ferien haben, sonst hätte sich schweres Unheil wohl nicht verhüten lassen.
Eybach, OA. Geislingen, 13. Okt. Wie alljährlich, so wird auch Heuer wieder am kommenden Montag, als dem Kirchweihmontag, der sogenannte „Huttanz" aufgesührt. Es ist dies eine Kinder- belustigung, an der nicht nur die ganze Gemeinde, Männlein und Weiblein, teilnehmen, sondern die auch jedes Jahr sehr viele Zuschauer aus näherer und weiterer Nachbarschaft herbeilockt. Die Art und Weise der Abhaltung dieser Gemeindesitte darf als einzig dastehend in ganz Württemberg genannt werden. Ueber die Ursache der Einführung, sowie die erstmalige Abhaltung dieses Huttanzes ist in keiner hiesigen Chronik, weder in der Gräsl. Herrschaftlichen, noch in der Ortschronik, noch in der Pfarr- chronik auch nur das Geringste verzeichnet. Es wird nur erwähnt, daß dieses Gemeindefest schon seit mehr als einem Jahrhundert ununterbrochen jedes Jahr hier abgehalten wurde.
Veränderung von Gemeindenamen. Geschlechtsnamen und Gemeindenamen sind ziemlich stabil und unterliegen selten einer Aenderung. Von den 1903 württ. Gemeindenamen sind seit der Gründung des Deutschen Reiches nur wenige geändert worden. Genau ist es ein Dutzend. Neckarwestheim hieß bis 1884 Kaltenwesten und wird auch so im Volksmund noch gebraucht, wie Ochsenberg, das 1899 in Ochsenburg, und Hausen bei Massenbach, das 1904 in Masssnbachhausen umgewandelt wurde; ähnlich Lustenau im Crailsheimer Amt, von 1900 ab Marktlustenau, und Reichenbach, das 1898 zu Klosterreichenbach wurde. Bis 1897 existierte Untermeckenbeuren, von da ab nur mehr Meckenbeuren. Aus Speßhardt im Calwer Amt wurde 1908 Alzenberg, aus Oedendorf bei Gaildorf 1884 Ottendorf, Eckartshausen im Höllischen schrieb sich bis 1893 Großallmerspann, Aitrach an der Iller bis 1888 Mooshausen. Im Bezirk Wangen wurde 1883 die Gemeinde Praßburg umgetauft in Leupolz und im Bezirk Waldsee Schindelbach im Jahre 1909 in Zollenreute. Letztere ist die jüngste Umnennung eines württembergischen Gemeindebezirks.
Horb. 12. Okt. Dem gestrigen Jahrmarkt waren ziemlich viel Schweine zugeführt. Die Preise waren, wohl infolge der schlechten Kartoffelernte, sehr niedrig. Milchschweine kosteten per Paar 18 Mk. und Läufer 40 Mk. als niedrigste Preise. Auf dem Viehmarkt war der Verkauf mittelmäßig bei hohen Preisen. .
klus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Seine Majestät der König hat dem Badkassier Maier in Wildbad den Titel und Rang eines Kanzleirats verliehen.
