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52.
Neuenbürg, Samstag den 1. April Ml.
69. Jahrgang.
RunSichau. ,
Kaiser Wilhelm weilt seit Mittwoch wiederum ^ auf seiner herrlichen Besitzung Achilleion auf der ^ Insel Korfu, wohin ihn die Kaiserin und die Pnn- ^ zessin Viktoria Luise bekanntlich begleitet haben. Der Aufenthalt des Kaisers auf Korfu ist lediglich der Erholung gewidmet, polititische Angelegenheiten j spielen hierbei also keine Rolle. Wenige Tage nach ! der Ankunft des Kaiserpaares in Achilleion. am ^ 1. April, wird daselbst der Besuch des Krön- ! prinzenpaars erwartet. Die kronprinzlichen Herr- j schäften sind am 29. März von Aegypten nach Korfu abgereist, wo sie bis zum 3. April zu verweilen gedenken. Dann folgt die Weiterreise nach Rom, wo der Kronprinz dem König Viktor Emanuel die Glückwünsche des Kaisers zur nationalen Jubelfeier Italiens aussprechen wird. Auf der weiteren Heimreise stattet das kronprinzliche Paar am 9. April am Wiener Hofe den angekündigten Besuch ab, am 10. April trifft es wieder in Potsdam ein.
Der Reichstag steckt noch immer in der Etatsberatung, die sich diesmal wiederum unerwartet in die Breite gezogen hat. Am Mittwoch wurde zunächst die Erörterung des Etats der Reichseisenbahnen zu Ende geführt und dieser Spezialetat dann genehmigt; die Diskussion war nicht sonderlich interessant. Debattelos passierte hierauf der Etat der Reichsdruckerei die zweite Lesung; bei der dann folgenden Beratung des Etats des Reichstages gelangten die bessere künstlerische Ausgestaltung des Reichstagsgebäudes, die immer mehr eingetretene übertriebene Länge der Sitzungen, die Frage der authentischen Berichterstattung aus den Kommissionen, die Beseitigung der vielen Fremdwörter in der Geschäftsordnung des Hauses und noch sonstige „häusliche" Angelegenheiten des Reichstages aufs Tapet. Präsident Graf Schwerin sagte möglichste Berücksichtigung der vorgebrachten Wünsche zu. Nachdem der Etat des Reichstages Genehmigung gefunden hatte, wurden rasch noch die Etats des Rechnungshofes und des allgemeinen Pensionsfonds bewilligt. — Am Donnerstag beschäftigte sich der Reichstag mit den Etats des Reichskanzlers und des Auswärtigen Amtes, wobei der Reichskanzler eine größere politische Rede hielt.
Das neue Reichsgesetz über die Reichswertzuwachssteuer tritt am 1. April in Kraft.
Berlin, 30. März. Generalfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz äußerte einem Redakteur der „Morgrn- post" gegenüber, er kenne Hrn. v. Schlichting als einen besonnenen Offizier, bei dessen ganzen Charakterlage es ausgeschlossen sei, daß er seine Leute mißhandelt, ja auch nur zu schroff behandelt habe. Die Art von Korrektur, die er an dem albanesischen Soldaten vorgenommen habe, sei um so eher zu verstehen, als die Albanesen weder türkisch noch sonst eine Sprache außer der albanischen Sprache verständen. Hrn. v. Schlichting seien aber nicht die eigenartigen Ehrbegriffe der Albanesen bekannt gewesen: Jede Berührung seines Körpers empfindet er als tödliche Beleidigung. So sei der Vorfall auf eine Verkettung außergewöhnlicher Umstände zurückzuführen, ohne daß den Offizier irgend welche Schuld treffe.
Konstantinopel, 30. März. Der Mörder des Oberstleutnants v. Schlichting ist von einem heute Mittag zusammengetretenen Kriegsgericht einstimmig zum Tode verurteilt worden. Die unter den albanischen Soldaten herrschende Stimmung hat die Regierung bestimmt, die Albanesen aus der Hauptstadt zu entfernen und über die anatolischen Garnisonen zu verteilen. Die Leiche des Oberstleutnants von Schlichting wird am Samstag mit größtem Gepränge auf den deutschen Friedhof in Ferik übergeführt werden.
