Znrn Frühjahrsbaumsatz
gibt der Bezirks-Obst- und Gartenbauverein Neuenbürg für Unerfahrene folgende Winke:
1. Der Baum ist an den Wurzeln glatt zu schneiden, so daß beim Setzen die Schnittfläche nach unten zu liegen kommt; die Krone wird nicht beschnitten.
3. Man setze nicht zu eng; Hochstämme (Stamm- HSHe 3 m) mit mindestens 8—10 m. Halbhochstämme (Stammhöhe 1,50 w) mit mindestens 6 w, Pyramiden mit 3—4 m Abstand. Senkrechte Cordons als Spalier können mit 50 om Abstand gesetzt werden.
3. Das Pflanzloch ist womöglich schon im Winter möglichst breit und tief auszuheben. Beim Setzen wird es so hoch aufgefüllt, bis für den Baum noch Platz genug ist, alsdann wird der Pfahl geschlagen und der Baum gesetzt, wobei auf gute Wurzelverteilung und darauf zu achten ist, daß Erde zwischen die Wurzeln kommt. Das Erdreich um oen Baum wird festgetreten.
4. Man setze nicht zu tief. Der Wurzelhals soll mit dem Boden abschneiden. Da sich das Erdreich aber setzt, so muß der Baum höher, d. h. mit einem Hügel von 8 cm Höhe gesetzt werden, er senkt sich dann mit dem Erdreich und kommt hiedurch in normale Lage.
5. Der Pfahl muß stets auf die Südseite kommen, um dem Stamm Schatten zu gewähren und das Austrocknen hintanzuhalten, er darf bei Hoch- und Halbhochstämmen nicht in die Krone hineinragen. In hohen und windigen Lagen empfiehlt sich die Verwendung von zwei Pfählen.
6. Nach dem Setzen wird der Baum mit Gurten, Kokosfaserstricken oder Weiden oben und unten in Form einer 8 an den Pfahl gebunden, doch so, daß er beim Senken des Bodens mitgehen kann und dann nicht hängt.
7. Die Baumscheibe ist mit Dünger zu belegen, um die Feuchtigkeit zu erhalten.
8. Treibt der neugesetzte Baum zu normaler Zeit nicht aus, so ist im Abstand von einigen Tagen je mit 2—4 Gießkannen Wasser, das in Löcher an die Wurzeln gegossen wird, nachzuhelfen. Schon beim Setzen ist es gut, wenn Wasser verwendet wird.
S. Pfähle und Bänder sind im Frühjahr und Herbst nachzusehen und eventl. zu erneuern und Einschneiden der Bänder zu verhindern.
10. Der genannte Verein ist gerne bereit, Interessenten hinsichtlich der Wahl passender Sorten zu beraten.
vermischtes.
Der Dieb als Teufel. Aus Fiume wird gemeldet: Vor einigen Tagen drang in Castua in die Wohnung eines Bauern ein Teufel ein. In der Wohnung war nur ein 13 jähriger Knabe anwesend. Der Teufel befahl, ihm die Schlüssel zum Geldschrank zu geben, sonst würde er ihn in die Hölle tragen, und durchstöberte dann den Schrank. Der Knabe aber saß voll Furcht in aller Ecke. Schließlich faßte er jedoch Mut, griff nach einem über ihm
Auf alle Fälle wollte er den Versuch wagen, sich schriftlich anzumelden. Harald verstand es, das, was er sagen wollte, in eine gefällige Form zu kleiden. Er warf noch am selben Tage ein kurzes, st» liebenswürdigen Worten gehaltenes Billett in den Briefkasten.
Zwei Tage vergingen, ohne daß auf das Schreiben eine Antwort kam. Ein zweiter und dritter Brief, in denen Harald sein Verlangen nach einer Aussprache mit der Tante in dringender Form wiederholte, blieben ebenfalls unbeantwortet. Schon traf Harald, der sich als verwöhnter, junger Lebemann in dem kleinen Dorf von Tag zu Tag unbehaglicher fühlte, Anstalten zu seiner Abreise, als ihm der Landbriefträger endlich die ersehnte Antwort überbrachte. Da standen mit großen, festen Schriftzügen die wenigen Worte:
„Ich erwarte Dich morgen zwischen drei und vier Uhr nachmittags.
Antonie von Rabenau."
Lächelnd überflog Harald diese Zeilen. Er war überzeugt, daß ihm der Sieg nun sicher war.
4. Kapitel.
Kurz nach drei Uhr nachmittags klingelte Harald an der verschlossenen Gittertür des Schlosses Helmsbruck und vernahm zunächst nichts als das Kläffen der Hunde. Nach ein paar Augenblicken erschien eine ärmlich gekleidete Frau und fragte mürrisch nach seinem Begehr.
„Mein Name ist Harald von Rabenau," sagte
hängenden Gewehr und feuerte einen Schuß auf den Teufel ab, der tot zusammenbrach. Man erkannte in ihm den Mechaniker des Ortes.
