Vereinigung verbleiben wird, das muß sich ja bald zeigen.
Wie die Württ. Automobil- und Luflschiffahrts- Korrespondenz meldet, hat der König das Protektorat über den Württ. Automobil-Club übernommen und die Erlaubnis erteilt, daß der Club in Zukunft den Namen „Königlich Württem- bergischer Automobil Club" führt.
Tübingen, 28. Novbr. Gut informiert sind scheinbar etliche Verbindungen über hiesige akademische Verhältnisse. Fuhren da einige Herren zum Kartenabwerfen bei den Professoren Busch und v. Neumann vor. Sie waren sehr erstaunt zu hören, daß Prof. Busch schon längst nicht mehr hier, sondern in Marburg wirkt, und daß Prof. v. Neumann gestorben ist.
Freudettstadt, 28. Novbr. Wie das hiesige Bezirksamtsblatt erfährt, ist Hrn. Bauwerkmeister Vogt die Stelle eines Badinspektors in Wildbad übertragen worden. Er wird seine neue Stelle am 1. Dezember antre.en.
Freu densladt, 28. Nov. Gestern wurde in unserer Umgebung dem Wintersport ausgiebig gehuldigt. Der Sonderzug von Stuttgart nach dem Schwarzwald brachte über 400 Teilnehmer. Der gestrige Sonntag war auch ein prachtvoller Wintertag und auf dem Kniebis, in Baiersbronn, Zuflucht und Ruhestein waren die Gasthöfe überfüllt. Auch die unmittelbare Umgebung Freudenstadts gab für Skiläufer ein geeignetes Uebungsfeld ab. Die Rodelbahnen waren ungemein belebt. Heute hat ein heftig einsetzendes Regenwetter der Winterherrlichkeit rasch ein Ende gemacht.
Horkheim OA. Heilbronn, 29. Novbr. Wie fanatisch und gehässig es bei der hiesigen Schultheißenwahl zuging, zeigt der Vorfall, daß nach dem oberamtlichen Leiter der Wahlhandlung bei seinem Heimgang geworfen worden ist. Daß es bei einem Wahlkampf soweit kommt, ist gewiß ein bedenkliches Zeichen. Zu wünschen wäre nur, daß der Werfer ermittelt und zur Anzeige gebracht werden könnte.
Bus Stadt» Bezirk und Umgebung.
Eine ständige Lehrstelle in Hohengehren, Bezirk Aichelberg (Schorndorf) ist dem Hauptlehrer Schüler in Unterlengenhardt, Bez. Calw, übertragen.
Neuenbürg, 30. Novbr. Zwei Ehrentage der württ. Truppen kehren zum 40. Mal wieder, die Schlachttage von Villiers und Champigny. Am 30. November 1870 halten die Franzosen in Paris mit einer ungeheuren Uebermacht einen Ausfall gegen die deutschen Belagerer gerade nach den Punkten unternommen, wo die in einem riesigen Kreis die französische Hauptstadt umfassende Kette am schwächsten war, nämlich gerade an jenen Punkten des Marneufers, den unsere württ. Division unmittelbar neben einer sächsischen Division besetzt hielt. Das von unseren Landsleuten besetzte Champigny mußte aufgegeben werden; dagegen wurde das weiter rückwärts gelegene Villiers in einem mörderischen Kampfe bis zu ziemlich später Abendstunde, wo die Würtemberger Verstärkungen erhielten, gegen die mehr als zehnfach stärkeren Franzosen vollständig behauptet und so der geplante französische Durchbruch verhindert. Wäre letzteres gelungen, so hätte die Belagerung von Paris wahrscheinlich auf mehrere Wochen aufgehoben werden müssen. Paris selbst hätte sich neuerdings für lange Zeit verproviantieren können und der Krieg mit seinen schweren Opfern