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Den Lnztäler.
Anzeiger für das Lnztal und Umgebung.
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S. Jahrgang.
RunSschau.
Der Krieg «m Tripolis.
Die Türken und die sie unterstützenden Araber sind in ihren Angriffen auf die italienische Stellung bei Tripolis geradezu unermüdlich. Nach einer Meldung von offizieller römischer Seite unternahmen sie vergangenen Samstag nachts einen neuen Angriff gegen den Süden der italienischen Stellung, welche Angriffe nach mehreren Stunden wiederholt wurden. Wie die Meldung versichert, wurden indessen alle diese feindlichen Angriffe glänzend abgewiesen, nur schweigt sie sich über die beiderseitigen Verluste aus. Eine andere offiziöse italienische Nachricht berichtet von „einigen Zwischenfällen" in der Oase bei Tripolis und von einem vergeblichen Angriffe der Türken auf die italienische Besatzung in Homs. — Von türkischer Seite liegen über die jüngsten Vorgänge bei Tripolis ebenfalls Gerüchte vor. Sie sind selbstverständlich durchaus günstig für die Türken gehalten, einer dieser Berichte weiß sogar mitzuteilen, daß die türkischen Truppen im Verein mit den Arabern die Stadt Tripolis nach sehr hartnäckigem Kampfe von den Italienern wieder zurückerobert hätten. Diese Nachricht wird sich indessen kaum zweifelhaft nicht bestätigen, so sehr prekär auch die Lage der Italiener bei Tripolis geworden sein mag. Die Konstantinopeler Zeitung „Sabah" veröffentlicht eine Meldung über einen neuerlichen Kampf zwischen den Italienern und Türken bei Benghasi; die Italiener sollen in Unordnung geflohen sein und mehrere Tote und Verwundete, sowie eine Kanone zurückgelassen haben. Enver Bei, der ehemalige türkische Militärbevollmächtigte am Berliner Hofe soll in Benghasi angekommen sein; welche Rolle er eigentlich auf dem tripolitanischen Kriegsschauplätze spielen soll, dies ist jedoch noch nicht ganz klar.
Rom, 30. Okt. Auf dem Weg über Tunis sendet ein Kriegsberichterstatter aus Tripolis eine Meldung über die Verluste am 23. Oktober, die angesichts der Zweifel, die man sowohl in die türkischen wie die offiziellen römischen Verlustlisten aus naheliegenden Gründen setzen muß, besonders interessieren dürften. Er berichtet, daß in dem Kampf am Montag, den 23. Oktober. 565 Italiener niedergemacht oder verwundet wurden. Die Verluste auf türkischer Seite waren nur gering, dagegen die der arabischen Reiter sehr erheblich, wenn auch geringer als die italienischen. Zur Kontrolle der in der Stadt weilenden Araber war am Montag die ganze Außenstadt abgesperrt. Alle, auch die vornehmsten Araber werden, so wie sie die Straße betreten, untersucht, Hunderte werden gefesselt eingebracht und massenweise erschossen. Die Italiener schießen schlechter als die Franzosen in Casablanca. Ihre frühere Disziplin hat aufgehört und die Mannschaften haben buchstäblich den Kopf verloren. Die Offiziere haben die Leute teilweise nicht mehr in der Hand.
Konstantinopel, 30. Okt. Die türkische Presse jubelt über die türkischen Erfolge vor Tripolis. Sabah sagt: Der Krieg enthüllt die große Kraft des Ottomanentums, namentlich auch die Treue der Araber gegenüber dem Chalifat. Den Blättern wurde verboten, Meldungen über die Durchreise der türkischen Offiziere durch Aegypten nach Benghasi und über die Absendung von Geld und Lebensmitteln aus und durch Aegypten zu veröffentlichen.
Konstanstinopel, 31. Okt. (Wiener Korresp.- Bureau.) Wie verlautet, hat die Pforte an ihre Botschafter Telegramme gesandt, die besagen, die Pforte wünsche keine Vermittlung mehr, sondern sei zum Krieg entschlossen.
Konstantinopel, 31. Oktbr. Eine Abordnung von 4 Senatoren und 6 Abgeordneten soll die europäischen Hauptstädte aufsuchen, um gegen Italien Propaganda zu machen.
