23. Januar 1911.
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Zweites
Blatt.
Der «nztäler. ^
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Neuenbürg, Mittwoch den 25. Januar 1911.
«9. Jahrgang.
RunSschau.
Nürnberg, 24. Jan. Etwa 700 Personen liegen hier an der Influenza krank darnieder. Die Seuche verläuft vielfach sehr bösartig.
Aus Baden. 22. Jan. Dem Maurermeister Schlageter in Furtwangen sind kürzlich 3 Schweine vergiftet und eine Kuh durch Schnittwunden verletzt worden. Nach dem Täter wurde bisher vergeblich gefahndet. Vor 2 Tagen lag nun wieder im Stalle des Schlageter ein neu gekauftes Läuferschwein tot am Boden. Es war an dem Tiere nichts anderes festzustellen als 2 kleine Schnitte an den Ohren, durch die zweifellos ein rasch wirkendes Gift dem Tiere beigebracht wurde. — Als der 51 Jahre alte alte Landwirt Vitus Ringswald in Sasbach in den Wald ging um Holz zu machen, nahm er den Weg über das Eis des Allrheins. Sein Bruder Karl, der etwas später denselben Weg machte, sah an einer Stelle das Eis eingebrochen und einen Hut und eine Axt daneben liegen, welche Gegenstände er gleich als die seines Bruders erkannte. Das Schlimmste ahnend, machte er sich sofort auf die Suche und fand den Bedauernswerten tot unter dem Eise.
In Tonadico (Tirol) erwürgte eine Bäuerin ihre 16jährige Tochter, weil sie glaubte, daß diese mit ihrem zweiten Mann ein Liebesverhältnis unter- t, halte. Die Tat geschah, während das Mädchen
j schlief. Die Schwester der Ermordeten ist in Wahn
sinn verfallen.
' Vier Räuber drangen in Newyork in die Wohnung eines Miethauses ein und zwangen sechs ; Dinergäste mit vorgehaltenen Revolvern, ihr gesamtes Geld nebst den Schmucksachen auszuliefern. Dann verschwanden die Räuber in Taxametern wieder > spurlos.
Newyork, 22. Jan. Ein Akt blutiger Lynchjustiz wird aus den Südstaaten gemeldet: In den letzten Tagen haben wieder 3 Neger im Staate Kentucky weiße Frauen überfallen und beraubt. Die Verbrecher wurden in das Gefängnis Shelbyville eingeliefert. Vorgestern abend versammelte sich die gegen 2000 Personen zählende weiße Bevölkerung, mit Revolvern bewaffnet, vor dem Gefängnis, das von der Menge gestürmt wurde. Die beiden Aufseher waren nicht in der Lage, die Gefangenen zu schützen. In wenigen Minuten waren die 3 Neger in den Händen der empörten Menge. Man schleifte sie durch die Straßen vor die Stadt, die Frauen schlugen auf sie ein und begossen sie mit Petroleum. Vor der Stadt wurden den schon halbtot geprügelten
Stricke um den Hals gelegt, und es begann ein Streit um die „Ehre", wer die Verbrecher an den Baum knüpfen dürfte. 3 riesige Cowboys trugen den Sieg davon. In wenigen Sekunden hingen die Verbrecher an einem Baum, und nun begann ein Schnellfeuer aus den Revolvern auf die baumelnden Körper.
