New-Dork, 26. Dez. 34 000 Lokomotivführer und Angestellte aller Bahnen westlich von Chikago drohen mit dem Streik, der am Sonntag beginnen soll. Es besteht nur geringe Aussicht auf friedliche Beilegung der Streitigkeiten.

New-Dork, 26. Dezbr. Das Feuer in der Chicagoer Schlachthäusern ist noch nicht gelöscht. Die Feuerwehr macht heroische Anstrengungen, die weitere Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Gestern wurden wieder mehrere Feuerwehrleute durch eine einstürzende Mauer verletzt.

Los Angeles, 27. Dezbr. Der Aviatiker Hoxsey hat während eines Fluges die Höhe von 11474 Fuß erreicht und damit einen neuen Höhen­rekord aufgestellt.

Württemberg.

Stuttgart, 24. Dez. Zur Eröffnung des neuen Landtags wird durch K. Verordnung die Ständeversammlung auf Freitag den 13. Januar einberufen. Die vor kurzem noch verbreiteten Mel­dungen, daß der Landtag erst Ende Januar zu­sammentreten würde, haben also ihre Bestätigung nicht erhalten. Die mit Rücksicht auf den Stand -er Vorarbeiten verhältnismäßig frühe Einberufung ist wohl deshalb erfolgt, weil der König den Wunsch hat, den Landtag vor seiner Abreise nach dem Süden Persönlich zu eröffnen. Bis dahin wird also wohl auch die Beamtenaufbesserungsvorlage und der Etat den Ständen zugehen. Einzelne Teile des Etats sind, wie dies meistens der Fall zu sein pflegt, schon dem Bureau des Landtags überwiesen worden.

Stuttgart, 24. Dez. Die Königin hat auf das Christfest an 65 Dienstboten das Ehrenzeichen für treue Dienste verliehen und zwar an 11 das vergoldete für 50jährige Dienstzeit, an 54 das silberne für mindestens 25jährige Dienstzeit in der­selben Familie oder in demselben Anwesen.

Stuttgart, 24. Dezbr. Anläßlich des starken Anfalls von Briefsendungen über Neujahr wird darauf aufmerksam gemacht, daß eine genaue und deutliche Aufschrift wesentlich zur Beschleunigung der Abfertigung und Bestellung der Briefsendungen beiträgt. Um die rechtzeitige Ankunft der Brief­sendungen an Neujahr zu erreichen, wird empfohlen, die Sendungen nicht erst am 31. Dezember ein­zuliefern.

Stuttgart, 23. Dez. Das Steuerwachpersonal erhielt bisher zur Bestreitung der Wohnungsmiete einen Beitrag aus der Staatskasse. Nun kommt noch vor Weihnachten die Mitteilung, daß künftig vom 1. April 1910 ab der volle Mietzins ent­schädigt und die restlichen Beträge für Heuer nach­bezahlt werden. Es ist dies ein nettes Christkindls für die Steueraufseher.

Stuttgart, 24. Dezbr. Aus Anlaß der 40. Wiederkehr des Tages der Reichsgründung veran­stalten die Volksschulen Groß - Stuttgarts am 18. Januar Schulfeiern und zwar gemeinsame Feiern in den oberen Klassen.

Stuttgart, 24. Dez. Der Verband württem- bergischer Industrieller hält am 8. Januar seine Generalversammlung hier ab mit einem Vortrag des Reichstagsabgeordneten Dr. Stresemann über wirtschaftliche und sozialpolitische Zeitfragen.

Die Handwerkskammer Reutlingen hat dieser Tage an die Volksschulen, sowie an die höheren Lehranstalten ihres Bezirks die neue Auflage ihres Ratgebers zur Berufswahl" zum Zwecke der Verteilung an die zur Schulentlassung kommenden Knaben versandt. Das Büchlein ist wiederum neu durchgesehen und auf den neuesten Stand ergänzt worden und dürfte in dieser Form üianchem Vater oder Vormund nützliche Winke für die Berufswahl der ins Leben tretenden Knaben geben. Von Wert ist insbesondere auch das am Schluß angehängte Verzeichnis der für die Handwerker in Betracht kommenden Fachschulen und sonstiger Weiterbildungs­gelegenheiten.