Konstantinopel, 31. Oktbr. Nach hier eingetroffenen Meldungen wurde der zu den Italienern übergegangene Bürgermeister von Tripolis, Hassuna Bey, ermordet.
Paris, 31. Oktbr. Nach Erkundigungen des „Matin" in Rom wäre Italien entschlossen, den Krieg jetzt in die europäische Türkei hineinzutragen. Als Grund dafür wird angegeben, daß die Türken durch die Lügenberichte sich der Lage nicht genau bewußt würden.
Berlin, 30. Oktbr. Die Blätter bringen aus Mailand die von der Zensur durchgelassene Nachricht, daß der italienische Ministerrat die Durchführung des Winterfeldzuges in Tripolis und die Mobilisierung weiterer 70000 Mann beschlossen hat.
Berlin, 31. Okt. In Genua fanden Ausschreitungen von Volkshaufen gegen eine sozialdemokratische Zeitung statt, weil das Blatt pessimistische Briefe seines Berichterstatters aus Tripolis über das Gefecht vom 23. Oktober veröffentlicht hatte. Die Menge zertrümmerte die Fenster und versuchte in die Druckerei einzudringen. Der Polizei gelang es, die Ruhe herzustellen. Nach den Berichten des Blattes wurden am 23. Oktober auf italienischer Seite 1000 Mann kampfunfähig gemacht. Ein Infanterieregiment vermißt hundert Mann, von denen man nicht weiß, ob sie tot oder gefangen sind. In einem Hause wurden 8 Bersaglieri erhängt und in einem anderen 25 Soldaten gefesselt vorgefunden. Der Kommandant von Tripolis war durch einen einer Frau abgenommenen Brief von bevorstehendem Einfall der Araber aufmerksam gemacht worden, hat aber der Nachricht keinen Wert beigemessen.
Rom, 31. Okt. Der König hat dem Vizepräsidenten Giolitti 100000 Lire für die Familien der im Kriege verwundeten und gefallenen Soldaten und die gleiche Summe dem Roten Kreuz übersandt. Banken, Sparkassen und andere Institute, sowie Privatpersonen haben beträchtliche Summen zur Unterstützung der Familien der gefallenen Soldaten angewiesen.
Berlin, 31. Okt. Der Kaiser empfing heute den Reichskanzler v. Bethmann Hollweg.
Die Franzosen haben in Marokko einen neuen Kampf mit den feindlich gesinnten Eingeborenen zu bestehen gehabt. Nach einer Meldung aus Casablanca wurden Aufklärungsabteilungen bestehend aus Fußtruppen, Reiterei und Artillerie, bei Gelta el Fila von Zaers angegriffen. Wie die Meldung versichert, wurden jedoch die Zaers zurückgeworfen und hatten starke Verluste.
Paris, 31. Oktbr. Präsident FaMres Unterzeichnete ein Dekret, durch welches das erste und zweite Geschwader zu einer Flotte vereinigt werden, um so die Ausbildung unter einem einzigen Kommando zu bewirken. Vizeadmiral Baus de Lapeyrere ist zum Oberbefehlshaber der Flotte ernannt worden.
Teheran, 30. Okt. Aus Enseli wird die Landung starker russischer Truppenabteilungen gemeldet, anscheinend als Gegenmaßregel zum englischen Vorgehen in Südpersien. Rußland beabsichtigt eine Verstärkung der Konsulatswachen, sowie die Sicherung des Handelsweges Jsfahan-Teheran, während die englischen Truppen die Karawanen von Buschir nach Jsfahan geleiten. Das Ganze ist ein ernster Schritt zur Aufteilung Persiens.
