des Königs und der Königin ist beendet. Sie werden am nächsten Montag zur allgemeinen Ausgabe ge­langen. Den Beamten wird bekanntlich mit ihrem Gehalt je ein Stück, oder, falls sie mehrere wünschen, die gewünschte Zahl ausgehändigt.

Stuttgart. 28. Juli. Zum Amtsvorstand der neu organisierten städtischen Baupolizei ist Re­gierungsbaumeister Sachs mit dem Titel Bau­inspektor ernannt worden.

Stuttgart, 29. Juli. Die Länge der voll- spurigen Nebenbahn Weil im SchönbuckDetten­hausen, die heute Samstag für den allgemeinen Verkehr eröffnet wird, beträgt 4 Kilometer; ihr größtes Gefäll ist 1:45, der kleinste Bogenhalb­messer 300 Meter. Am Südhang von Weil im Schönbuch mußten beim Bau umfangreiche und kost­spielige Sicherungsarbeiten gegen eine durch die nasse Witterung im Sommer 1910 verursachte Untergrund­bewegung ausgeführt werden. Bei der neuen Bahn­strecke war eine Erdmasse von etwa 150000 obm zu bewegen. Die Strecke hat einen Bauaufwand von etwa 700000 Mk. erfordert, und es stellt sich nun der Gesamtaufwand für die 17 Kilometer lange Bahn BöblingenDettenhausen auf rund 1 650 000 Mark. Die Bauarbeiten der neuen Bahnstrecke wurden Mitte August 1909 begonnen.

Stuttgart, 28. Juli. Das Gewitter, das heute nachmittag mit einem harmlosen Regen über Stuttgart hinwegzog. hatte seinen Schwerpunkt über den Fildern und kam ungefähr um 3 Uhr ins Neckar­tal, wo es in Obereßlingen, Altbach und Zell schweren Hagel niedersandte und großen Schaden anrichtete. Die Hagelkörner hatten zum Teil die Größe von Hühner- und Ganseiern und haben viele Dachplatten zerschlagen und auch in den Gärten und auf den Feldern große Zerstörungen angerichtet.

Freudenstadt, 27. Juli. Wie anderswo, so erläßt auch hier das Stadtschultheißenamt eine Be­kanntmachung, worin eindringlich darum gebeten wird, den Wasserverbrauch in angemessenen Grenzen zu halten. Nach den mitgeteilten amtlichen Ziffern werden gegenwärtig hier pro Kopf und Tag 200 Liter Wasser verbraucht, eine ganz enorme Menge, wenn man bedenkt, daß ein Verbrauch von 120130 Liter schon einen guten Landesdurchschnitt darstellt. Es soll leider öfters Vorkommen, daß zur Kühlhaltung eines halben Pfundes Butter oder einer Schüssel Milch oder zur Abkühlung der Luft in der Wohnung über Nacht ein Einzelner einige Kubik­meter Wasser laufen läßt, oder ein anderer zur Besprengung seines Gartens mit dem Schlauch das halbe Wasserreservoir in Anspruch nimmt. Gegen derartige rücksichtslose Verschwendung soll hiemit energische Verwahrung eingelegt werden. Anm. der Red. Angesichts der fortdauernden Trockenheit Mag dies auch für hier und andere Orte gesagt sein.

Vom obern Gäu, 27. Juli. Die Nachfrage nach altem Stroh ist in Anbetracht der un­günstigeren Aussichten auf Herbstfutterertrag gegen­wärtig eine lebhafte. So wurden in den letzten Tagen gegen 200 Ztr. Stroh in Bondorf an Ab­nehmer aus dem Oberamt Nagold zum Preis von 1.30 Mk. pro Zentner abgesetzt. Vorräte sind immer noch vorhanden und können, da die Ernteaussichten günstige und somit auch der Strohertrag ein ergiebiger zu werden verspricht, um mäßigen Preis gekauft werden.

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Seine Majestät der König hat die Stellen des Bahnhofinspektors in Horb dem Eisenbahn­inspektor West mayer und des Bahnhofverwalters in Wildbad dem Güterverwalter Weißmann in Friedrichshafen übertragen.

Neuenbürg, 28. Juli. Das heiße Wetter ist keineswegs im Abnehmen begriffen. Die tropische Hitze dauert fort. Heute nachmittag, da dunkle Wetterwolken heranzogen, hoffte man wieder, wie schon kürzlich, auf eine Entladung, die eine wohl­tätige Erfrischung der gesamten Vegetation gebracht hätte. Umsonst, derselbe alte, klarblaus Himmel war bald wieder da. Es war nur eine kleine Abkühlung spürbar, wohl als Folge von in weiter Ferne zur Entladung gekommenen Gewitterwolken. Abends 8 Uhr herrscht noch eine Temperatur von 20 Grad Reaumur 25 Grad Celsius.

