unparteiischen Sachverständigen über das Für und Wider der beiden Arten von Beleuchtung in einer öffentlichen Versammlung zu hören unter gleichzeitiger Vorlage von genauen Rentabilitätsberechnungen, sowohl über die Kosten der Gas- wie auch der elektr. Beleuchtung. Als durchaus unparteiischer Bürger bin ich unter den bestehenden Verhältnissen weder für das Eine noch für das Andere, doch sind sich die Gelehrten wohl darüber einig, daß elektr. Beleuchtung ganz unverhältnismäßig teurer ist, als Gas. Zum Beweis für diese Behauptung mag wohl dienen, daß die Verwaltungen der größten Städte immer mehr und mehr wieder zu der Gasbeleuchtung übergehen; diese Tatsache muß doch ihre bestimmten Gründe haben, die sich nur auf entsprechende Erfahrungen stützen können. Die Gasgegner wollen wohl nicht wissen, daß die elektr. Ueberlandzentralen, besonders da. wo es sich um Erzeugung der elektr. Energie ohne ausreichende Wasserkräfte handelt, ausnahmslos schlecht rentieren. Sollten Sie es aber in der Tat noch nicht wissen, dann sei ihnen der dringende Rat gegeben, sich etwas eingehender über diese Angelegenheit zu befragen, ehe sie ins Blaue hinein opponieren. Es soll sogar, wenn ich nicht irre, auch schon di« Rede davon gewesen sein, eine Genossenschaft zu gründen mit dem Zweck, als solche sich dem Gemeindeoerband anzuschließen. Dem Schöpfer dieser genialen Idee kann man eine gewisse Hochachtung nicht versagen, doch steht zu befürchten, daß dieser Idealist seinen Anhängern voraussichtlich eine recht unverdauliche Suppe einbrocken würde, abgesehen davon, daß zur Erstellung des Leitungsnetzes innerhalb Ortsetter die Genehmigung der Gemeindeverwaltung gehört. 8.
Calw, 30. Januar. Die Deutsche Partei, Ortsgruppe Calw, hielt gestern nachmittag im „Waldhorn" eine Versammlung ab, in . der Parteisekretär Keinath aus Stuttgart über die „gegenwärtige politische Lage in Reich und Land" sprach. Der Redner warf in seinen Ausführungen zuerst einen Blick auf die Verhältnisse in Württemberg. In unserem Vatsrlande seien die Verhältnisse etwas erfreulicher als im übrigen Deutschland. Im Vordergrund der Beratungen des Landtags stehe der Etat und die Gehaltsvorlage. Letztere sei von größtem Einfluß auf die württ. Finanzverhältnisse. Dis Deckung des Mehrbedarfs erfordere eine kleine württ. Finanzreform. Für die politischen Parteien ergebe sich eine schwierige Lage und eine Partei allein könne die Verantwortung nicht übernehmen. Die Notlage Württembergs sei durch das mangelhafte Erträgnis unserer Eisenbahnen mitverursacht worden. Preußen habe Hunderte von Millionen Ueberschuß, dagegen müsse Württemberg aus allgemeinen Steuermitteln Zuschüsse zu den Eisenbahnen leisten. Württemberg habe teure Eisenbahnanlagen, teurere Betriebskosten und keinen starken Durchgangsverkehr; diese Uebelstände wären aber durch Reichseisenbahnen aufgehoben worden, wenn nicht aus Preußenhaß das Projekt Bismarcks von den württ. Landständen vereitelt worden wäre. Hoffentlich werde sich in Deutschland bei Ständen und Regierung in Betreff der Schiffahrtsverbände eine großzügigere Politik einstellen. Die politische Lage im Reich sei nicht erfreulich. Deutschland zittere noch unter der Nachwirkung der Reichsfinanzreform, bei deren Zustandekommen der konservativ liberale Block zerstört worden sei. Es sei dabei zu konstatieren, daß sich die Konservativen vom Block getrennt hätten und jede weitere Annäherung von Zentrum und Konservativen den Riß zwischen letzteren und der nationalliberalen Partei größer mache. Eingehend besprach
