können. Geschädigt sind diejenigen, deren Gastfreund­schaft der Schwindler ausnützte.

Jag st seid, 31. März. Infolge eines gestern abend zwischen 9 und 10 Uhr niedergegangenen Wolkenbruchs wurde die Bahn bei dem Halte­punkt Heuchlingen zwischen Jagstfeld und Oster­burken unfahrbar. Der V-Zug 37 Mailand-Berlin (Stuttgart ab 9.17 abends) mußte über Neckarelz umgeleitet werden.

Derdingen, OA. Maulbronn, Ende März. Der Storch ist wieder da, so jubelt die Kinderwelt I Wer von Derdingen und Umgebung kannte nicht von Großvaters Zeiten her das alte, auf dem hohen First eines schönen Holzhauses befindliche Storchen­nest. Mancher Fremde hat auf seiner Durchreise seinen Kindern das Nest gezeigt. Nun wurde zwei Tage ehe Meister Langbein die Jugend mit seiner Wiederkehr erfreute, das luftige Haus des Storchen entfernt. Meister Langbein stand deshalb jeden Tag und Nacht auf dem hohen First in ganz trau­riger Verfassung und klapperte, als wollte er dem Hausbesitzer sagen, daß er diesen hohen Posten schon 55 Jahre über ihm verwalte. Oft holte er Reiser, um sein Haus wieder aufzubauen, allein er hatte kein breites Fundament und so fielen die Bausteine auf den Hof des St. Nun hat sich ein schlichter Nachbar des um sein Heim beraubten Gesellen an­genommen und das Nest auf seinen Dachfirst an­bringen lassen als eine bleibende Grundlast. Die Nachbarn, sowie Frauen und Jungfrauen haben unentgeltliche Beihilfe geleistet, die Mühe war nicht vergeblich, denn heute hat der Storch sein neues Haus bezogen. Auch war man darüber einig, Meister Langbein darf nicht vertrieben werden, denn Derdingen hatte nur 29 Geburten gegen 70 und 80 in früheren Jahren und das würde vollends zur Entvölkerung führen, bringt doch Meister Langbein die kleinen Weltbürger, welche später des Königs Rock tragen und dann tüchtige Bürger werden soll?».

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg. (Eisenbahn.) Ab 1. April wird Zug 987

Pforzheim ab 8.03 abends

Neuenbürg an 8.28

ab 8 36

Wildbad an 9.06

bis auf weiteres Werktags regelmäßig ausgeführt.

m Neuenbürg. (Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 29. März.) Wegen Deckung des Aufwands für Beschaffung weiterer Schulräume sind die Kollegien der Ansicht, daß solche nicht sofort durch Aufnahme eines größeren Anlehens geschehen soll, sondern es soll versucht werden, wenigstens den größeren Teil des Aufwands durch einen außer­ordentlichen Holzhieb aufzubringen. Es wurde be­schlossen, bei der Kgl. Körperschaftsforstdireklion ein Gesuch um Genehmigung eines außerordentlichen Holzhiebs zu stellen. Hierauf erfolgte die Festsetzung von Wasserzinsen und Rekognitionsgebühren, auch wurde die Lieferung von Trinkwasser in 3 Dienst­gebäude der Kgl. Eisenbahnverwaltung genehmigt; da diese Gebäude außerhalb der Gemeindemarkung liegen, so ist der anderthalbfache Betrag des Wasser­zinstarifs zu bezahlen. Die beiden Hebammen be­zogen bisher ein Wartgeld von je 50 Mk.; auf ihre Bitte um Erhöhung wurde das Wartgeld auf je 75 Mk. festgesetzt. Nach Erledigung einiger Bau­sachen wurde die Sitzung geschlossen.