Neuenbürg, 28. Juli. Es kommt noch mehr Hitze! Was viele erwarteten, ist leider nicht eingetroffen: der Mondwechsel vor 48 Stunden bat keinen Witterungsumschlag gebracht, dafür ist die Hitze nur noch um so seßhafter geworden. Die Wettersachverständigen auf der hohen Warte am Zürichberg verkünden nun aber noch folgendes: Eine ganz kleine Depression greift längs des Kanalgebietes langsam um sich und hat bereits im äußersten Küsten­strich Frankreichs etwelche wohltuende Abkühlung ge­bracht ; sie wird auch bei uns in den nächsten Tagen langsam Fuß fassen und die infernalische Hitze auf ein erträglicheres Maß zurückführen; allerdings nur vorübergehend; eine zweite unveränderte Auflage der Hitzwelle wird sich nochmals Anfang August präsen­tieren! Das kann also gut werden!

8.O.L. Rotenbach, 28. Juli. Auf hies., Station wurde durch die Besonnenheit des Schrankenwärters eine dem Schnellzug WildbadPforzheim drohende Gefahr abgewendet. Ein Fuhrmann von Conweiler öffnete eigenmächtig die schon geschlossene Schranke, um mit drei Pferden durchzugehen. Der Schnellzug hatte das Haltesignal schon durchfahren, konnte nicht mehr zum Stehen gebracht werden, kam aber gerade noch an den Pferden vorbei. Für solche Gefährd­ungen dürfte eine empfindliche Bestrafung angezeigt sein.

H Schwann, 28. Juli. Ein leichter Auto­unfall ereignete sich gestern nachmittag ca. 100 m vor Schwann, wo einige Kinder spielten. Ein vier­jähriges Kind sprang vor einem Neuenbürger Auto, trotz Warnungssignal, zweimal über dis Straße und wurde dadurch von demselben gestreift. Der Auto- wobilführer hielt sofort und brachte das Kind in die elterliche Wohnung, wo nach alsbaldigem Eintreffen eines Arztes aus Neuenbürg leichte Verletzungen kon­statiert wurden. Den Autoführer trifft keine Schuld.

Bad Liebenzell. In den König Wilhelm- Anlagen fand am letzten Sonntag ein großes Doppel­konzert statt, ausgeführt von der vollständigen Kapelle der Kgl. Unteroffizierschule in Ettlingen, unter persönlicher Leitung des Kgl. Obermusikmeisters Honrath, und der verstärkten Kurkapelle. Das­selbe war von ungefähr 800 Personen besucht. Da am gleichen Tag die Kapelle Böttge im nahen Pforz­heim konzertierte und mancher der afrikanischen Hitze wegen sich nicht hinauswagte, so war der Besuch nicht ganz so stark als in früheren Jahren. Am gleichen Tag besichtigten etwa 120 Körperschafts­beamte die Bäder und die städtischen Kuranlagen, um dann von hier aus noch die Charlottenhöhe

und Wildbad zu besuchen. Im Gasthof z. Adler hatte ein Verein auf seinem Familienausflug in Stärke von etwa 500 Personen Quartier genommen. Auch die übrigen Hotels und Gasthöfe waren über­füllt von Fremden und Touristen. Am nächsten Sonntag, den 30. Juli, findet hier ein Kirchen-, konzert und abends festliche Beleuchtung der König Wilhelm-Anlagen statt.

** Pforzheim, 28. Juli. Unter zahlreicher Teilnahme aus allen Schichten der Bevölkerung, so­weit es der Raum zuließ, fand heute früh die feier­liche Einweihung des neuen Oberrealschul­gebäudes statt, wobei die HH. Oberbürgermeister Habermehl, Geh. Hofrat Rebmann aus Karls­ruhe und Oberralschuldirektor Müller Ansprachen hielten und Schülerchor und Schülerorchester da­zwischen instrumentale und Vokal-Vorträge brachten. Die alten Abiturienten widmeten der Schule einen Tubabläser in Bronze von Maison in München. Abends reihte sich daran ein Festbankett, in welchem von Schülern der Anstalt Schillers Wallensteins Lager trefflich widergegeben wurde. Dieselben Redner, wie am Vormittag, ergriffen auch abends wieder das Wort und ernteten lebhaften Beifall.

Neuenbürg, 29. Juli. Auf den heutigen Schweinemarkt waren 60 Stück Milchschweine zu­geführt, für welche Preise von 2230 Mk. pro Paar erlöst wurden.