der Redner sodann die Stellung des Zentrums im Reichstag, das Ergebnis der Nachwahlen und daS Wahlabkommen zwischen der Fortschrittlichen Volkspartei und der Deutschen Partei in Württemberg. Im 7. Reichstagswahlkreise habe die Deutsche Partei der Volkspariei die Aufstellung der Kandidaten überlassen und er (Redner) richte die Bitte an die Parteimitglieder das Wahlabkommen einzuhalten, selbstverständlich nur so lange, als die Fortschrittliche Volkspartei ebenfalls den Abmachungen Nachkomme. Leider habe die Deutsche Partei bis jetzt nicht den Eindruck gewinnen können, daß dies geschehen werde und insbesondere sei es der 4. Reichstagswahlkreis, wo bis jetzt die Lokalorganisation der Fortschrittlichen Volkspartei nicht dazu gebracht werden könne, den Kandidaten der nationalliberalen Partei zu unterstützen. In der inneren Politik verbreitete sich der Redner sodann noch über die Reichsversicherungsordnung, über den Entwurf einer Privatbeamten- verficherung und über die Reichswertzuwachssteuer und ging dann über zu der Lage Deutschlands in der äußeren Politik. Die Stellung Deutschlands sei durch die Einkreisungspolitik Englands äußerst gefährdet gewesen, sie habe sich aber wesentlich verbessert, und insbesondere fange Rußland an zu Deutschland sich auf den früheren Boden zu stellen. Der Handel und die Industrie Deutschlands zwinge zu einer Weltpolitik, zur Freihaltung des öffentlichen Weltmarktes und die Deutsche Partei haben ihren Blick darauf zu richten, daß im Innern liberal und nach außen national regiert werde. Reicher Beifall lohnte die Ausführungen des Redners. Nach Ende des Vortrags lief von der Fortschrittlichen Volkspartei die schriftliche Mitteilung ein, daß die Wahlkreisversammlung des 7. Reichslagswahlkreises den seitherigen Reichstagsabgeordneten Schweickhardt wieder als Reichstagskandidaten aufgestellt habe und es wurde daran die Bitte geknüpft, die Deutsche Partei möge in dem kommenden Wahlkampf Schulter an Schulter mit der Fortschrittlichen Volkspartei kämpfen im Verfolg des zwischen den beiden Parteien getroffenen Wahlabkommens. An dieses Ersuchen schloß sich eine sehr lebhafte Erörterung an, wobei verschiedene interne Fragen der Deutschen Partei zur Aussprache gelangten. Schließlich fand folgende Resolution einstimmige Annahme: „Die Bezirksversammlung der Nationalliberalen Partei in Calw nimmt Kenntnis von der mitgeteilten Wiederaufstellung des Hrn. Schweickhardt als Reichstagskandidaten der Fortschrittlichen Volksparkei und erklärt sich bereit, diese Kandidatur im Hinblick auf das Wahlabkommen im Lande nachdrücklich zu unterstützen, jedoch nur unter der bestimmten Voraussetzung, daß auch die nationalliberalen Kandidaten in den der Nationalliberalen Partei überlassenen Wahlkreisen, insbesondere dem benachbarten 4. Wahlkreis, von den volksparteilichen Lokalorganisationen nachdrücklich unterstützt werden."
G Calw, 31. Jan. Am letzten Sonntag war im Dreiß'schen Saal eine Versammlung der Vertrauensmänner des VII. Reichstagswahlkreises, die von etwa 200 Wählern aus allen 4 Oberamtsbezirken besucht war. Es wurde ein Wahlkreisausschuß aus je 6 Vertrauensmännern jedes Oberamts gebildet und die Statuten desselben beraten. An die Spitze wurde der Landragsabgeordnete des Bezirks Calw Hr. Staudenmeyer berufen. Es wurde beschlossen, die Kandidatur dem seitherigen Abgeordneten Hrn. Schweickhardt aus Tübingen anzutragen, der bisher den Wahlkreis in Berlin vorzüglich vertreten hat. Um 4 Uhr erschien Hr. Schweickhardt aus Tübingen trotz kaum überstandener Krank
heit, stürmisch begrüßt von der Versammlung. In einer kurzen Ansprache führte er die Gründe au-, die ihn bewogen haben, die Kandidatur nochmals anzunehmen, trotzdem schwere persönliche Gründe entgegenstehen. Sein Geschäft müsse er leider vernachlässigen. Für ihn bedeute die Annahme der Kandidatur ein großes Opfer. Aber unter den gegenwärtigen politischen Verhältnissen hätte er es doch nicht verantworten können, sich aus persönlichen und geschäftlichen Rücksichten auf die Seite zu stellen. Der Kampf werde diesmal heiß werden, Deutschland stehe vor einem Wendepunkt und