- Neuenbürg, 31. März. Mit dem heutigen Tage geht von hier ein Mann, der seit langen Jahren im öffentlichen Leben gestanden, mitten unter uns gelebt und gewirkt hat, eine markante Persön­lichkeit, deren Scheiden in weiten Kreisen von Stadt und Bezirk bedauert wird. Es ist Hr. Fabrikdirektor Chrn. Loos, der sich noch in vorgerücktem Alter anschickt, eine Motorenfabrik in Ansbach zu über­nehmen, wohl mit Rücksicht auf seinen Sohn, der in einiger Zeit in diese Fabrik eintreten wird. Hr. Loos kam, nachdem er den großen Feldzug von 1870/71 als erster Einjährig-Freiwilliger aus unserem Bezirk im 3. Reiterregiment mitgemacht und in demselben zum Offizier aufgerückt war, und nach einem Aufenthalt im Ausland zu Anfang 1873, zur Unterstützung des Vaters in die hiesige Sensenfabrik. An der Seite seines Vaters und nach dessen Tode (i. I. 1877) hatte Hr. Loos Gelegenheit, sich mit der Technik des umfangreichen Betriebes vertraut zu machen, so daß er nach dem Tode des Fabrik­verwalters Trillhaas (i. I. 1889) als Leiter des Etablissements, dessen Kontor sich damals noch in Stuttgart befand, berufen wurde. In dieser Stell­ung hat sich Hr. Loos als ein Mann von hervor­ragender Arbeitskraft und Pflichttreue bewährt. Bei

seiner Arbeitsfreudigkeit und Willenskraft stellte er an sich selbst die höchsten Anforderungen und war so den übrigen Angestellten und Arbeitern immer ein leuchtendes Vorbild. An dem öffentlichen Leben in Stadt und Bezirk nahm er stets regsten Anteil. Als warmherziger Vaterlandsfreund stand er bei allen patriotischen Feiern und Veranstaltungen immer in vorderer Reihe. Als begeisterter Vertreter des nationalen Gedankens, als überzeugter Anhänger der nationalliberalen (deutschen) Partei ist er in den politischen Kämpfen hervorgetreten, die das öffentliche Leben beherrscht haben. Als ein Mann von charakter­voller Ueberzeugung und unwandelbarer Pflicht­treue vertrat er überall und immer mit Energie und Unerschrockenheit seine Anschauungen. Bei seinem lebendigen Interesse für alle Vorgänge im öffentlichen Leben nahm er an den Bestrebungen der verschiedensten Vereine teil, so hat er sich auch in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Ge­werbeoereins durch Eingaben, die auf eine Ver­besserung des Eisenbahn- und Postverkehrs abzielten, verdient gemacht. Hr. Loos war auch seit nun mehr als 20 Jahren geschätztes Mitglied des Kirchen­gemeinderats und Vorstandsmitglied des Bezirks- wvhltätigkeitsvereins. Als Bezirksobmann der Krieger­und Militärvereine, wie als Vorstand des hiesigen Kriegervereins hatte er besonders in den letzten Jahren Gelegenheit, seinen soldatisch-kameradschaft­lichen Sinn zu betätigen. So wird sein Scheiden manche Lücke lassen. Eine öffentliche Abschiedsfeier wollte der Mann des öffentlichen Lebens nicht, herb ist ja das Scheiden; er wird sich auch immer wieder sehen lassen kn der trauten Heimat, wo Mutter und Schwester Zurückbleiben. Also auf's Wiedersehen! Viele aufrichtige Wünsche begleiten die verehrte Familie Loos. Mögen ihr noch viele Jahre guter Gesundheit beschieden sein.

ilgü Gräfenhausen, 30. März. Anläßlich der silbernen Hochzeit unseres Königspaares fand vorigen Sonntag auch hier Blumen tag statt. Die von 8 weißgekleideten Fräulein zum Verkauf angebotenen Blumen und Postkarten waren trotz der äußerst un­günstigen Witterung in kurzer Zeit ausverkauft, namentlich die Postkarten fanden einen ungeahnt raschen Absatz. Abends fand im Saale des Gast­hauses z. Waldhorn hier eine von Frln. Jda Luz, Nichte des Hrn. Pfarrer Luz, geleitete Aufführung statt, in welcher der Struwelpeter und lebende Bilder aus Schillers Glocke zur Darstellung gelangten. Das Ganze wurde eingeleitel durch einen stimmungs­vollen Prolog, verfaßt von Hrn. Hauptlehrer Bender- Obernhausen und war umrahmt von gemeinsamen Gesängen, Gesängen des Kirchenchors und Gedichts­vorträgen und Gesängen der Schüler unter Leitung von Hrn. Oberlehrer Rühle hier. Trotz des un­freundlichen Wetters war der geräumige Saal des Waldhorns bis auf den letzten Platz dicht besetzt, und es war nur eine Stimme des Lobes über die in allen Teilen gelungene Ausführung. Der Veran­stalterin des Ganzen, Frln. Jda Luz, sei auch an dieser Stelle für ihre unendliche Mühe und Arbeit der gebührende Dank ausgesprochen.