MärzveUcher».
Frühlingsplauderei von Prof. Dr. K. F. Jordan.
Wenn der Frühling auf die Berge steigt Und im Sonnenstrahl der Schnee zerfließt. Wenn das erste Grün am Baum sich zeigt Und im Gras das erste Blümlein sprießt; Wenn vorbei im Tal Nun mit einemmal Alle Regenzeit und Winterqual,
Schallt es von den Höhn Bis zum Tale weit:
O, wie wunderschön Ist die Frühlingszeit!
So singt Friedrich Bodenstedt in seinen „Liedern des Mirza-Schaffy", und jede empfängliche Seele fühlt mit ihm mit um diese Zeit und hofft, daß auch bei uns der Lenz bald seinen Einzug halten wird in Berg und Tal. Schon sendet er seine Vorboten aus: am Himmel di» höher steigende Sonne; zunehmende Wärme in den Stürmen, die um die Zeit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche oder des Frühlingsäquinoktiums (daher der Name „Aequinoktialstürme") über Wälder, Felder und Auen einhersausen; auf dem Erdboden aber die ersten Kinder Floras mit Farbenpracht und Duft. Unter ihnen vor allem das liebliche Veilchen, das schon im März hervorschaut aus sicherem Versteck und das Blau des Himmels, wenn auch verändert in der Farbentönung, wiederzuspiegeln scheint.
Im Wald und auf der Wiese ist sein Standort, inmitten zahlloser Moospflänzchen oder am Fuße von Hecken und Strauchwerk, wo es vor rauhen Winden geborgen ist.
Ein Veilchen auf der Wiese stand.
In sich gebückt und unbekannt;
Es war ein herzig's Veilchen, singt Goethe, und in dem vielfach angewandten Stammbuchvers heißt es: „Blüh auf wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und still." Dem Erdboden angeschmiegt, sendet es Ausläufer nach verschiedenen Seiten — lange, dünne Zweige, aus denen neue Pflänzchen hervorsprießen, die sich nach einiger Zeit von der Stammpflanze ablösen und selbständig weiterwachsen. Aus der Grundachse erheben sich dicht gedrängt stehende Laubblätter, die zwischen sich die Blüten bergen, welche, an gekrümmten Stielen hängend, ihr blaues Haupt dem Tag entgegenhalten. Eine besondere Farbe ist es, nicht himmelblau, sondern ins Rötliche hinüberspielend — veilchenblau oder nach dem botanischen Namen der Pflanze (Viola oäorata) violett genannt. Das unterste und größte der Blumkronblätter trägt einen schräg nach oben gerichteten Sporn, in dem die Insekten bereits in der frühen Jahreszeit süßen Honigsaft als willkommene Nahrung finden.
Benutzt werden die Kronblätter der wohlriechenden Blüten in der Parfümerie sowie zur Darstellung
des Veilchensyrups, der in der Medizin als Hustenmittel und in den Zuckerbäckereien verwendet wird. Die sogenannte Veilchenwurzel aber, die man Säuglingen beim Zahnen statt der unvorteilhaften Knochen- und Elfenbeinrinqe in den Mund steckt, Zahnpulvern beimengt usw., stammt nicht von unserem Veilchen, sondern von der Grundachse der florentinischen Schwertlilie (lrls üorontina) und hat ihren Namen nur von ihrem veilchenähnlichen Geruch. Sie findet gleichfalls Verwendung in der Parfümerie zur Darstellung des Veilchengeruchs, der in neuerer Zeit übrigens auch noch künstlich auf chemischem Wege bereitet wird. — Zu der Pflanzengaltung Viola gehört außer unserm Märzveilchen oder wohlriechenden Veilchen noch eine Anzahl anderer Arten, so das Hundsveilchen, das Sumpfveilchen und besonders das Stiefmütterchen (Viola trioolor), im Französischen „?en866" genannt. Dies' zeigt statt der einen (violetten) Farbe mehrere, meist drei verschiedene Farben (daher: trieolor, zu deutsch dreifarbig). Diese sind gewöhnlich hellviolett, dunkelviolett und gelb, wechseln aber mehrfach, besonders bei den unter den kunstvollen Händen des Züchters wachsenden Garten-Stiefmütterchen. Sie entwickeln auch jene wunderbar samtartige Oberfläche, die auf der Anlage eines zarten Haarfilzes beruht. Der Name „Stiefmütterchen" erklärt sich daher, daß unter dem größten und schönsten Kronblatt zwei Kelchblätter sich befinden: die Stiefmutter sitzt auf zwei Stühlen; unter zwei anderen, den seitlich stehenden, Kronblättern ist je ein Kelchblatt vorhanden: das sind die beiden rechten Töchter, die jede auf einem Stuhle sitzen, auch ihre Kleider sind noch durch das Honigmal buntstreifig; während die beiden letzten Kronblätter zusammen nur ein Kelchblatt unter sich haben: die Stieftöchter, denen nur ein Stuhl zur Verfügung steht und deren Kleider einfarbig, also am unscheinbarsten sind.