Wildbad, 10. Okt. Gestern nachmittag fand im Hotel zum „goldenen Ochsen" eine außerordentliche Generalversammlung der hiesigen Vereins- Obank statt. Nachdem Hr. Stadtschultheiß Bätzner die Anwesenden begrüßt und den Dank für deren zahlreiches Erscheinen ausgesprochen hatte, widmete er dem verstorbenen langjährigen Vorstandsmitglied Hrn. Fritz Treiber, einen ehrenden Nachruf. Hierauf teilte er mit, daß der Genossenschaft die bisher innegehabten Räume auf 1. April gekündigt wurden und der Auffichtsrat behufs Erbauung eines eigenen Bankgebäudes das Areal des Hrn. Privatiers Fischer in der König Karlstraße um 32 000 und den vorderen Teil der Remise des Hrn. Hoteliers Groß- mann um 30000 provisorisch angekauft habe. Der Aufsichtsrat habe sich nun einstimmig für elfteren Platz entschieden, da derselbe einen bedeutend größeren Flächenraum habe (ca. 400 gegen ca. 180 gm) und sowohl von der Ost- als auch von der Westseite gleichmäßig Licht erhalte. Auf dem Platz soll ein unserer Badestadt würdiges, zweckentsprechendes Gebäude errichtet werden, dessen Räumlichkeiten auf lange Zeit genügen sollen. Der Kostenvoranschlag für das Gebäude beträgt 45 000 ^ Auf Wunsch des Hrn. C. Aberle teilt Hr. Stadtschultheiß nähere Einzelheiten über die Einteilung des Baues mit und läßt die bisher angefertigten Pläne in der Versammlung zirkulieren. Hiernach ist das Hochparterre für die Kassen- und Bureau-Räumlichkeiten vorgesehen. In der Mitte derselben soll ein feuer- und einbruchsicherer Tresor eingebaut werden mit vermietbaren Fächern. Im ersten Stock befindet sich der Sitzungssaal und die Wohnung des Kassiers und im Dachstock die Wohnung des Vereinsdieners. Weitere vermietbare Räumlichkeiten soll das Gebäude nicht enthalten. Dasselbe wird nach Fertigstellung eine Zierde der Straße bilden. Bei der Abstimmung wurde der Antrag, den Fischer'schen Platz zu er
werben, mit großer Mehrheit angenommen und der Aufsichtsrat ermächtigt, denselben um 32 000 zu erwerben nebst dem der Stadt gehörigen Vorplatz, welcher um 2000 abgegeben wird. Der Bauaufwand soll 45 000, höchstens 50 000 betragen. Es wurde hierauf beschlossen, dem Aufsichtsrat eine Baukommission anzugliedern; hiezu wurden gewählt die HH. Gemeinderat Aberle, Werkmeister Krauß und Jakob Kiefer-Calmbach. Es folgte nun die Wahl des dritten Vorstandsmitglieds. Hr. Stadtschultheiß Bätzner brachte hiefür den bisherigen Stellvertreter Hrn. Fritz Rath in Vorschlag, da nach den Satzungen ständig 2 Vorstandsmitglieder zum Unterzeichnen anwesend sein sollen und Hr. Fritz Rath auch durch seine bisherige Tätigkeit die Zufriedenheit des Vorstandes erworben habe. Bei der nun folgenden Abstimmung wurde Hr. Fritz Rath mit 80 von 108 abgegebenen Stimmen gewählt. Die Vorstandschaft der Vereinsbank ist hienach künftig in folgender Weise besetzt: Direktor Hr. Stadt- schullheiß Bätzner; Kassier Hr. Wichelm Ulmer; Kontrolleur und Buchhalter Hr. Fritz Rath.
§. Enzklösterle, 12. Oktbr. Während eines unbewachten Augenblicks fiel das Iff-jährige Mädchen des Karl Reule, Taglöhners im Lappach in den Sägkanal und wurde etwa 100 in weit fortgeschwemmt. Da bis zur Auffindung des Kindes geraume Zeit verstrich, waren die angestellten Wiederbelebungsversuche erfolglos.
Calw. 12. Okt. Am gestrigen Markttage war wieder ein Taschendieb tätig, wodurch einige j Marktbesucher empfindlichen Schaden erlitten; einer Frau von Stammheim wurde das Portemonnaie mit 26 Inhalt entwendet und ein Bauersmann von Wildberg vermißt den ansehnlichen Betrag von 500 Mark. Auch ein in der Lederstraße verloren gegangenes Portemonnaie scheint der unehrliche Finder behalten zu wollen.
Calw, 13. Okt. Im Gebiet einer von Stuttgarter Herren gepachteten Jagd auf der Markung Deckenpfronn wurden in der letzten Zeit wiederholt Wilddiebereien verübt. Dieser Tage gelang es nun einem Landjäger, einen Mann von Deckenpfronn, Karl Süßer, im Wald auf frischer Tat zu ertappen und festzunehmen.