Eßlingen, 23. Dez. Die Vorträge, die Ober­bürgermeister Mülberger im Laufe des Winters über seine Reise nach Amerika hält, finden stets ein dankbares, sich immer vergrößerndes Publikum. So war auch der letzte, den er über den Dellow- stone-Park und den großen Canon im Bezirkslehrer­verein für Naturkunde hielt, sehr stark aus allen Kreisen der Bevölkerung von Stadt und Land besucht. Auch Stuttgarter waren gekommen, darunter Graf Uexkull und Direktor v. Hieber. Der Redner gab ein äußerst packendes Bild von diesen zwei Naturschönheiten Nordamerikas, die der Amerikaner mit Recht nach seiner Staatsverfassung, auf die er am meisten stolz ist, zusammen mit dem Niagara und dem Nosemit-Tal als die vier größten Wunder

Amerikas preist. Dr. Mülberger beschrieb eingehend den Park in seiner märchenhaften Schönheit, mit seinen Geysern, Schlammvulkanen, Hunderten von heißen Quellen, seinen 2000 Meter hohen Bergen und seinem Wildreichtum. Den großen Canon be- zeichnete er als furchtbar-schöne Felschenschlucht, deren Talwände sich bis 2000 Meter hoch auftürmen, deren Obridianfelsen aus schwarzem Glas von zauberhafter Lichtwirkung sind. Der wunderbare Wechsel von Farbe, Licht und Schatten wirkt zauber­haft. Dem glänzenden Vortrag folgte die Vor­führung von etwa 80 farbigen Lichtbildern, die das gesprochene Wort anschaulich illustrierten.

Oberndorf, 27. Dezbr. Die peruanische Waffenkommission hat nach einem ^jährigen Auf­enthalt die Stadt wieder verlassen. Sie hat insge­samt 32 000 Gewehre nebst Seitengewehre über­nommen. Die letzteren sind in Solingen hergestellt worden. Zur Zeit befindet sich hier noch eine serbische Waffenkommission, bestehend aus Offizieren und Beamten, ebenfalls zur Abnahme von Waffen.

Vaihingen a. F., 26. Dez. Aus Feuerbach erschien dieser Tage hier eine Abordnung der bürger­lichen Kollegien, um dem Kommerzienrat R. Leicht eine künstlerisch ausgestattete Ehrenbürgerurkunde zu überreichen.

Brackenheim, 26. Dezember. Der Mechaniker Schmidt, der seiner Zeit den ehemaligen Schult­heißen Bosch von Stockheim entführen wollte, ist aus dem hiesigen Krankenhaus, wo sein Geistes­zustand einer Beobachtung unterzogen werden mußte, ans Landgericht Heilbronn eingeliefert worden.

Herrenberg, 24. Dez. Nach langem Bemühen ist es unserer Oberamtsstadt gelungen, die Industrie, die hier bisher vollständig fehlte, an den Platz zu ziehen. Eine Pforzheimer Silberwarenfabrik eröffnet eine Zweigniederlassung und in den Baulich­keiten der früheren Brauerei zumHasen" wird eine Gold- und Politurfabrik eröffnet.

Schorndorf, 26. Dez. In letzter Zeit sind auf dem hiesigen Postamt verschiedene Male falsche Zweimarkstücke angehalten worden, die sämtlich das Bild Kaiser Wilhelms I. die Jahreszahl 1876 und das Münzzeichen 0 tragen. Sie sind aus Messing und versilbert. Die Prägung ist sehr deutlich.

