namentlich alte Leute — sogen. Analphabeten gibt es in Württemberg unter den jungen Leuten fast keine mehr, es kann mit ganz seltenen Ausnahmen jeder seinen Namen schreiben — statt ihres Namens drei Kreuze machen, da sie nicht schreibkundig sind. Diese Handzeichen sind in den meisten Fällen zu beglaubigen und nicht selten erfolgt die Beglaubigung durch den Ortsvorsteher oder Ratschreiber. Dies ist jedoch unzulässig und kann unter Umständen zu bösen Folgen namentlich finanzieller Art führen. Zur Beglaubigung von Handzeichen ist nämlich ausschließlich das Amtsgericht oder ein Notar zuständig.
Neuenbürg, 17. Okt. Mit Rücksicht auf die bei manchen ängstlichen Leuten bestehende Kriegsfurcht, die sich da und dort durch Zurückziehrn von Geldguthaben bei Banken und Sparkassen geltend macht, werden wir veranlaßt, folgenden Artikel zu veröffentlichen: Seitdem Davoust im Jahre 1813 die Hamburger Bank vollständig ausplünderte, sind fast 100 Jahre vergangen, und das Völkerrecht hat sich erheblich gewandelt. Nicht dagegen verändert hat sich die Angst der Bevölkerung, seine oft in langen Jahren gesparten Groschen durch den kurzen Handstreich eindringenden Feindes zu verlieren. Die zahlreichen Anstürme auf die städtischen und Kreis-Sparkassen zeigten deutlich, wie sehr das Volk durch die Aussicht auf eine Mobilmachung aus seiner Ruhe gebracht wird und nicht überlegt, was es tut. Denn würde es sich klarmachen, wie die Rechtsverhältnisse liegen, dann müßte es erkennen, daß das Geld auf den Sparkassen so sicher wie nur möglich angelegt ist. Schon die deutsche Kriegführung im Kriege 1870/71 hat den gewaltigen Fortschritt gezeigt, der in der Behandlung feindlichen Privat- und Gemeindeeigentums im Gegensätze zu der Behandlung des reinen Staatseigentums eingetreten ist. Bereits der Armeebefehl des Kronprinzen von Preußen vom 7. September 1870 hatte die zuerst als Staatseigentum beschlagnahmten Bestände der größten Bank in Rheims freigezeben, weil sie als Privateigentum unverletzlich seien. Ein viel größeres Interesse bot dir Frage der Beschlagnahme der in Straßburg befindlichen Filiale der „Banque de France", die ein finanzieller Mittelpunkt des Landes war. In der Ueberzeugung. daß diese Bank eine reine Staatsbank sei, beschlagnahmte man erstens die Reste eines dem französischen Staate zur Verfügung gestellten Kredits im Betrage von 2 870 000 Franken und zweitens einen Vorrat von im Aufträge des Staates neu geprägten Silberscheidemünzen im Betrage von 5 690 000 Franken. Auf die Beschwerde der Bankverwaltung wurden jedoch zwei deutsche Unlersuchungskommissionen eingesetzt, die zu dem
Resultate kamen, daß es sich im vorliegenden Falle nicht um eine reine Staatsbank handle und daher die Beschlagnahme aufgehoben werden müsse. Die erste Haager Friedenskonferenz hat nun, nachdem die Brüsseler Konferenzbeschlüsse von)l874 nicht die Genehmigung der Mächte erhalten hatten, die Frage der Behandlung des Staats- und Privateigentums zum ersten Male in einem internationalen Vertrage geregelt. In den Artikeln 46, 53 und 56 der Anlage des Haager Abkommens betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges ist festgesetzt, daß fortan das Privateigentum und Gemeindeeigentum unverletzlich seien, das Staatseigentum aber der Beschlagnahme unterliegen soll. Ebenso wie das Privateigentum soll das Eigentum der Kreise und Provinzen unverletzlich sein. Daraus folgt ohne weiteres, daß die Sparkassen der Gemeinden und Kreise, desgleichen die Bestände der Privatbanken und der provinziellen Banken, wie z. B. der Landesbank der Rheinprovinz, dem Zugriffe des Feindes entzogen sind. Dasselbe gilt aber von den Geldern der Neichsbank, die ebenso wie die „Banque de France" keine reine Staatsbank, sondern eine Zentralnotenbank gemischten Systems ist. In seinem Buche „Die Rechtslage der Banken im Kriegsfälle" hat Schiemann dies treffend nachgewiesen. Aus alledem ergibt sich, daß die Befürchtungen des Publikums wegen des in den Sparkassen und Banken eingezahlten Geldes völlig unbegründet sind.