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Die Geschoßwirkungen moderner Feldhaubitzen. Die letzten Kriegsersahrungen haben gelehrt, daß auch der Feldkrieg aus befestigten Stellungen heraus geführt werden muß. Die befestigten Feldstellungen mit ihren tiefen Eingrabungen und Ueberdeckungen bieten den modernen Flachbahngeschützen mit ihrer rasanten Flugbahn jedoch so viel Widerstand, daß eine erfolgreiche Bekämpfung dieser Feldbefestigungen mit den Flachbahngeschützen nur durch einen überaus großen Munitionsaufwand durchgeführt werden könnte. Der nahen Gefahr einer Munitionsverschwendung bei einem solchen Kampf mußte vorgebeugt werden; zu diesem Zweck war es notwendig, ein Steilfeuergeschütz zu schaffen, das durch seine Flugbahn in der Lage ist, auch mit geringem Munitionsaufwand stark befestigte Feldstellungen wirkungsvoll zu bekämpfen. Diese Bemühungen führten zur Konstruktion der modernen Feldhaubitze. Welche Wirkung mit einer 10 5-Zentimeter Feldhaubitze neuester Konstruktion erzielt werden kann, zeigt nachstehendes Beispiel: Eine Kruppsche 10.5- Zentimeter Feldhaubitze schoß mit Schrapnells und Sprenggranaten gegen Schützen in Schützengräben. Drei Schützengräben von je 20 Meter Länge in Abständen von 10 Meter hintereinander angelegt, waren mit je 30 Scheiben besetzt. Die Entfernung des vordersten Graben vom Geschütz betrug 2000 Meter. Die Scheiben stellten zur Hälfte stehende, zur Hälfte sitzende, von vorn nicht sichtbare Schützen dar. Durch 10 Schrapnells, die gegen die drei Gräben eine mittlere Sprengweite von 59. 69 bezw. 79 Meter eine Sprenghöhe von 6.7 Meter hatten, waren im ersten Graben 26 Scheiben durch 104 Kugeln und 4 Sprengstücke, im zweiten Graben 24 Scheiben durch 74 Kugeln und 2 Sprengstücke und im dritten Graben 24 Scheiben durch 58 Kugeln und 3 Sprengstücke getroffen. Nur Treffer, die die Scheiben durchschlugen, sind als solche gezählt. Von den getroffenen Scheiben — alle stehenden Scheiben sind getroffen — war im ersten und zweiten Graben je eine Scheibe vollständig zerstört. Weniger wirkungsvoll waren die mit Anschlagzünder gefeuerten Sprenggranaten. Durch 10 Sprenggranaten, deren
mittlerer Treffpunkt 8 Meter hinter dem zweiten Graben lag, wurde im ersten und dritten Graben nichts getroffen; im zweiten Graben waren durch eine am Hinteren Graben eingeschlagene Granate neun Scheiben zertrümmert; außerdem war nur noch eine Scheibe getroffen. Granaten, die drei Meter vor oder hinter einem Graben einschlugen, hatten gar keine Wirkung, obgleich die nicht gedeckte Trefffläche ziemlich groß war. Dieses Schießen zeigt, wie unsicher und vom Zufall abhängig die Wirkung des Granatfeuers mit Aufschlagzünder ist. Zu der prozentuell hohen Trefferzahl der Schrapnells kommt dagegen noch die moralische Wirkung auf die dem Schrapnell ausgesetzte Truppe, mit der in jedem Kriege in hohem Maße gerechnet werden muß.
Wie man aus Bramstedt meldet, sind auf dem Gute Gayen drei kleine Kinder eines Arbeiters im Alter von ein, zwei und vier Jahren in Abwesenheit ihrer Eltern durch Kohlengas erstickt.
Anläßlich einer in Monnay (Ungarn) stattfin- denden Wahl eines Richters kam es neulich zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Parteien zu einem blutigen Kampfe. Zwei Personen wurden getötet, fünf schwer und eine Anzahl anderer leichter verletzt.
Aus Petersburg wird gemeldet: Der polnischjüdische Kleinbürger David Kotschmer hat in den letzten drei Jahren unter Benutzung falscher Ausweispapiere zwanzig Frauen geehelicht. Der Heiratsschwindler wurde dem Gericht überliefert.
Nach einer russischen Meldung wurden in Lodejnose sechs Personen von einem Wolf totgebissen. Bei der auf das Raubtier veranstalteten Jagd wurde ein Bauernbursche durch einen Flintenschuß getötet. Der Wolf konnte schließlich zur Strecke gebracht werden.
In Louisville in Kentucky wurden drei Neger von etwa zwanzig Leuten aus dem Gefängnis geholt und gelyncht. Einer war bereits wegen Mordes an einer Negerin zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden. Die beiden anderen waren wegen eines Angriffs auf weiße Mädchen angeklagt. Die Neger wurden an einer Eisenbahnbrücke aufgehängt. Bei einem riß der Strick, worauf er fliehend erschossen wurde.
Schreckenstaten Wahnsinniger. In Ta- polcza im ungarischen Komitat Zala erschoß der Waldhüter Ludwig Farkas seine beiden kleinen Kinder und eine erwachsene Tochter. Auch seine Frau verletzte er durch mehrere Schüsse schwer. Als die Gendarmerie erschien, richtete er seine Waffe vom Fenster aus gegen sie, bis er selbst von den Kugeln der Beamten tödlich getroffen wurde. Ein viertes
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Romantische Erzählung von E. Homberg.
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Die deutschen Ritter hatten sich in ihr Lager zurückgezogen und Junker Georg, der junge Held, wurde von seinen Schlachtgefährten als der Held des Tages gefeiert und mit Spenden des Lobes und Dankes überschüttet und gar manches bekannte Ge- ^ sicht fand er unter Jenen. i
„Ich wünsche euch von ganzem Herzen Glück zu * der ruhmvollen Tat, die ihr an diesem Abende vollbracht habt," sagte soeben der Reichsgraf von Felseck zu Georg, indem er in Gesellschaft eines anderen Ritters zu ihm trat.