Tübingen, 23. Dez. Das 4jährige Mädchen, das gestern aus einer brennenden Stube gerettet worden ist und das man hoffte, am Leben zu er­halten, ist heute nacht gestorben.

Fellbach, 27. Dez. Hier hat ein 6 jähriger Junge sein °/t jähriges Schwesterchen durch einen Terzerolschuß in den Mund schwer verletzt. Der Fall mahnt dazu, Waffen, namentlich geladene, so aufzubewahren, daß sie für Kinder unzugänglich sind.

kkus StaSt» Bezirk uns Umgebung.

G Neuenbürg, 27. Dez. Wie alljährlich hielt der Militärverein feine Weihnachtsfeier am Stephansfeiertag. Diese war diesmal imBären" und gut besucht. Hatte doch diesmal der Militär­verein eine Abteilung einer Militärmusik aus Rastalt sich kommen lassen, um den Mitgliedern und ihren Angehörigen, sowie den Gästen des Vereins etwas Gutes zu bieten. Die Militärmusiker haben auch ihre Sache gut gemacht. Mit der Weihnachtsfeier war auch eine Diplomverteilung für 25jährige un­unterbrochene Zugehörigkeit zum Verein verbunden. Diesmal konnten 3 Mitglieder, die HH. Ferdinand Trillhaas, Friedrich Haist und Ernst Koch mit Diplomen bedacht werden. Diese wurden ihnen von dem Vorstand, Hrn. Lustnau er mit einer Ansprache überreicht. Hr. Haist dankte im Namen der durch Diplome Ausgezeichneten. Zwischen die Nummern der Musik waren Sologesänge eingestreut, gesungen von Frln. Zorn und Hrn. Emil Haist, die zum Teil schön zur Feier paßten und die von Soldatenabschied und Soldatentod zum Herzen sprachen. Beide fanden auch für ihre schönen Leist­ungen die verdiente Anerkennung. Die Verlosung nahm den bekannten Verlauf und brachte wie jedes­mal manche heitere Ueberraschungen. Der Tanz hielt die Mitglieder und Angehörigen des Vereins bis in die Morgenstunden hinein zusammen.

Neuenbürg, 27. Dez. Wie das heurige Früh­jahr, der Sommer und der Herbst, so standen auch die Weihnachtstage voll im Zeichen des Regen­wetters. So schön und erfreulich noch die Aus­sichten von Mitte der vorigen Woche an waren, so trübselig gestaltete sich das Weiter vom Samstag ab, da plötzlich wieder ein Witterungsumschlag auf­trat. Ja. es war ein garstiges Regnen, das am zweiten Feiertage und vollends am heutigen Tage in wüstes Sudelwetter überging. Heute früh waren bei uns die waldumkränzten Höhen mit Schnee ver­

sehen; daß es auf der Dobler Höhe regelrecht geschneit haben muß, das bewies uns der von Herrenalb vormittags kommende Postwagen, der dicht mit Schnee bedeckt war. Heute abend kam es auch bei uns im Tal zum Schneien; wenn es auch dies­mal noch nicht zu einer Schneebahn reichen wird, so kann doch konstatiert werden, daß noch, zwar etwas verspätet, weiße Weihnachten eingetroffen sind. Nachschr. vom 28.. morgens. Bei 0 Grad k hat es über Nacht tüchtig weiter geschneit, so daß wir nun eine vollständige Schneedecke haben. Auf den Höhen von Dobel und LMgenbrand liegt der Schnee fast meterhoch.