Haiterbach, 12. Oktbr. Die Schadensabschätzungen aus dem diesjährigen Manöver wurden von einer Kommission vorgenommen. Die an die Grundbesitzer der Markung durch die Militärverwaltung zu leistenden Vergütungen betragen rund 14800 Mk.
Ettlingen, 8. Okt. Ein Bursche von 16 Jahren ging zur Theaterprobe, wozu er in seiner Rolle eine Flinte brauchte. Er schoß beim Probieren in eine Schar Knaben und traf den Sohn eines Arbeiters W. ins Bein. — Als gestern der Taglöhner Mo- ranth mit einer Sense auf dem Rücken den Bahndamm der Hauptbahn entlang ging, wurde von der Lokomotive eines heranbrausenden Zuges die Sense erfaßt und Moranth auf den Boden gerissen. Er erlitt mehrere Verletzungen.
Calw, 12. Okt. (Viehmarkt.) Zufuhr zum heutigen Markt 293 Stück Rindvieh. Verkauft wurden 32 Stiere und Ochsen zu 640 bis 1260 ^ pro Paar, 40 Kühe zu 236—520 34 Kalbeln und
Jungvieh zu 170—472 -/-il und 13 Kälber zu 72 bis 137 das Stück. Der Handel ging flau. Auf den Schweinemarkt waren zugebracht 440 Stück Milchschwsine und 71 Läufer. Erlös bei lebhaftem Handel für das Paar Milchschweine 20 bis 35 für Läufer 42 bis 120 ^
vermischres»
Waldsee, 12. Okt. Eine Kuh des Dampfdreschmaschinenbesitzers Wiest in Michelwinnaden warf ein Kalb, das nach dem Aussehen der Kuh viel größer erwartet wurde. Groß aber war das Erstaunen des Besitzers, als zwei Tage später, ohne daß jsich bei der Kuh ein Anzeichen gezeigt hatte, ein zweites Kalb ankam, das ebenfalls gesund und munter ist.
In einer schwierigen Lage befand sich der Gemeinderat von Hamborn, als er über die Ehrung des 100 000. Einwohners Beschluß fassen sollte. Es waren an dem fraglichen Tage nämlich sieben Kinder von inländischen Eltern geboren und standesamtlich angemeldet worden. Der Gemeinderat fand aber einen Ausweg durch den Beschluß, das Kind zu ehren, dessen Eltern am längsten in der Gemeinde wohnen. Als Geschenk wurde ein Sparkassenbuch über 500 überreicht.
In der Nähe von Oberlinsweiler überfuhr ein Güterzug an einem geöffneten Bahnübergang ein
Fuhrwerk. Der Wagen wurde mitgerissen und zertrümmert. Eine Frau wurde getötet und ihr 17jähriger Sohn schwer verletzt.
Durch einen Strohhalm seinen Tod gefunden hat ein Besitzer Sch. in Schwanis bei Heiligenbeil. Wie die „Ostdeutschen Grenzboten" berichten, drang bei der Dreschmaschinenarbeit Sch. ein Strohhalm in die Nase und verursachte ein geringes Bluten, das weiter nicht gefährlich erschien. Ein paar Tage darauf stellten sich Schmerzen in der Nasenhöhle ein. Die Schmerzen verstärkten sich, Gesicht und Kopf schwollen an, so daß weitere ärztliche Behandlung in dem städtischen Krankenhause zu Königsberg nachgesucht wurde. Trotz der sorgfältigen Behandlung gelang es der ärztlichen Kunst nicht, das Leben des Mannes zu erhalten.