„Du . . . Junker Georg!" rief der Begleiter Felsecks und Georg erkannte in dem Ritter den Grafen Eberhard von Herrenried. Der riesenhaft gestaltete Ritter, der erst vor einigen Stunden so kräftig mit auf die Türken dreingeschlagen hatte, war keines weiteren Wortes mächtig. ^
Endlich lief Graf Eberhard, welcher sich unter - den durch Georgs Hilfe geretteten Rittern befand ' und der seinen ehemaligen Pflegling eben erkannt hatte, auf diesen zu, siel den Junker um den Hals und ließ seinen Gefühlen freien Lauf.
Die übrigen Ritter umstanden die beiden sich Wiedersehenden und waren nicht wenig verwundert über dies seltsame Ereignis und über des grauen Ritters Rührung. In den Augen des jungen Helden aber glänzten Tränen der Freude.
„Und du bist es wirklich? Meine Augen trügen mich nicht?!" rief der Graf immer von neuem aus und schien sich vor Freude gar nicht fassen zu können.
„Nein, nein! Ihr täuscht euch nicht, gnädiger Herr! Ich bin Junker Geo^, der auf eurem Schloß heranwuchs, der euch sein ganzes Leben dankt. O, mein edler Wohltäter, ich habe euer noch keinen Augenblick vergessen, seit ich Schloß Herrenried verließ. Und ich preise das glückliche Schicksal, das uns hier zusammenführle!" sagte der Junker begeisterungsvoll und in freudiger Erregung.
Nachdem die erste Freude des Wiedersehens verrauscht war, erzählte der Graf von Herrenried, wie auch er dem Hilferuf des Kaisers Folge geleistet, sich mit einer Anzahl fränkischer Ritter vereint und teil genommen habe an der Bekämpfung der das Abendland bedrohenden Muhamedaner. Dann erzählte er feinem ehemaligen Pflegling noch weiter von dem seitherigen Leben auf Schloß Herrenried und der junge, ganz überglückliche Held lauschte den Worten des Grafen in freudiger Rührung.
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In den folgenden Tagen entbrannte der Kampf um Wien auf's Neue. Die deutschen Ritter setzten alle ihre Kräfte daran, um die Türken, die gleichsam eine zweite Mauer um die Kaiscrstadt gezogen hatten, zu besiegen und zu vertreiben. Der Belagerungsgürtel wurde denn auch an mehreren Punkten von den Deutschen gesprengt und die Belagerer konnten sich in ihren Positionen nicht länger behaupten und mußten den Ausfällen der Deutschen endlich
weichen: in wenigen Tagen war die Bevölkerung der Hauptstadt von der Kriegslage befreit und Wien entsetzt. Das Türkenheer löste sich schließlich in wilder Flucht auf und wurde, unter Verfolgung der deutschen Ritter, nach Ungarn zurückgeschlagen. An allen diesen tapferen Taten der deutschen Ritter hatte Junker Georg einen nicht geringen Anteil. Er hatte sich noch zu wiederholten Malen ehrenvoll hervor-
- getan, namentlich bei der Durchbrechung der türkischen
- Belagerungskette und er war von Tag zu Tag, von ! Treffen zu Treffen bei seinen Kampfgenossen in Ach- ! tung und Ansehen gestiegen; alle diese deutschen
Ritter, neidlos und ohne Selbstsucht, feierten diesen jungen Helden und seine tapferen kühnen Taten.
! Da geschah es denn auch eines Tages, daß Kaiser
> Karl V. in dem Lager der deutschen Ritter erschien, ' um diesen für ihre Tapferkeit und Anhänglichkeit an
Kaiser und Reich, die sie ihm in dieser schweren i Zeit der Not und Bedrängnis in hohem Maße bewiesen hatten, seinen Dank auszusprechen.
I Bei dieser Gelegenheit ließ der Kaiser alle die- ! jenigen Ritter sich vorstellen, die sich in den Kämpfen
> gegen die Türken durch ihre Tapferkeit besonders ! ausgezeichnet hatten und die älteren Ritter ver- : säumten es nicht, Junker Georg als den Ersten aller
- Tapferen ihrem kaiserlichen Herrn vorzustellen.
Es waren namentlich Graf Eberhard von Herren- ' ried und der Reichsgraf Hans von Felseck nebst noch : einigen anderen Rittern, die durch Georgs Todesmut l aus jenem Hohlweg gerettet worden waren, welche dem Kaiser von des jungen Helden tapferen Taten