Einen freundlichen Schimmer haben die italienischen Jubiläumsfeierlichkeilen auch zu
uns herübergeworfen durch die herzliche Art des' Austausches freundschaftlicher Gesinnung zwischen den Herrscherhäusern Italiens, Deutschlands und Oesterreichs und den berufenen staatlichen Organen andererseits. Eine überschwängliche Einschätzung des Dreibundverhältnisses erschien uns noch nie angebracht, aber man darf sicher erwarten, daß das italienische Volk in seiner Festesfreude für die warmherzige Anteilnahme besonders Deutschlands empfänglich sein und daraus ein Gewinn auch für die Zukunft resultieren wird.
Eine englische Expedition zur Unterdrückung des WaffensHmuggels im Persischen G o lf ist beschlossen worden. Die Expedition besteht aus Marinetruppen, einem Bataillon Infanterie, einer Abteilung Gebirgsartillerie, einem Detachement Sappeure und einer Feldambulanz, was für eine einfache Expedition eine ganz anständig starke Streitmacht ist. Vielleicht ist darum die angebliche Unterdrückung des Waffenschmuggels im Persischen Golf nur ein Vorwand für England, um größere Pläne in Persien zu verfolgen.
Der russisch-chinesische Konflikt kann mit der chinesischen Antwortnote aus die jüngste Drohnote als vorläufig beseitigt gelten. In ihrer Antwortnote nimmt die chinesische Regierung die gestellten russischen Forderungen betreffs des russischen Handels in der Mandschurei, Errichtung von Konsulaten usw. an, die russische Regierung hat sich von dieser Antwort Chinas für befriedigt erklärt. Indessen ist nach der Meinung von Kennern der Stimmung in den Pekinger Regierungskreisen und besonders im chinesischen Volke selbst der Konflikt nur vorläufig beseitigt. Man erachtet es für kaum zweifelhaft, daß China mit seiner Nachgiebigkeit gegen Rußland nur beabsichtigt, Zeit zu gewinnen, um seine rückständigen militärischen Rüstungen zu vollenden, dann dürfte die Sprache Chinas gegen den russischen Nachbarn eine ganz andere werden. Andererseits darf man in sichere Aussicht nehmen, daß Rußland seinen handelspolitiichen Vorteilen, die es jetzt herausschlagen wird, gleich auch den nötigen Rückhalt in Form von militärischen Positionen geben wird.
In Marokko wechseln Ruhe und Kriegsgetümmel in buntem Durcheinander ab und den europäischen Mächten bleibt neben der Rolle des Zuschauers für absehbare Zeit nichts übrig, als die okkupierten Landstreifen durch genügende Truppenstärke intakt zu halten, solange es geht.
Mexiko und die Vereinigten Staaten scheinen auf dem Punkte gegenseitigen Abwartens angelangt zu sein; wenigstens hört man nichts mehr, als daß die mexikanischen Rellellen und die Regierung sich um die eigenen Verhältnisse streiten, und nach deren Gestaltung wird sich das weitere Verhalten der Vereinigten Staaten wohl richten.
Kiel, 31. März. Auf dem in der kaiserlichen Werft liegenden Panzerkreuzer „Uork" erfolgte heute nachmittag gegen 4 Uhr bei Uebernahme von Spiritus eine Explosion. Drei Maschinenmaate wurden gerötet; ein Maschinenmaat, zwei Heizer erlitten schwere und ein Werftarbeiter leichte Verletzungen. Die Flotte im Hafen hat halbmast geflaggt.
Württemberg.
