor dem sich geregt hat. von dem die Bibel sagt, daß die Berge vor ihm zittern und die Hügel zergehen.)
Freuden st adt, 23. Nov. Als im vergangenen Jahr der Halley-Komet auftauchte, kam mir aus alter Chronik folgendes zur Hand. Im Jahr 1066 schon schrieb man vom Kometen folgendes Verslein: „Achterlei Unglück insgemein entsteht.
Wenn in der Luft erscheinet ein Komet:
Viel Fieber, Krankheit. Pestilenz und Tod, Schwere Zeiten, Mangel und Hungersnot,
Große Hitze, dürre Zeit und Unfruchtbarkeit, Krieg, Raub u. Mord, Aufruhr, Neid, Haß u. Streit, Frost, Kälte, Sturmwind und Wassersnot,
Viel hoher Leute Untergang und Tod.
Feuersnot und Erdbeben an manchem End,
Große Veränderungen am Regiment.
„Wer aber Buße tut von Herzen So wendet Gott manch Unglück und Schmerzen." Abergläubisch braucht man gewiß nicht zu sein, allein in den letzten Zeiten hat sich doch vom Obigen sehr viel eingestellt, ob natürlich der Halley gerade schuld war, das sei dahingestellt.
Zur Erinnerung an unsere Tote«!
Ein Tag gehört den Toten, wir denken daran gern,
Den lieben Abgeschied'nen, die sind daheim beim Herrn;
Die sind vorausgegangen, der ewigen Heimat zu —
Und haben schon gesunden die stille süße Ruh!
Da droben oder draußen, wo uns're Lieben ruhn, Ausruhen sie im Frieden von allem ird'schen Tun;
Sie durften wohl schon schmecken, die Gnade uns'res Herrn Und steh'n dem Gnadenstuhle vielleicht nicht mehr so fern!
Wir aber die noch weilen in dieser Erdenzeit,
Wir sollten uns beeilen und machen auch bereit;
Daß, wird die Stunde kommen, man trägt uns auch hinaus — Das Tor steht für uns offen zum ew'gen Heimathaus I Schw. G. Ulshöfer.
Z Dem Menschen von heute fällt es sehr oft schwer, aus der Menge der sich ihm sür jedes nur erdenkbare Bedürfnis anbietendcn Mittel sofort das wertvolle Original von seinen Schmarotzern zu sichten. Das gilt im besonderen Maße aus dem Gebiete der Hygiene und hier wieder speziell für die unbegrenzte Schar der Salben. Um Geld und Aerger zu sparen, ist es das rötlichste, man bedient sich nur alter, als vorzüglich bekannter Medikamente und als solches ist der rühmlichsten Hervorhebung würdig die „Rino- Salbe". Bei allen Wunden und Geschwüren, bei Haut- Affektionen, Ekzemen, Flechten, Kopfgrind, Psoriasis und jeglicher Art von Beinwunden ist sie von vortrefflicher, heil- bringender Wirkung. Mit außerordentlicher Deckkraft verbindet sie die große Annehmlichkeit, daß sie die Entwicklung der jungen Haut nicht hindert. Die „Rino-Salbe" ist in allen Apotheken (Dose s 1.15 und 2.25! erhältlich, aber nur echt in Originalpackung weiß-grün-rot und mit Firma Rich. Schubert u. Co., Weinböhla-Dresden. Die Vortrefilichkeit der „Rino Salbe" gibt ihr ein Hausrecht überall.
Herkunft unter Hermanns Führung gegangen war. Sie war dabei <so in Gedanken vertieft, daß sie es gar nicht merkte, wie weit sie schon den Berg hinangestiegen war. Endlich setzte sie sich ermüdet auf einen umgestürzten Baumstamm, der dicht am Wege lag, um nach einer kurzen Ruhepause den Rückweg wieder anzutreten. Da rauschten plötzlich neben ihr die Büsche und heraus trat der, an den sie schon so oft in stillen Stunden gedacht, Herr Balthasar. Er trug eine Botanisierbüchse um die Schulter gehängt, in der Hand hatte er einen kleinen Spaten. Beide waren überrascht, beide hatten zuerst dasselbe Empfinden, sich möglichst rasch wieder zu entfernen. Aber sie blieben und sahen sich dann lächelnd an. Der Einsiedler begann die Unterhaltung.
„Ich bin dem Zufall dankbar, der mich heute hier an diese Stelle geführt hat, mein Fräulein. Ich benutze diese günstige, unverhoffte Gelegenheit, um mich nach dem zu erkundigen, was ich schon lange gern gewußt hätte. Darf ich fragen, wie es Ihnen auf Schloß Liechtenberg gefällt, Fräulein? Halten Sie, bitte, meine Teilnahme nicht für müßige Neugier oder gar Aufdringlichkeit."
Binchen rückte errötend zur Seite, um ihrem ehemaligen Gastgeber neben sich Platz zu machen. Dieser aber ließ sich ihr gegenüber auf einem moosbewachsenen Stein nieder und wiederholte in herzlichem Tone seine Frage.
(Fortsetzung folgt.)
Druck und Brrlag der C. Meeh'schen Buchdrucker« des Evztiilers (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürq.