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und Knzeigeösati für den Bezirk Galw. 78. Jahrgang.
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Dienstag, den 1. Dezember 1903.
Abonnementspr. in d. Stadt pr. Viertelt. Mk. 1.10 incl. Trägerl. Bierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbarortsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.
Tagesneuigkeiten.
* Calw, 30. Nov. Das am Samstag abend in der Brauerei Dreiß für die Armen der hiesigen Stadt veranstaltete Konzert erfreute sich eines ungemein zahlreichen Besuches. Das Programm bot in reichster Fülle und angenehmer Abwechslung Klavier-, Gesangs- und Violinvorträge. Von auswärtigen Kräften wirkten mit die Herren Opernsänger A. Holpp und Pianist Eugen Zeller aus Stuttgart, sowie Fcl. Adelheid Lang; von hiesigen Kräften hatten sich zur Verfügung gestellt Herr und Frau Ernst Kauffmann und Herr Musikdirektor Höfer. Es würde zu weit führen und dem Zweck der Veranstaltung widersprechen, wollten wir die Darbietungen alle aufzählen und sie charakterisieren, wir beschränken uns vielmehr auf die Bemerkung, daß sämtliche Mitwirkende ihr Bestes boten und mit ihren Vorträgen rauschenden Beifall ernteten. Dem Veranstalter des Wohltätigkeitskonzerts, Hr. Oberstleutnant Frhr. v. Ziege sar, gebührt vollster Dank für die Bemühungen um das Zustandekommen und den großen Erfolg dieses äußerst gelungenen Konzerts.
* Calw, 30. Nov. Am gestrigen Adventsfeste gab der Ktrchengesangverein wie alljährlich eine große Aufführung in der Stadtkirche. Die Freunde kirchlicher Musik hatten sich in großer Zahl eingefunden, um die herrlichen Werke von I. S. Bach zu hören. Gewaltige Tonwerke sind es, die der große Meister aufgebaut hat und es ist ein hervorragendes Verdienst des Dirigenten Hrn. Fr. Gu ndert, daß er die großartigen Werke der klassischen Musik mit Vorliebe pflegt und hegt und daß er sich die große Mühe nicht verdrießen läßt, die die Einübung derartiger Werke notwendig er
fordert. Die kirchliche Musik hat in den letzten Jahrzehnten manche bedeutende Komponisten gehabt, aber keiner hat die tiefen und erhabenen Gedanken der alten Tonmeister erreicht und mit Bewunderung und Staunen erfreuen wir uns der reichen Tonfülle, die Bach in den zur Aufführung gebrachten Kantaten niedergelegt hat. Ueber den Inhalt der einzelnen Kantaten ist in diesem Blatt schon berichtet. Es erübrigt uns noch auf die Aufführung selbst zurückzukommen. Als Solisten waren gewonnen Frl. G. Zoeppritz (Sopran), Frau Schuster- Stuttgart (Alt), Hr. Sauter - Ludwigsburg (Tenor) und Hr. H u z e l - Ludwigsburg (Baß). Die drei ersten Mitwirkenden, welche wir schon öfters hier gehört haben, haben auch gestern wieder ihre schwere Aufgabe mit feinem Verständnis erfaßt und aufs beste gelöst. Sehr gut hat sich auch Hr. Huzel eingeführt, der die Baßpartien eindrucksvoll und mit wohlklinder Stimme wiedergab. Die Chöre wurden in schwungvoller, aufs feinste ausgearbeiteter Weise vorgetragen. Die Klangfülle des Stimmenmaterials sowohl, wie die dynamischen Schattierungen vom Fortissimo bis zum zartesten Pianissimo kamen zu schönster Geltung. Der Dirigent erwies sich wieder als ausgezeichneter Leiter eines trefflich geschulten Chores, indem er die Chöre in ihren verschiedenen Stimmungen und Tonmalereien in feinfühliger Weise charakterisierte. Chor und Solisten vereinigten sich somit in schöner Harmonie und boten damit ein herrliches, abgerundetes Werk. Zu dem prächtigen Erfolg trug aber auch die Orgelbegleitung und das Orchester wesentlich bei. Der Organist, Hr. Lehrer Vintzon, erwies sich wiederum als ausgezeichneter Orgelspieler und Meister seines Instrumentes und das Orchester (Kapelle des Jnf.-Reg. 121 und hie
sige Musikfreunde) gab in durchweg vorzüglicher Weise die Begleitung zu dem Chorwerk und zu den Solls. Die ganze Aufführung war in allen Teilen von großartigem Eindruck und von einer Weihe und Würde begleitet, die dem Zuhörer ein deutliches Bild der tief religiösen Musik und deren Wirkung auf das Menschengemüt gab.