Letzte Nachrichten u. LelegrammL

Duisburg, 29. Juli. Beim Baden im Rhein sind gestern hier vier Personen, darunter ein 14- jähriger Schüler, ertrunken. In Oberhausen sind drei Personen amHitzschlag gestorben. In Ueberruh ist ein Arbeiter infolge der Hitze wahn­sinnig geworden.

London, 29. Juli. WieReuter" erfährt, ist in der internationalen Lage keine neue Entwicklung zu verzeichnen. Es liegt keine Berechtigung für das Gerücht vor, daß eine internationale Konferenz ein- berufen werden soll, um die aus den Vorgängen in Marokko entstandene Lage zu diskutieren. Es wird darauf hingewiesen, daß angesichts der gestrigen i Erklärung des Premierministers von Seiten Groß­britannien kein solcher Vorschlag gemacht werden j könnte, wenn, oder bis es nicht klar hervortreten - würde, daß Frankreich und Deutschland nicht im­stande seien, eine befriedigende Lösung unter ein­ander zu erreichen, und daß, wenn ein solcher Stand der Dinge eintreten sollte, alles, was Seiner Maje- i stät Regierung für Großbritannien für notwendig j halte, darin besteht, daß es einen aktiven Anteil an jeder Diskussion über die Lage nehmen müsse, durch die seine Interessen berührt werden und berührt werden können.

WorairssichMcHe Witterung.

Der Niederdruck im Westen flackck sich ab, dagegen ? werden bei uns kleine Störungen entstehen, die sich zu neuen j Gewitterwirbeln auswachsen werden. Diese werden uns s aber vorerst noch keine weit verbreiteten Gewitter, geichweige ? denn ernstliche Abkühlung bringen. Vielmehr wird das I vorwiegend heitere und trockene Wetter fortdauern und dabei j gewitterschwüle Temperatur eintreten.

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Meeh, für den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.

! WM" Hie,» MM«» M«tr.

Amtlich« Bekanntmachungen unS Privat-Angelgen«

Bekanntmachung.

Einstellung von Dreijährig. Freiwillige« für Vas m. Seebataillon (Marine-Infanterie) in Tsingtau

(China).

Einstellung: Oktober 1911, Ausreise nach Tsingtau: Januar 1912, Heimreise: Frühjahr 1914; Bedingungen: Mindestens 1,65 m groß, kräftig, vor dem 1. Oktober 1892 geboren (jüngere Leute nur bei besonders guter körperlicher Entwicklung). Es werden junge Leute aller Berufsarten eingestellt. Handwerker erhalten den Vorzug.

In Tsingtau wird außer Löhnung und Verpflegung täglich ^ 0,50 Teurungszulage gewährt.

Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines vom Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission ausgestellten Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf drei Jahre zu richten an:

Kommando des III. Stammseebataillons Wilhelmshaven.

Die Maul- und Klauenseuche

ist weiter ausgebrochen in Decke«pfron« O/A. Calw.

zum sofortigen Eintritt gesucht.

Eisenfurt-Sägewerk.

Ich suche zum 15. August ein gutempfohlenes, kräftiges

Hausmädchen.

das selbständig waschen und etwas bügeln kann. Lohn 20 bis 25 monatlich. Ich wohne in Karlsruhe, bin jedoch bis Mitte September mit Haushalt zur Sommerfrische in Hrrreualb, Villa Hambsch, wohin sich Be­werberinnen durch Einsendung ihrer Zeugnisse wenden bezw. sich persönlich vorstellen wollen.

Fra« vo« Frifchiug.

K. Amtsgericht Nenenbürg.

KchreUrmaschinen-Friiirlein

gesucht zum Eintritt auf 1. Oktober 1911. System Unter­wood, Kenntnis der Stenographie erwünscht. Gehalt monatlich -/L 70., aufsteigend bei zufriedenstellender Leistung jährlich um ^ 5., pro Monat bis zum Höchstbetrag von ^ 100. Bewerbungen schriftlich unter Anschluß von Zeugnisabschriften oder persönlich während der Dienststunden nimmt entgegen

Dm 29. Juli 1911. Oberamtsrichter

Doder e r.

Fiotzsperrr auf der Kleinen;.

Wegen Reparaturen an Wasserwerken und Bachräumungen bleibt die obere Klein-Euz (Neubachstube bis Agenbacherstube) für den Floßverkehr vom 1. August ds. Js. ab bis auf weiteres gesperrt. (8 29 der Floßordnung vom 20. April 1883, Reg.Bl. S. 47.)

Sobald die erforderlichen Arbeiten vollendet sind, wird die Floß-Sperre wieder aufgehoben.

Calw, den 27. Juli 1911. K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.