wundet 17 Mann, darunter ein Leutnant und 1 Korporal. So etwas Trauriges habe ich noch nie gesehen. Die Leichname der 30 Toten waren ganz verstümmelt; den einen waren die Fußsohlen ausgeschnitten, den andern in die Augen gestochen. Einem haben die Araber den Hals halb durchgeschnitten und den Kopf herumgedreht. Dem einen war der Leib >ufgeschlitzt,k einem anderen die Schamteile abgeschnitten. Alle Körper waren schrecklich anzusehen, denn fast jeder hat mehrere" Schüsse und Dolchstiche gehabt. Ich kann Euch diese Grausamkeiten nicht alle schildern; es war sehr traurig, und wer weiß, ob ich nicht im nächsten Gefecht falle. Immerhin macht Euch um mich keinen Kummer, wenn ich hier mein Grab finde, dann geht mit mir nur ein unglückliches Leben zu Grunde. Meine Lieben, Tränen stehen mir in?den Augen, wenn ich an Euch denke in der fernen Heimat. Während ich hier am Hungertuch nage, sitzt Ihr zu Hause am gedeckten Tisch. Im Moment, wo ich gegen den Tod kämpfe, macht Ihr Euch lustig. Run rufe ich Euch allen aus dieser Wildnis vielleicht mein letztes Lebewohl zu.
Der Hausschlüssel. Aus einem mittelfränkischen Städtchen erzählt man folgendes Ge- schichtchen: Einer unserer trinkfestesten Männer war bis vor zwei Jahren der Amtmann. Das änderte sich, als eine Gattin in der Villa des Amtmanns ihren Einzug hielt. Da gab es keinen Frühschoppen mehr, da wurde kein Dämmerschoppeu mehr „gebaut" und abends ging er, wenn überhaupt, nur in Gesellschaft seines Frauchens aus. Und wie der heilige Antonius widerstand er allen Verführungskünsten. Bis das Verhängnis nahte. Sein ehemaliger Zech- genösse, der Forstmann, feierte seinen 50. Geburtstag und da half kein Widerstreben: im Triumphzug führte ihn der Freunde Schar in die „Krone". Und der Amtmann trank, er trank viel — und oft. So kam es, daß er, als man sich trennte, eine komische Illustration zu dem Vers aus Schillers Glocke: „Schwer beladen schwankt der Wagen" darbot. — Nun werden aber in einem Städtchen die Haustüren des Abends um 8 Uhr verschlossen; und der Amtmann hatte keinen Hausschlüssel. Glücklicherweise half die Gattin; sie warf ihm vom ersten Stockwerk herab den Schlüssel zu. Aber der Herr Gemahl befand sich in jenem Zustande, in dem man die Gegenstände doppelt und dreifach zu sehen wähnt und das Bücken schwer fällt. Trotz angestrengtesten Euchens und harter Leibesübung, der gute Mann fand den Schlüssel nicht. Da faßte die Gattin einen gewagten Entschluß. Einen Hchusschlüssel besaßen sie nur; also konnte sie ihm nicht anders zu Hilfe eilen: sie schwang sich aus dem Fenster und versuchte, sich zwischen Blitzableiter und Dachrinne herabzulassen. Während sie aber noch zwischen Himmel und Erde schwebte, fand der Gatte den Schlüssel und sogar das dazu gehörige Schlüsselloch, tappte in den Hausflur, schloß sorgfältig wieder hinter sich ab, stieg die Treppe zu seiner Wohnung hinan, warf sich krachend in die Federn und schnarchte den Schlaf des Gerechten -und die liebende Gattin stand
draußen, bis der Morgen graute. Sie soll hernach sehr „verschnupft" gewesen sein.