(Ersatz j Fremder: „Haben Sie in Ihrem Städtchen auch schon die pneumatische Post?" — Einheimischer: „Nein — vorläufig nur einen rheumatischen Briefträger."
Doppel-Akrostichon.
Land — Furt — Tribut — Dau.
Aus jedem der obigen vier Wörter läßt sich durch Vorsetzen von zwei Buchstaben ein anderes bekanntes Wort bilden.
Wer die richtigen Wörter gefunden hat, kann sie so ordnen, daß sowohl ihre Anfangsbuchstaben wie auch ihre zweiten Buchstaben einen alttestamentlichen Namen ergeben.
Auflösung des Buchstabeu-Rätsels in Nr. 48 ds. Bl.
Bock, Rock. Stock, Block. Pflock.
Richtig gelöst von Berta Mohr, Emilie Haist, Gertrud Dietrich, Mina und Melanie Eberhardt, Eugenie Gauß, Wilhelm und Luise Gull, Berta Girrbach, Gertrud Schwaier, Fritz Lutz, Fritz Heinzelmann und Fritz und Emil Seeger in Neuenbürg; Otto und Lydia Wild zur Wilhelmshöhe bei Neuenbürg; Franziska Günter in Alpirsbach; Alfred Bester in Birkenfeld; Friedrich Mast. Holzhauer, in Gaistal bei Herrenalb; Marie und Ernst Maisenbacher in Langenbrand; Paul Schmid in Schwann.
^ er hochmütig. „Ich werde erwartet. Bitte, melden Sie mich dem gnädigen Fräulein!"
Ein Lächeln glitt um die blassen Lippen der Frau, als sie die Gittertür öffnete.
Sie bat Harald, ihr zu folgen und geleitete ihn durch einen dunklen Korridor nach einem altmodisch eingerichteten Zimmer im Erdgeschoß.
Hier setzte sich Haralds Führerin auf ein mit ; schwarzem Leder überzogenes Sofa, wies auf einen Stuhl und sagte kurz:
; „Ich bin deine Tante Antonie von Rabenau.
: Du wolltest mich sprechen. Was hast du mir zu I sagen?"
! Harald war so verlegen, daß er einen Augen-
- blick die Fassung verlor. Er war ja auf manche Sonderbarkeit des alten Fräuleins gefaßt gewesen, aber daß ihm seine Tante in solchem Aufzug entgegentreten würde, hatte er doch nicht angenommen.
Nun galt es, den Fehler, den er gleich bei seiner ersten Begegnung gemacht hatte, durch verdoppelte Liebenswürdigkeit wieder gut zu machen.
„Ich muß tausendmal für meinen Irrtum um Verzeihung bitten," stammelte er.
„Ich nehme es dir nicht übel, daß du mich ver- , kannt hast," entgegnete Fräulein von Rabenau ruhig. „Ich pflege von früh bis spät zu arbeiten, und da habe ich keine Zeit, an meine Toilette zu denken. Kommen wir zur Sache. Du bist im Auftrag deiner
- Eltern hierher gereist?"
' „Jawohl. Sie haben den lebhaften und auf- Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh tu Neuenbürg.
richtigen Wunsch, den alten Familienzwist begraben zu sehen und sich mit dir zu versöhnen."
„Das wundert mich nicht," sagte Fräulein von Rabenau bitter. „Die letzten Schritte, die dein Vater gegen mich unternahm, haben jedenfalls gezeigt, daß er um mein geistiges und leibliches Wohl sehr besorgt ist. Sage ihm, daß ich — dem Himmel sei Dank — keiner Vormundschaft bedarf, sondern über einen ebenso klaren Verstand wie einen sehr festen Willen verfüge. Wenn ich meine Bedürfniffe einschränke und mein Geld Zusammenhalte, so scheint mir das durchaus noch kein Zeichen von Schwachsinn zu sein."
„Darin muß ich dir vollkommen beistimmen, Tante," beeilte sich Harald zu versichern. „Papa ließ sich leider zu einem Schritt drängen, den er selbst jetzt bitter bereut. Ein Beweis dieses Gesinnungswechsels ist meine Anwesenheit hier. Er hofft, du wirst gegen deinen einzigen Bruder nicht unversöhnlich bleiben."
Wieder zuckte es spöttisch um den Mund der Gutsherrin.
Walter erinnert sich ziemlich spät daran, daß zwischen Geschwistern Eintracht herrschen soll. Aber kommen wir zu dem eigentlichen Zweck deines Besuches. Du kannst ganz offen zu mir sein."
„Wie meinst du das, Tante?" fragte Harald.
„Ich meine, daß du mit deinem Herkommen doch etwas anderes beabsichtigst, als deiner Tante ein paar verbindliche Redensarten zu sagen."
(Fortsetzung folgt.)