/D Ottenhausen, 30. März. Auch im nord­westlichen Zinken des Bezirks hat der Blumen tag trotz Winters Tücken freudige Begeisterung für das Königspaar gezeitigt. 7 Paar weißgekleideter und mit Blumen geschmückter Mädchen unternahmen wacker die Arbeit gegen Schnee und Nässe und fan­den überall offene Türen und gebefreudige Hände, daß der Vorrat an Blumen in kurzer Frist vergriffen war und neue Sendung durch Extraboten herbei­geschafft werden mußten. 900 Nelken und über 500 Postkarten fanden schnellen Absatz. Kinder und Alte sah man freudig erregt mit Blumen geschmückt sich zeigen. Abends fand im geräumigen Lokal im Saal zum Adler eine sehr zahlreich besuchte Abend­unterhaltung statt, wozu Veteranen- und Militär-, Gesang- und Turnverein den festlichen Rahmen gaben. Mit dem allgemeinen GesangIch Hab mich ergeben" leitete die würdige Feier die Feststimmung in die richtigen Bahnen. Hr. Pfarrer Renz begrüßte die Erschienenen und gab seiner herzlichen Freude Ausdruck darüber, daß heute am Ehren- und Fa­milienfeste des Königspaares sich alle Württembergs! als Kinder des Jubelpaares fühlen, die ihren Dank für segensreiche Regierung und Fürsorge des Jubel­paars durch Teilnahme an der Festfeier bekunden wollen.Das Königspaar ist es wert, daß wir ihm das erzeigen." Dieses Lobes Berechtigung wurde durch Beispiele aus der tatkräftigen Regierung des Königs und der Leutseligkeit und Hilfstätigkeit des Paares im Silberkranz nachgewiesen. Sein freudig aufgenommenesHoch" galt dem edlen Fürstenpaar aufs Württembergs Thron. In hervorragend mustergültiger Weise führte der Turnverein an­

sprechende, sehr beifällig aufgenommene Marmor- i

bilder und Blitzstabübungen vor, die von Turnwart E. Bühner sorgfältig geübt worden waren. Haupt­lehrer Bürkle führte die Anwesenden im Geiste in die Zeit der Anfänge und die Fortentwicklung unseres Staatswesens ein, wobei er die markantesten Fürsten unseres Landes mit kräftigen Strichen zeichnete, her­vorhebend, was unser Volk und Land diesen Fürsten zu danken hat. Die einzelnen Zeiträume wurden illustriert durch Gedichte aus der vaterländischen Geschichte, welche von mutigen und lerneifrigen ^

Volksschülern in netter Weise zum Vortrag gebracht ^

wurden. Der allgemeine GesangPreisend mit viel schönen Reden" brachte eine begeisterte Huldigung ^

für Herzog Eberhard im Bart". Bei einem sol- s

chen Familienfeste dürfen auch Lichtbilder nicht /

fehlen. Hr. Pfarrer Renz brachte solche aus dem deutschen Familienleben (von L. Richter) zur dankens­werten Anschauung. Die einzelnen Abschnitte des 20 Nummern enthaltenden Programms leitete der trefflich geschulte Liederkranz durch flott und an­sprechend vorgetragene Chöre ein, für welche be­geisterter Beifall gezollt wurde. Um Mitternacht ,

dankte Hr. Pfarrer Renz in seinem Schlußwort allen, die heute zum Gelingen des Festes ihr redlich Teil beigetragen haben und jeder Teilnehmer verließ befriedigt die einzig in Württembergs Geschichte da- stehende Festfeier der Silberhochzeit des Königs­paares. Für Nelken und Karten gingen ein 154 !