Die schon angekündigte militärische Aktion Englands in Südpersien ist nunmehr erfolgt. Vergangene Woche sind in den südpersischen Hafen Buschir indische Truppen gelandet worden, die angeblich nur zur Verstärkung der englischen Konsulatswachen in Südpersien dienen sollen. Es ist aber höchstwahrscheinlich, daß England mit diesem seinem militärischen Auftreten in Südpersien weitgehende Zwecke verfolgt. Bereits heißt es, daß Rußland ' infolge der Landung der indischen Truppen in Bu
schir nun seinerseits zur Besetzung des nordpersischen Hafens Ensels schreiten werde, j Französischerseits beginnt man jetzt mit der Fo r- f derung an Spanien heranzutreten, die von den ! spanischen Truppen besetzten nordmarokkanischen Plätze Larrasch und Elksar wieder zu räumen. Von maß- ! gebender spanischer Seite wird indessen vorerst erklärt, Spanien denke gar nicht daran, diesem Ver- ! langen Frankreichs nachzukommen, infolgedessen man ^ an der Seine allmählich gegen den spanischen Nach- ; bar in Harnisch gerät. Der offiziöse Pariser „Temps" f und ebenso die „Libertä" schlagen gegen Spanien ! ziemlich drohende Töne an und betonen, Frankreich könne den Spaniern nimmermehr Larrasch und Elk- ^ sar überlassen. Einstweilen scheint man aber in den ! Madrider Regierungskreisen noch nicht gesonnen zu , sein, sich von Frankreich ins Bockshorn jagen zu lassen, i Auf dem Schauplatze der chinesischen Revo- ^ lution ist eine Wendung zugunsten der Pekinger ! Regierung eingetreten. Nach amtlichen Pekinger j Meldungen schlugen die kaiserlichen Truppen die j Rebellen am 27. Oktober vor Scheckau, nahmen f hierauf Lutschiampiao ein und eroberten schließlich ! auch noch die Chinesenstadt von Hankau. Gleich- j zeitig gingen kaiserliche Truppenabteilungen nach Hau j und Tjingschong ab, um die dort angesammelten f Rebellenhaufen zu zerstreuen. Eine Meldung des ^ Reuterschen Buraaus bestätigt diesen Siegesbericht ^ von amtlicher chinesischer Seile. Die Rebellen leisteten - bei Hankau den Regierungstruppen nur geringen i Widerstand und flohen in vollständiger Unordnung ^ aus ihren Stellungen, in letzteren ihr gesamtes Ge- ; schütz und ihre Feldausrüstung zurücklassend. Der t chinesische Regierungsadmiral Sachenping beabsichtigt f nun, Wutschang und Hanjang zu beschießen, was er den fremden Konsuln mitteilen ließ.
Peking, 30. Okt. Aus Hankau wird vom 28. ds. gemeldet, daß die Aufständischen unterhalb Wutschang bei Tagesanbruch die vor der Stadt ankernden Kanonenboote mit einer Batterie beschossen haben, welche das Feuer nur unregelmäßig und langsam erwiderten. Ein Dekret befiehlt, den Vizekönig von Nanking zu verhaften. Die Soldaten in Tatyangfu haben gemeutert; die Stadt ist wahrscheinlich in die Hände der Aufständischen gefallen. — In der Umgebung von Tschengfu greift das Räuberunwesen immer weiter um sich. In Simyang- Charu und Skirmi-Sching werden täglich zahlreiche kaiserliche Soldaten getötet.
Eine große Ueberraschung erlebten jetzt die Erben des verstorbenen vielfachen Millionärs Sapöne in Toulon. Als sie sich bei dem Notar des Erblassers zur Oeffnung von dessen Testament eingefunden hatten, erfuhren sie zu ihrem Schrecken, daß der Verstorbene sein gesamtes Vermögen in Höhe von 3^/s Millionen Francs an König Alfons von Spanien vermacht hatte. Die betrogenen Erben beabsichtigen, die Nichtigkeitsbeschwerde gegen das Testament anzustrengen. Von der spanischen Botschaft, die sofort von dem Vermächtnis benachrichtigt wurde, ist bisher noch keine Nachricht eingetroffen, ob König Alfons diese Millionenhinterlassenschaft anzunehmen gedenkt oder nicht.
Paris, 30. Oktober. Die Hinterbliebenen des französischen Gutsbesitzers Sapene, der sein drei Millionen betragendes Vermögen dem König Alphons vermacht hat, beschlossen, das Testament anzufechten, da Sapene, der im Irrenhaus gestorben ist, bereits geisteskrank gewesen sei, als er jenes Testament abgefaßt hat.
Paris, 30. Okt. Die Pariser Polizei verhaftete gestern den Baron de Gosson Barlin, der dem Direktor einer hiesigen Brauerei 300 000 Franken herausgelockt hatte unter dem Vorwände, daß er in der Lage sei, ihm in einem schwebenden Prozeß zu nützen.
New-Uork, 30. Okt. Direktor Flexner vom Tiockefeller-Jnstitut kündigt an, daß er eine sicher wirkende Behandlung der epidemischen Genickstarre