hätte sich vielleicht noch lange hinziehen können. — Am 2. Dezember 1870 aber eroberten unsere schwäbischen Helden in einem äußerst erbitterten Straßenkampf das Dorf Champigny wieder und warfen die weit stärkeren Franzosen über die Marne zurück in das eigentliche Weichbild von Paris hinein. — In der Schlacht von Villiers und Champigny konnten unsere Truppen zeigen, und nach dem Zeugnis des nachmaligen ersten deutschen Kaisers und des Grafen v. Moltke haben sie es auch glänzend gezeigt, daß sie sich ebenbürtig neben die glänzendsten Leistungen anderer deutschen Truppen stellen durften. Groß zwar waren die Verluste, aber herrlich der Erfolg der Schlachten von Villiers und Champigny. Wie bereits angedeutet, wäre ein geglückter Durchbruch der belagerten Franzosen für die deutsche Armee ziemlich verhängnisvoll geworden, während dessen Zurückweisung die Belagerten so entmutigte, daß sie von da an keine größeren Ausfälle mehr zu machen wagten und nachdem nun auch noch die Hoffnung eines Entsatzes von außen her geschwunden war, und in Paris die Hungersnot sich einstellte, endlich kapitulierten. Unsere württembergischen Truppen haben also ganz wesentlich mit dazu beigetragen, daß der schwere Krieg keine größere Verlängerung
mehr erfuhr, sondern durch die Kapitulation von Paris auch der Friedensschluß deutscherseits erzwungen werden konnte. Der heutige Tag ist der größte und schönste in der Ruhmesgeschichte der württembergischen Truppen, dessen 40. Wiederkehr heute in allen Gauen des Vaterlandes gefeiert wird. Wenn wir uns in einzelne Episoden jener grimmig kalten und doch so heißen Wintertage zurückversetzen, so geziemt es sich auch für das ganze würstembergische Volk, nicht nur den noch am Leben befindlichen Helden von Villiers und Champigny den begeisterten Dank auszudrücken, sondern auch der zahlreichen Helden trauernd zu gedenken. die bei Villiers und Champigny mit ihrem Herzblut das deutsche Reich gründen halfen und die Ehre des schwäbischen Namens hoch gehalten haben. Wir Alten wissen noch aus eigener lebhafter Erinnerung, wie das ganze schwäbische Volk einesteils erschüttert war durch die Verlustliste aus den Schlachten von Villiers und Champigny. andererseits aber auch die Brust sich schwellen ließ von dem Gedanken, daß das Dichterwort sich wieder einmal bestätigt hatte: „Wohl manchen Mann und manchen Held, im Frieden gut und stark im Feld, gebar das Schwabenland." Die Schlacht von Champigny-Villiers war die Bluttaufe der württembergischen Division; 90 Offiziere und 1864 Mann starben in ihr den Heldentod fürs Vaterland. Das dankbare Württemberg hat seinen braven Söhnen in dem vor einigen Wochen enthüllten Denkmal bei Champigny ein schlichtes Ehrenzeichen errichtet. Unsere Kinder wollen wir lehren, nicht nur die Taten der Väter in allzeit lebendiger und dankbarer Erinnerung zu behalten, sondern auch fest zusammenzustehen, um das deutsche Reich, welches unsere Helden haben schaffen helfen, vor innerer Erschütterung zu bewahren, und wenn es notwendig wird, auch gegen jeden äußeren Feind mit Heldenmut und Begeisterung zu verteidigen.