In Volkertshausen machten junge Burschen mit einem Flobertgewehr Zielübungen. Unvorsichtigerweise schoß dabei der 16jährige Bernhard Mühl- häuser dem 17jährigen Josef Mayer eine Kugel in den Kopf. Mayer sank bewußtlos nieder und starb nach einer Viertelstunde. Mühlhäuser wurde ins Amtsgefängnis nach Stockach abgeführt.
sAugendiagnose.j Kurpfuscher: „Ihnen fehlts am Blinddarm." — Patient: „Stimmt — is rausgeschnitten."
Kriegschronik von 187071.
13.14. Oktober 187«.
64. Depesche vom Kriegsschauplatz. „Die Franzosen haben das Schloß St. Cloud, welches diesseits verschont wurde, ohne jede Veranlassung in Brand geschossen. Zehn Bataillone derselben machten einen Ausfall, welcher vom 2. bayrischen Korps mit Leichtigkeit abgewiesen wurde. Diesseitiger Verlust 19 Mann. v. Podbielski."
St. Cloud. Mit dem Jnbrandschießen des kaiserlichen Schlosses haben die Franzosen nutzlos Millionen vernichtet. Von seiten der deutschen Truppen, die den Park und das Schloß besetzt hatten, wurde mit größter Todesverachtung das Feuer zu löschen und die Kunstschätze und geschichtlichen Erinnerungen des Feindes zu retten versucht.
Versailles. Garibaldi kam heute abend hier an und wurde von einer ungeheuren Volksmenge jubelnd begrüßt. Er äußerte sich, „daß sein Vertrauen in den endlichen Sieg der französischen Sache ein unbegrenztes sei. In wenigen Tagen könne Frankreich der Jnvasionsflut 1800 000 zu allen Opfern bereite Kämpfer entgegenstellen." (!)
Paris. Ausfall bei Bayneux, Chatillon und Clamart vom 2. bayr. Armeekorps zurückgeschlagen. — Thiers ist heute beim König Viktor Emanuel.
Scharmützel bei Ecouis und bei Gebweiler, Rekognoszierung bei Jouy le Pothier, Scharmützel und Vorpostengsfechte bei Ecouis, Bondy, Le Raincy und Gagny. Bourbaki stellt sich in Tours. Garibaldi nach Belfort.
Versailles. Die Franzosen versuchten heute einen Ausfall, der mit Leichtigkeit zurückgewiesen wurde. — Die Wiener „Neue Freie Presse" bringt eine Sensationsnachricht, daß zwischen Bayern und Preußen vor Paris ein ernster und blutiger Konflikt ausgebrochen sei. Nach dem Briefe eines dabei gewesenen bayrischen Offiziers sieht die Sache glücklicherweise aber etwas anders aus. Die Bayern und Preußen hatten in gemeinschaftlichem Kampfe eine französische Kanone erobert, die Preußen steckten ihre Fahne auf und die Bayern verlangten dasselbe zu tun. Der Streit wurde sofort dem betr. Oberkommandanten gemeldet, der befahl, daß gar keine Fahne aufgepflanzt werden solle, womit sich beide Parteien zufrieden gaben. Der gemeinschaftliche Sieg wurde vielmehr mit einigen Flaschen Wein gefeiert.
Nogent. Alle Zufuhren an Munition, Belagerungsgeschützen für Paris und Proviant werden hier vorläufig ausgeladen und per Achse zur Armee vor Paris (15—22 Stunden weit) gebracht. Nahezu 30 000 Fuhrwerke sind zu diesem Zwecke aufge- boten und alle Straßen nach Paris mit diesen vollgestopft, so daß oft große Stockungen entstehen. Die Fuhrleute sind meistens Franzosen, mit denen unsere Leute in der Geberdensprache verkehren. Die Zufahr an Geschützen ist enorm. Die schwersten werden mit Lokobilen befördert.
Voraussichtliche Witterung für 14. ds. Mts.
Der Hochdruck, insbesondere der starke über Großbritannien entstandene, verteilt die Störungen aus Mitteleuropa, wird aber nur langsame Wiederaufheiterung herbei- sühren. Bei müßig milder Temperatur sind ernstliche Niederschläge nicht zu erwarten.