Die infolge der geplanten Herbstsession des Reichstages in sichere Aussicht zu nehmende Hinausrückung der Neuwahlen bis Ende Januar 1912 hat die Agitationsflut nicht unmerklich abgedämpst und wird im allgemeinen dazu beitragen, das parteipolitische Leben vor einer gewissen Ueber- hastung zurückzuhalten, die schon da und dort ganz unverkennbar zutage getreten war. Auch das politische Leben in Württemberg wird daraus Nutzen ziehen, denn unsere Landboten haben noch I ein reichliches Pensum aufzuarbeiten, wobei die Ent- '
ziehung der tüchtigsten Kräfte für die Agitation sicher mehr denn einmal nachteilig empfunden worden wäre. Schon ein kleiner täglicher Ueberblick über die Beratungen des Finanzausschusses der Zweiten Kammer, der in dieser Woche den Kultetat in Behandlung genommen hat, gibt genügenden Ausweis, wie nötig es ist, daß sich die Tätigkeit der Parlamentarier in der Hauptsache auf die eigene Landespolitik konzentrieren kann. Und so erwünscht vielleicht nach der einen oder andern Seite oder dem einen oder andern Teil ein baldiger Schluß des Reichsparlaments erscheinen mag, bei Beurteilung des Ganzen muß mit in Rechnung gezogen werden, daß so manches wichtige gesetzgeberische Werk, auf das schon viel Mühe und Zeit verwendet worden ist, auf eine späte und ungewisse Zukunft hinausgeschoben werden müßte.
Stuttgart, 30. März. Der Zweiten Kammer ging heute als letztes Stück der allgemeinen Gehaltserhöhung die schon früher angekündigte Vorlage über die Gehaltserhöhung der Geistlichen beider Konfessionen zu.
Stuttgart, 31. März. In den zurzeit dem Landtag zur Beratung vorliegenden Gesetzentwürfen betreffend eine Erhöhung der Landesumsatzsteuer und betreffend eines Zuschlags zur Reichserb- schaftssteuer ist vorgesehen, daß die beiden Gesetze mit Wirkung vom 1. April 1911 in Kraft treten sollen.
Stuttgart, 30. März. Zur Feier der silbernen Hochzeit des Königspaares werden, nach einer dem „Schwäb. Merk." aus Karlsruhe zugegangenen Mitteilung, der Großherzog und die Großherzogin von Baden nach Stuttgart kommen.
Stuttgart, 31. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der Gaseinheitspreis in Höhe von 13 Pfg. angenommen. Ferner gelangte zur Annahme die Vorlage über die Gehaltsaufbesserung ver Beamten und Unterbeamten. Schließlich hielt Oberbürgermeister v. Gauß, der diese Sitzung als letzte leitete, seine Abschiedsrede.
In dem Verlag von A. u. S. Weil in Tübingen ist die erste kommentierte Ausgabe des Wertzuwachssteuergesetzes, das mit dem 1. April in Kraft tritt, erschienen. Verfasser ist Kameral- verwalter Miller in Güglingen. An der Hand des Gesetzentwurfes, der Kommissionsberichte und Reichstagsverhandlungen wird die schwierige Materie gemeinverständlich erläutert und allgemein verständlich gemacht. Des inneren Zusammenhanges wegen sind im Anhang das Reichserbschaftssteuergesetz und vom Reichsstempelgesetz die Abschnitte IX—XI mit den bundesrätlichen Ausführungsbestimmungen ausgenommen. Die beigegebenen Zuwachssteuertabellen bilden ein wesentliches Hilfsmittel für die Steuerberechnung. Dieses kommentierte Reichsgesetz über die Zuwachssteuer kostet bei I—VIII und 200 Seiten gebunden 3 Mark und kann allgemein empfohlen werden.
Friedrichshafen, 31. März. Das Luftschiff ist um 11.20 Uhr wieder glatt gelandet. Voraussichtlich findet heute nachmittag nochmals ein Aufstieg statt.
Heilbronn, 30. März. Ueber das Treiben des in Frankfurt a. M. verhafteten Schwindlers Max Schiemangk berichtet die „Neckarzeitung", daß nur allzugroße Gastfreundschaft einer Familie und das Entgegenkommen einiger weniger den Schwindlern hier so lange halten konnten. Als er gelegentlich hörte, daß das Schloßgut Stettenfels zum Kaufe feil sei, war bei ihm gleich der groß angelegte Betrugsplan fertig, der sich auf den Schloßkauf gründete. Die Verhandlungen waren bis zur definitiven Ueber- schreibung des Schlosses in sein Eigentum gediehen. Die Uebernahme sollte im Juni erfolgen. Mit dem zu 360000 Mk. „gekauften" Schloßgut hätte der betriebsame Mann natürlich schon etwas anfangen