Neuenbürg, 29. Novbr. (Gemeinschaftliche Sitzung der bürgert. Kollegien am 28. Nov.) Zunächst wurde die Abhör der Stadtpflege-, Real- schulfondspflege-, Lateinschulfondspflege- und Stiftungspflegerechnungen pro 1908/09 vorgenommen. Nachdem sodann aus Anlaß der Revision dieser Rechnungen verschiedene Beschlüsse von nicht besonderer Bedeutung gefaßt worden waren, wurde auf Anregung der Firma Krauth u. Co. über die Herstellung eines besseren Uebergangs über den Rotenbach bei der Dennach-Neuenbürger Markungsgrenze verhandelt; hiebei wurde von verschiedenen Seiten des Umstands Erwähnung getan, daß schon mehrfach Weg-Ueberflutungen an dieser Stelle dadurch stattgefunden haben, daß die Durchlässe böswilligerweise verstopft wurden. Definitive Beschlußfassung wegen Regelung dieser Angelegenheit kann erst stattfinden, nachdem die Vertreter der in erster Linie beteiligten Gemeinde Dennach die kürzlich angesonnene Aeußer- ung abgegeben haben werden. Sodann kam die Frage der Eingemeindung eines Teils der Markung Gräfenhausen wiederholt zur Sprache. Die Vertreter von Gräfenhausen haben nämlich vor einiger Zeit erklärt, daß sie bis jetzt noch nicht die nötige Zeit gefunden hätten, um gegenüber den Angeboten von Neuenbürg bestimmte Forderungen für das abzutretende Gebiet stellen zu können. Nachdem nun seitdem wieder 4 Wochen verstrichen sind, so wurde der Hoffnung Ausdruck verliehen, es werden nunmehr die Gemeindevertreter von Gräfenhausen zur Stellung dieser Forderungen in der Lage sein, und es sollen dieselben daher wiederholt darum gebeten werden. — Seitens hiesiger Einwohner werden seit Jahren dem Bezirkswohltätigkeits-Verein namhafte Jahresbeiträge geleistet; es wurde nun auch seitens der Stadt ein Jahresbeitrag von 30 Mark verwilligt.
G Neuenbürg, 28. Nov. Mit dem Kirchenkonzert am Adventssonntag hat der hiesige Kirchenchor und sein bewährter Dirigent Hr. Oberlehrer Vollmer allgemeine Anerkennung verdient und auch gefunden. Schon die Grundidee des Programms, die Zusammenstellung nach dem Kirchenjahr und die Verbindung der musikalischen Darbietungen durch das gesprochene Wort war gut. Das Programm ist fast zu reichlich ausgefallen. Es war eine große Anzahl von gemischten Chören, Frauenchören, Schülerchören, gemischten Chören. Gemeindegesängen, Sologesängen, Orgel- und Violinvorträgen. Doch standen die Darbietungen auf durchschnittlich guter Höhe neben ganz hervorragenden Leistungen. Als Solisten waren Hr. Saut er aus Ludwigsburg, der als Sänger hier schon längst bekannt und geschätzt ist, Hr. Lehrer Sindlinger aus Schwann, jetzt Musikdirektor in Heidenheim (für Orgel) und Hr. Pfarrer Breitweg von Birkenfeld (Violine)
gewonnen worden. Die Einleitung, eine kunstvolle Orgelfuge von Bach war eine Meisterleistung. Nun wies Hr. Dekan auf die Bedeutung des Kirchenjahrs und der Hauptfeste hin. Außerdem wurde von einem Fest zum andern durch verbindende Worte ein innerer Zusammenhang hergestellt. Auch ein kurzes vorgetragenes Gedicht wies auf diesen Zusammenhang hin. Der Adventschor: „Hoch tut euch auf", leitete das Kirchenjahr ein. Ein gemeinsam gesungenes Lied und ein Schülerchor waren dem Weihnachtsfest gewidmet. Die Schüler haben sich mit ihrer nicht ganz leichten Aufgabe ganz wacker abgefunden. Die Neujahrsstimmung wurde durch das Frauenterzett: „Hebe deine Augen auf" (Frau Braun (Sopran), Frln. Jörger u. Frln. Schwab (Alt) sinnig hergestellt. Nun folgte ein Tenorsolo: „Die Könige wandern aus Morgenland", eine tiefgründige Komposition des Dichterkomponisten Cornelius. Ebenso ansprechend was das Bußtagslied: „Aus dem Staube rufe ich". Auch das Violinsolo paßte ganz zu