Ein Rekord in der Uhrenindustrie. Für eine Versicherungsgesellschaft in Liverpool wird gegenwärtig in den Fahrrad Werkstätten in Leicester eine Riesenuhr gebaut, die nicht nur durch ihre gewaltige Maße bemerkenswert ist, sondern auch eine ganz außerordentliche Feinheit der Ausführung zeigt. Wenn die Uhr an Ort und Stelle auf dem Turm des Gebäudes jener Gesellschaft angebracht sein wird, so wird sie 72 Meter über der Straße thronen. Ihre vier Ziffernblätter messen über 8 Meter, die Länge der Minutenzeiger ist 5,53 Meter, deren größte Breite 0,914 Meter. Die zwölf Ziffern haben eine Länge von 1 Meter und der Kreis, der die Minutenstriche enthält, mißt 21,21 Meter. Diesen Größenverhältnissen entsprechen natürlich die Gewichte; so wiegt z. B. jedes Zifferblatt 3 Tonnen. Ihre Hauptsorge haben die Erbauer dieser gewaltigen Uhr darauf gerichtet, die schädlichen Wirkungen der Witterung abzuwehren und eine Genauigkeit zu erzielen, die der der besten Präzisionsuhren gleichkommt. Man hat daher verschiedene neue Einrichtungen getroffen. deren wichtigste den Zweck hat, den Zeigern eine gleichmäßige ununterbrochene Bewegung mitzuteilen. statt der ruckweisen, die bei den gewöhnlichen elektrischen Uhren üblich ist. Das Mittel dazu ist ein besonderer Motor mit langsamem Gange, der die Drehung der Zeiger bewirkt und den ein sehr präziser Apparat reguliert. Dieser letztere, der „Zeitsender", ist durch einen besonderen Draht mit dem Observatorium in Grennwich verbunden. Die vier Zifferblätter werden elektrisch erleuchtet, und zwar werden die Lampen bei der sinkenden Dämmerung automatisch aufflammen und am Morgen von selbst erlöschen; der hierzu eingebaute Mechanismus reguliert sich selbst je nach der verschiedenen Länge des Tages im Laufe der Jahreszeiten. Die Uhr bedarf keinerlei Kontrolle; die Erbauer haben die Präzision so weit getrieben, daß im Verlaufe von 30 Jahren auch die automatische Regelung der Erleuchtung nur eine Abweichung von 10 Minuten aufweisen muß. Diese Riesenuhr wird sehr bald an ihren Platz gebracht werden; ihre Aufstellung ist auf sehr originelle Art gefeiert worden; eines der Zifferblätter wurde in Teilen in den großen Saal der Free Trades Hall in Leicester gebracht und an diesem „Rundtisch" besonderer Art veranstalteten 50 Teilnehmer ein fröhliches Fest zu Ehren dieses Re kords der Uhrmacherkunst.
Interessantes aus Amerika. In Trenton in New'Jersey hat der Unfug des Zigarettenrauchens der Schuljugend derart überhand genommen, daß jetzt, da alle polizeiliche Verbote nichts nützen, weil „man" eben im Geheimen raucht, ein regelmäßiger Kreuzzug gegen die Sünder eröffnet wurde. — Ein Angestellter des Schatzamtes in Washington hat eine Maschine erfunden, welche schmutziges und abgegriffenes Papiergeld vollständig reinigt. Die Regierung wird etliche solche Papierwaschmaschinen in Verwendung nehmen. — Ein Dampfer aus Glasgow brachte auf seiner letzten Fahrt 47 Schottinnen mit, die sämtlich Bräute waren. Sie landeten in New- Aork, wo sie von den 47 Bräutigams, die schon vor Monaten eingewandert waren, in Empfang genommen
Die Sonne glitt am Fenster vorbei und malte durch die Scheiben blendende Lichter an die Wände.
Ein Vogel saß am Gesimse und zwitscherte und von fernher ertönte das Rauschen der Wasser.?
Endlich kamen sie zur Aussprache.
„Joseph?" fragte Bertram.
„Der wohnt hier?" antwortete Kamilla.
„Dies ist seine Hütte?"
„Ja." — „Und du bist — seine —"
„Seine Frau!"
„Und mein Kind?"
„Ist sein Kind geworden!"
Bertram verbarg das Gesicht in den Händen.
„Du liebst ihn?"
Sie schüttelte wild das Haupt.
„Hätte ich dich vergessen können? Hätte ich mich an ihm versündigen können, wenn ich ihn liebte?"
„Aber warum, Perle, warum hast du das getan?" drängle Bertram.
„Aus Dankbarkeit, Bertram, aus — Mitleid. Denn er war so edel, so — unbezwinglich gut."
„Und nun, Kamilla?"
„Nun? „Ich gehöre dir!"
„Unglückliche! Er ist dein Mann."
„Bist du es nicht auch?"
„Ich bin — totgesagt."
„Du lebst ja!"
„Aber nicht mehr als der Fischer Bertram. Ich trage einen andern Namen und alle Welt kennt mich als einen andern. Es wäre kaum möglich-"
„Du bist mein Gatte vor Gott und den Men-
l schen! Was kümmern mich die von Menschen ge- j machten Gesetze! Ich war in einem schrecklichen i Irrtum, als ich Joseph heiratete! Du lebst und ich liebe dich mehr denn je und zu allen Zeiten, und ich kann und will nicht mehr von dir lassen."
„Und das Kind?"
„Das Kind? Es geht mit mir. Mir gehört seine Liebe, mir allein!"
Bertram überlegte lange.
„Willst du ihn verlassen?"
„Wie kannst du fragen?"
„Sofort?"
„Auf der Stelle."
„Gut. Höre, was ich dir sage! Meine Jacht liegt im Hafen. Nachts, wenn alles zur Ruhe gegangen ist und Joseph schläft, gehst du mit dem Kinde zum Strande. Ich warte dort. Komme so, wie du bist. Entfliehe mit mir und wir werden ein neues Leben beginnen, voll Glück und Segen in unserer Liebe."
„Ich komme, Bertram!"
„Joseph wird nie erfahren, wohin du gegangen bist, auch keiner der Fischer, denn mein Gold vermag viel!"
„Gut, Bertram, erwarte mich! Ich will die Minuten zählen, bis es soweit ist."