/X Herrenalb, 27. Dez. Der Militärverein hatte zu seiner gestrigen Weihnachtsfeier im Saal des Hotels zur Post ein gediegenes Programm vor­bereitet, welches vor überfülltem Saale sich abwickelte. Als Gäste waren der Liederkranz Herrenalb, der Kirchenchor und der Liederkranz Gaistal erschienen; die beiden ersteren übernahmen den gesanglichen Teil. Die Begrüßungsrede des Vorstands A. Hauber schloß mit einem Hoch auf König Wilhelm II. Fr. Bienz erfreute durch heitere mundartliche Vor­träge. Die beiden Höhepunkte des Abends bildeten das MelodramaFahnentreue" und die vergnügliche PosseDie letzten zwei Taler", famos gespielt durch P. Waldmann und K. Pfeiffer. Um die Durch­führung des Programms hat sich Hauptlehrer Seeger verdient gemacht. Die übliche Gabenver­losung und Tanzunterhallung schloßen den anregend und harmonisch verlaufenen Abend.

Brötzingen. 28. Dez. Gestern abend ist die Maschine und der Packwagen des um 10.15 von Calw hier eintreffenden Zugs 936 entgleist. Als Ursache ist anzunehmen, daß die Weichen durch den rasch fallenden Schnee eingedeckt waren. Verletzt ist niemand; auch der Materialschaden ist nicht sehr bedeutend. Der Verkehr wurde heute vormittag durch Umsteigen aufrecht erhalten.

** Pforzheim, 26. Dez. Die Stuttgarter Haupt­verwaltung des Metallarbeiterverbands hat in einem Schreiben an den hiesigen Arbeitgeberverband sich bereit erklärt, seine Septemberforderungen zurück­zuziehen, wenn der Arbeitgeberverband verhandeln will. Es wird abzuwarten sein, wie morgen die Antworten der Arbeiter auf die Frage wegen der Wiederaufnahme der Arbeit am 2. Januar aus- fallen.

Pforzheim. 24. Dez. Die Regierung hat nun­mehr die gewünschten Maßregeln zum Schutze der Arbeitswilligen in weitgehendem Umfange zugesagt und bereits berittene Gendarmen nach hier gelegt.

Neuenbürg. Die letzte Nummer des 18. Jahr­gangs der Schwarzwaldvereinsblätter bringt eine ReisebeschreibungIm Gebiete des Feldbergs" von Schweikert-Pforzheim, ein stimmungsvolles Ge­dichtWeihnachtsklang" von Anton vom Kocher, einen Aufsatz überDie Turmeinweihung auf der Hornisgrinde am Sonntag 30. Okt. 1910", eine sehr anregende und originelle Schilderung des Kirchweihbrauchs in Alzenberg bei Calw" von Karl Jäkle Calw, ein Gedicht überWeilderstadt" von Robert OechslerMd unter der RubrikVerschiedenes", Mitteilungen und Bemerkungen zuDorfweiher", das älteste Bauernhaus im Schwarzwald",Flößer­zeichen" undDas Strohdach im Aargau". Der geschäftsführende Ausschuß teilt mit, daß auf das erlassene Preisausschreiben zur Erlangung einer künstlerischen Mitgliedskarte 42 Entwürfe eingegangen seien. Den 1. Preis mit 120 Mk. erhielt Wilhelm Bühler-Stuttgart. Die Entwürfe waren im Landes­gewerbemuseum zur Besichtigung ausgestellt. Nach­richten aus den Bezirksvereinen und eine reiche Bücherschau bilden den Schluß der wiederum mit hübschen Bildern ausgestatteten Zeitschrift.

Ein schwäbischer Bauer als Philosoph. Dieser Tage ging von Derendingen nach Tübingen ein Bauersmann mit seinem 12 jährigen Sprößling. Kurz vor den Toren Tübingens lag eine Visitenkarte, die der Knabe zu sich nahm. Sohn:Do stoht ebbas druf." Vater:Ha, no lis es halt!" Sohn:Karl Müller, aber s' ander ka i et lesa." Vater:Gibs emol her, i wurs scho lesa kenn«. I sag der's gnau. Dös hoißt: Karl Müller schtudiert natürlich et (nicht) vill in Tübingal" Die Karte lautete: Karl Müller, stuä. nat. et Ml., Tübingen.

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