Der Beliawsky-Komet konnte an den letzten t Abenden, wie aus Heidelberg geschrieben wird, ! als ziemlich auffallende Erscheinung mit bloßem ? Auge wahrgenommen werden. Nach Mitteilungen ! der Sternwarte auf dem Königsstuhl besteht der i Schweif aus einem wunderbar schönen grünen ) Licht. Der Stern steht am nordwestlichen Himmel etwa ) 15 Grad unter und einige Grad links vom großen ! Bären. Der mit bloßem Auge sichtbare Schweif ist ! gerade und nach oben gerichtet und reicht bis in die vordersten Sterne der Deichsel des Wagens. Am besten ist er zwischen 7 und 8 Uhr abends zu sehen, weil später das Mondlicht den Himmel zu sehr erhellt. Die Sternwarte hat zahlreiche wohlgelungene Aufnahmen von dem Kometen machen können. (Es handelt sich also nicht, wie gestern zu lesen war, um den Broockschen, sondern um den Beliawsky- Kometen.)
Calw, 17. Okt. Ein frecher Einbruch wurde in der Nacht vom Sonntag zum Montag verübt. Der mit den Oertlichkeiten jedenfalls vertraute Dieb drang in das Ladengeschäft von Frl. Herion neben dem Gasthof z. „Rößle" durch ein Parterre-Fenster ein und plünderte die Ladenkasse. Durch das Ge
räusch erwachte die Besitzerin, so daß der Langfinger fliehen mußte und nur einen kleinen Betrag erwischte, eine größere Geldsumme ließ er in der Eile liegen. Trotzdem der Dieb von mehreren Personen verfolgt wurde, entkam er unerkannt.
Bad Liebenzell. Hier starb in der Nacht vom Sonntag auf Montag der Besitzer des Gasthofs zum „Adler" E. Schönlen.
** Feld rennach, 17. Oktober. Der heutige Viehmarkt war in Anbetracht der Zeiten (Seuche, Herbstsaat) ordentlich befahren mit 54 Kühen und Kalbinnen, 1 Stier, 41 Rindern, 14 Kälbern, zusammen 110 Stück. Handel lebhaft. Preise festbleibend.
Neuenbürg, 18. Oktober. Auf dem hiesigen Bahnhof wurden heute Mostäpfel zu 7.— und Birnen zu ^ 6.50 der Zentner verkauft.
(Schlagfertig.) Der bedeutende Physiker, Professor Lichtenberg zu Göttingen, hatte das Unglück, von der Natur mit sehr großen Ohren ausgestattet zu sein. Ein Bekannter verspottete ihn und sagt: „Aber, Herr Professor, was haben Sie für gräßliche, große Ohren!" Schnell entgegnet« Lichtenberg: „Ganz recht, meine Ohren und Ihren Verstand, das gäbe einen famosen Esel!"
(In Neapel.) „Aber warum weinen Sie denn, Frau Maier?" — „Ach, ich werde durch den Anblick des Vesuvs so lebhaft an meinen verstorbenen Gemahl erinnert — der hat auch so gern geraucht."
Letzte Nachrichten u. Telegramm s
Berlin, 17. Okt. Der Reichskanzler hatte heute die Führer der Parteien im Reichstag zu Besprechungen zu sich geladen.
Berlin, 17. Oktober. Der Reichskanzler v. Bethmann Hollweg hat seine Bereitwilligkeit, die Interpellation über auswärtige Fragen später, sobald es die politische Lage gestattet, im Reichstag zu beantworten, in einem Schreiben an den Präsidenten des Reichstags, Grafen v. Schwerin- Löwitz, ausgesprochen.
Voraussichtliche Witterung.
Die Wetterlage hat sich nicht wesentlich geändert: dem Hochdruck über Süd schweben und Polen steht ein schwacher Niederdruck im Südwesten von Frankreich gegenüber, deren Wechselwirkung bei uns weiterhin heiteres, trockenes, mildeS Wetter veranlassen wird. Nachts wird nur mäßig kühle Temperatur eintreten.
Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, für den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.
K« dik Lchultheißrniimtrk
mit dem Ersuchen, umgehend die Leicheuschauregister« anszüge einzusendcn.
Neuenbürg, 17. Oktober 1911. K. Oberamtsphystkat.
vr. Härlin.
StadtWildbad.
Stammholz-Verkauf
am Montag den 23. Okt. 1911, vormittags 10 Uhr
auf dem Rathaus in Wildbad im schriftlichen Aufstreich aus Stadtwald IV an der Linie, Abt. 12 k. Pflanzgarten:
Normal und Ausschuß:
98 Stück Nadelholz-Langholz I.—VI. Kl. mit zusammen 331,71 Fm.,
30 Stück Nadelholz-Sägholz I.—III. Kl. mit zusammen 61,51 Fm.;
Stadtwald III Sommerberg:
251 Stück Nadtlholz^ Langholz I.—VI. Kl. mit zusammen 108,13 Fm.;
22 Stück Nadelholz-Sägholz I.—III. Kl. mit zusammen 18,04 Fm.;
Stadtwald I Meistern und Leonhardswald:
124 Stück forchenes und tannenes Langholz I.—VI. Kl. mit zusammen 87,51 Fm.,
46 Stück forchenes und tannenes Sägholz I.—III. Kl. mit zusammen 34,41 Fm.;
Stadtwald V Wanne, Abt. 3 Sulzkopf 4 Sulzebene:
91 Stück forchenes Langholz V.—VI. Kl. mit zusammen 15,74 Fm.;
Stadtwald IV an der Linie, Abt. 8 Miß:
237 Stück Nadelholz-Langholz I.—VI. Kl. mit zusammen 414,07 Fm.;
51 Stück Nadelholz-Sägholz I.—III. Kl. mit zusammen ;
52,33 Fm.; !
Stadtwald II Leonhardswald, Abt. 3 Farrnplatte:
15 Stück tannenes Langholz V. Kl. mit zus. 4,85 Fm.
Die verschlossenen, vom Bieter Unterzeichneten, bedingungslosen, in ganzen und Zehntelsprozenten ausgedrückten Angebote mit der Aufschrift „Angebot auf Nadelholz-Stammholz" wollen spätestens zu obengenannter Stunde dem Stadtschultheißenamt übergeben werden; der alsbald auf dem Rathaus hier erfolgenden Eröffnung können die Bieter anwohnen. Klasseneinteilung und Taxpreise pro 1911; der Ausschuß ist zu 100 "/» der Taxpreise angeschlagen.
Den 13 . Okt. 1911 . Stavtschultheitzerramt.'
Stellv.: Schmid.
'»emrct,
MöLMolle
La»»/» au, u-e-/ vo» beste»- KuakitÄt, «eLr- a»»s»eb«M «»ck bikk-S
u-o nick/
n-e«üe ma» «<c/l as Urs
SobrsanzeiM im Monat September 1911,
soweit solche bei dem K. Bezirksnotariat Neuenbürg eingekommen sind: Neuenbürg: Seckel, Friedrich, Kind; Schick ert, Friedrich, Pflasterer;
Birkeufeld: Fauser, Berta, Poliffeuse; Bai er, Willy, 1 Monat alt;
Gräfeuhausen : Ohn gemach, Johann, Taglöhner; Oberniebelsbach: Becht, Christian Friedrich, Bauer;
Schwann: Schönthaler, Wilhelm, Säger;
Unterniebelsbach: Herrmann, Friedrich, Polizeidiener.
Neuenbürg.
MW! «ml GMlirsch!
bis Freitag eintreffend, empfiehlt billigst
Tel. 6i. Karl Mahler.
Neuenbürg.
Unterzeichnete empfiehlt sich ergebenst im
mit dem neuesten Kopfwasch- :: und Haartrockeu-Apparate::
sowie in
Hochzeits- und Ball-Frisuren.
Hochachtungsvoll
Frau LirLsv MviLl,
Friseuse,
im Neubau des Hrn. Robert Silbereisen.
Nach Heidelberg wird in größeren Haushalt eine zuverl., selbständige
LLüekl»
per 1. Nov. gesucht. Zeugnisse. Lohnanspr. re. an Vr. Cron» Mönchhofstr 25/27, Heidelber».