„Die Vergangenheit soll hier begraben werden bei Mutter Maria. Aber die Zukunft soll unserer Liebe gehören!" —
Damit war Bertram gegangen.
Er fuhr mit seiner Jacht, die eine kleine Mannschaft hatte, um die Insel herum, nur mit Kamilla
wurden. — In Minnesota hat ein mit gärtnerischen Anlagen beschäftigter Gefangener, der zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt ist, Zitronen gezogen, die 3 Pfund schwer sind. — In den Vereinigten Staaten gibt es rund 200 Zeitungen und Zeitschriften, die von Negern herausgegeben werden und für Neger bestimmt sind.
Arm und doch reich! Es ist jetzt genau 40 Jahre her, seitdem man in Südafrika den ersten Diamanten fand. In der Nähe des heutigen Du- toitspan lebte ein Farmer riamens de Beers in dürftigen Verhältnissen. Besaß er auch einige hundert Hektar Land, so war der Boden doch viel zu unfruchtbar, als daß die Ernten auch nur zu einem bescheidenen Vermögen führen konnten. Das ärmliche Wohnhaus war aus Lehm aufgerichtet und in einer solchen Lehmwand fand das Söhnchen eines Tages einen kleinen, glitzernden „Kiesel", den es sich mit den Fingern herausbohrte, um damit zu spielen. Das war der erste Diamant, der auf südafrikanischen Feldern entdeckt wurde. Ueberglücklich schätzte sich de Beers, als man für sein Anwesen auf 120 000 Mark einig wurde, nachdem er noch kurz vorher versucht hatte, auch nur einige wenige Mark für den Acker zu erhalten. Und trotz seines vermeintlichen Reichtums ist de Beers doch bald darnach vor Gram gestorben, nachdem er erfahren hatte, daß sein Land über 1000 Millionen Mark an Diamanten barg, und daß er hätte den hundertfachen Preis erzielen können!
sNeue Ausnützung.) Die Gemeinde Schlauhausen hat. um der chronischen Finanzmisere zu steuern, an einem von Touristen stark frequentierten Kreuzungspunkt einen Wegweiser anbringen lassen. Er ist in einem Kasten eingeschlossen, der sich nach Einwurf eines Zehnpfenaigstückes öffnet und die Aufschrift der verlchiedenen Arme erkennen läßt.
(Summarisch.) Fremder (im Restaurant des zoologischen Gartens): „Wann findet denn die Fütterung statt?" — Kellner: „Raubtiere: neun Uhr; Vögel: elf Uhr; Table d'hote: zwei Uhr!"
sFluch.f Isidor (zu seinem Sohne, der Schriftsteller werden will): „Tausend Bücher sollst de schreiben und kaan's soll der werden konfisziert!"
(Zarter Wink.f Feldwebel: „Ihr Vater ist Kaminkehrer?" — Rekrut: „Nein, Herr Feldwebel, Delikateffenhändler!" — Feldwebel: „Ja woher soll man das denn wissen?"
Rätsel.
Du findest mich im eignen Haus,
Triffst mich auf hohem Berge an,
Dem Bache bin ich auch nicht fremd, Und zieh' mit Schiffen ihre Bahn.
Die weite Ebene ist mein Teil,
Ja, Länder selbst gehören mein — Nimmst du das Rätselwort zur Hand, So fälll's vielleicht dir plötzlich ein.
Auflösung des Versteck-Rätsels in Nr. 92 ds. Bl. Bern.
beschäftigt und im Geiste alles Glück schon voraus empfindend, das nun für die beiden beginnen sollte.
Als Joseph des Abends mit Margarete nach Hause kam, ^bemerkte er sofort die Veränderung an Kamilla.
Sie haßte Joseph jetzt, haßte seine Tugend, seine seelische Größe, seine sittliche Kraft, durch die er sie bewegt und durch die sie zehn Jahre lang sein Weib gewesen war.
„Bist du krank, Perle?" fragte er.
„Nein, Joseph."
„Hat dir denn jemand etwas zuleide getan?"
„Ja. — „Wer?! Ich will ihn züchtigen!"
„Dann züchtige dich selber! Ich hasse dich!"
„Joseph prallte entsetzt zurück. Er ging in die andere Stube, nahm den Kopf in beide Hände und starrte mit trockenen Augen vor sich nieder. Er mußte seine ganze Willenskraft zu Hilfe rufen, um ruhig zu bleiben, um denken zu können.
Und er dachte nach, was er verbrochen haben könnte, um sein Weib so zu verändern. Da fiel ihm plötzlich die fremde Jacht ein, die heute im Hafen gelegen hatte. Mit einem Male schoß ein Gedanke durch seinen Kopf, der ihm alles Blut ins Gehirn trieb und ihn zum Fiebern brachte. Er stieg zum Fenster hinaus, um nicht von Kamilla gesehen zu werden, ohne eine bestimmte Absicht, nur von einer finsteren Macht getrieben und ging zum Strande hinunter.
(Schluß folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von E- Meeh iu Neuenbürg.