* Calw, 30. Nov. Der Veteranenverein hielt gestern im badischen Hof eine Erinnerungsfeier an die Schlachttage von Champigny ab. Der Verein beteiligte sich morgens in corpore am Gottesdienst, wobei der Geistliche, Hr. Dekan Roos, auf die großen Tage jener bedeutungsvollen Zeit der Jahre 70 und 71 hinwies. An der Feier im badischen Hof beteiligte sich außer dem Veteranen- auch der Militärverein mit Familienangehörigen sowie das Bezirkskommando. Der Vorstand des Veteranenvereins, Hr. Bäckermeister Seeger, begrüßte in einer herzlichen Ansprache die zahlreich erschienenen Kameraden, worauf der Bezirksobmann, Hr. Stadt- schulthciß Conz, eine zündende Ansprache über die allgemeine Weltlage hielt, ein überaus packendes Gedicht des alten SchartenmeierS vortrug und ein mit donnerndem Beifall aufgenommenes Hoch auf Kaiser und Reich ausbrachte. Weitere Ansprachen wurden gehalten von den Herren Oberamtsdiener Luibrand, Sägwerkbesitzer Wagner-Ernstmühl, Metzgcrmeister Karl Essig u. Konditor Haager. Aus allen Reden klang der Gedanke heraus, die glorreiche Zeit dürfe nicht in Vergessenheit kommen, das Andenken an die sorgenvollen und schweren Tage von Champigny müsse den Nachkommen wacherhalten bleiben und der kameradschaftliche Geist solle eindringlich gepflegt und hochgehalten werden. Schon 33 Jahre sind seit den ruhmvollen Tagen verschwun-
Nachdruck verboten.
Kvcrd ööv!
Erzählung von C. von Dornau.
(Fortsetzung.)
Innerhalb der nächsten 5 Minuten hatte er sich einen Plan für den Rest des Tages zurechtgelegt: Er würde hier in aller Gemütsruhe sein verspätetes Mittagsmahl einnehmen und erst gegen Abend zu Fuß auf wohlbekanntem Pfade quer durch den Wald nach Görlitz wandern; dort wollte er in der Dorfschenke einkehren und den Besuch bei seinem Oheim auf den nächsten Morgen verschieben; das verlangte auch die Rücksicht auf den Hochbetagten, dem eine Wiederbcgegnung zu so vorgerückter Stunde die Nachtruhe rauben wind?.
Manch Seitenblick der Vorübergehenden blieb an dem energischen, kühngeschnittenen Antlitz des Fremdlings hängen. Klaus Behrendt achtete nicht auf das bunte Treiben rings umher, oder nahm es wenigstens nur rein mechanisch in sich auf. In den blauen Augen, die sich während des einsamen Mahles immer wieder, wie magnetisch angezogen, dem weiten Meeresspiegel zuwandten, lag ein Ausdruck klaren, zielbewußten Wollen?. Und dieselbe ruhige Festigkeit prägte sich in seinen Zügen aus, als er einige Stunden später rüstig ausschreitend die steilen Pfade Hinaufstieg, die vom Strande durch den Ort hindurch bis zur waldgekrönten Höhe führen.
Schon senkte sich die Abenddämmerung hernieder. Der scharfe Ost hatte den Himmel reingefegt und war dann wie ermüdet vom schweren Tagewerk schlafen gegangen. — — Noch schlugen die Wellen mit hartem Anprall an die festen Kaimauern des Hafens tief da unten und die leichten Fischerboote am Strande hoben und senkten sich wie im Tanze. Aber die Lust war wundervoll
klar und ruhig und ganz leise nur bewegten sich die Wipfel der hohen Buyen, unter denen der junge Maler eine kurze Rast machte. Er ha'te sich auf einer Rasenbank am Waldrande niedergelaffen und seine Blicke schweiften nachdenklich über das lachende Landschaftsbild zu seinen Füßen: die sichelförmige Meeresbucht, von der die bunten Häuser und der grüne Wald so lustig emporkletterten zu den schützenden Höhen — und darüber der rötliche Schimmer des Sonnenuntergangs, der rosige Streifen über das blanke Wasser zog! Wieder kam jene wunderliche Stimmung über ihn, für die er keinen Namen fand und die der lebensvolle Künstler bisher nicht gekannt hatte. Die alte Heimat, deren Schönheit er mittags der jungen Lehrerin auf dem »Rügen" so begeistert gepriesen, spann ihn ein in ihren Zauberbann.
«Das taugt nichts!" sagte Klaus Behrendt kopfschüttelnd und erhob sich energisch, um seinen Weg fortzusitzen. Er war sehr unzufrieden mit sich selber und seine Stimmung wurde nicht durch die Entdeckung gebessert, daß er sich mit dem schweren Handkoffer doch für die stundenlange Wanderung, die vor ihm lag, schlecht ausgerüstet habe. — Er hatte, nachdem er eine zeitlang weiter auf dem schmalen, wohl nur den Eingeborenen bekannten Pfade aufwärts gestiegen war, die Chaussee wieder erreicht, die in weitem Bogen sanft bergan führte, und betrat sie gerade in dem Augenblicke, als ein leichtes Bauernwägelchen an ihm vorbei auf der einsamen Fahrstraße dahinrollte. Ein Zuruf des jungen Malers brachte den Wagen zum Halten.
Klaus trat näher und griff grüßend an den Hut.
«Würdet Ihr mich und meinen Koffer wohl ein Stück Weges mitnehmcn, Alter?" fragte er.
Der Bauer schwieg einen Augenblick und sah den Fremden scharf prüfend an.
„WoauS wollen Sei?" gegenfragte er endlich.