dieser Bußtagsstimmung. Die Stimmung der Leidenswoche wurde durch den Gemeindegesang: „O Lamm Gottes unschuldig" und durch den Kirchenchor mit dem ewig schönen „^ve verum" von Mozart zum Ausdruck gebracht. Ein kräftiger Männerchor, aus verschiedenen Vereinen zusammengestellt, leitete in die Osterstimmung über, noch mehr das freudige Tenorsolo: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt" aus dem „Messias". Sehr Anklang fand die fröhlich heitere Pfingst- kantate von Bach: „Mein gläubiges Herze frohlocke", die immer anspricht. Nun folgte ein etwas schwieriger Frauenchor: „Wohl denen, die ihn von Herzen suchen". Ebenso wurden Kirchweihfest und Reformationsfest durch entsprechende Chöre und Tenorsoli in den Festkreis des Kirchenjahrs einbezogen und so ein innerer Zusammenhang hergestellt, der das Ende mit dem Anfang verbindet, der uns hinweist auf das Endziel, die Vollendung aller Dinge, die Ewigkeit. Dies wurde zum Ausdruck gebracht durch den gemeinschaftlichen Gesang: „Gloria sei dir gesungen" und noch viel mehr durch den Kirchenchor mit dem machtvollen Abschluß des Ganzen: „Das große Halleluja" aus dem „Messias" von Händel. Es steckt eine große Summe von Mühe und Arbeit hinter diesen Leistungen des Kirchenchors. Das in jeder Hinsicht gute Gelingen wird aber ein Ansporn sein, weiter zu streben. Sämtliche Orgelbegleitungen zu den Chören, Sologesängen und Violinvorträgen wurden in meisterhaft sicherer Weise durch Hrn. Sindlinger ausgeführt, der einen großen Anteil am Gelingen des Ganzen hat. Auch den HH. Solisten, Hrn. Sanier und Hrn. Pfarrer Breilweg, die sich in so liebenswürdiger Weise dem Kirchenchor zur Verfügung gestellt haben, soll auch an dieser Stelle der Dank und die Anerkennung der Zuhörer ausgesprochen werden. Es war ein seltener Kunstgenuß, ein voller Erfolg des Kirchenchors und seines verdienten Dirigenten. Auch der klingende Erfolg ist ein befriedigender, war doch das Gotteshaus fast bis auf den letzten Platz besetzt.
Neuenbürg, 30. Nov. Unsere Leser werden noch an dieser Stelle auf die von heut auf morgen zu vollziehende Volkszählung hingewiesen. Zur vorschriftsmäßigen Ausfüllung der Zählerlisten ist' jedermann verpflichtet. Die Herren Zähler werden übrigens bereitwilligst Auskunft geben.
Wildbad, 28. Nov. Am Samstag abend fand im Hotel Lamm die diesjährige Hauptversammlung des Wintersportvereins statt. Nach Eröffnung durch den Vorsitzenden Baron von Gemmingen erstattete Hofapotheker Dr. Metzger den Kaffen- und Vereinsbericht. Nach interessanten internen Besprechungen über die projektierte Ausgestaltung des Wintersports durch Erbauung von Sprunghügeln und Erstellung eines Skigeländes wurden die nötigen Neuwahlen vorgenommen. Hr. Baron v. Gemmingen erklärte auf allseitigen dringenden Wunsch die Annahme einer Wiederwahl. Als Mitglieder des Ausschusses wurden neugewählt Postsekretär Handel, Oberreallehrer Steirer und Buchhändler Paucke. Die übrigen Herren des Vorstandes wurden durch Zuruf wiedergewählt. Dem Antrag des Hofapothekers Dr. Metzger auf Statutenänderung, daß man die Wahl des Vorstandes nicht wie bisher auf 1 Jahr Giltigkeit, sondern auf die Dauer von 3 Jahren vornehme, wurde einmütig entsprochen. — Ein weiterer Antrag aus der Mitte der Versammlung, wonach Rodelschlitten mit Bremsvorrichtung die städtische Rodelbahn nicht befahren sollen, wurde nach eingehender Beratung und nachdem von sachkundiger Seite mitgeteilt wurde, daß eine künstliche Bremse eine Gefahr ebenso für den Rodler wie für die Rodelbahn sei, ebenfalls angenommen.
Hirsau, 28. Nov. Am gestrigen Sonntag erlitt ein Fräulein beim Rodeln einen komplizierten Bein-