da müsse alles angestrengt werden, daß der Block zwischen Zentrum und Junkern im nächsten Reichstage nicht mehr funktionieren könne. Zur Annahme habe ihn auch die Anhänglichkeit seiner Wähler bestimmt. Ueberall, wo er hingekommen sei, sei er mit offenen Armen empfangen worden; die alte Anhänglichkeit beweise auch die große Bertrauensmännerversammlung. Der gleichzeitig in Calw versammelten Deutschen Partei wurde sofort von der Aufstellung der Kandidatur Hr. Schweickhardts offiziell Mitteilung gemacht. Zum Schluß hielt noch der Parteisekretär Hr. Staudenmeyer einen Vortrag über die kommenden Reichstagswahlen. Er betonte stark, daß der folgende Kampf schwer werde, da die Sozialdemokratie statt nach rechts ihre ganze Stoßkraft gegen die Volkspartei wende, was auch die Heilbronner Landtagswahl gezeigt habe, daß sie Zentrum und Bauernbund auffällig schone und nur die Volkspartei bekämpfe. Ein Kampf nach zwei Fronten sei immer schwer. Von allen Rednern wurde an die Opferwilligkeit und Energie der Vertrauensmänner appelliert, da die Volkspartei verhältnismäßig schlecht organisiert ist, während bei der Sozialdemokratie die ganze Organisation ausgebaut ist, so daß sie eine große Anzahl bezahlter und berufsmäßiger Agitatoren zur Verfügung habe. Beim Zentrum ist fast jeder Pfarrer und Kaplan ein Agitator. Auch der Bauernbund habe eine große Anzahl Berufsagitatoren. Auch an Geld fehlt es nicht, zahlt ja doch das Kalisyndikat dem Bund der Landwirte '/< Million jährlich. Zum Schluß kamen Vertreter jedes Oberamts zum Wort, die einen Bericht über die politischen Verhältnisse ihres Bezirks gaben. Doch war der Eindruck derart, daß mit allen Kräften gearbeitet werden müsse, um den Ansturm von links und rechts abzuwehren. — Was die Unterstützung durch die Nationalliberale Partei anlangt, auf die man gemäß dem Abkommen im VII. Wahlkreis rechnet, so ist es selbstverständlich auch unsere Meinung, daß sie, wie z. B. im IV. Wahlkreis, auf Gegenseitigkeit beruhen muß. Die Parteileitung und die übrigen Faktoren haben schon ihr Möglichstes getan, ihren Einfluß in dieser Richtung geltend zu machen und werden es zweifellos auch weiterhin tun.
Rotfelden, 30. Jan. Dem Metzger Braun wurde dieser Tage der zwölfte Knabe geboren. Von diesen Zwölf wird nun einer getauft, einer konfirmiert und drei ausgemustert.
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amtliche Bekanntmachungen unS Privat-Knseigsn«
Die Maul- und Klauenseuche
ist weiter ausgcbrocheu in den Oberamtsbrzirken Geislingen, Göppingen, Blanbeuren, Kirchhrim, Neckars«!«», Rottweil, Tübingen und Waiblingen.
Stangen-Versteigerung.
Die Gemeinde Schielberg versteigert aus ihrem Gemeindewald mit Borgfrist bis 1. Oktober ds. Js.
am Montag den 6. Februar ds. Js.
53 Hagstangen, 697 Baumpfähle, 35 tannene Hopfenstangen II. Kl.. 55 dto. 111. Kl., 130 dto. IV. Kl., 365 Rebstecken I. Kl., 1305 dto. II. Kl. und 6405 Bohnenstecken. Zusammenkunft vormittags 8 Uhr beim Rathaus dahier. Schielberg, den 30. Januar 1911.
Kemeindemt.
Axtmann, Bürgermeister.
Einen ordentlichen
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der die Brot- und Feiubäckerei gründlich erlernen will, nimmt in die Lehre
Karl Kuöller,
Bäckermeister, Höfen a/Enz.
Wildbad.
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zum „goldenen Adler".
Mchullljscr-Verpachtung.
Am Freitag den 3. Februar ds. Js.,
nachmittags 2 Uhr
kommt auf der „Hohmühle", Gemeinde Ottenhausen, das
Fischwasser der Psinz,
soweit es die württ. Markungen Feldrennach und Ottenhausen und die badische Markung Ittersbach betrifft, im Wege des öffentlichen Aufstreichs zur Verpachtung auf die nächsten' 12 Jahre (1. Februar 1911 bis 31. Januar 1923), wozu Pachtliebhaber eingeladen werden.
Den 28. Januar 1911.
K. Württ. Kameralamt Großy. Bad. Bürgermeisteramt Neuenbürg. Ittersbach.