* Schwann. Auch hier wie anderwärts im Land war der Verkauf von Nelken und Postkarten durch das Schneetreiben beeinträchtigt, sonst hätten unsere unternehmungslustigen und ausdauernden 14 ,

Blumenmädchen noch mehr als 1168 Nelken und 344 Postkarten verkauft. Der Erlös war für die hiesige Gemeinde doch ein schöner: 159 ^ 50 Mittags zwischen 2 und 3 Uhr war Musik am Rat­hausplatz; abends hatte man sich so zahlreich im Ochsen eingefunden, daß der Platz kaum reichen wollte. Die Leitung der Vorbereitungen im Orts- ' ausschuß, sowie der abendlichen Festversammlung ^ lag in der Hand von Hrn. Forstassessor Pfister.

Derselbe hielt die Festrede und trug nachher zu den Lichtbildern vom Krieg 1870/71 den begleitenden Text vor. In dankenswerter Weise beteiligten sich auch der Gesangverein durch Eingangsgesang und nachfolgende Gesangsstücke, sodann der Turnverein durch Aufführung eines Blumenreigens, ausgeführt von 9 Mädchen. Zur Heiterkeit trug der Vortrag einiger humoristischer schwäbischer Gedichte bei. Die Musik stellte ihre Kräfte in bunter Abwechslung und Zusammensetzung zur Verfügung: Vom Klavier, s vierhändig, bis zur Blechmusik und kleinem Orchester. f Den außerhalb des Ortsausschusses Mitwirkenden ' wurde von Pfarrer Kazmaier der geziemende Dank s ausgesprochen. Mit einem kräftigen Hoch auf das Königspaar und angeschlossenem gemeinsamem Ge- i

sang schloß eine seltene schöne Feier um 11 Uhr ab. ?

Z. Loffenau, 27. März. Der gestrige Blu- /

mentag ist trotz des Schneetreibens ganz nach Wunsch verlaufen. Blumen und Karten wurden von 12 festlich gekleideten jungen Mädchen auf den Straßen und in den Häusern angeboten und fanden °

tagsüber freudige Abnahme. Die abends im Schul- z

Haus veranstaltete Feier war sehr zahlreich besucht. h

Sie wurde mit einer die Bedeutung des Tages würdigenden Ansprache des Hrn. Pfarrer Lutz er­öffnet und war recht angenehm belebt durch ab­wechselnde, sehr ansprechend vorgetragene Gesänge und mit Verständnis ausgewählte und flott gegebene Ausführungen des Kirchenchors und der Schüler­oberklasse, wie auch durch Vorführung einer Reihe vom Dürerbund leihweise überlassener Lichtbilder nach Ludwig Richter. Lebhafter Beifall lohnte die Vorführungen, ein Hoch auf das Königspaar schloß die Feier. Alle bestellten Blumen und Karten wurden abgesetzt.

ff Bad Liebenzell, 30. März. Der letzten Sonntag hier abgehaltene Blumentag hat einsehr günstiges Resultat ergeben. Es wurden 1300 Post­karten und nahezu 3000 Nelken abgesetzt, so daß heute 600 zur allgemeinen Spende abgeführt ! werden konnten. Abends fand im dichtgesüllten > Adlersaal ein glänzend verlaufener Gemeindeabend statt, bei welchem von Stadlpfarrer Sandberger und Stadtschultheiß Mäulen Reden über die Be­deutung des Festtages gehalten wurden.

Calw, 30. März. Im Auftrag der Finanz­verwaltung kommt das seitherige Oberamts- gefängnis zum öffentlichen Verkauf. Durch die wohltätige Einrichtung der Wanderarbeitsstätten hat der Handwerksburschenbettel aufgehört und es ist sehr selten, wenn ein armer Reisender in das Ober­amtsgefängnis eingeliefert wird. Dadurch ist das